Nach dehme anno 1697 der friede schwischen Franckreich
und den Romischen Keyser sambt allen allÿrten zu Rißwick (d)den 30 (oct.)octobris
geschlossen, Haben ihro (Hochfurstl:)Hochfurstliche gnaden zu Münster
in dem negst folgenden iahr 1698 unß gnädigst erlaubet
eine reise durch Franckreich, italien und anderen
lenderen zu thuen, dero halben sie uns dan: umb desto
sicherer und ungehindert fort zu kommen mid einen
reise pas versehen, warauff Wir anno 1698 (d)den 18 junÿ 1698 _ 18 (jun.)junÿ
die MercurÿNote: Am Tage Merkurs (Mercurii dies), also Mittwoch. Vgl. Corfey 1977, S. 26, Anm. 3. |: so von den alten vor einen gott der gesanten
und reisenden gehalten :| unsere Reise angetretten von
Warendorff biß Munster.
Coesfeld.
alda die newe jesuiter Kirch zu sehen, davon das gewolbe
ehe es zur perfection kommen, 2 oder 3 mahlen nach ein
ander eingefallen. die ruderaNote: Aus dem Lateinischen „rudus, eris“ (n), „Ruine, Schuttmassen“. Vgl. Corfey 1977, S. 26, Anm. 5. der anno 1688 Sub inter:
Regno, nach absterben Maximiliani henrici Churfursten zu
Collen und Bischoffen zu Münster, demolirten festung und
Citadelle |: so nach rusens Manier mid 4 bastionen
Ravelins und Contregarden fortificirt gewesen {:)} haben uns
veranlasset dero traurigen zu stand in augeschein zunehmen.
wegen einfallender nacht und nicht gahr zu eilfertigen
gefähr beÿ einen bauren, Winckelschultze genant daß
nacht quartier nehmen mussen,
zu Wesel am Rhein angelanget, alwo starck an der fortifi„ Wesel.
cation und anschliessung der Citadelle an der statt gearbeitet
wurde, selbigen tag seint wir noch unterhalb Wesel
uber Rheins gefahren, Santen passirt, und am abend santen. Vetera Note: Vetera: lateinische Bezeichnung für zwei römische Feldlager in unmittelbarer Nähe von Xanten.
nach gehorter Messe zu schiffe gangen, en passant Tiel
Bommel und gorcum gesehen und des abens umb 10 uhren
zu Dort arrivirt,
alwo es eben iahrmarckt war, vor allen ist der schiffbaw
sehr Curieux anzusehen, kurtz: Dort ist ein schoner ort
auf die Hollendische Manier erbawet, schifreich dan es auf
einer insul ligt, schon von Heuseren und angenehm von
Klockenspiel. eodem umb Mittag seint Wir zu schiffe
gangen, aber nicht weiter kommen konnen alß biß
Willmstat, dan hieherumb inß gemein daß wasser sehr Wilmstat.
ungestuhm ist, die statt ist zwarn nicht groß, die gassen
aber seint sehr regulier, die Kirche ligt auf einen viereckten
mid plantagen und graben umbgebenen platz.
festo st. joann. bapst. seint wir aber mahlen zu segel gangen
aber Wegen Contraire wind und zerrissenen beyden seileren
so das sprit oder segelbaum halten Muessen, Haben wir
nach Mittag schwischen Tolen und bergen op Zom die ancker Mussen
fallen lassen,
endlich zu antwerpen arrivirt, so in warheit eine von Antwerpen
Attuacum
den schonsten stätten inteutschland ist, die durchgehens schone
heuser, strassen und derselben herliches pflaster seint alda
Merckwürdig, ohne zugschweigen die Citadelle auß 5
bastions mid Casematten und einen zwarn Spanische
aber elende garnison bestehend, daß raht Hauß und das
Marckt, darauf mid weissen Kieselstein ein im pflaster
gemercktes quadre den ort Marquiret da das eschaffaut
gestanden, warauf der duc d’Albe so viele und vornehme
lieben Frawen ist in warheit ein Curieux gebew von gantz durch
gebrochener arbeit 620 stiegen hoch, das Klocken spiel passirt
vor daß schonste in gantz brabant, unten am turn sieht man
ein portrait und epithaphium eines schmids: quint Marcein+ alia s
quintin Mathys
genant, so seiner liebsten zu gefallen das grobe handtwerck
quitirt und endlich ein beruhmter Mahler worden, welches
also lautet: ‘Connubialis amor de Mulcibre fecit apellem’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 27, Anm. 12: „Eheliche Liebe machte ihn vom Schmied (Mulciber, Beiname des Vulkan) zum Maler (Apelles).“
gerad gegen uber ist ein brunnen schon und kunstlich Von obgemelten
schmid mid eisenlaub und traille werck verziert, die herliche
gemähle in den Kirchen und andere sachen Mehr kan man wegen
viel heit nicht woll beschreiben, die beurse ist simblich groß
die darauff befindliche Mahler Kammer, academie royale von
der Mahlereÿ, und die werckstatt da alle die herliche und
pretieuse Cabinetter gemachet werden, Meritiren woll daß
man sie besehe, der platz aufm mehr genant ist lustig und Spatieux
darauf ein schones Crucifix anzutreffen, daß Hänse haus,
die Kirche st. jacob und fur allen die Jesuiter ihre mues nicht
vergessen werden, absonderlich diese letzere so auswendig recht schon
nach der architectur erbawet, und inwendig von lauter Marmor,
die seulen von weissen Marmor seint alle auß einem stuck das
pave ist uberauß artig und die schildereyen von den fur„
nemsten Meisteren, endlich ist noch die leffel strasseNote: Es handelt sich um die Lepelstraat, die heutige Willem Lepelstraat, die seit dem 14. Jahrhundert für ihre Bordelle bekannt war. Renomirt
nicht so woll wegen ihrer schonheit, dar es nuhr lauter kleine
schleichlocher seint, sondern von den Vormahls sich darin in
grosser Menge auf Haltenden fraunzimmer de la Moyenne
Vertu; selbige strasse ist anitzo gesaubert, wo nicht gantz,
zum wenigsten also daß Man mid friede da durch passiren konne.
amsterdam.
gangen biß Willebroch, alda man auf die Brusseler
fart kommet und sich der treckscheuten bedienet,Note: Vgl. Corfey 1977, S. 28, Anm. 17: „Treckschuiten waren bedeckte Schiffe, die von Pferden gezogen und zur Fahrt auf den niederländischen Kanälen gebraucht wurden.“ en
passant Vilworden gesehen und die 2 Reduten aux
trois troux genant, alwo ein ander Rivier unter den Canal
her passirt ohne die fart zu verhinderen, am abend
Bruxelle Brussel.Note: Brussel: Bezeichnung der Stadt auf Niederländisch.zu Brussel angelanget und negst beÿ der fart ins wapen
von Ruppelmonde logirt,
geruhet und die statt besehen. so anno 1695 (d)den 13:14 und
15 (aug:)august von Franckreich also bombardirt worden, daß die
alte statt brussel und daß Hertz vollig eingeäschert, so aber
anitzo vor und nach also Wieder erbawet, daß es schade seye
daß nicht Mehr dar auß bombardirt sey worden, so herlich und
prägtig ist sie aus ihrer aschen wieder hervor gewachsen.
den Marckt allein zu betrachten, seint alle heuser rings
herumb, keines, so gahr das schneiderhauß nicht ausgenommen,
Mid Colonnen pilasteren balcons und ander zierahten alß
Statuen Vasen festonen etc also aufgefuhrt, daß sie Mehr
princelisch alß burgerlich scheinen. die Kirche st. (gundula)gundulae
ist schon und groß, darin seint die 3 hos hostien so von
den iuden Mid Messern blessirt, und alleiahr Mid einer
herlichen procession umgetragen Werden,Note: Hier wird auf den angeblichen Hostienfrevel in Brüssel 1370 Bezug genommen. Vgl. Corfey 1977, S. 29, Anm. 19. item die Capelle
ist Merckwürdig so vor diesen ein hauß gewesen und
3 Mahl abgebrand, der balcken aber |: wo die iuden obgemelte
hostien lange zeit in verborgen gehabt :| und noch darin zu
sehen; ist niemahlen auch nicht in der letzeren bombardirung
verbrand noch beschädigt worden. die Jesuiter Kirch
sehens werd, in dieser findet man nebst den vielen und schonen buchern
Keyser Caroli V podagrischen stuhl, einen blaw seiden strick, so
die burgemeister von gend unter Carolo V am halse tragen
Mussen, den huht Thomae Mori englischen Kantzelen, Viele
Medaillen und andere Rariteten. daß palais, der
parc und die Varenne sambt denen schonen darin befindlich
fontainen und vielen Hirschen ist lustig zu sehen. ⟨x⟩ enfin
brussel ist ein galanter ort und lebet man alda gantz
à la françoise. ⟨+⟩
avancirt, unterweges Alost und asche passirt, alwo
anno 1697 die grosse franzosische armée mid den lincken
flugel gestanden, zu gend seint wir aufm Marckt à la gend Gandavum
Croix blanche logirt gewesen. gend ist eine grosse statt
hatt viele grosse pletze und gassen, ein hubsch raht Hauß
und auf der negsten Kirchen ein anmütiges Klockenspiel.
ins alte Keÿsers hoff Haben wir Caroli V geburts Kammer gesehen
so nuhr ein kleines Cabinet ist und von Marquis de Casta„
naga gouverneur von niederland Mid schonen steinhawereÿen
und stocadoren vom leben und thaten Caroli V verziert,
uber dem Camin list man nachfolgende inscription :
‘MathIæ LVCe eXIgVo CVbILI natVs CaroLVs qVIntVs’.
zu gend sieht man auf einer brucken 2 Metallene bilder,
davon der eine dem anderen kniehenden dem Kopf abschlägt
so eine sichere historie von einen Vatter und sohn vorbildet.Note: Da kein Scharfrichter in der Stadt vorhanden war, wurde der Sohn gezwungen, den eigenen Vater zu enthaupten. Vgl. Platter 1968, Bd. II, S. 749; Corfey 1977, S. 30, Anm. 23; siehe zur Reise Platters durch Frankreich auch: Le Roy Ladurie/Liechtenhan 2006.
am ende eines grossen Marckts findet man ein altes eisenes
und von stäben geschmiedetes stuck von einer extraordinairen
grosse auf blöcken ligen. die zeit hatt nicht leiden
x Wan man vom dem schlosse in den parc
herunter steiget findet man auf
ein piedestal der balustrade ein Canon
stehet. darunter diese inscription : dederit ne Viam Casusve deusve _
Mirabili Certe Casu
hostilis navis tormentis Regijs (pforata)perforata
cum accenso pulvere Crepuisset
hoc tormentum et una (juvencula)juvenculam
alte Sublatam in Regis praetoria deposuit
adeo tutum in Rege non solum (inocentia)innocentia
Sed (em)etiam Supplex hostilitas (pfug)perfug ium h{abe}t
isabella clara Eugenia
belgij princeps
in Rei Monumentum
tormentum hic deponi
juvenculam ali jussit.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 29, Anm. 20: „Ob den Weg bahnte der Zufall oder Gott - durch ein wunderbares Ereignis jedenfalls setzte ein feindliches Schiff, von königlichen Geschützen durchbohrt, als es bei Entzündung des Pulvers explodierte, diese Kanone und mit ihr ein kleines Mädchen - hoch emporgehoben - im Schloßpark des Königs nieder. So sichere Zuflucht finde beim König nicht nur die Unschuld, sondern auch der Feind, der um Hilfe fleht. Isabella Clara Eugenia, Belgiens Fürstin, ließ zum Gedächtnis diese Kanone hier aufstellen und das Mädchen aufziehen.“⟩ ⟨+ sonsten ist zu brussel noch Remarquir{en}s
wert daß die hunde alda nicht allein
vor die chaisen der Kinder, sondern
so gahr fur vor absonderliche Karren
gespannet werden um getreit nach
den Muhlen u{n}d gartengewachs nach
der statt zu fuhren, u{n}d ist zu ver
wundern das 4 hunde zuweilen Mehr
als 1 pferd ziehen konnen⟩
zu vergessen, es waren alda einige (Holl:)Holländische und engeländische
Regimenter in garniSon, so Reformirtens gelaubens seint, und
sich anfanglich mid den Catholischen wesen und Ceremonien
nicht stallen konnen, absonderlich wan der priester Mid den Vene„
Rable zum Krancken gangen, haben sie demselben Weder
mid knihen noch Mid hutabthuung eine ehr erzeigen wollen,
au Contraire, nach ihre gelaubens art dessen gespottet
so aber der Spanisch Catholischer eifer nicht leiden konnen
derohalben dan ordonnirt daß falß sie ihme keine ehr beweisen
zum wenigsten auch nicht deshonnoriren solten, darumb
sahe man beÿ ankunft des Venerables die (h:)herrn Calvinisten
fliehen und sich verkriechen, so gahr die schiltwachten selbsten
auf ihren posten, so grossen abschew tragen sie vor den
Wahren gott.
mid der treckscheut biß Bruge avancirt und logirt brugge
ausserhalb der statt aufm schiffstatt, die statt ist sehr
bebawet undt seint gar viele brucken darin, also das
sie scheine den nahmen davon bekommen zu Haben;
durch Nieport biß Furne erste Franzo sische festung, alwo Furne
die thore zugehalten wurden, biß wir passagers alle
beÿ einander waren, als dan wir mid einer wacht durch
daß HornwerckNote: Außenwerk bestehend aus zwei Halbbastionen; vgl. Corfey 1977, S. 30, Anm. 26. |: warinne viele baraquen stunden ;|
biß in der statt gefurt wurden, es ware alda iust einen
iahrmarckt und selben Morgen eine procession recht auf
sein Spanisch gehalten worden, alwo Wir sehr grosse Machi„
nen sahen; alß risen, schiffe, Camelen, trachen etc
wehete eine grosse weisse fahne, darin 3 guldene lilien zu sehen.
die Franzosen arbeiteten starck an der festung nach dunkuer
ken herauß, alwo wir noch selbigen tag angelanget seint,Note: Nach der Belagerung 1646 konnte Dunkerque (Dünkirchen) zwar bis 1652 erfolgreich von den Franzosen gehalten werden, ging aber in diesem Jahr erneut an die Spanier verloren. 1658 eroberten die Franzosen die Stadt zurück, mussten diese jedoch aufgrund eines 1657 erneuerten Bündnisvertrags an England abtreten. Der englische König Karl II. verkaufte sie schließlich 1662 für 5 Millionen Livres an Ludwig XIV. Der französische König ließ Dunkerque daraufhin durch Vauban zu einer stark befestigten Hafenstadt ausbauen. Vgl. Bluche 1990, S. 508. Dunkerken
es begegnete unß im herein gehen der Major de la place, so
nach getHahenen etlichen fragen uns ließ hinein passiren,
Wir gingen logiren à la chasse Royale
wir einen ruhetag umb den ort ein wenig zubesichtigen.
die fortification, die Citadelle, der hafen und des Konigs
newer hafen und grosses arsenal ist gewiß etwas sonder„
lichs{.} wir seint auch SpaZiren gangen auf die riesbanck
biß schir ans ende, alwo an der lincken oder Westlichen seiten
zweÿ Castehle in der see von quadersteinen ausgefuhrt,
so alle avenües zu einem bombardement gnugsam verhin„
deren, obwollen die Citadelle so schwischen der statt und
die see ligt, an sich selbsten fur eine gute defension
dienen konne, es Ware iust eine ebbe so uns veran
laste daß wasser zu folgen und den Krabben fang zu
zu sehen, die statt wird mid der zeitt gantz new und viel
Regulierer alß vor dieser gebawet, dan alle heuser vor
und nach heruntergerissen und nach einen Simetrie
Wieder erbawet werden, la place dauphine, alwo die
paraden geschehen ist viereckig groß und schon, der
Lieutenant du Roy komt alle zeit selbsten darauf, Wir
haben zu dunkerken auch den chevalier Barth gesehen
so denen hollenderen beÿ diesen Krieg so Manniges schif
genommen.
Messe gehort und à la croix rouge Rendez VousNote: Der Ausdruck „Rendez Vous“ (der bei Corfey in unterschiedlichen Schreibweisen vorkommt) steht für „Mahlzeit“. Vgl. Corfey 1977, S. 31, Anm. 29. gehalten ;|
biß saint Omer, alda logirt au Cercle d’or,
fanum sancti
audomari
Haben wir alda still ligen Muessen, dieweilen die post wagen
alle Voll und die plätze schon vorauß bezahlt gefunden, so
unß anlaß gegeben nicht allein die statt den ersten
sondern auch den anderen tag den grossen Moratz: Clammarais
genant zubesehen; die Kirche st. odomari ist sehr groß
und sobald man hinein komt, findet man zur lincken an einen
pilar Hangen eine Krotte von einer erschrecklichen grosse
wie die indianische schild Krotten und gegenuber eine
Crocodille, es ist auch eine Hubsche uhr mid ein astrolabio darin.
daß Collegium Bertini ordin: st. Benedicti ist ein grosses
Wesent,Note: Will heißen „ist berühmt“. daß englische jesuiter Collegium ist ist auch sehr schon
und en pilastre aufgefurt,Note: Vom Eingangsportal aus erstreckt sich die Fassade zur einen Seite über sieben, zur anderen über acht Fensterachsen, mit Kolossalpilastern zwischen jeder dieser Travéen. aufm Marckt ist eine andägtige
Mid vielen stapfelen erhohete Capelle darin ein Miraculeux
Mutter gottes bildt zu sehen. Das Clammarais aber ist
von allen etwas extraordinaires so woll wegen seiner
grosse, alß Wegen die unzählbare und zumtheils Hin und her
schwimmende inselen auf deren eine uns dan die Curiositet
geplaget einen kleinen Spatzirgang zuwagen, der Konig
von Franckreich alß er zu st. omer gewesen hatt ebenfals
nicht lassen konnen diese gelegenheit in augenschein zunehmen,
so inaccessibel der ort von dieser seite auch scheine, haben
dannoch die Franzosen uber diesen Moratz den ort emportirt
wo von die darauff wonende bauren noch sonderliche privilegia
haben, am Ende dieses Moratzes auf einer hohe findet man
ungemeinen grosse zu sehen, Wir hatten unsern Wirth, so
obwolln nicht gutt franzosisch dannoch lustiger humeuren war
sambt eine bouteille Wein fur die ungesunde Moratzige
luft Mid unß genommen, so nicht wenig zu vermehrung
unseres Contentements contribuirte. es War zu st. omer
ein franzoß so uns fort zu schaffen versprach, falß wir
delogiren und beÿ ihm das quartier nehmen wollten, Wir
waren aber viel zu ehrlig uns vor dies mahl auf franzosisch
scheren zulassen, endlich auf fleissiges an halten unseres
teutschen Wirts gab unß der postmeister eine Karre biß
Abbeville.
