263. Neujahrsnacht.

In der Neujahrsnacht sprechen die Kühe und Pferde miteinander. Ein Bauer, der nicht daran glauben wollte und doch neugierig war, legte sich an dem Abend in die Raufe und horchte. Um Mitternacht fing das eine Pferd an und sagte zu dem andern: »Dit Johr mœt wi noch mit unsen Buur loos;« da erschrak der Bauer so, daß er krank ward und nicht lange darauf starb; und die Pferde zogen ihn zum Kirchhofe.

In derselben Nacht oder irgendeiner andern Festnacht ist um zwölf Uhr alles Wasser in Wein verwandelt. Eine Frau war so dummdreist und ging in der Nacht zu einem Brunnen. Als sie sich nun hinüberbeugte und schöpfen wollte, kam da einer und sagte:


All Water is Wien,

un dien beiden Ogen sünd mien.


Und damit nahm er ihr beide Augen, daß die Frau zeitlebens geblendet war. Andre aber sagen von einer andern Frau, daß er gesagt habe:


All Water is Wien,

un wat dar bi is mien,


und damit sei er mit der Frau verschwunden.


Mündlich aus Marne. – Mones Anzeiger VIII, 179. IV, 164 aus Schwaben und dem Odenwald; ganz übereinstimmend.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 263. Neujahrsnacht. 263. Neujahrsnacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4E3F-2