51. Der Tabak.

Den Tabak hat der Teufel erfunden, und kein Mensch hat den Namen des Krautes gekannt, bis er auf folgende Weise ruchbar wurde: Eines Tages sah ein Bauer, wie der Teufel ein grosses Stück Land mit Pflanzen bestellte. Der Bauer kannte das Kraut nicht, ward neugierig und fragte: »Was ist das, Teufel, was pflanzt du da?« – »Das rätst du dein Lebtage nicht!« sprach der Teufel. Die Rede verdross den Bauer, und er rief: »Was du weisst, weiss ich auch; so klug wie du, bin ich noch immer!« – »So? Wollen wir wetten?« fragte der Teufel. »Wenn du in drei Tagen den Namen des Krautes errätst, so soll dir das ganze Stück Land und alles, was darauf steht, zugehören; wo nicht, bist du mein eigen und verfällst mir mit Leib und Seele!« Der Bauer war trotzig und ging auf die Wette ein; doch schon auf dem Heimweg fiel ihm das Herz in die Hosen, und als er zu Hause angelangt war, setzte er sich traurig nieder und nahm nicht Speise noch Trank.

»Was ist dir, Vater?« fragte die Bäuerin. »Ach, Mutter,« sprach er, »es ist eine schlimme Geschichte!« und dann erzählte er ihr alles, wie es gekommen war. – Sagte die Alte: »Wenn's weiter nichts ist, so iss und trink und sei guter Dinge. Den Namen des Krautes will ich dir schon erraten!« Sprach's und zog sich splinternackt aus und kroch in die Teertonne; dann schnitt sie ein Bett auf und wälzte sich in den Federn, dass sie am ganzen Leibe damit bedeckt war. Darauf ging sie auf das Feld, das mit dem fremden Kraute bepflanzt war, und lief zwischen den Furchen auf und ab und neigte den Kopf zur Erde, als wollte sie von den Blättern fressen. Kaum war der Teufel ihrer gewahr geworden, so lief er zum Hause hinaus, um den grossen Vogel zu vertreiben, und [265] klatschte in die Hände und rief: »Tschuch, du grosser Vogel! Willst du aus meinem Tabak heraus! Tschuch! Tschuch! Tschuch!« Die Frau aber hatte an diesen Worten genug, eilte nach Hause und erzählte dem Manne, wie der Teufel das Kraut genannt habe.

Als nun der dritte Tag kam, freute sich der Böse schon, eine Seele gewonnen zu haben, und lachte über das ganze Gesicht und fragte den Bauer, wie das fremde Kraut hiesse. »Das ist der Tabak,« gab ihm der Bauer zur Antwort. Da hatte der Teufel seine Wette verloren und musste ohne die Seele in die Hölle zurück; der Mann aber bekam das grosse Stück Land mit dem Tabak darauf, und von ihm hat aller Tabaksbau in der Welt seinen Anfang genommen.

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TextGrid Repository (2012). Jahn, Ulrich. Märchen und Sagen. Volksmärchen aus Pommern und Rügen. 51. Der Tabak. 51. Der Tabak. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8CE5-7