Fruge ein dorf |: alda iust iahrmarckt war, aber mehr Fruge
fleisch als andere wahren ausgekrahmet wurde :) RendeZ„
Vous gehalten, und nach dehme wir noch daß artige und
sehr Regulierement fortificirte stätlein Hesdin passirt,
Haben wir unser Nacht quartier genommen in einen dorff
dompierre genant, alda ausser einer papier muhle dompierre
nichtes denckwurdiges zu sehen, und furte unß des nachts
ich weiß nicht was fur ein unbändiger Musicalischer geist
dorff Musicanten ins hauß, so uns Mid ihren bien Violons
die ohren so voll geraset, daß man ohnerachtet der grossen ab„
Mattung kein auge zuthuen konnen.
Mittag biß Abbeville in der picardie an die somme, alwo man unß fur Abbeville
abbatis Villa. ad flu.
Samarram Note: Samara: lateinische Bezeichnung für den Fluss Somme.
Engelender angesehen, also das ohnerachtet wir alda noch Messe
gehort, Wir dennoch Muhe gehabt denen leuten es anders einzubilden
die engelender seint hieherumb so sehr verhasset, das ein
ander ehrlicher Mensch, so nuhr eine andere sprach als Fransch
redet dafor passiren muesse und kaum ein logement
noch essen und trincken erhalten konne, es ist zu Abbeville
nichtes sonderliches zu sehen alß eine frembde art Mantelen
dessen sich daß burgerliche fraunzimmer alda bedienet
sie hangen sie ubern Kopf, und Hangen nicht weiter herunter
alß uber die ehlenbogen, seint gemeinlich von blaw Want
und umbß gesicht herumb, gantz dick und krauß en façon
einer peruquen mid zerschnittenen lisieres oder selfecken
besetzet, Welche tragt dehm frauenzimmer ein solches wildes
ansehen Machet, alß Wans lauter lewinnen weren.
Wir seint logirt gewesen au Chaperon rouge.
Rendez Vous zu Airaines ein dorf, alwo nichtes sonderlich zu
sehen, am abend biß poix alda ein schoner und starcker poix _
brunnen außm felsen springet.
Blicour item RendeZ vous zu Beauvais, so eine statt ist voller beauvais –
Casaromagus bello„
vacoium.
handwercks leuten. sie ist gebawet fast auf die selbige art
als Hannover und brunsweich, selben abend noch gefahren
biß Tillart ein dorf.
œsia fl.Note: Œsia fl.: lateinische Bezeichnung für den Fluss Oise.
eine statt an der oySe auf eine hohe gelegen, selben tag
seint wir durch st Denis passirt und endlich durchangelanget zu„
paris
1698. 9 (jul.)julÿ
Lutetia. (parisioru)parisiorum
ad Sequanam
Chapelle und faubourg st. LaZarezu Paris angelanget,
und nach deme der Bureau à la barriere unsere bagage
Visitirt und wir rüe st denis an der Messagerie au
grand cerf abgestiegen, haben gerad gegen uber à l’image
st. Nicolas daß erste quartier genommen, dieweilen aber
etrangers zu scheren wiste und Wir auch so weit von die faubourg
st. germain |: alwo die exercitien sonderlich im flore seint :)Note: Zu den Ritterakademien im Quartier Saint-Germain vgl. Brice 1684, Bd. II, S. 135: „Outre ces avantages, tous les Exercices s’y enseignent, & il n’est peut-estre aucune Ville dans le Monde, où l’on puisse conter six Academies comme dans ce quartier ; […]“.
nicht konten entfernet seien,
Chambre garnie genommen beÿ Madame Bourgenau rüe
des fosseZ st. germain nahebeÿs franzosische Comedienhaus,
im hause (Monsr.)Monsieur Maillard Marchand chapelier; sobald wir
uns zu Paris einwenig im stande gesetzet, haben wir unsere
zeit Mid exercitien und besichtigung aller dasigen Rariteten
zu passiren einen anfang gemachet,
Paris selbst anbelangend, Mueß sie in warheit vor eine der beschreibung der
stat paris
grossesten Reichsten und schonsten der gantzen Welt passiren
nach (Mr.)Monsieur Bulet seine rechnung und anderen so davon ein
plan gemacht, werden darin gezehlt 24 000 heuser,
830 strassen, 268 vornehme heuser oder hôtels, 51 pfarkirchen
52 Mans und 78 iungfern Kloster. 30 hospitaler, 55 Colle„
gia, 73 publique pletze. 60 fontainen, 12 faubourgs
alß st. honnoré, de Richelieu, Montmartre, St. denis,
st Martin, st LaZare, du temple, St antoine, St Victor,
st Marceau, st jacques, st germain, in dieser letzeren
seint allein 7 Manß und 50 iungfern Kloster, 2 seminaria
5 hospitaler, 2 Collegia, 7 CommunauteZ. es ist berechnet
das Paris jahrlich Consumire 140 000 ochsen, 550 000
schaffe, 125 000 Kelber, 40 000 schweine, 300 000 Muids
oder fässer Wein, 100 000 Muids oder Malter Koron, man
rechnet zu Paris 20 000 Carossen, und die Warheit zu sagen
die gassen seint deren allezeit so voll das Man zuweilen
eben nichtes frombdes, Wan die eine von der anderen Renversirt
Werde, es wird alhie an Carossen ein grosses geld gelegt
und findet Man anderswo nicht viel dergleichen an pragt
und Kostbarkeit,
allen gassen des Nachts lanternen auß, deren unterhaltu{n}g
iahrlich ad 200 000 ef ecus belauft. daraus dan den selben
Menge leichtlich abzunehmen ist, man haltet davor das in
Paris beÿ die 8 à 900 000 wohnhafte leute seint.
seint 11 brucken, davon der pont Royal vor die schonste brucken
passiren kan, si{e} ist recht gegen das palais der Tuilleries pont royal.
uber, von lauter Weissen quadresteinen und 5 bogen gebawet,
ins iahr 1685, (d)den 25 (octob)octobris ist dar an der erste stein Mid Ceremonie
gelegt worden und zwarn im ersten pfeiler nach die Tuilleries
zu hatt Man in einen Cederen Kasten zun ewigen gedachtnus
eine Kupferne vergulde plate mid diesen (inscript:)inscriptiones gelegt:Note: Dieser Abschnitt mit der nachfolgenden Auflistung der Medaillen folgt Brice 1698, Bd. II, S. 304-315; diese Informationen sind seit der zweiten Auflage von 1687 auch in den anderen Ausgaben zu finden.
‘LUDOVICUS MAGNUS _ rex christianissimus _ devictis hostibus _
pace Europae indicta _ Regiae Civitatis commodo intentus _
pontem lapideum _ ligneo et caduco _ ad Luparam substituit _
anno MDCLXXXV.’ item 13 guldene Medaillen, davon
die 1 Wiget 1 marc. 7 gros. 24 grains, an einer seiten das portrait
des Konigs Mid: ‘LUDOVICUS magnus rex christianissimus’, hinten:
‘urbis _ ornamento _ et _ commodo _ pons ad Luparam _ constr _
anno MDCLXXXV _’
die 12 andere von gold Wegen zu zamen 6 marc. 1 once. 6 groß
davon auf der 1 vorn das portrait des Konigs, und hinten ein
Man Mid ein Cornu copiae und ohlschweig , rund herumb so den frieden
bedeutet, rund herumb: ‘FELICITAS TEMPORUM.’ unten ‘MDCLXIII’
an dessen fues ein weibsbild Mid ein Casquet aufm Kopf und
stock in der hand, lehnend auf ein schild darin geschrieben ‘ROMA’,
rund herumb: ‘OB nef. scelus a Corsis edit in oratorem
Regis franc.’ unten ‘MDCLXIV.’ dieses bedeutet (d)den insult so
dem franschen abgesanten zu rom geschehen, zu dessen satisfaction
die statt Rom eine pyramide Mussen aufrichten lassen.
die 3te bedeutet die bataille de st. gotard in ungaren.
vorn ist des Konigs portrait mid: ‘Lovis XIV Roy de France
et de navarre.’ hinten eine gekronte Victoria, desses
Kleid mid lilien verziert. rund herumb: ‘Germania servata’
unten ‘MDCLXVI.’
die 4te presentiert des Konigs seine devise. vorn sein portrait
mid: ‘LUDIVicus magnus Franc et nav. rex p p.’ hinten
eine sonne uber eine Welt Kugel mid: ‘nec pluribus impar
MDCLXXII.Note: Das absichtlich vieldeutig gelassene Lemma mit der Sonne als Bild wurde als persönliche Devise für Ludwig XIV. entwickelt. Einer der möglichen Interpretationen ist: „Denn nicht ungleich [der Sonne ist Ludwig XIV. in der Lage] den übrigen [Planeten Licht zu spenden]“. Vgl. Ziegler 2010, S. 22-28.’
Die 5te von der passage des Rheins, vorn das portrait des Konigs
mid: ‘LVdovicus XIV D G. FR. et nav. Rex’ hinten schwimmen
die fransche trouppen uber rein, dessen sich der Rhein ingestalt
eines alten Mans verwundert. mid: ‘RHENO batavisque una
superatis MDCLXXII.’
die 6 ist von der statt Paris geschlagen, vorn des Konigs portrait
mid: ‘LUdocivus magnus Franc et nav. rex p.p.’ hinten
ein weibsbild sitzend und lehnent auf ein schild darin das pariser
Wapen und das jahr 1672. run herumb ‘FELICItas urbis’,
unten ‘LUTETIA’.
Die 7te von (d)den nimwegischen frieden, vorn das portrait des Konigs
mid ‘LUDOVICUS Magnus’. hinten diese (inscrip.)inscription ‘LUDOVICO magno
qui Batavis debellatis’.
des Konigs portrait mid: ‘Ludovicus magnus Rex christianissimus’.
hinten: ‘quod argentorato accepto _ eodemque die Casalio
arce _ in fidem accepta galliae _ atque italiae opi felicis„
me _ prospexerit _ 1681’.
Die 9te vom verlangerten still stand der wapen mid schwischen
franckreich und seine feinde, vorn das portrait des Konigs
mid: ‘Ludovicus magnus rex christianissimus’, hinten
eine Victoria Mid einen Krantz und Caduceo, und Mit einen
fues auf eine Welt Kugel lehnend mid: ‘jussit quiescere’.
unten: ‘induciae 1684’.
die 10 von der einnahme Luxembourgs, vorn das portrait des
Konigs mid: ‘Ludovicus magnus rex christianissimus’.
Hinten: ‘Ludovico Magno _ quod bello _ ab hispanis (lacessit)lacessitus
et causa et milite superior _ Luxemburgo subacto _
immortalem _ quam armis nactus est gloriam _ concessa
iterum Europae tranquillitate _ cumulavit _ MDCLXXXIV’
Die 11 von den frieden Mid algier, vorn das portrait des Konigs mid:
‘Ludovicus Magnus rex christianissimus’, hinten der
Konig in aufrechter positur mid einen algeriaer zu fussen
rund herumb: ‘Confecto bello piratico’. unten ‘africa supplex
MDCLXXXIV’.
Die 12 von der statt genua. vorn des Konigs portrait mid:
‘Ludovicus Magnus rex christianissimus’ hinten
jupiter Mid seinen donner Keil, unten die statt genua, rund
herumb: ‘Vibrata in superbos fulmina’. unten:
‘genua emendata MDCLXXXIV’.
pont neuf zu sehen, lang 157 pas (geom:)geometriques breit 12
gehen, so alletage Mid eine unsehlbare Menge boutiquen besetzet
ist, gegen das Mittel dieser brucken ist die statue Henrici IV
zu pferde von brontz zu sehen, davon ein anderMahl Weit„
leufftiger.
und pont de Notre dame seint beÿ der seits mid heuseren bebawt
also daß man nicht einmahl warnimbt, ob man auf einer
brucken oder gassen fahre,
ist nach ein dessein eines Cordeliers nahmens Jean jocundus
gebawet anno 1607, welches auß dieser inscription gnug
abzunehmen: ‘Jucundus geminum posuit tibi Sequana
pontem _ hunc tu jure potes dicere pontificemNote: „Giocondo hat diese Zwillingsbrücke für Dich, Quellfluss der Seine, errichtet. So kannst Du beschwören, dass er der Brückenbilder war.“ Der Zweizeiler stammt von dem italienischen Dichter Jacopo Sannazaro (1458-1530).’. , an dieser
brucken ist auch ein truckwerck zu sehen, so hin und wieder
in der statt daß wasser fournirt{.} auf der pforten da
man hinunter steiget zu dieser Machine, list man: _
‘Sequana cum primum Reginae allabitur urbi
Tardat praecipites ambitiosus aquas.
Captus amore loci, cursumque (obliviscit)obliviscitur, anceps
quo fluat, et dulces nectit in urbe moras.
Hinc Varios implens fluctu Subeunte Canales
Fons fieri gaudet qui modo flumen erat.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 34, Anm. 38: „Sobald die Seine sich der königlichen Stadt nähert, hemmt sie beflissen die vorwärts stürzenden Wasser, ergriffen von Liebe zum Ort, denkt sie nicht mehr an ihren Lauf, schwankend, wohin sie fließen soll, und sucht süße Rast in der Stadt. Von hier füllt sie allerlei Kanäle mit untertauchender Flut und freut sich, Quelle zu werden, die eben noch Fluß war.“’
pont de bois machet eine Communication mid der grossen
insel Cité genant und l’isle de Notre dame, pont ste
Marie ist nuhr halb mid heusern bebawet und endlich
tournelle
‘du regne de Lovis XIV _ de la prevôté de Messire _ alexandre
de Sueve _ prevôt des Marchands etc _ Ce present pont
a êté basti _ aediles recreant Submersum flumine pontem _
non est officij Sed pietatis opus’.Note: Übersetzung von Hendrik Ziegler: „Die durch den Fluss weggespülte Brücke errichten die Stadtverordneten neu – weniger aus Amtspflicht als aus innerer Neigung.“ Vgl. auch Pascal 1841, S. 57.
von lauter quadresteinen recht Massif gebawet.
triumphbogen alß pforten passiren konnen. Nemblich
porte de la Conference, porte st. Honnoré, welche beyde diese
inscription furen: ‘sub Ludovico Magno – felicitas urbis’.Note: Übersetzung von Hendrik Ziegler: „Unter Ludwig dem Großen - Prosperität der Stadt.“
porte de Richelieu, (p.)porte Mont Martre.
ist ein schoner triumphbogen. die ouverture ist von 24 fuß,
zu beÿden seiten sieht man eine pyramide mid trophaeen
verziert, oben den archiVolto ist beÿderseits ein basrelief
zu sehen, darin nach der statt zu presentirt die passage
des Rheins, ins frise list man:Note: Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 1-4; Sauval 1724, Bd. I, S. 105f. ‘LVDOVICO magno’.
aufs linckere piedestal, sitzet ein fluß auf einen hunde{.}
Dar unten zu lesen: ‘quod diebus vix Sexaginta _ (Rhenu)Rhenum
Wahalim, Mosam, isalam Superavit _ subegit provincias
tres _ Coepit urbes munitas quadraginta’. aufs piedestal
zur rechten hand, sitzet eine Victoria auf einen lewen Löen
mid dieser (inscript:)inscription ‘emendata male memori batavorum
gente _ praefectus et aediles _ poni c c _ anno domini MDCLX’
auf der auswendigen seiten ist ins frise: ‘Ludovico Magno _’ unten:
‘quod trajectum ad Mosam _ XIII diebus coepit = praefectus
et aediles _ poni c c _ anno domini MDCLXXIII’.
architectur ist en bossage rustique, oben auf das enta„
blement ist ein attique mid dieser inscription:Note: Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 42-44; Sauval 1724, Bd. I, S. 106. inwendig.
‘Ludovico Magno _ Vesontione (Sequanisq)Sequanisque bis captis _ et
fractis germanorum, hispanorum, (batavorumq)batavorumque (exercitib)exercitibus
praef. et aedil. p. c c. anno R.s.h. MDCLXXIV’
hostium minas (ubiq)ubique Repressit praef. et aedil. p. cc anno
R.s.h. MDCLXXIV’.
anno R s h MDCLXXIV’.Note: Übersetzung von Hendrik Ziegler: „Ludwig der Große seinem Ahnherrn dem heiligen Ludwig im Jahr der Erlösung der Welt 1674.“ Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 242f. (p.)porte St. Lovis
Werck ist hoch 7 oder 8 toises, breit 9, oben ist attique mid 2
obelisquen und eine statue des Konigs in die Mitte, auf
das fronton liget Ceres und apollo, ins attique ist zu lesen:Note: Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 239-240.
‘PACI _ victricibus Ludovici XIV armis _ felicibus annae con„
silijs, aug. (M.)Mariae Theresiae nuptijs _ assiduis julij Cardinalis
MaZari Curis _ partae fundatae aeternum firmatae _
praef. urbis (aedilesq)aedilesque Sacravere anno CIↃIↃCLX’
item noch eine andere inscription: ‘LUDOVICO magno _ quod
urbem auxit, ornavit _ locupletavit _ praefectus et aediles
p.c. _ anno r.s.h. _ MDCLXXII’.
gen billich kan zu gesetzet werden, sie ist breit 8 toises
hatt 2 bogen, uber das entablement ist ein grosses attique{.}
zu beyden seiten dieser porte ist schwischen die bogen und (entablemet)entablement
ein grosses bas relief zu sehen, warauf nach der statt zu
der Konig die abundance ertheilet. ins attique list man :Note: Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 356f.
