[22] Vision

Ich hatte einen Traum von Einsamkeit.
Die Menschen hatten alle mich verstossen
Und zitternd floh ich durch die Dunkelheit.
Kein Obdach, keine Hütte weit und breit,
Kein Leben ausser meinem in dem grossen
Irrgang der Flucht und der Verlassenheit.
Die Nacht war tief und wetterstrahlbedroht.
Am Firmament wie angeschmiedet lagen
Die Wolken schwarzumsäumt. Der Mond glomm rot.
Ein Jammern kam mich an in meiner Not,
Wie auf den Meeren die Verlornen klagen,
Wenn ohne Halt und Wehr versinkt ihr Boot.
In meine lauten Klagen durch die Nacht
Erbrauste der Posaunenschall der Rufer
Im Heer der ewigen Gewittermacht.
Und eine Flamme sah ich angefacht
Über den dunklen Fernen ohne Ufer –
Und bin in Graun und Gottesfurcht erwacht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lachmann, Hedwig. Gedichte. Gesammelte Gedichte. Vision. Vision. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D926-C