Almosengeben.

(Hier schneuzt und räuspert sich Alles).


A reisender Handwerksbursch wollt a bitten um an Zehrpfennig – da habt's an Kreuzer, gebt's ma 7 Heller 'raus. – Do werd a's fanga; hot neulimal a gwissi Bäurin gor g'sagt zu der andern, a helf Gott war besser als a Pfenning. Ui tausend, wie g'scheid; wenn a von a neun Häuser an helf Gott kriegt, so hat a schon a halbi Bier, und wenn a non wo an Kreuzer, so hätt a Bier und a Brod auf a Manier, wo koan zu hart g'schehet. So gehts ös mit di Arme um, während bei mir Jahr aus Jahr ein a Schachterl voll Pfennig am Sims steht, und überdieß, wos mein [205] Köchin nach Tisch macht, und dös is net weni auch noch für die Armen g'hört – aber holt, wos i und mei Köchin Almosen geb'n, dös gibt a net leicht oana im Dörfel; es klecka koani acht Kreuzer in Tog; oba wenn's holt gor stark geht, no wird ma halt matt und mei Köchin merkt's fein, daß i bisweilen nimma so viel Almosen gib als früher; i konn halt nimma, es nutzt nix. – Aber net nur vom weltlichen Almosen sprech i, sondern vorzüglich von Kirchen-Almosen, und namentlich vom Opfer – aber do hob i Betrachtungen g'macht, daß an d'Haar ze Berg stehen möchten, wenn i so mein Evangeli lies und zu Zeiten so an Blick auf mein zinners Opferteller 'nüber wirf. Do kimmt oana, a rechtschaffener, a christlicher Monn, der legt an Groschen in's Teller nein; i freu mi, daß i so christliche, so rechtschaffene Leuteln in meiner Pfarr hob, itzt kimmt an anderer, nimmt den Groschen raus und legt an Pfenning dafür nein – itzt solche Wechselg'schäft geb'n aus, und i dorf nix sog'n, muß mei Epistel ruhi lesen! – Itzt kommt a anderer, der legt an Kreuzer 'nein – no, war a non recht – a Jeder thut nach Kräften – aber – aber glei draf kimmt oana [206] (i will 'n net nenna, der Motzen-Seppel war's, der oanaugete Spitz – spitzfindige Mensch!) der nimmt den Kreuzer wieder raus und legt an alten messinga Hosenknopf 'nein. Itzt oba hob i mi nimma fassen könna und g'sagt: »Nimmst'n raus dein Knopf, – du misarabliger elender Tropf!« – So geht's zu bei enk, so bestehlt's ös die Kircha und durch di Kircha mi – non, 's is schon gut, a Kirchendiebstahl is unabsolvabl; daß sis wist, und koan solchi Seel darf auf hundert Meil'n Weg net in Himmel 'nein schmecken. G'nug hievon, i komm itz mit Schmerzen an's


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müller, Karl Theodor. Almosengeben. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-556D-5