‘LUDOVICO magno _ abundantia parta _ praef. et aedil. p.cc. an.
d. MDCLXXIIII’, auserhalb nach die faubourg zu ist
der Konig presentirt in gestalt eines heidnischen gotts, haltend
das stuhr eines schifs in Vollen segel. ins attique stehet:
‘LUDOvici Magni _ providentiae – praef. et aedil. p. cc. an. d.
MDCLXXIIII’.
paris
folgende Maß in geoMetrischen oder doppelten schritten hiebeÿ
fugen wollen, damid man den unterscheid von anderen stetten erkennen
konne.
von die porte de la Conference biß an die gallerie du Louvre | 366 |
gallerie du Louvre lang | 293 |
Louvre ist breit | 95 |
von die Louvre biß au pont neuf | 148 |
von da biß au pont de change | 218 |
ferner biß pont de (N.)Notre dame | 77 |
von da biß pont st. Marie | 430 |
biß Celestins | 233 |
und endlich die Maill{e} ist lang | 264 |
facit die gantze länge langst der Seine | 2124 |
von die fausse porte st. jacques negst beÿm observatoire | |
biß à la Rue des fosseZ | 650 |
von da biß au petit pont | 466 |
und von da biß au quay peletier | 262 |
la rue st. Martin ist lang | 850 |
facit zwerg uber die Seine | 2228 |
Die faubourg st. Martin ist lang | 738 |
faubourg st. antoine | 1000 |
und damid ferner einige nachricht und idee zum wenigsten
der vornemsten stucken behalten Mogte, habe fur nothig
befunden, dieses wenige zu Remarquiren :
dan das Louvre sehens werth, so ein vier eckigtes gebew Louvre
Mid einen inwendigen platz von 71 pas oder 63 toises,
es hatt 3 étagen, die unterste ist von einen Corintischen orden
mid piedestal. die 2te Composita und die 3te ein attique,
die avantcorps seint Mid Cannellirten seulen und das ubrige
Mid pilastren verziert, dieses gebew ist nuhr halb gedeck{t}
mid ein tag à la Mansarde, Welches getecktes theil
ist noch nicht zur perfection, alwo man am platz des attique
noch einen dritten orden aufgesetzet hatt, Mitten auf iede
seite und auf die 4 ecken seint grosse pavillons aufgefurt.
oberhalb der principalsten pforten du Vieu louvre list Man diese
inscription: ‘Henrici II. Christianiss. virtute, Collapsum
Refici coep. â pat. Francisco I. R. Christianiss. mortui
sanctiss. parentis memor pietatis filius absolvit
an. sal. christi MDXXXXVIII’.Note: „Heinrich II. der Allerchristlichste. Den wegen des Alters niedergestürzten [Louvre] begann der Vater, der allerchristlichste König Franz I., wiederzuerrichten. Im Gedenken an den toten heiligsten Vater hat der liebende Sohn ihn [den Louvre] vollendet, im Jahr Christi des Erlösers 1548.“ und uber die thuren zur seiten
nachfolgende: ‘Virtuti Regis christianissimi’.Note: „Der Tugend des Allerchristlichsten Herrschers.“ ins frise
der fenster in der anderen etage so recht uber obgemelte pforten
oder thuren stehen, list man: ‘donec totum impleat orbem’
Welche devise Henricus II der dianae Von poitiers duchesse de
Valentinois, seiner Mâitressen, zu gefalle scheinet genommen
zu Haben{.} dan in die Negste zieraten findet Man uberall einen
halben Mond. aus wendig nach orient zu ist ein schones Corint.
Vestibulum zu sehen von Couplirten seulen 100 pas lang, dessen
fronton mid 2 steinen bedeckt, ieden auß einem stuck, so
das Cymaise und larmier Machen lang 54 fues breit 8’,
dick 14 zoll, in die appartemens der Louvre, so fertig seint,
ist kein gold noch arbeit gespahret worden, in dieser Louvre
wird alle wochen 3 mahl die academie françoise gehalten
zur perfectionnirung und purificirung der franzosischen
sprach. item alle Montag l’academie Royale de l’architecture.
Montags und Mittwochen gibt Monsieur de la Hire publique
leçon von der architecture und Waß davon dependiret.
Man sieht in die appartements viele Modelen von gebewen
treppen und brucken und unten à la Salle de Cent Suisses
eine Copie in gips von der Colonna trajana zu rom, sambt
Wird alhie auch eine academie des devises gehalten,
alle tage gegen abend kan man sich au Louvre nach ein
nackendes lebendigs Model im zeichnen exerciren,
l’academie de peinture komt allezeit den letzten sambstag
iedes Monats zu zamen, in ubrigen seint auch schone
werckstatte von bild haweren darin zu sehen.
Louvre Mues Man die grosse gallerie besehen, so das
louvre und die Tuilleries anein ander hängt. selbige ist
lang 293 pas oder inwendig von einer pforten zur
anderen 221 toises, sie ist von verschiedener architec„
tur, die halbscheit ist ein grosser ordre Composé en pilastre,
in dieser gallerie logiren allerleÿ Kunstler alß
Mahler, bildhawer, uhrmacher, goldschmiede Kupferstecher etc
alhie ist auch le balancier du royNote: Als „Balancier du Roy“ wird die königliche Münzpresse bezeichnet, wobei damit sowohl der Ort als auch die Maschine zur Prägung der Medaillen und Jetons gemeint ist. Vgl. Furetière 1690, Bd. I, ohne Seitenangaben, Artikel „Balancier“. Vgl. auch Corfey 1977, S. 37, Anm. 48. zu sehen alwo alle
die schawpfenninge und jettons gepreget werden, so
bald man hinein komt, findet man einen schonen Metallen
block stehen, war ein das schraubwerck Mid den
stempfelen ordinirt wird, selbiger block hatt 4 schone
bas Reliefs von der historia, Moneta fama und apollo.
und auf bey den seiten nach folgende inscriptiones :
‘Ære _ argento _ auro _ flando _ feriundo _ MDCXCVIII
Rerum _ gestarum _ fidei _ et _ æternitati _ MDCXCVIII’.
Catharina de Medicis erbawet, lang ungefer 200 pas
oder 168 toises von differenter architectur, inwendig
opera, oben in einen grossen saal findet man eine grosse quantitet
vieler Raren Cabinetteren so in teutschland gemachet, Man verwart
in diesen palais auch unterschiedliche plans und Modelen
von festungen von erhobener arbeit, Wir haben die statt
Cortrai von der geleichen arbeit zu Versaillen au bout de la
grande gallerie gesehen.Note: Offenbar wurden Modelle befestigter Städte im Salon de la Guerre ausgestellt und der königlichen Approbation unterzogen, bevor sie in die Sammlung der sog. Plans-Reliefs im Palais du Louvre überführt wurden. Dort wurden die Modelle in der Galerie du Bord-de-l’Eau aufgestellt. Das hier erwähnte Modell der westflandrischen, nördlich von Lille gelegenen Stadt Courtrai (Kortrijk) hat sich allerdings nicht erhalten. Auch Christoph Pitzler erwähnt in seinem Skizzen- bzw. Reisetagebuch die Aufstellung zweier solcher Stadtmodelle im Salon de la Guerre; vgl. Ansicht 83 (S. 130). Zur Geschichte der noch ca. 30 Modelle umfassenden Sammlung vgl. Warmoes 1997, S. 8f. der garten ist uberauß lustig
und sonderlich zum spatziren accomodirt, Man hatt darin
ein grunes theatrum, verschiedene grosse bassinsen, bosquets
und terrassen, er ist lang 450 pas oder 360 toises, breit
190 pas oder 168 toises. man findet alle tage eine unzehlbare
Menge Herren und dames darin Spatziren, kurtz, die
Tuilleries ist ein rechter schawplatz der galanterie, ‘ubi
Spectatum Veniunt, Veniunt Spectentur ut ipsi und
ipsae’.Note: In Anlehnung an einen Vers aus Ovids Ars amatoria, 1,99: „Spectatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsae.“ „Zum Sehen kommen sie [die Frauen] hin, hin kommen sie, dass man sie sehe.“
Tuillerie uber hatt man noch eine andere promenade
absonderlich fur die Carossen, le Cours de la Reine genant. Cours de la
Reine 800 pas lang
so aus 3 alléen bestehet, in der Mittelste konnen woll 6
Carossen ein ander passiren;
royal
den Cardinal de Richelieu erbawet, hatt unten ein ordre
Rustique und oben, eine dorique, in daß inwendige Cour findet
man ringsherumb daß gebew mid schiffen und anckeren ver„
ziert, so ein anzeigen, das der Cardinal de Richelieu ein
admiral gewesen unter (d)den titul de grand Maistre, chef et
surintendant general de la Navigation et Commerce de France,
der garten ist lustig, Mid statuen und TermenNote: Will heißen „Hermen“. von Weissen
stein verziert, negst beÿ Diesem palais ist das opera hauß.
Vendosme
noch nicht gantz fertig, dannoch einer von der schonsten pletzen
in Paris, er ist tief 103 pas oder 86 toises, ruhet auf
beyderseits auf 36⟨3⟩ bogen, breit 92 pas oder 78 toises, auf
27 bogen, unten ist ein ordre Rustique, oben ein grosser
ordre jonique en pilastre so 2 etagen begreiffet, gantz von
gehawenen Weissen steinen, auf diesen platz Wird eine
Metallene statue Ludovici XIV zu pferd im Romischen habit
von ungemeiner grosse gesetzet werden, so (Mr.)Monsieur de Louvois
hatt Machen lassen, selbige statue ist nicht weit von da
zu sehen beÿ die Capucinessen au bout de la rue neuve
de petits champs, am selbigen orth wo sie gegossen ist.
der Konig und das pferd ist aus einen stuck 20 fues
hoch, der bauch des pferdes ist hoch von der erden 5’.6’’. der
rucken 11’.5’’ und die sohle des Konigs 2’ pariser fues lang{.}Note: Ein Pariser Fuß entsprach 32,5 cm und war in 12 Zoll von jeweils 2,7 cm Länge unterteilt.
man hatt 80 000 lb Metail dazu geschmoltzen davon
70 000 zur Statue gangen, sie soll kosten 250 000 ecus.
20 Menschen konnen in den bauch des pferdes sitzen
Kurtz, es ist die grosseste Statue von allen so alhier zu
finden seint, auf das hufeisen list man diese inscription:
‘inventé et fait par François girardon troyen, fondu
par Jean baltaZar Kelder de Zurich en suisse 1692
31 decemb’.
Royale
ist billig vor alle andere besehens werth, 22 Kammern
seint ringsherumb voller bucher so alle in roten Cordoan
sehr propre eingebunden, Man zehlet beÿ die 50 000 ge„
truckte und ad 15 000 Manuscripta so hebraisch, grichi{sch,}
augmentirt, dar zu Paris geht kein buch aus davon nicht
ein exemplar darin gegeben werde. das rarste aber
in dieser bibliothec ist das tombeau de childeric premiere
Roÿ de France, so zu tournay anno 1653 in Majo gefunden.
es stehet bestehet in 100 guldene Medaillen de bas empire und
200 silberne, 300 guldene veramulirte bienen, theils sehende
theilß blinde,Note: Brice erwähnt die Bienen mit offenen und geschlossenen Augen. Vgl. Brice 1701, Bd. I, S. 162f. eine schnalle, einen grossen ring, ein kleines ochsen
Kopfgen, alles von feinen golde, einen degen mid ein gulden
gefäß, davon die scheide gantz mid gold beschlagen, einen
guldenen ring mid ein holgeschnittenes portrait sambt der
uberschrift: ‘Childerici Regis’ und ein schreibzeuch gleich
falß von gold Wie auch ein beschlag eines pferde Zaums.
Man hatt auch dabeÿ gefunden ein Hufeisen, eine spitze von
einer lantzen und eine hache, so aber alles von (d)den rost
simblich verzehrt, item eine Kristallene Kugel. Dieses
aber ist alles in händen des ertz Hertzogs Leopold Wilhelm d’
austria damaligen gouverneur von Niederland kommen
nach seinen thot hatts der Keyser zu sich genommen, davon
iedoch eine partie an den Churfursten von Collen geschencket
so es Wiederumb alß ein present dem Konig verehrt hatt.
diese bibliothec ist public und alle (dins:)dinstage und freytage offen,
in eben dieser bibliothec Wird alle woche 2 mahl die academie
Royale des Sciences gehalten. so aber von da anno 1699
umb osteren in die alte louvre trans ferirt wurde, diese
academie ist in diesen iahr Restablirt worden ad 60 personnen.
so often sie beÿ ein ander kommen, hatt ein ieder eine silberne
Monsieur du bois guerin Renomirten operateurs |: so Hinten
an den garten du palais Royal stosset :) findet man eine
schone statue des Konigs vom Weissen Marmor, und unten
seine fusse die Ketzereÿ mid bucher und schlangen, aufs
piedestal ist diese denckwurdige inscription zu lesen:
‘LUDOVICI magni _ de haeresi triumphantis _ statuamstatüe
du roy
hanc ex Marmore in aedibus Suis posuit _ ad (tutela)tutelam
domus et felicitatem _ devotus Maiestati eius_Car: du
bois guerin _ MDCLXXXV’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 40, Anm. 57: „Diese Marmorstatue Ludwigs des Großen, der über die Häresie triumphiert hat, stellte seiner Majestät ergebener Diener Charles Dubois Guerin in seinen Gemächern auf zum Schutz und zum Glück seines Hauses 1685.“ Welches Mihr eben also vor komt
Wie die lares und penates der alten Romer.
von hie ist la place des Victoires, so rund und 46 pas oder 40 toisesla place des
Victoires
in diametro haltet auf eben die selbige art gebawet wie
place de Vendosme, nemblich unten ein ordre rustique und
oben ein ordre jonique en pilastre 2 étagen begreiffend. Mitte{n}
auff diesen schonen platz stehet eine Metallene verguldete
statue des Konigs in einen Koniglichen habit, unter seinen
fueß ein Cerberus, negst dabeÿ ligt eine clava herculisNote: Aus dem Lateinischen „clava, æ“ (f), „Keule“, hier also „Keule des Herkules“.
mid einer lö{w}en haut, hinten stehet eine Victoria auf einer
Weld Kugel dem Konig einen lorber Krantz auf setzend.
so alles auß einem stuck und 13 fues hoch ist und ungefer
von 30 000 lb Metall. diese statue stehet auf ein sauberes
pedestal, auf dessen vier ecken 4 schlaven von brontz
sambt einige Rustungen Mid Ketten angeschlossen ligen
Diese statue ist so Hoch, das Wan Man an einen ende des
platzes stehet, der Kopf des Königs iust in der gesicht linie
falle so vom auge des zu sehers biß an die spitze des
piedestals seint vier bas reliefs von Metail 6 fuß lang, 4 breit
davon daß erste presentirt (d)den vorzug Franckreichs vor Spanien
daß anderde die passage des Rheins, das dritte die einnehmung
besançon und der franche Comté und das vierte (d)den Nimwe„
gischen frieden. am beyden seiten findet man noch ein ander
bas Relief, und in das Soubassement gleichfals von Metal
davon das eine presentirt die ausrottung der Ketzereÿ,
das andere das verbott der duellen, so alles Mid vielen
raren inscriptionibus verzirt ist,Note: Vgl. u. a. Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. I, S. 405-432. Für eine vollständige Auflistung der Inschriften und den Verweis auf weitere zeitgenössische Autoren, die diese anführen, vgl. Ziegler 2010, Anhang VII, S. 281-286. alß recht unter des Konigs
fuesse Vorn list man: ‘VIRO IMMORTALI’ _ ins frise von den
nimwegischen frieden schlus 1678
Augustus toto jam nullis hostibus orbe
pacem agit, armato Lodoix pacem imperat orbi. – ins base – ‘LUDOVICO MAGNO _ patri exercituum _ et ductori semper
felici _ domitis hostibus, protectis socijs, adjectis _ imperio
fortissimis populis, extructis ad tutelam _ finium firmis„
simis arcibus, oceano et Mediterraneo _ inter se junctis,
praedari Vetitis toto mari piratis _ emendatis legibus, deleta
Calviniana impietate _ compulsis ad reverentiam (omnib)omnibus
gentibus _ remotissimis, (cunctisq)cunctisque summa providentia _
et Virtute domi forisque Compositis _ Franciscus Vicecomes
d’Aubusson dux _ de la Feuillade ex franciae paribus
et tribunis _ equitum, unus in allobrogibus prorex _
et praetorianorum peditum praefectus _ ad Memoriam
posteritatis sempiternam _ p. D. C. _ 1686’
Hinten ins Frise list man dieses CarmenNote: Aus dem Lateinischen „carmen, inis“ (n), „Gedicht“.
von den vorzug vor Spanien 1662 Indocilis quondam potiori Cedere gallo
ponit iber tumidos fastus, et cedere discit.
toujours heureux _ apres avoir Vaincu ses ennemis _
protegé ses alliez. ajoutè de tres-puissants _ peuples à son
empire, assuré les frontieres _ par des places imprennables,
joint l’ocean _ à la Mediterranée, chassé les pirates _ de
toutes les Mers, reformé les loix, detruit _ l’heresie, porté
par le bruit de son nom les _ nations les plus barbares à
leVenir Reverer _ des extremiteZ de la terre et reglé
parfaite _ ment toutes choses, au dedans et au dehors _
par la grandeur de son Courage et son genie _ François
Vicomte d’aubusson duc _ de la feuillade, pair et
Marechal _ de France, gouverneur du dauphiné _ et
Colonoel des gardes françoises _ pour perpetuelle Memoire _
à la posterité’.
auf der nechsten nach der statt in zu unter dem Konig ist eine sonne
mid: ‘NEC pluribus imparNote: Das absichtlich vieldeutig gelassene Lemma mit der Sonne als Bild wurde als persönliche Devise für Ludwig XIV. entwickelt. Einer der möglichen Interpretationen ist: „Denn nicht ungleich [der Sonne ist Ludwig XIV. in der Lage] den übrigen [Planeten Licht zu spenden]“. Vgl. Ziegler 2010, S. 22-28.’ _ ins frise von eroberung der franche Comté 1674
‘ Sequanicam Caesar gemino vix vincere gentem
Mense valet, Lodoix ter quinta luce Subegit.’
ins base von der ausgerotteten Kertzereÿ 1685
‘ Hic Laudum Cumulus Lodoico Vindice victrix
Relligio, et pulsus male partis sedibus error.’
auf der lincken nach place de Vendosme zu unter des Konigs
fuesse ebenfals seine devise: mid: ‘NEC pluribus impar’.
in das Frise von der passage des Rheins 1672
‘granicum Macedo, Rhenum secat agmine gallus
Quisquis facta Voles conferre et flumina Confer’.
ins base von den abolirten duellen.
‘ Impia quae Regum licuit componere nulli
praelia Voce tua Lodoix Composta quies cunt.’
die vier ecken des platzes stehet eine lanterne auf 3 Couplirten
dorischen Marmoren seulen, so alle nacht brennend unterhalten
Werden, an ied wede seulen grouppe hangen 6 bas reliefs
von bronZe des Konigs Merckwurdigste thaten vorbildend.
auf die bases dieser seulen piedestalß findet Man nach„
folgende inscriptions, so aber noch nicht alle verfertiget seint.Note: Vgl. u. a. Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. I, S. 414-432. Für eine vollständige Auflistung der Inschriften und den Verweis auf weitere zeitgenössische Autoren, die vor 1700 diese anführen, vgl. Ziegler 2010, Anhang VII, S. 283-286; zur Statue vgl. Lemée 2012, Bd. II, S. 213-218.
‘ pugna Rocroensis 1643
spes datus, in quantas cui Regni (aviq)avique sub ipso
Limine laeta quatit Celeres Victoria pennas.
disciplina Militaris Restituta
Devictas refer huc felix o gallia gentes,
Militiam tolerare sub hoc assueta Magistro.
Servati armis batavi 1664
Rex batavos armis servat, sed clade monendi
quantâ olim, exciderit meriti si gratia tanti.
pugna ad arrabonem in pannonia 1665
Et Thraces Sensêre, queat quid gallica virtus,
arrabo Caede tumens et servata austria testis.
expeditio prima belgica 1667.
Dotales Lodoix urbes Reddique negatas
Marte palam et justis ultor sibi Vindicat armis
jura emendata 1667
Legibus hunc unum decuit (normamq)normamque (modumq)modumque
ponere, qui leges Supra Se lege cöercet.
iussa erigi et concessa tolli Vindex laesi legati moles 1664. 1668.
Rex memorem infandi Casus dat tollere molem,
Roma fovere pium, (laesumq)laesumque timere memento.’
trajectum ad Mosam Captum 1673
Fulminat ad Mosam Lodoix et Milite frustra
Defensas denso Trajecti [dejicit] arces.
pugna Senefensis 1674
In gallum juncta arma Movent germanus iberque
Et Batavus, Cedit forti Victoria gallo.
fusi 3. praelijs germani ad Sintzheim 1674 ensheim 1674 altenheim 1675.
Ter gallo adversis ausus concurrere Signis
Ter Victus patria jacuit germanus arena
pugna navalis ad augustam Siciliae 1676
Hispanae et batava concurrit gallica Classis
Duxque d Cadit, fractis in quo Spes (hostib)hostibus una.
pugna navalis in panormi portu 1676
Ponto iterum gallus tonat, urget, (iberaq)iberaque in ignes
Classis abit, Simul arma, viros simul omnia volvens.
Valencianae Vi Captae et illaesae 1677
Te duce te domino Lodoix prona omnia gallo
urbes vi capere, et docili (quoq)quoque parcere captis.
pugna Cassellensis 1677.
per Medias batavorum acies fraterna philippus
arma gerens, (animosq)animosque ruit fratre auspice Victor.
Cameracum Captum 1677
Nulla unquam propius nec Majus ab arce periclum,
Victus iber Victrix domitam Vix gallia credit
Incensa in america batavorum classis 1676.
Orbe alio Victor per aperta pericula mille
infert gallus ovans inimicis navibus ignes
Captum in studium pacis gandavum 1678.
Hiberno Lodoix, quam Reddere destinat urbem,
Marte capit, tanta est condendae gloria pacis.
Restitutus in agros germanos suecus 1679 Reddere germanos Lodoix regnata süeco
arva jubet, danosque jader stupet et stupet albis.
argentoratum et Casale una die parta 1681.
Eridani et Rheni geminam arcem sanguine s nullo
una (eademq)eademque dies Lodoici adjudicat armis
LuZemburgum captum 1684
Viribus haud ullis quondam expugnabile saxum
Nunc domitum gallos qua terruit arce tuetur.
iuncta maria
Misceri tentata prius (semperq)semperque negata
aequora perpetuo Lodoix dat foedere jungi.
dux genuae cum senatu sopplex. 1685.
Vane Ligur (frustraq)frustraque animis elate superbis
justitiam Monitus disce et non temnnere divos
pacata Maria 1685
Mille rates pompeius agens freta libera praestat,
Stans celso in folio Lodoix Maria omnia pandit
ex Scythia libia et india legati
moscoviae 1668. 1681. 1685. guinea 1670
feZae et Marocui 1682. siami 1684 algerij 1685.
Ingentem Lodoicum armis, (famamq)famamque (fidemq)fidemque
Egressum Scythia et Lybie (Venerant)Venerantur et indi.
ist auswendig zwarn ansehnlich aber von keiner angenehmen
architectur von Corintischer arth Mid piedestal à la gotique.
oben der pforten ist ein bas relief von Henrico IV zu pferde.
uber selbige pforte list man: ‘SUB LUDOVICO magno felicitas urbis’,Note: Übersetzung von Hendrik Ziegler: „Unter Ludwig dem Großen – Prosperität der Stadt.“ inwendig ist das Cour ringsherumb mid einen Colon
nade verziret unter den bogen so regt gegen der entrée
uber stehet eine Statue des jetzigen Konigs von bronZe
diese inscription hatt:Note: Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 127. ‘LUDOVICO magno _ victori perpetuo _
Semper pacifico _ Ecclesiae ac Regum _ dignitatis assertori _
praefectus et aediles _ aeternum hoc fidel _ observantiae pietatis
et Memoris animi _ monumentum pp _ anno R S.h. MDCLXXXIX’
rund herumb uber in den bogen ins Frise von schwartzen Marmor
list man nachfolgende inscriptions:Note: Vgl. zu den nachfolgend aufgeführten französischen Inschriften Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 129-137.
‘1660 entreveüe de Lovis XIV et de philippe IV roy d’espagne dans
l’isle des faisans ou la paix fut jurée entre les deux rois, le
Mariage du Roy avec Marie Therese d’autriche infante de’espagne,
entrée solemnelle de leurs MajesteZ dans la Ville de paris
au Milieu des acclamations du peuple.
1661 Naissance de Monseigneur le Dauphin a fontainebleau
le premier Novembre.
1662 Le Roy d’espagne desavoüe l’action de son ambassadeur
en angleterre.
1663 Reddition de Marçal. renouvellement d’alliance avec les
suisses.
1664 Le legat vient faire Satisfaction au Roy de l’attentat
Commis sur Son ambassadeur dans Rome.
1665 Victoire Remportée Sur les Corsaires de Tunis et d’alger
sur les Cotes d’afrique.
1666 le secours accordé aux hollandois contre l’angleterre.
1667 le Roy porte les armes en flandre pour la defençe des
droits de la Reine et prend plusieurs Villes
1668 Conquête de toute la franche Comté en dix jours au Milieu
de l’hyver.
1669 depuis la paix d’aix la Chapelle le roy employe ses forces
de Mer Contre les Turcs
1670 prise de pont à Mousson et d’autres places, toute la Lorra{ine}
soumise à l’obeissance du Roy.’
1671 Le Roy Visite et fait fortifier toutes les places qu’il a
Conquises en flandre.
1672 le Roy justement irrité contre les hollandois entre
dans leur pais et s’en rend Maitre
1673 le Roy assiege Mastrick et l’emporte en treiZe jours
les flottes de France et d’angleterre defont Celle de hollande
1674 seconde Conquete de la Franche Comté, Victoire sur
les imperiaux les Espagnols et les hollandois a senef
1675 l’armée imperiale chassée d’alsace et forcée de
Repasser le Rhin.
1676 Levée du siege de Mastrick par le prince d’orange,
les flottes d’Espagne et d’hollande brullées dans le port
de palerme.
1677 prise de Valenciennes et de Cambrai, bataille de
mont Cassel Suivie dela reduction de st. omer.
1678 prise de gend et d’ypre par le Roy en personne,
prise de puicerda en Catalogne.
1679 le Roy fait Restituer à ses allieZ les Villes qui
leur avoient esté prises, paix generale
1680 Mariage de Monseigneur le dauphin avec la princesse
anne Marie Christine Victoire de Baviere
1681 en un Même jour strasbourg et Casal reçoivent les
troupes et la protection du Roÿ.
1682 Naissance de (Monsr.)Monsieur le duc de Bourgogne, alger
foudroyé par les Vaisseaux du Roy.
1683 les algeriens forcés à Rendre touts les esclaves
françois, prise de Cortrai et de dixmude
1684 le Roy accorde la paix aux algeriens punit les
genois, prend Luxembourg, force les ennemis d’accepter
une treve de Vingt ans et Remet à la priere des’
Espagnols trois Millions Cinq Cens Mille livres de Contribution
1685 Edit de Nantes Revoqué et l’heresie entierement eteinte
en France par le Zele et la piete du Roy, Soumissions de Gene
par son doge envoyé en France.
1686 ambassade du roy de siam avec des Magnifiques presens
Missionaires envoyeZ en divers endroits du Monde, etablis„
Sement Royal pour 300 demoiselles a st. Cyr.
1687 Voeux de toute la france pour la santé du Roy.
Cet hotel honnoré de sa presence, il-y-fut servi par le
prevôt des Marchands, Eschevins, Conseillers et quarten{iers}
1688 papachin vice ad Miral d’Espagne forcé de saluer
le pavillon de france a quinZe lieües d’alincante,
philipsbourg pris par l’armée du Roy Commandée par
Monseigneur
1689 protection donnée au Roy, à la Reine d’angleterre
et au prince de galles, Contre leurs sujets Rebelles’.
gehet. Mues man die schone quay peletier passiren
dessen fues gang kunstlich Mid einen gewolbe ubers
Wasser hangt, negst beÿ der brucken ist auf ein schwartze
Marbrnen quadre |: oberhalb Welches daß portrait des Konigs
en Medaille zu sehen ;| nachfolgende inscription:
‘LUDOVICI magni _ auspicijs _ ripam hanc faedam nuper et
inviam _ nunc publicum iter et ornamentum urbis _
fieri C C. praefec. et aedil. ann. MDCLXXV’
wegen ihr portail Renomirt, so aus dorica von 8, jonica von 8
und Corinthia von 4 seulen be stehet, sehr Regulier und angene{hm}
vor einen lieb haber der architectur, es ist nuhr schade das es
davor stehenden heuseren umb die halbscheid benommen wird.
jesuites
Les grands Jesuites rüe st. antoine ist auch ein sehr prägtiges
und Magnifiques gebew, auswendig von Corinth. und Composita
verzieret, die vielheit der anderen ornementen Machen es alzu
bund. ins frise des untersten ordens list man: ‘S. LUDOVICO Regi _
Ludovicus XIII rex basilicam, armand: Card: dux de Riche
lieu basilicae frontem p. 1634.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Unter der Herrschaft Ludwigs – errichtete Ludwig XIII. im Jahr 1634 die Kirche, Kardinal-Herzog Armand de Richelieu die Fassade.“’ inwendig ist es Corinthischer
art en pilastre, unter eine arcade zur lincken gegen
das chor Wird daß hertz Ludovici XIII von 2 silbernen
engelen in lebens grosse gehalten, auf die jambages so
diese arcade tragen seint diese inscriptiones: ‘ (augustissimu)augustissimum _
Ludovici XIII _ iusti Regis _ basilicae hujus _ fundatoris _
Magnifici _ cor _ angelorum hic _ in Manibus _ in Coelo _
in Manu deiNote: „Das Herz des großen Königs Ludwig XIII. des Gerechten, Gründer dieser Kirche, ist hier in den Händen der Engel, im Himmel in der Hand Gottes.“’ _ gerad gegen diese uber ist nachfolgende:
‘Serenissima _ anna austriaca _ Ludovici XIV _ Regis Mater _
et Regina Regens _ praedilecti _ Conjugis sui _ Cordi Regio _
amoris hoc _ monumentum p _ anno salutis _ MDCXLIII’.Note: „Die allerdurchlauchtigste Anna von Österreich, Mutter des Königs Ludwig XIV. und Regentin, hat dieses Monument errichtet, aus Liebe zum königlichen Herzen ihres geliebten Gemahls, im Jahre des Herrn 1643.“
unter der Cuppel an selbiger seiten ist daß Monument de
Henri de Bourbon prince de Condé; 4 tugenden von brontz
sitzen auf piedestalen und vorn 2 geny _ deren der eine
ein schild haltet Mid daß bourbonische wapfen, und der
andere gleichfals ein schild Mid dieser inscription.
‘henrico Borbonio _ Condaeo _ primo Regij Sanguinis _ principi _
cuius Cor hic conditum _ joannes perrault _ in suprema _
Regiarum rationum Curia _ praeses _ principi _ olim â secretis _
quaeres de publica (privataq)privataque _ iactura parcius dolere _
posuit _ anno MDCLXIII.Note: „Heinrich von Bourbon, [Prinz von] Condé, dem ersten Fürsten von königlichem Geblüt, dessen Herz hier verwahrt [ist], hat Jean Perrault, Präsident des obersten Rechnungshofs [und] einst des Fürsten Sekretär, sich bemüht, weniger zu trauern über den öffentlichen und privaten Verlust und hat [dieses Monument] errichtet im Jahr 1663.“’
Royale.
La place royale ist eine von den vornemsten pletzen Mid,
Comte de Montgomeri umbß leben kommen, dieser platz
ist iust viereckig lang und breit 871/2 pas, iede seite
hatt neun pavillons, iedes pavillon 4 bogen, aber das
Mittelere vorn und hinten nuhr 3 bogen, rund herumb
ist eine palissade oder grille von eisen, so weit von die
heuser ent fernet als ein pavillon breit ist, in die Mitte
auff ein weis Marmore piedestal stehet die Metallene
Statue Ludovici XIII zu pferde, dessen hohe gleich fals
in die linia VisionisNote: Will heißen „in der Schusslinie“ bzw. „in der Sichtachse“ zwischen dem Auge des Betrachters und den Dachfirsten der umlaufenden Gebäude. felt, wie à la place des Victoires
Remarquirt, oder Welches ebendaß selbige ist, die statue
ist iust halb so Hoch, alß die spitze des tags der herumb
stehenden pavillons, auf das piedestal seint diese
inscriptiones:Note: Vgl. die Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 210-215. Vorn, nach der rüe st. antoine zu:
‘pour la glorieuse et immortelle _ memoire _ du _ tres grand et
tres invincible _ Lovis le iuste _ XIII du nom Roy de France _
et de Navarre _ armand Cardinal duc de Richelieu _ son
principal ministre dans _ tous ses illustres et genereux
desseins _ Comblé d’honneurs et de bien faits _ par un si
bon Maitre _ et un si genereux Monarque _ luy a fait
elever cette statue _ pour une Marque eternelle _
de Son Zele de Sa fidelité et de sa _ reconnoissance _ 1639.’
Hinten nach die Minimer zu. ‘LUDOVICO XIII christianissimo _ galliae et navarrae Regi _
iusto. pio, felici, Victori. triumphatori _ Semper augusto _
armandus Cardinalis dux Richelius _ praecipuorum
Regni onerum adjutor _ et administer _ domino optime
merito (principiq)principique _ munificentissimo _ fidei Suae, devotionis _’
et ob innumera beneficia, immensosque _ honores sibi Collatos _
perenne grati animi monimentum _ hanc statuam equestrem_
ponendam curavit _ anno dom 1639’.
zur rechten hand ‘pour Lovis le juste sonnet Que ne peut la Vertu ? que ne peut le Courage ?
j’ai domte pour jamais l’heresie en son fort
du tage imperieux, j’ai fait trembler le bord,
et du Rhin jusqu’a l’etre accru mon heritage,
j’ai Sauvé par mon bras l’Europe d’esclavage,
et si tant de travaux n’eussent hasté mon sor,
j’eusse attaqué l’asie et d’un pieux effort
j’eusse du Saint tombeau Vangé le long servage.
armand le grand armand l’ame de Mes exploits
porta de toutes parts mes armes et mes loix
et donna tout l’eclat aux Rayons de ma gloire,
enfin il m’eleva Ce pompeux monument
ou pour Rendre à son nom Memoire pour Memoire
je Veux qu’avec le Mien il vive incessamment.’
dieses Sonnet ist lange zeit nach ab sterben des Cardinals de
Richelieu erstlich Hir auf geschrieben und gemacht durch
Jean desmarets von Paris.
zur lincken Hand ‘Quod bellator hydros pacem Spirare Rebelles,
deplumes trepidare aquilas, mitescere pardos,
et depressa jugo Submittere Colla leones,
despectat Ludoicus equo Sublimis aheno,
Non digiti, non artifices fecere Camini’
Sed Virtus et plena deo fortuna peregit,
armandus Vindex fidei, (pacisq)pacisque, sequester,
augustum curavit opus, (populisq)populisque Verendam
Regali Voluit Statuam Consurgere Circo,
ut post Civilis depulsa pericula belli
et Circum domitos armis felicibus hostes
aeternum domina Lodoicus in urbe triumphet.’
so zirlich und schon mid beumen bepflantzet ist, an
dessen aufgang beÿ die pforte st. antoine sieht man auf
beÿde seiten eines Marmors diese inscriptiones :Note: Vgl. die lateinischen Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. II, S. 241. außwendig _
‘LUDOVICUS magnus _ promotis imperii finibus _ ultra
Rhenum, alpes _ et pyrenaeos _ pomoerium hoc More prisco _
propagavit _ ann. RSh MDCLXX’. und inwendig
‘LUDOVICUS magnus _ et Vindicatas coniugis augustae
dotales urbes _ Valida Munitione cinxit _ et hoc Vallum
deliciijs Civium destinari iussit _ anno RSh MDCLXXI’.
bogen
Herlichen triumphbogen so nuhr ein Model ist von einen
anderen so negst dabeÿ von grossen und harten steinen
angefangen und biß an die hohe des piedestals aufgefurt
ist. er hatt 3 Bogen, hinten und vorn 8 Corintische seulen,
und 2 auf die seiten Mid ein piedestal darunter.
aufs entablement ist ein attique fur die inscriptions,
auf die seulen vor das attique seint trophaea und
gefangene schlafenNote: Will heißen „Sklaven“. zu sehn auf daß attique ist
noch ein piedestal gesetzet darauf der Konig zu pferde
Heruntergefallen, oder Wie andere sagen vom tunnerNote: Will heißen „Donner“.
herabgeschlagen. es seÿ darumb Wie es wolle, es scheinet
daß ein so schlegtes und gipsernes Model von denen gottern
nicht wurdig erkant seÿ die person eines so grossen Konigs
vorzustellen,
grosse allée biß Vincenne ein Konig liches schloß so à la
gotique Mid viereckten turne und Mauren gebawet, das
beste so alda zu sehen seint die 2 pavillons dorischer (archi:)architectur
von diesen Konig dahin gesetzet. sonsten ist au faubourg
st. antoine die Manufacture de glace oder spiegelmachereÿ
zu sehen.
presentirt sich gleich zur lincken die Bastille so ein bastille
festes gebew aus 8 runde turne bestehend und fur eine prison
der vornehmen herren dienet,
Kleine arsenal, alwo man sieht den salpeter Machen, und
ehe man in die Cours des grossen arsenals kommet, findet
man zur lincken hand das hauß des (Mr.)Monsieur Vaillant, so wegen
seiner erudition, Cabinet von Medaillen, vieler herausge„
gebener bucheren und reisen in orient Weld kundig. die
pforte des arsenals ist verziret mit 4 Canons am platz
der seulen, oben der pforten list man in ein schwartzes Marmor.
‘aetna haec Henrico Vulcania tela ministrat
Tela gigantaeos debellatura triumphosNote: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 43, Anm. 69: „Der Ätna reicht Heinrich diese vulkanischen Waffen, die Waffen, die die Triumphe der Giganten niederringen werden.“’
so à la gotique schlecht gebawet, darin aber die chapelle
daß Hertz henrici II in einer Metallenen und verguldeten
urna so von die 3 gratÿs von aus Marmor aufm Kopf
getragen wird, darunter diese inscription zu remarquiren
Cor junctum amborum longum (testat)testatur amorem
ante homines iunctus spiritus ante deum,
Cor quondam charitum sedem, cor summa secutum
tres charites summo Vertice jure gerunt.
hic Cor deposuit Regis Catharina mariti
id cupiens proprio condere posse suo.Note: „Das vereinte Herz der beiden bezeugt eine lange währende Liebe vor den Menschen, der vereinte Geist [bezeugt diese Liebe] vor Gott. Das Herz, einst Sitz der Grazien, das Herz, das das Höchste verfolgte, tragen die drei Grazien zu Recht hoch auf ihrem Haupt. Hier hat Katharina das Herz des Königs, ihres Gemahls, niedergelegt, da sie wünschte, es verwahren zu können durch ihr eigenes [Herz].“
ist sonderlich le pont neuf zu besehen so 12 bogen hatt,
gegen dessen Mittel auf ein ausm Wasser herausgefu{hrten} henri IV
plan ist die Metallene Statue Henrici IV zu pferde
auf ein kostliches piedestal Mid viele angebundenen
schlafenNote: Will heißen „Sklaven“. zu sehen auf dieses Werck findet man nach„
folgende inscriptiones vorn _ :Note: Vgl. die Inschriften in Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. IV, S. 171-177.
‘ERRICO IIII galliar _ imperat: navar: R _ Ludovicus XIII
filius opus incho _ et intermissum pro dignitate
pietatis _ et imperij plenius et amplius absolvit _
emin: C.d. Richelius commune _ populi Votum promovit
superillust: viri de boullion et _ Bouthillier p: aer: fid:
faciundum _ curaver. M VI c XXXV.’
ein wenig hoher _ ‘Quisquis haec legis, ita legito _ uti optimo Regi precaberis
exercitum fortem, populum fidelem _ imperium (secur)securum
et annos de Nostris _ B.B.F.’
davon das eine presentiert die bataille d’arque
gewonnen von henri IV. und das andere die Victorie
von yvri, darunter zu lesen: ‘genio galliarum s:
et invictiss: R: _ qui arquensi praelio magnas _ coniu
ratorum copias parva _ manu fudit.’ Zum anderen:
‘Victori, triumpatori, feretrio _ perduelles ad evariacum
Caesi _ malis vicinis indignantibus _ et faventibus _
clementiss: imp _ hispano duci opima reliquit’
Hinten nach port royal zu _
‘N. M. regis _ rerum humanarum optimi _ qui sine
Caede urbem ingressus _ vindicata Rebellione _ extinctis
factionibus _ gallias optata pace Composuit.’
auf die seite der Louvre seint ebenfals 2 bas reliefs die prise Von amiens und Montmelian
vorstellende. darunter: ‘ambianum hispanorum fraude _ intercepta _ Erici
M. virtute asserta _ Ludovicus XIII. M.P.F _
ijsdem ab hostibus Saepius fraude _ ac scelere ten„
tatus _ Semper iustitia et fortitudine _ superior
fuit’ _ und ferner.
‘Mons _ omnibus ante se ducibus (Regibusq)Regibusque _ frustra
petitus _ Erici M: felicitate Sub imperium _ (redact)redactus _
ad aeternam securitatem ac gloriam _ gallici
nominis’. auf die eisene grille ist zu lesen:
‘Ludovici XIII p.f.f _ imperij Virtutis, et fortunae obsequentis _
haeres i.L.D.D _ (richeli)richelius c _ Vir Supra titulos et Consilia
omnium _ retro principum opus absolvendum Censuit _’
N. N. i. i. v. v. de Bouillon et bouthillier s. a. p. _
dignitati et regno pares _ aere ingenio Cura _
difficillimis temporibus p p.’
Dauphine
dreÿeckig und die heuser rings herumb seint von einer simetri
und wonen allerleÿ Kunstler darin, in dieser gegend seint
anno 16309 ungefer viele tempel Herren lebendig verbrant,
eine Machine und truckwerck à la samaritaine genant
so daß Wasser hin und wieder in der statt und sonderlich in den
Tuilleries fournirt. vor diesen gebew ist ein uhrwerck
der sonnen und des Monds lauf praesentirend wans nuhr
recht gerichtet wurde und der directeur im Zodiaco nicht
zuweilen irren thäte, item ein Klocken spiel dessen harmon{ia}
aber beÿ denen Hollendischen nicht zu vergleichen ist
2 gewolberen und vielen dorischen bogen bestehet,Note: Mit „dorisch“ meint Corfey hier wohl „gotisch“ zur Charakterisierung der Spitzbogenarchitektur der Salle des Pas-Perdus (ehem. Grande Salle) im Pariser Palais de Justice (ehem. Palais de la Cité): Die Decke des Großen Saals (70 x 23 m) bildeten zwei in Längsrichtung parallel verlaufende, hölzerne Spitztonnengewölbe, die an den Langseiten auf jeweils 17 Wandvorlagen und in der Mitte des Saals auf von 8 Pfeilern getragenen Arkaden aufruhten. 1618 brannte der Saal aus ungeklärten Ursachen zusammen mit einigen anderen Räumlichkeiten des Baukomplexes ab, wodurch auch der Skulpturenzyklus verlorenging. 1622 erfolgte der Wiederaufbau durch Salomon de Brosse, allerdings im Stil der Zeit. Vgl. Lemée 2012, Bd. II, S. 208. alhie finde{t}
man lauter Marchands libraires, und in die negste gallerie
allerleÿ schone und andere galante wahren so von lauter
sehr propre parirten frawnzimmer feilgebotten werden,
uber daß horloge auf ietz gemelten saall, wonach sich
die audientzen Reguliren, stehet geschrieben: ‘sacra them{is}
mores ut pendula dirigit horas’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 44, Anm. 74: „Wie das Pendel die Stunden, so leitet das heilige Gesetz die Sitten.“ auf diesen palais
ist eine unszahlbare Menge particulire Kammeren
alwo disputirt und die processen gefuhrt werden, den tag
nach st. Martin Wird alle zeit das parlement mid einer
Ceremonie geofnet, die herren vom parlement tragen eine
robe rouge und ein bizet, und lassen sich (d)den schweifNote: Will heißen „Schleppe“. Vgl. Corfey 1977, S. 44, Anm. 75. nagtragen.
aufgefurtes gebew, auswendig lang 80, breit en front 29 pas
sie hatt 3 grosse pforten mid vielen bilderen und anderen
figuren verzirt oben zehlt man in einem rang 28 Konige,
die beyde turne so oben platt und mid 2 gallerien anein
ander gehencket seint hoch 375 stiegen, davon theils 9
funf fues. theils 20 neun fues in der hohe aus Machen
die Klocken in den norderturn haben diese namen und grosseNote: Helmut Lahrkamp gibt unter anderem folgenden Hinweis: „Die Maße des unteren Durchmessers sind wohl in Zoll angegeben. Der rheinländische Fuß, dessen sich in Deutschland die Ingenieure und Landmesser bedienten, hatte 12 Zoll zu 10 Linien, der französische königliche Fuß (Pied du Roi) ebenfalls 12 Zoll, der Zoll aber 12 Linien, so daß es Differenzen gab.“ Vgl. Corfey 1977, S. 44, Anm. 77.
- 1 _ Nicolas hatt 3’575 in (diam:)diametro ist gegossen 1687 im (octob)octobris
- 2 _ Jean 4’000 1684 _ (oct.)octobris
- 3 _ Thibeaut 4’450 1684 _ (oct.)octobris
- 4 _ pasquier 4’800 1684 _ (oct.)octobris.
- 5 _ guillaume. 5400 1684 _ (oct.)octobris
- 6 _ gabriel 5950 1641 (aug.)august wiget XII MLNote: Corfey folgt hier nicht den gängigen Regeln der Zusammensetzung römischer Zahlen.
- im suderturn seint die 2 grosseste
7 _ unleßbar _ 7’550 ist so alt daß man nichts darauf lesen
konne, die buchstaben scheinen denen teutschen nicht ungleich - 8 _ emanuel 8’150 gebenedicirt _ 1682 _ 29 (april.)aprilis 44 000 lb
Ludovica theresia
man zur lincken : ‘anno dni MCCLVII mense februario idus secundo hoc fuit inceptum erigi _’ und zur rechten :
‘benit eis honore rallensi lathomo Vivente johanne magistro’.Note: Corfey gibt die Inschrift unvollständig und teilweise falsch wieder, die bei Félibien des Avaux 1687, IV. Buch, S. 208, überliefert ist: „Anno Donimi M. CC. LVII. mense Februario Idus secundo hoc fuit inceptum Cristi genetricis honori Kallensi Lathomo vivente Johanne Magistro.“ In moderner Übersetzung: „Den 12. Februar 1257 wurde dieses Gebäude zu Ehren der Mutter Gottes errichtet, zu Lebzeiten von Jean de Chelles, Maurermeister.“
inwendig ohne die capellen seint seint 4 reihe pilaren
so rings umbß Chor herumb lauffen und ungefer 72
an der Zahl seint, rings umbs Chor ist eine schreckliche
quantitet von stein gehawener figuren außm alten und
newen testament zu sehen. in dieser Kirche ist die bekerung
brunonis geschehen.
alß die bibliothec so publique und alle Mittwochen und samstag.
offen ist.
royal
darin im sommer publique deMonstrationes gehalten werden
von der botanica chimica und anatomia. Wo zu man
alda eine chambre en façon eines amphitheatres accom„
modirt hatt
bildhawers (Mr.)Monsieur CoyZevox und anderen mehr besigtigen.
wie auch die schone tapisserie, und Marquetterie, alwo die
rar tafelen von zu zamen gesetzten kostlichen und schonen
steinen fur die konigliche Cabinetter gemachet werden.
genevieve
das epitaphium Cartesÿ nachfolgendes inhalts :
‘Renatus des cartes _ Vir Supra titulos omnium Retro philoso
phorum _ nobilis genere, armoricus gente, (turonic)turonicus origine
in gallia flexiae studuit _ in pannonia Miles Meruit _
in batavia philosophus delituit _ in suecia vocatus occub{uit}
tanti Viri pretiosas Reliquias _ galliarum percelebris tu{nc}
legatus petrus chamut _ Christinae sapientissimae
Reginae. Sapientium amatrici _ invidere non potuit, nec
Vindicare patriae _ sed quibus licuit cumulatas (honorib)honoribus
peregrinae terrae mandavit invitus _ anno dni 1650
Mense febr. aetatis 54 _ tandem post septem et decem
annos _ in gratiam Christianissimi Regis _ Ludovici decimi
quarti _ Virorum insignium Cultoris et remuneratoris
procurante petro dalbert _ sepulchri pio et amico
Violatore _ patriae Redditae sunt _ et isto urbis et
artium culmine positae _ ut qui Vivus apud exteros’
otium et famam quaesierat _ mortuus apud suos cum
laude quiesceret _ suis et exteris in exemplum et docu
mentum futurus _ i nunc Viator _ et divinitatis im
(mortalitatisq)mortalitatisque animae _ maximum et clarissimum
assertorem _ aut iam crede felicem aut precibus Redde.Note: „Ein Mann über die Verdienste aller früheren Philosophen hinaus / Vornehm von Geburt, aus dem Volk der Bretonen, geboren in der Touraine, / In Gallien hat er studiert, in La Flèche, / In Pannonien hat er sich als Soldat verdient gemacht, / In den Niederlanden hat er sich als Philosoph versteckt, / In Schweden starb er, nachdem er (dorthin) gerufen worden war. / Die kostbaren Überreste eines so bedeutenden Mannes / Konnte der damals hochberühmte Gesandte der Gallischen Länder Petrus Chanutius, / Christina, der weisesten Königin, der Liebhaberin der Philosophen, / Nicht vorenthalten, und nicht für das Vaterland in Anspruch nehmen, / Sondern überhäuft mit allen möglichen Ehren / Hat er sie dem fremden Land gegen seinen Willen anvertraut. / Im Jahr 1650, am 10. Februar, im Alter von 54 Jahren. / Nach siebzehn Jahren endlich. / Mittels der Gunst des allerchristlichsten Königs / Ludwig XIV., / Des Verehrers und Beschenkers berühmter Männer, / Durch die Sorge des Petrus Dalibertus, / Pflichtgetreuer und freundlicher Schänder des Grabs. / Sind sie dem Vaterland zurückgegeben worden, Und niedergelegt an diesem Ort, Gipfelpunkt der Stadt und der Künste, / Damit der, der zu Lebzeiten bei Fremden Muße und Ruhm gesucht hatte, / Nach seinem Tod bei den Seinen mit Ruhm ruhe, / Den Seinen und den Fremden in Zukunft zum Vorbild und zur Lehre. / Geh nun, Wanderer, / Und halte den größten und berühmten Verteidiger der Göttlichkeit und Unsterblichkeit der Seele / Entweder schon (jetzt) für glücklich oder mache ihn (glücklich) durch (deine) Gebete.“’
grad gegen uber zur lincken sieht man ein schones und grosses
schilderey darauf der prevot des Marchands und die esche„
vins abgemahlet so 1694 in nahmen der statt Paris ein Votum
zu st. genevieve umb die theurung abzuwenden Mid
dieser (inscript:)inscription ‘Oravit et Caelum dedit pluviam et terra
dedit fuetum suum _ D.O.M. _ depulso saevissimae
sterilitatis Metu _ et impetrata precibus B. genovevae
uberrima frugum copia _ cl: Bosc praef: urbi Tuss spasin _
et puylon, Car , saynfray lud, beaudrand aediles _
Max Titon procur: Reg: et urb. Mart: Metantier scr:
et nic: boucot quaest: _ adstantibus Consiliarijs et regio„
num urbis Curatoribus _ cum in hanc aedem Convenis
Sent _ et Sacris operati gratias deo immortales (toti)totius
Civitatis nomine egissent _ ad aeternam divi beneficij
Memoriam _ hanc tabulam poni curaverunt _ regn:
Ludovico Magno IV idus sept. a. R. s. h. MDCXCIV’.
Mitten auffm Chor ist daß tombeau Clodovaei 2 fues erhoben
mid dieser inscription: ‘Clodovaeo Magno _ regum francorum
primo Christianissimo hujus basilicae fundatori (sepulchru)sepulchrum
Vulgari olim lapide structum et longo aevo deformatum
abbas et conventus Meliori opere, cultu et forma Renovaverunt.’
Hinter daß hohe altar ist das Corpus sta genovevae patron
der statt Paris in einen Kasten, so auf 4 jonische Marmorne
pilaren von 4 engelen gehalten wird, vorn ins piedestal list man:
‘Custodit _ dominus _ omnia _ ossa _ sanctorum _ phs. XXXIII’. Zur rechten
‘Eo quod _ Castitaem _ amareris _ iudith XV _’ und hinten
‘sanctae _ genovefae _ Virginis _ parisiorum _ patronae _ MDCXXI’.
genevieve sehen so sehr Curieux ist darinnen viele busta
hominum illustium und eine uhr zu finden, so aller
planeten Motus excentricos und der selben epicyclos presentirt
end lich Mues Man auch daß rare Cabinet beschawen, so am
ende die ser bibliothec vorhanden, darin sehr viele Medaillen
heidnische Cultri,Note: Aus dem Lateinischen „culter, tri“ (m), „Messer“. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 84. Secespitae,Note: Aus dem Lateinischen „secespita, ae“ (f), „Opfermesser“. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 84. pateraeNote: Aus dem Lateinischen „patera, ae“ (f), „Opferschale“. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 84. SphingesNote: Aus dem Griechischen „Sphinxe“. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 84. und harpocratessl[?]
oder gott des still schweigensNote: Corfey bezieht sich auf zwei Statuetten von Harpocrates, Gottheit des Schweigens, die u. a. zusammen mit zwei Sphinxen im Kuriositätenkabinett der Bibliothèque Sainte-Geneviève aufbewahrt wurden. Vgl. Du Molinet 1692, S. 13. so die alte und sonderlich daß
frawenzimmer Veneriret, sambt noch vielen anderen abgottern
mehr, es seint darin auch etliche Mumien, ein bund heidnischer
schlussell,Note: Will heißen „Schlüssel“. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 85. schreibstyletten, Strigiles,Note: Aus dem Lateinischen „strigilis, is“ (f), „Schabeisen“. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 85. lachry matoria,Note: Aus dem Lateinischen „lacrimarium“ (abgeleitet von „lacrima, ae“ (f), „Träne“), im Plural „lacrimaria“, ein Gefäß in Form einer Ampulle, das (meist symbolisch) die Tränen der Hinterbliebenen auffangen sollte und in spätantiker Zeit Gräbern beigegeben wurde. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 85. ringe
scorpionesNote: Aus dem Lateinischen „scorpio, nis“ (m), „Skorpion“, in der Pluralform „scorpiones“. Gemeint sind Stäbe oder Peitschen mit Stacheln, die als Marterinstrument dienten. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 85. und plumbataNote: Abgeleitet aus dem Lateinischen „plumbum, i“ (n), „Blei“: „Plumbatae, arum“ (f. nur pl) waren Geißeln mit Bleikugeln. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 85. da die erste Christen Mid
Martirisirt seint. man findet alhie einige Romische nasse
Massen Congius genant und gewichte. item die Meiste stempfel[?]
des paduaniNote: 1670 gelangte die Sammlung antiker Medaillen von Giovanni da Cavino (französisiert auch Jean Cauvin, genannt le Padouan) in die Bibliothek der Abtei Sainte-Geneviève in Paris. Im illustrierten Katalog der Bibliotheksbestände, der 1692 durch den Chorherren Claude du Molinet vorgelegt wurde, wird diese Sammlung beschrieben und auf fünf Tafeln wiedergegeben. Die Sammlung befindet sich heute in der Bibliothèque nationale de France: Vgl. Du Molinet 1692, S. 92-118. damid er die alte Medaillen nach Copijrt und
die unkundige liebhaber dergleichen Rariteten schendlich
betrogen hatt, und viele andere sachen alß thiere steine
gewechse Kleider und ru stungen so alles zu erzehlen viel
zu viel zeit erforderen wurde.
findet man das epitaphium Joannis de sacro bosco also :
‘de Sacro bosco qui Compotista joannes
Tempora discrevit, iacet hic a tempore Raptus
Tempora qui Sequeris, Memor esto quod Morieris
Si Miser es, plora, miserans pro me precor ora.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 46, Anm. 87: „Johannes de Sacro Bosco, der als Berechner die Zeiten geschieden hat, liegt hier von der Zeit(lichkeit) dahingerafft. Der du den Zeiten folgst, denke daran, daß du sterben wirst. Wenn du unglücklich bist, weine, Mitleid führend bete bitte für mich!“’
besehe. so von anna d’autriche zur dancksagung der glucklichen
und lang gewunschter geb urt Ludovici XIV fundirt worden.
es hatt vorn einen weiten platz, so dem gebew ein schones ansehen
Machet. ins Frise des ersten Corinthischen ordens list man :
‘IESU NASCENTI VIRGINIQUE MATRI’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Dem geboren werdenden Jesus und seiner Mutter, der Jungfrau.“ inwendig ist es nach
Corintischer Manier en pilastre gebawet, gantz von Marmor
von verschiedenen Couleuren sehr angenem gepaveet. das hohe
altar ist Wie man saget auf die selbige art Wie zu st. pierre
zu Rom. die Coupel ist inwendig schon in fresco bemahlet, und
presentirt den himmel mid allen heiligen. ins frise unter
der Coupel list man rund herumb : ‘anna austriaca d.g.
francorum Regina, Regnique Rectrix. cui subjecit deus
omnes hostes, ut Conderet domum in nomine suo. Ecct.
a. MDCLNote: „Anna von Österreich, von Gottes Gnaden, Königin von Frankreich und Regentin des Königreichs. Gott hat all ihre Feinde unterworfen, damit sie einen Tempel zu seinen Ehren errichtet, im Jahr 1650.“’. diese Coupel ist Mid bleÿ bedecket, die rippen aber
und andere zieraten seint verguldet.
so der Konig anno 1667 fur die astronomie aufrichten lassen
daß gebew ist viereckig, nach Mittag hats noch 2 achteckige
turne und nacher Norden einen viereckten, oben ist es platt
gantz von weissen quadersteinen, und ist kein holtz noch eisen daran,
hatt 2 etagen. in der ersten logirt (Mr.)Monsieur Cassini, in der anderen
aber (Mr.)Monsieur de la Hire, der turn nach osten ist oben offen in dessen
erster etage ein grosses holes bren spiegel zu sehen von 6 fues
in diametro. in der ersten etage des turns nach westen gelegen
ist aufm pavee ein planisphaerium boreale Mid dinten gezeichnet
darin viele fauten nach astronomischer observation Corrigirt
zu sehen, daß gewolbe in diesen to turn hatt die eigenschaft
das in einem winckel nichtes so geringe und so sanft konne
nicht konne gantz klahr und deutlich verstehen ohne das es von
iemand da schwischen gehort werde. in der anderen etage dieses
turnß seint allerleÿ Mathematische instruMenta, der Kell{er}
unter die ses gebew solle 171 tritt tief seien dar in die luft
immer in einen Temperament ist, so zur Rectificirung der ther
mometra dienet, auß die sen Keller biß gantz oben hinaus
ist ein loch gelassen also daß man beÿ tage die sternen sehen
konne wan beÿ hellen wetter iust einige das Zenith passiren.
dieser puits von oben der terrasse biß unten im Keller solle 28
toises Halten. daß gantze gebew ist iust nach Mittag gerichtet.
gerad gegenuber nach Mittag ist ein holtzerner turn 187 tritt
hoch so da dienet die Vitra objectivaNote: Gemeint ist ein Objektiv aus geschliffenem Brillenglas, das zur Beobachtung der Gestirne auf einem hohen Holzgerüst angebracht wurde. Die Betrachtung erfolgte währenddessen durch ein erdnah angeordnetes Okular, das auf das Objektiv ausgerichtet wurde, ohne dass eine Röhre beide verbinden musste. der grossen perspectiven
von 150 fues ohne rohren zu tragen.
ist la Maison des eaux, alwo die Wasser aufgefangen werden arcüeil
so von Rongis durch den aqueduct zu arcüeil von Catherine
de Medicis erbawet, dahin gefuret werden{.}Note: Corfey irrt sich: Der Aquädukt wurde zwischen 1613 und 1624 auf Anweisung von Maria de’ Medici errichtet. von diesen Reservoir
wird daß wasser durch gantz Paris zertheilet vermittelst lauter
bleÿerne rohren. der aqueduc zu arcüeil ist ein sauberes gebew
so woll Meritirt gesehen zu werden, negst beÿ selbigen ist
noch eine partie und etliche bogen von der alten wasserleitung
Keÿsers Juliani apostatae zu sehen, davon hernacher ein Mehre{s.}
kigten platz hatt darin die gelerteste Theologi von gantz
Europa logiren, die Kirch so von einer Corintischen structur,
ist von dem Cardinal de Richelieu gebawet, vor der selben nach
rüe de la harpe zu ist ein simblicher platz so der Kirchen und
der Coupel ein schones ansehen Machet{.} Man findet in ihren
inwendig ist sie uber auß sauber mid Corintischen pilastren verzirt,
aufm Chor ist daß grab des Cardinals de Richelieu sehr woll
zu Remarquiren, so halb ligend von der Religion gehalten wird,
zum fussen sitzet die Wissenschaft oder die Weißheit weinend,
hinter der Religion seint 2 genÿ so das wapfen des Cardinals
halten, dieses alles ist von Weissen Marbre auß einen stuck
durch (Mr.)Monsieur girardon einen beruhmten Meister nach dem lebend
gemachet,Note: Der Kardinal war bereits 1642 verstorben. Die Arbeiten am Grabmal begannen 1675 und konnten erst 1694 abgeschlossen werden. Vgl. Corfey 1977, S. 48, Anm. 94. auf den inwendig sten platz der sorbonne hatt
die Kirche ein zierliches Corintisches Vestibule, davon das
frise und architrave gantz eben und diese inscription haltet:
‘armandus joannes card: dux de Richelieu Sorbonae
provisor aedificavit domum et exaltavit templum (sanctu)sanctum
domino MDCXLIINote: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 48, Anm. 95: „Armand Jean Kardinal-Herzog von Richelieu, Provisor der Sorbonne, erbaute das Haus und erhöhte den dem Herrn geweihten Tempel 1642.“’ _
julien
man gehen in ein sicheres hauß à la croix de fer genant, alwo
die Messagers Von Chartres logiren, da wie man findet ein
antiquitet und das palais des Keÿsers juliani apostatae.
davon noch einige bogen und weiters hinein ein groß gewolbe
ubrig ist von hawenen und gebackenen steinen lageweiß
gebawet,Note: Wahrscheinlich ist damit ein „opus vittatum mixtum” gemeint, eine altrömische Mischbauweise. und unten daß grosse gewolbe seint noch einige
nichi zu sehen darin vermuthlich Statuen oder VaSa
gestanden, oben dieses gewolbe ist anitzo ein kleiner garten
gemachet und daß gewolbe selbsten dienet umb die pferde dar„
unter zu stellen, die Keller deren 2 auf einander, seint
auch wegen dero festigkeit, vielfachen gewolberen und gengen
sehenswerth, in der ersten etage findet man noch einige
luftlocher oder roren von gebackenen steinen item einen
gang dadurch von den aqueduct zu arcueil daß wasser da hin
geleitet gewesen, so aber anitzo zugemaurt, obgemelten
nemblich von bruch und backsteinen,Note: Wahrscheinlich ist damit ein „opus vittatum mixtum” gemeint, eine altrömische Mischbauweise.
la Maison de st. Côme, so ein achteckiges pavillon und inwendig st.
Côme.
en amphitheatre gebawet fur die anatomie, oben der
pforten, so ein ordre jonique ist, findet sich diese inscription : _
‘ad Caedes hominum prisca amphitheatra patebant
ut longum discant vivere nostra patent.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 49, Anm. 97: „Zur Tötung von Menschen waren die alten Amphitheater geöffnet; um lange leben zu lernen, stehen unsere offen.“’
und zur lincken : ‘Felicibus auspicijs _ Ludovici Magni _
semper pij, Semper augusti, _ societas Regia Chirurgorum
parisiensium _ hoc _ amphitheatrum anatomicum _
ad _ Renascentem chirurgiae gloriam _ construi curavit.
a.r.s.h. MDCXCINote: Übersetzung von Angelika Fricke: „Unter der glücklichen Herrschaft Ludwigs des Großen, des stets Frommen und stets Erhabenen, hat die königliche Gesellschaft der Chirurgen von Paris dieses anatomische Theater bauen lassen zur Wiedergeburt des Ruhms der Chirurgie. […] 1691.“’.
germain Die abbaie st. germain so ein benedictiner Kloster, ist
sehr Renomirt, hatt seinen namen von st. germano so alda
abt und bischoff zu Paris gewesen. aufm Chor ist duc
de Verneüil naturlicher sohn Henrici IV begraben und
hatt dieses epitaphium: ‘Serenissimo principi _ henrico
borbonio _ duci Vernoliensi, cujus Cor hoc loco positum est
optimo quondam patrono Suo _ benedictina Religio _ quam
Vivens semper in Corde habuit _ cui moriens cor suum
Commendavit _ hunc titulum p _ anno CIↃ IↃↃ LXXXII.Note: Die lateinische Inschrift findet sich auch im Reiseführer von Brice. Vgl. Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. III, S. 310.’
negst dabeÿ ist dieses epitaphium des duc de bourbon naturli{cher}
sohn Ludovici Magni: ‘D.O.M. hic expectat resurrec{tio}
nem _ quam Summa supra aetatem fide _ Speravit _
serenissimus princeps _ Ludovicus Caesar _ borbonius _
Comes Veliocassium _ Ludovici Magni filius _ qui Consum
matus in brevi _ explevit tempora multa _ Vixit _
annos x. menses VI dies XXII _ obijt _ die x januaris’
anni MDCLXXXII _ raptus est _ ne malitia Mutaret in„
tellectum _ ejus _ ut Vero amantissimi filij perennet _
Memoria _ Ludovicus Magnus _ anniversarium solenne _
cum privatis Missis x _ instituit.Note: Die lateinische Inschrift findet sich auch im Reiseführer von Brice. Vgl. Brice 1971 (Ausgabe v. 1752), Bd. IV, S. 311.’
man findet auf selbigen chor noch viele andere erhobene
gräber von verschiedenen Konigen davon etliche inscripti„
ones also lauten : ‘Rex chilpericus hoc (tegit)tegitur la pide’,Note: Übersetzung von Angelika Fricke: „König Chilperich ruht unter diesem Stein“. dieses
tombeau ist aber ledig, auf ein anderß alwo der Corper ist
list man: ‘hic jacet chilpericus francorum Rex’, und
ein Wenig hoher : ‘ego chilpericus Francorum rex precor
ut inde in aeternum non (auferant)auferantur ossa mea’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 49, Anm. 100: „Hier ruht Chilperich, König der Franken. – Ich, Chilperich, König der Franken, bitte, daß meine Gebeine von hier in Ewigkeit nicht weggebracht werden.“
die Norder Capelle ist dem (h:)herrn Casimiro Konig in polen geweihet.
darin auch begraben ligt Joannes Casimirus Konig in
polen so in franckreich gestorben und abt zu st. germain
gewesen, sein epitaphium ist sehr schon und hatt diese
inscription: ‘Aeternae memoriae _ regis orthodoxi _ heic _
post emensos Virtutum _ ac gloriae gradus omnes _ quiescit
nobili Sui parte _ Joannes Casimirus _ poloniae ac sueciae
rex _ alto de jagellonidum sanguine _ familia Vasatensi _
postremus_ quia summus _ literis armis pietate _ multa„
rum gentium linguas _ addidicit, quo illas propensius _
sibi devinciret _ Septendicim praelijs Collatis _ cum hoste
signis _ totidem uno minus Vicit _ semper invictus _
moscovitas suecos brandeburgenses, tartaros germanos _
armis _ Cosaccos aliosque Rebelles _ gratia ac beneficijs _
expugnavit _ Victoria Regem eis se praebens _ clementia
patrem _ denique totis Viginti imperij annis _ fortunam
Virtute Vincens, _ aulam habuit in Castris _ palatia _
in tentorijs _ Spectacula _ in triumphis _ liberos ex legitimo’
Connubio suscepit, queis postea orbatus est, nesi se majorem
Reliquisset, non esset ipse maximus _ sin Memorem _ stirps
degeneraret _ par ei ad fortitudinem _ religio fuit _ nec
Segnius Caelo militavit _ quam deo _ hinc extructa
Monasteria et nosocomia Varsaviae _ Calvinianorum
fana in lithuania excisa _ sociniani Regno pulsi _ ne
Casimirum haberent Regem _ qui christum deum non
haberent _ senatus aVarijs sectis ad Catholicae
fidei unionem _ adductus _ et ecclesiae legibus _
(Continerent)Continerentur _ qui iura populis decernent _ unde illi
praeclarum _ orthodoxi nomen _ ab alexandro VII (indit)inditum
humanae denique gloriae _ fastigium praetergressus _
cum nihil praeclarius agere posset _ imperium sponte
abdicavit _ anno MDCLXVIII _ tum porro lachrymae, quas
nulli Regnans excusserat _ omnium oculis Manarunt _
qui abeuntem Regem non secus at que abeuntem patrem
luxere _ Vitae Reliquum in pietatis officijs cum exegisset _
tandem audita Camineciae expugnatione _ ne tantae cladi
superesset _ Caritate patriae _ Vulneratus occubuit _ XVII
Kal. jan. MDCLXXII _ Regium Cor Monachis hujus
Coenobij, cui abbas praefuerat _ amoris pignus Reliquit _
quod illi isthoc tumulo Maerentes posuerunt condiderunt _’
d’orleanspalais
d’orleans sonsten Luxembourg genant von Catherina de
Medicis erbawet, es bestehet auß ein grosses Cour und das
Corps de logis hatt 4 pavillons so alle mid die flugelen
und gallerie auß quadersteinen gemachet, unten ist ein
ordre toscan en bossage und oben ein dorique Mid ein
darin sich alletage viele Messieurs. und dames mid pro„
Meniren und discouriren ergetzen.
und alle andere Meritirt noch den vorzug l’hotel Roial
des invalides. so Lovis le grand fur die blessirte und lahm
geschossene Soldaten bawen lassen, so alda ein sehr Regulirtes
leben fuhren. sie thuen ihre wachten nach Wie vor alß in wurc„
klichen Krigs diensten, sie konnen ihre zeit Mid allerleÿ
hand und Kunstarbeit Wo sie lust zu Haben zu ihren eige„
nen nutzen passiren, es ist ein vierecktes gebew von
lauter Weissen quadresteinen hatt en front 120 pas und
45 fenster, zur seiten 84 pas und 33 fenster, es ist vier
etagen hoch, inwendig seint 5 pletze Davon der Mittelere,
place Royale genant, der grosseste und schonste, so 70 pas
tief und hatt zu beyden seiten 25 bogen, breit aber 39 pas
mid 15 bogen, die Kirche hatt auf den platz recht gegen
die entrée ein schon avant corps von 2 orders. jonique et
Corinthien. in der ersten seint am platz der Voluten, lauter
bockshorner zu sehen, also das die Colonnen scheinen einger
Massen die Romische arietesNote: Aus dem Lateinischen „aries, etis“ (m), „Widder“; meint hier einen Rammbock mit eisernem Widderkopf zum Durchbrechen einer Stadtbefestigung. zu presentiren, und die
Corinthische Capitele seint Mid lilien geziert, die Kirche
bestehet inwendig auß Corinth. pilastren{,} hatt zu beÿden
seiten eine gallerie von 9 bogen, das tach ist in façon
einer zelten gemacht, so sehr woll accordiret, der gottes:
dienst geschicht mid sehr schonen und Regulirten Ceremonien
in den 4 Refectorÿs sieht man allerleÿ bataillen und
belägerungen abgemahlet recht nach dem lebens, Welches
plaisir stets vor augen haben, die herliche Coupel so
aus wendig gantz verguldet, gibt beim sonnenschein weit
und breit einen solchen glantz daß Man kein auge darauf
Werffen noch leiden konne, inwendig ist sie noch nicht aller
dingß gantz fertig, sie Wird von 8 sehr grossen Corinthischen
seulen getragen, biß aufs oberste gesims in der Coupel
zehlet man 310 stiegen iede 1/2 fues hoch, diese Kuppel
sambt die 4 Capellen Wird uberaus sauber Mid bild hewe
reÿ verziert, dieses gebew nuhn ist vor 6000 man
angelegt, obwoll Wurcklich nuhr ungefer 4000 present
seien, fur allen ist die infirmerie nicht gnug zu beschr
eiben darin man ad 550 bette zehlet, davon die in der
untersten etage alle Mid gelbe und in der obersten
mit grune Cort Rideaux garnirt seint, es werden aux
invalides 40 soeurs oder Krancken Warterinnen
unterhalten, Mitten ins Kreutz der infirmerie ist
altar also dressirt daß es von allen betten aufm
Kreutzgang konne gesehen werden enfin der Krancken
ihre Wartung und Commoditet ist nicht gl genug zu loben.
die apothec ist uberauß propre wie auch das laboratoir
die Krancken lingerie ist gewis kein geringes, alwo
allerleÿ leinen zeuch in grosser und ungelaublicher
Menge voratig ist, Wie auch la Salle des Compresses
da alles Waß zur verbindung kan erdagt oder erford{ert}
Werden, in uberfluß vorhanden ist, die Regularitet und
ordnung Womid alles administrirt Wird und noch
viele andere sachen Mehr recht zu beschreiben konte
beschlissen dieses gebew alleine ist gnug einen Konig
einen unsterblichen nahmen zu Machen, von dieser grossen
haushaltung nuhr eine kleine vorbildung zu geben
ist zu wissen daß alle woche darin Consumirt werden
20 ochsen, 20 Kelber, 100 schaffe, man zehlt ohne die Kirche
und infirmerie im blossen haubt gebew auswendig 1668 fenster.
alß 136 bette alle schon mid Weissen Cortinen behangen
und eine Kaste voller nieren steine darunter einer von
51 untzen.
4 nations
rin genant ist ein magnifiques gebew Corinthischer struc„
tur, die flugel so in form eines halben mond heraus
springen, Machen einen zirlichen platz vor der Kirchen
so ein schon Corinthisches portail hatt in dessen frise
list man: ‘jul: MaZarin S.R E card: basilicam et gymnas:
F.C.A MDCLXI’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Jules Mazarin, S.R.E. Kardinal, hat die Kapelle und das Kolleg errichten lassen im Jahr MDCLXI.“ in diesen Collegio ist eine hubsche bibliothec
so publique und Montags und donnerstags offen, dessen
gewolbe ein sehr artiges Echo von sich gibt Wan man iust
in die Mitte darunter spatziren gehet. gegen uber der
Kirchen uber ist die quay MaZarin mid dieser inscription:
‘LUDOVICO magno _ ripam hanc ut ripae alterius _dignitati
Responderet _ quadrato saxo cc praef. et adil _ anno MDC
LXIX. et MDCLXX’.
so uberaus geschwinde fort gehet, dan ein balancier gibt
alle 2 Minutis secundis 1 ecu, facit 1800 alle stunde.
und der selben balanciers seint l2 à la Monois zu sehen.
liche fontainen so theils Wegen ihrer structur theils
Wegen ihre schone inscriptiones billich zu Remarquiren,
davon einig hie her zu setzen nicht lassen konnen:
{Fontaine} rüe st. honnoré proche les filles de la Conception
‘Tot loca sacra inter pura est, quae labitur unda
Hanc non impuro. quis quis es, ore bibas.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 111: „Das Wasser, das durch soviel heilige Stellen fließt, ist rein; dieses sollst du, wer immer du bist, nicht mit unreinem Munde trinken.“’
{Fontaine} rue de Richelieu ‘Qui quondam tenuit Magnum Moderamen aquarum
Richelius, fonti plauderet ipse novo 1674.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 112: „Der einst die Oberaufsicht über die Wasserversorgung hatte, Richelieu, würde der neuen Quelle selbst Beifall spenden.“’
{Fontaine} aux petits peres _ ‘Quae dat aquas, saxo latet hospita Nympha, subimo,
sic tu cum dederis dona latere Velis.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 113: „Die Wasser spendet, ist verborgen im innersten Fels, die gastliche Nymphe; so sollst auch du, hast du Geschenke gemacht, wünschen verborgen zu sein.“’
{Fontaine} aux innocens, rue st. denis. ‘Quos duro Cernis simulatos marmore fluctus
hujus Nympha loci Credidit esse suos. 1689Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 114: „Die Fluten, die du in hartem Marmor abgebildet siehst, hielt die Nymphe dieses Platzes für ihre eigenen. 1689.“’
{Fontaine} proche l’hotel st. chamond rue st. denis ‘Qui fontes aperit qui flumina dividit urbi
ille est, quem domitis Rhenus adorat aquisNote: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 115: „Der die Quellen öffnet, der für die Stadt die Flüsse teilt, ist jener, den der Rhein anbetet mit gezähmten Fluten.“’
{Fontaine} rüe Ste avoie. ‘Civis aquam petat his de fontibus, illa benigno
de patrum patriae Munere jussa Venit. 1687.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 116: „Der Bürger möge aus diesen Quellen Wasser holen; jenes kam durch gütiges Geschenk der Väter des Vaterlandes geschickt.“’
{Fontaine} Vieille rue du temple ‘Hic Nymphae agrestes effundite Civibus urnas,
urbanas praetor Vos dedit esse deas 1675Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 117: „Hier füllt reichlich, ihr ländlichen Nymphen, den Bürgern die Krüge; der Prätor bewirkt, daß ihr Gottheiten der Stadt seid – 1675.“’
{Fontaine} rue de st. Lovis. ‘Felix sorte tua Najas amabilis
dignum quo flueres nacta situm loci
Cui tot splendida tecta
fluctu lambere Contigit.’
Te triton geminus personat aemula
Concha, te celebrat nomine Regiam,
hac tu sorte superba
labi non eris immemor.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 52, Anm. 118: „Glücklich über dein Geschick, liebliche Najade, hast du einen Platz bekommen, der es verdient, daß du dorthin fließt, du, die das Glück hatte, so viele glänzende Bauten mit der Flut bespülen zu können. Dich ruft der Zwilling Triton mit der eifersüchtigen Muschel, dich nennt er rühmend die königliche; stolz auf dies Los wirst du nicht vergessen zu fließen.“ ’
{Fontaine} vis à vis les grands jesuites.
‘Siccatos latices et ademptum fontis honorem
officio aediles Restituere suo. MDCXXVII’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 119: „Die versiegte Wasserstelle und die verlorene Ehre der Quelle stellen die Ädilen wieder her, wie es ihres Amtes war – 1627.“
{Fontaine} à la place Maubert. _ ‘Qui tot Vaenales populo locus exhibet escas
hic praebet faciles, ne sitis urat, aquas.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 120: „Der Ort, der dem Volk so viele Speisen zum Kauf anbietet, schenkt hier leicht schöpfbares Wasser, damit der Durst nicht brenne.“’
fontaine st. Severin, rue st. jacques _ ‘Dum scandunt juga montis anhelo pectore Nymphae
hic una è Socijs Vallis amore sedet. 1687Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 121: „Während den Kamm des Berges ersteigen mit keuchender Lunge die Nymphen, sitzt hier eine ihrer Gefährtinnen, von Liebe zum Tale erfaßt – 1687.“’
fontaine de st. Victor. ‘Quae cunctis doctrinae aperit domus intima fontes
Civibus exterior dividit urbis aquas.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 122: „Das Haus, das im Inneren allen Bürgern die Quellen der Gelehrsamkeit öffnet, teilt außen die Wasser der Stadt.“’
{Fontaine} au bout de la rüe de la harpe. ‘Hoc in monte Suos Reserat Sapientia fontes
ne tamen hanc puri Respue fontis aquam 1687.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 123: „Auf diesem Berg öffnet die Weisheit ihre Quellen; dennoch verschmähe nicht dies reine Wasser der Quelle – 1687.“’
{Fontaine} aux Cordeliers ‘urnam Nympha gerens Dominam tendebat in urbem
hic Stetit et largas laeta profudit aquas.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 124: „Ein Gefäß tragend, eilte die Nymphe in die Hauptstadt; hier machte sie halt und spendete froh das reichlich fließende Wasser.“’
{Fontaine} à l’hospital de la Charité ‘Quem pietas aperit Miserorum in Commoda fontem
instar aquae largas fundere Monstrat opes 1675Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 125: „Wie die Frömmigkeit zum Nutzen der Armen diese Quelle öffnet, lehrt sie gleich Wasser reichliche Mittel zu spenden – 1675.“’
{Fontaine} Vis à vis l’hotel dieu. ‘Qui Sitis huc tendas, desunt si forte liquores
progredere, aeternas diva paravit aquas.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 53, Anm. 126: „Der du Durst hast, komm her; wenn zufällig das Wasser versiegt, geh weiter; ewige Wasser hat die Göttliche bereitet.“’
gend ist hieherum Wegen ihren Modesten und exempla„
rischen leben nicht gnug zu verwunderen, es gibts gibt
sonsten der jungen abbés alhie gnug, so Mihr aber viel
zu galand vorkommen und besser die aufwartung
des frawenzimmers alß ihr brevier scheinen zu verstehen
die Kirchen Ceremonien seint in warheit wegen ihrer
Magnificense und ordnung auch nicht gnug zu loben,
so gemeinlich von einen Ceremoniario dirigirt werden
in iede pfar Kirche ist ein schweitzer Mid einer halebarde
nicht allein vor allen processionen, austheilung
des Weÿ wasserß, und anderen umbgang des priesters
vorhergehend und rufend: RangeZ Vous umb platz zu’
Machen, sondern auch Wan ein vornehmes frawenzim
mer Mid einen kostlichen guldenen und brodurten
beutel in der hand von einen Cavalier herumbgefuret
Wird almosen zu suchen: pour les pauvres Malades
pour les enfants trouveZ etc Welche galante quest
euses einen ied weden gegen seinen willen
zum Mid leiden und zur freÿgebigkeit bewegen konnen
unter der Vesper officio defunctorum oder wan sonsten
pssalmen gesungen werden, gehen allezeit 2 priester
in Chor Kappen vor die letters auf und ab spatziren
Die Tohten Werden gemeinlich vorn in die heuser publique{ment}
exponirt und alle vorubergehende spendiren dan einen
almosen oder gebett und besprengen (d)den sarch Mid weÿw{as}
ser, und Waß sonsten noch vor gebräuche Mehr seint,
so alle zu erzehlen die zeit nicht leidet.
abend exequirt, und wird des Morgens die Sententz uber
all in truck publicirt in nachfolgender form: ‘
Sentence _ Rendue Contre le nomme jacques de la
Brunetiere dit de hestre condamné d’estre rompu
Vif à la place de la Croix du tiroir.
extrait des Registres du greffe Criminel du châtelet
de paris.’ ‘par Sentence de Monsieur le lieutenant Criminel
et jugement dernier jacques de la brunetiere dit
De hestre est declaré dûment atteint et convaincu
d’avoir eu part au Vol fait nuittament avec port
d’armes dans les rües de paris et assassinat Commis
en la personne du sieur Marquis de Silly: pour
le paration de quoy Condamné d’estre conduit à la
place de la croix du tiroir, ayant escrite au devant et
derriere portant ces Mots. Voleur de nuit dans les Rües
de paris: pour-y-avoir bras, jambes, Reins et cuisses
rompus Vifs sur un Eschaffaut, qui pour Cet effet
y sera dressé et ensuite Son Corps Mis Sur une roüe
la face tournée Vers le Ciel, pour-y-demeurer tant
et si longuement qu’il plera à dieu luy Conserver la
Vie, tous et chacuns ses biens acquis et confisqueZ
au Roy, ou à qui il appartiendra, Sur iceux[?] prela„
blement pris la somme de 1000 livres au Cas que
ConfiScation n’ayt point lieu, et avant l’execution
sera le dit de hestre appliqué à la question ordinaire
et extraordinaire pour apprendre par sa bouche la Verité
d’aucuns faits Resultans du proces et les noms de
ses Complices. fait le dousieme decembre 1698.’
Der galgen oder echaffaut wird entweder in loco delictiNote: Aus dem Lateinischen „locus, i“ (m), „Ort“, und „delictum, i“ (n), „Verbrechen“, also „am Ort des Verbrechens“.
umb zu raderen haben sie ein rechtes holtzernes andres ⹀
Kreutz darin in der gegend der arme beine und schinbeine
grosse viereckte Kerben gemacht, auf solchem Kreutze
Werden sie ausgestreckt und festgebunden und alsdan
Mid einen eisernen Kolben in stucken geschlagen, so
in der that kein raderen sondern die alte Manier zu
kreutzigen ist. nachgehends werden sie aufs rad gelegt
umb darauf zu sterben. Mid den Hencken seint sie
sehr geschwind, welcher straf auch das frawenzimmer
unterworffen ist, Man singet Salve Regina und 3 mahl
o Crux ave, alß dan werden sie oben und unten zugebunden die Corper werden
auserhalb der statt
au Mont faucon
geführt.
und nuhr eine viertheil stund schwischen himmel und erden
in allerleÿ luft sprungen exercirt. + ohnerachtet die
justice zu Paris sehr scharff administrirt wird, passirt
fast keine woche daß Man nicht von Morden und assassi
niren hore. und ist zuweilen daß plunderen rauben
und umbringen mid solcher grausamkeit (vergeselschaf)vergeselschaftet
daß Man schrecken Mues die historien anzuhoren.
ein engelender Wurde auf seiner Kammer assassinirt
und ihme ein grosser pfal im halse geschlagen, 2 lack{eyen}
hatten einen dritten ermordet, und den Korper in stuc{ken}
zerschnitten, in einen trag Korb gepacket und also in
der seine geworffen so aber zu ihren ungluck auf ein
schiff gefallen und alda ligenblieben, der Korb wurde
des anderen tags auf einer stange gestecket, durch
Wessen erkentnuß die fraw so ihn geliehen und al so
ferner die laquaien atrapirt und geradert worden
in stucken zerhackte Kinder gefunden ob sie vieleicht
zu einen fricassée dienen solten oder sonsten, kan ich nicht
Wissen dan es ist nimmer aus kommen. es lest auch
woll zu weilen daß frawenzimmer einen verdrieslichen
man assassiniren oder sonsten incognito hinrichten
so alles unmuglich kan observirt und beschrieben werden.
eine so stätliche entrée in paris gehalten dergeleichen
alda kaum solle gesehen sein, die grosse Magnificentz
der 2 stats Carossen so uberall verguldet und sehr sauber und
kunstlich bemahlet, die kostliche livré der vielen diener
und pages die herliche pferde und Montirung ist mihr
alzu viel und zu beschwerlich vor augen zu stellen, nach
gehens imMartio und aprili 1699 haben Wir alda einen
abgesanten von Marocco gesehen dessen Comitat in 18
personen bestunde, er trug einen rothen turban Mid
ein weisses bund, einen Roten escarlaten Rock Mid einen
kurtzen Mantel von schwarzen verblühmten Atlas,
uber dem Mantel trug er eine rothe sei{de}ne escarpe, daran
ein pallasNote: Wahrscheinlich meint Corfey einen Pallasch, einen Säbeltyp, der im Osmanischen Reich verwendet wurde. untern lincken arm hinge. er hatte rothe und
von vielen kleinen falten gantz krause stiefelen
an Wie die wachtelenpfeiffen, ein ansehnlicher gesetzter
man mid einen bart Wie der holofernes, er heist abdala
ben ayscha, seine leute aber fuhren keinen sonderlichen
staht, gehen gemeinlich Mid blossen armen, er hatt
dem Konig einige presenten von tyger und anderen heuten
getharn, sein verstand wird von ieden gelobet, unter
anderen ist von ihn eine denckwurdige antwort remarquirt.
Warumb die Marocquiner so viele weiber haben, darauf er
gesagt: Dieweilen sie suchen beÿ viele dasjenie so Man
in Franckreich beÿ einer ieden findet, Wir haben ihn speisen
gesehen zu Paris à l’hotel des ambassadeurs, und obwoll
der Konig sie sehr woll tractiren lassen, essen und trincken
sie dannoch nach ihre landß Manier. der ambassadeur
sein Mufti und sein secretarius trincken auß einem Kruch
Welchen immer ein Diener hinter sie auf die hand fertig haltet
sie trincken nuhr wasser und bedienen sich sonsten Weder becher
noch glaser. den 5ten aprilis seint wir mid ihn nach
Versailles gewesen und alle Wesser ge springen gesehen,
wo von auf ein andermahl w weit leuftiger.
st. LaZare
1698 (d)den 17 decembris haben wir à l’abbaye st. germain
einen gesehen zum ritter schlagen vom orden de st. LaZare
durch den Marquis d’angeau großmeistern selbigen
ordens en presence vieler chevaliers alle in rohten
sammet gekleidet.
st.
germain
so in sichere dazu gebawete heuser alle zeit gehalten wird
und zuweilen die ehr hatt daß Monseigneur le dauphin
oder andere princes de la Cour dahin kommen presenten
einzukauffen, nebst allerleÿ kostliche und galante
waren seint selbig mahl alda zu sehen gewesen viele
frembde thier, ein Medgen ohne arme, ein kunstlich sprech{„}
endes haubt, tantzende hunde, von sich selbsten spielende
orgel und Machinen ein weisser elephant etc
daß spielen gehet alda so eifferich daß es nicht zu sagen
alles so zum galanten und lustigen leben gehort, ist alda im
uberfluß, die Mademoiselles in den boutiquen Wissen sich
also zu pariren das wenig liebhaber vorbeÿ gehen, denen
das geld nicht beginne im beutel zu jucken.
schatz und viele konigliche begrebnussen sehens werth.
der schatz wird alletage 2 Mahl gezeiget unter die unfehl„
bare Kostbarkeiten und rariteten so Man alda findet, seint
noch einige guldene geschir und kristallene Vasa von salomons
und anderen sirischen KonigenNote: Unter den von Corfey gesehenen und hier evozierten Stücken befand sich wahrscheinlich die „Tasse Salomons“, auch „Schale von Chosroes“ genannt, eine Prunkschale aus Gold, Glasfluss und geschnittenem Bergkristall, die in die sassanidische Epoche (zwischen dem 6. u. 7. Jh.) zu datieren ist. Das Stück befindet sich heute in den Sammlungsbeständen der Bibliothèque nationale de France, Monnaies, Médailles et Antiques, Camée.379. zeiten her alda zu sehen
unter die Reliquien ist der Nagel da Christus Mid ans
Kreutz genegelt eins von den principalsten, alle die Kasten
und brustbilder seint von gold. die edelgesteine, darunter
einige unschetzbare von augusto und Nerone zu sehen
seint unzalh unzahlbar, viele guldene konigliche Kronen
und Mains de justice findet Man auch alda, unter allen
eine lerat[?] leuchte oder lanterne dessen die juden beÿ
Christi gefangenschaft im garten gebrauchet so von eisen
ist und grosse runde locher hatt dar in eine art glaß oder
sonsten durchscheinender stein einge setzet. den degen joannae
von arc so fur ein frawenzimmer simblich plump und
schwer ist. er ist gans von eisen, im Knopf seint 2 kleine
guldene Medaillen eingefasset, die ich woll gerne von nahe
hette besehen mogen Wans die gelegenheit alle mahl so
leiden wollen. und noch viele und ungelaubliche sachen
Mehr so alle Meist von gold und un Muglich konnen beschrieben
Werden.
kostlichsten Reliquien, so auff der gantzen Weld gefunden
Werden, Nemblich der leib rock Christi ohne Naht so
mid ihm aufgewachsen und nicht gestricket sondern
gewebet ist, daruber die soldaten das loß geworffen,Note: Vgl. Corfey 1977, S. 57, Anm. 133: „Die Tuchreliquie von Argenteuil (cappa pueri Jesu, 1156 zuerst erwähnt) soll von der byzantinischen Kaiserin Irene Karl dem Großen geschenkt worden sein.“
die Couleur ist denen dörren rosen nicht ungleich, es
ist alda eine grosse andagt, und kan man ihn ohne
alteration nicht woll anschawen
en laye und andere Mehr seint woll sehens wert, dieweilen
aber der selben beschreibung alzu viel zeit erfordert
will es auf ein andermahl, und biß an die beschreibung
Versailles Reserviren,
Compiegne
Compendium
seV paX. seV non
paX. perstat
LVDoVICVs In
arMIs.
Compend: ad Œsiam Note: Der Zusatz nach dem lateinischen Namen für Compiègne lässt sich folgendermaßen Übersetzen, wobei „sev“ als Abkürzung für „sevit“ steht: „Er sät Frieden. Er sät keinen Frieden. Ludwig fährt fort, unter Waffen zu stehen. Compiègne an der Oise.“ Die Großbuchstaben bilden ein Chronogram und ergeben das Jahr des Manövers 1697.
Compiegne begeben umb von dasigen Camp und anderen
vorgefallenen sachen auch ein wenig zu remarquiren
Compiegne ist eine kleine statt, von grosse und von
façon iust wie Warendorf, sie ligt an der oyse, hatt
Meistentheils schlegte heuser, daß rarste so ich darin
gefunden, ist der turn der Minimen, so dem turn
des (h:)heilige grabß zu jerusalem so sehr geleichet, das kein
eintzige seule, band oder trag stein anders, noch Mehr
oder Wenig er daran zu sehen seÿ. schwischen Compiegne
und Monchy stunde daß lager in 2 linien, bestehend
auß 53 bataillons, 152 escadrons und 40 stucken
die außerlesenste troupen so Mid augen konnen gesehen
Werden,Note: Im Vorfeld des sich verschärfenden Konflikts um die spanische Thronfolge lieferte Ludwig XIV. eine beeindruckte Machtdemonstration ab: Zwischen dem 28. August und dem 22. September 1698 ließ er ein Manöver bei Compiègne unter dem Oberbefehl des Marschalls von Boufflers durchführen. 54 Bataillone und 132 Reiterkompanien übten dabei den Angriff und die Verteidigung eines verschanzten Militärlagers, lieferten sich eine Schlacht in geordneter Gefechtsformation und belagerten schließlich Compiègne. Offenbar täuscht sich Corfey leicht in der Angabe der Truppenstärke. Dieses Manöver machte viel von sich reden, sowohl in Frankreich als auch im Ausland. Vgl. Bluche 1990, S. 262. die gantze armée War new Montiret,
es War kein Mousquetir so nicht seine weisse handschue
hatte,
von iedem Regiment gleich Montirt, in summa eß schien
ein ieder officier umb die propreté gleichfals gestritten
zu haben Welches auß nach folgender tabel ien der ordre
de bataille und der Montirung deutlicher zu sehen ist.
W. weiß _ bl. blaw _ br braun _ R. roht _ S schwarz _ o. ora{n}ge _
V. violet _ ge. gehl _ gru. gruhn _ gra graw. ⨀ gold _ ☽ silbr
Ordre de bataille und Montierung der troupen. | |||||
le Corps de bataille 1re ligne. | |||||
bataillos | rock | aufschlag. | Camisol. | strumpfe | |
1 les bombardiers } | W | bl | R | R | |
2 artillerie Royal } | |||||
3 picardie | W | W | R | W | |
1 Coisquin | W | R | ge | R | |
4 du Roy | W | bl | o | bl | |
6 garde françoise | bl | R | R | R | |
4 garde suisse | R | bl | o | bl | |
3 dauphin | W | bl | bl | bl | |
1 Languedoc | W | bl | bl | R | |
1 Roÿal italien | br | R | ge | W | |
3 Navarre | W | W | R | W | |
le Corps de bataille 2 ligne | |||||
2 bourbonnois | W | W | R | R | |
1 la Couronne | W | bl | bl | bl | |
2 Lionnois | W | R | gru | R | |
1 La Chastre | W | R | ge | R |
bataillons | Rock | (aufschl.)aufschlag | Camisol | strumpfe |
1 Crussol | W | W | R | R |
1 Rouargne | W | R | R | R |
1 Toulouse | W | bl | bl | bl |
1 anjou | W | bl | bl | bl |
1 Ver Mandois | W | R | bl | R |
1 Lee | R | gru | gru | W |
1 du Mainne | W | bl | bl | bl |
2 Roussillons | R | R | R | W |
1 Humieres | W | R | R | R |
2 stouppa | R | bl | o | bl |
3 la reine | W | R | bl | R |
2 greder allemans | bl | ge | bl | R |
1 poitou | W | bl | bl | bl |
Cavallerie | |||||
aile droite 1re ligne. | |||||
escadrons | Rock. | (aufschl.)aufschlag | neud’épee et Cordon | Huft. band | Huft gall[?] |
3 Colonel general (drag:)dragons | R | bl | W | W | ☽ |
3 Royal dragons | bl | R | W | W | ☽ |
1 grenadiers à cheval | bl ⨀ | R ⨀ | o | o | ⨀ |
3 Noailles } | |||||
3 duras _ } |
escadrons | Rock. | (aufschl.)aufschlag | Cordon | Huft band | huft galon. |
3 Lorges | bl ☽ | R ☽ | o | W | ☽ |
3 Villeroÿ } | |||||
2 gendarmes du Roy | R | R ⨀. | o | o W. plumen | o |
2 chevaux legers du Roy | R | R ⨀ | o | W ⨀ | W plumen |
2 1re Compagnie des Mousq:} | R ⨀ | R ⨀ | uber rock | bl ☽ | W plum. |
2 2de Comp. des Mousquet } | |||||
1 chevaux legers dauphin } | |||||
1 gendarmes dauphin } | |||||
1 chevaux leg. de la reine } | |||||
1 gendarm de la reine } | |||||
1 gendarm. flamans | R | R ☽ | o | W | ☽ |
1 bourguignons } | |||||
1 anglois } | |||||
1 Ecossois } | |||||
aile droite 2de ligne | |||||
3 du Roy | bl | R | W | W | ☽ |
3 royal pied mont | bl | R | W | W | ☽ |
2 furstemberg | R | bl | W | S | ☽ |
2 Tallemont | gra | grau | ge. S. W | W | ☽ |
2 bourgogne | bl | R | o | R. S. | ☽ |
2 Conde | W | R | R. ge | W | ☽ |
2 grignan | W | R | V. R | W | ☽ |
2 Roquepinne | gra | R | R | W | ☽ |
2 d’auvergne | gra | R | S. W | S. W | ☽ |
2 Rohan | gra | R | ge. R | S | ⨀ |
2 Chartre | gra | R | R | W | ☽ |
3 dauphin étrangers | bl | R | W | W | ☽ |
3 gravattes du roy | bl | R | ge | W | ☽ |
l’aile gauche 1re ligne | |||||
3 Cuirassiers du roÿ | bl | R | ge | W | ☽ |
3 Royal allemans | bl | R | W | S | ☽ |
item bl uberrock _ R Camissol _ R mutzen _ S rauchwerck | |||||
2 orleans | W | R | R | S | ☽ |
2 Camille | W | R | gru | W. gru | ⨀ |
10 Carabiniers | bl | R ☽ | o | S | ☽ |
2 souvre | W | R | R. ge. gru | S | ☽ |
2 bourbon | W | R | ge. R | S | ☽ |
3 Royal Roussillons | bl | R | W | W | ☽ |
3 Mestre de Camp gral | gra | R | ge: S | ge S | ☽ |
3 peysac dragons | R | ge | ge | S | ☽ |
3 Mestre de Camp grl. drag. | R | R | W | W | ☽ |
l’aile gauche 2de Ligne. | |||||
2 anjou | bl | R | W. R | W | ⨀ |
2 Villequiers | W | R | R | S | ☽ |
2 Cossé | W | R | ge. S | ge. S | ☽ |
2 Tournefort | W | R | O. W. gru | W | ☽ |
2 Rosen[?] | W | R | ge. S | S | ☽ |
2 berry | bl | R | R | W | ☽ |
2 Clermont | W | R | gru | W | ☽ |
2 duras | gra | R | o | W | ☽ |
2 dourches | W | R | bl. O | S | ☽ |
2 st. pouanges | W | R | R | W | ☽ |
2 Moiaroy[?] | W | R | gru | W | ☽ |
2 Vivans | W | R | gru. S. O | W | ⨀ |
3 la Reine | R | bl | bl | W | ☽ |
3 Royal etrangers | bl | R | W | S | ☽ |
La Reserve. | |||||
3 la Reine dragons | R | bl | bl | W | ⨀ |
3 haut fort (drag)dragons | gru | R | R | W | ⨀ |
2 du Mainne | W | R | W | S. W | ⨀ |
2[?] la Vailler | W | R | ge. R | W | ☽ |
2 Noailles | R | R | O | W | ⨀ |
2 la Feronay | W | R | R | S | ☽ |
2 Villeroÿ | gra | gra | gru | S | ⨀ |
2 Toulouse | W | R | W | W | ⨀ |
3 dauphin (drag)dragons | bl | bl | W | W | ☽ |
Dieweilen aber die statt nicht sonderlich groß und zudem
Mid leuten von hoff und frombden also angefullet war, das
kaum ein zimmer noch bett es sey dan vor drey oder vier
doppelt geld, und dannoch schwerlig zu haben, und die armée
auch ein simblich stuck Weges von der statt ent fernet, also
daß die frombden sehr umb pferde verlegen waren, als haben wir
diesen allen vorzu kommen uns im dorf, Margny genant
so schwischen der armée und der statt ligt, à la Campagne
logirt, Welches uns diesen fortheil gebragt daß Wir beÿ
allen vorgefallenen actiones desto leichter und ohne sonderliche
Muhe present seien kunten.
armée auß en ordre de bataille, die artillerie à 44
Canons, 1 bataillon Bombardiers und 2 bataillons artille
rie Royal iede ad 600 Man, stunden vor der fronte, beÿ
iedem stuck wurden Commandirt 2 bombardiers und 4 (art. roy:)artilleurs royaux
Kurtz darauf kame der Konig Mid das gantze Cour und
thate die Reveüe, fing am lincken flugel in der 2ten linie
an und Repassirte von (d)den Regten flugel vor der ersten
linie, wo mid der abend herzunahete, alß der Konig zu
ruck nacher Compiegne kerte, thate Man 3 salven
Mid der artillerie und der gantzen armée.
(d)den 10ten ruckte abermahls die gantze armée |: doch ordre de
bataille
et
exercices
ohne die Cavallerie :) in ordre de bataille auß, und weilen
des Konigs ankunft ein wenig trainirte wurden die
bataillons exercirt, so bald der Konig anlangete,
thate die erste linie sich rechts umb kehren, und Wurde
hie Mid dem duc de bourgogne gezeiget Wie 2 armeen
gegen ein ander zu Rangiren.Note: Das Manöver hatte auch den Zweck, den Herzog von Burgund - den ältesten Sohn des Thronfolgers, des Grand Dauphin, Louis de France - die Kriegsführung zu lehren. Vgl. Corfey 1977, S. 62, Anm. 137. heut abend hatt
man angefangen Mid einen Canonschus die Retraite
und ausgabe der losung anzudeuten
den 11ten ist die gantze armée nacher Gournay Marchirt, Marche
alda presentirt worden die Maniere zu Marchiren defiliren
avanciren und zu Retiriren so biß am abend spaht
gedauret.
(d)den 12. des Morgens umb l0 uhren Wurde in der statt Siege
eine guarnison hineingezogen par la porte du pont. wie folg{et}
Einige Cavallerie, und 7 Man von iede Compagnie von nachfol.
guarde françoise starck | 6 bataillons |
garde Suisse | 4 |
Bourbonnois | 2 |
du Roy | 4 |
Lionnois | 2 |
Royal Roussillon | 2 |
la Couronne | 1 |
Coisquin | 1 |
la Chastre | 1 |
Rouaigne | 1 |
Lee | 1 |
du Mainne | 1 |
umb l0 uhren ruckte die feind liche Cavallerie heran und
passirte uber die schifbrucke, welche passage aus der
statt starck mid stucken disputirt wurde, umb 11 uhren
War die statt von der Cavallerie berennet und zwarn esca„
drons weise ungefehr 2 à 300 schritt von ein ander _
unterdessen begunten die belagerte ihre Wälle und aussen
wercke Mid der infanterie, und die faubourg de la porte
Chapelle mid der Cavallerie zu besetzen. umb 1 uhr
ging die feindliche infanterie uber die Oyse, Warauf
unauf Horlich Canonirt wurde, die selbe bestunde in
nach folgende bataillons:
Navarre | 3 (bataill.)bataillons |
royal (ital.)italien | 1. |
Languedoc | 1 |
dauphin | 3 |
la Reine | 3 |
stouppa | 2 |
humieres | 1 |
greder | 2. |
besetzten die belagerte die faubourg st. LaZare mid 2 bataillons
infanterie, so sich alda umb halber 2 verdeckt logirten.
um 4 uhren kamen die feindliche dragoner alzunahe auf die
faubourg de la porte chapelle, warauff die alda postirte
Cavallerie tapffer fewrte, und ohnerachtet gedagte Cavallerie
noch einige kleine posten infanterie beÿ sich hatte, wurde
sie doch von dem feind biß an die Contre charpe poussirt, darauf
die belagerte einen Vigoureusen ausfall aus der Contre charpe
thaten und Repoussirten den feind biß an seine vorposten
Mid einen immerwerenden feuer, unterdessen hatte der
feind sich an st. LaZare auch zunahe gewaget, und weilen
die infanterie alda verdeckt war, hatt er unvermuhtet
ein grosses feuer ausstehen und sich gleichfals Retiriren mussen
umb 5 uhren Nahme diese escharamouche ein ende.
und zog Man sich beyden seits Wieder zuruck, selbigen
abend kame noch viele feindliche Cavallerie und nach„
folgende Regimenter infanterie uber die schiffbrucke ins
lager an, (Mr.)Monsieur le duc de Bourgogne hielte an der brucken
zu pferde und sahe die passage zu.
garde françoise 3 bataillons _ picardie 3 batt. item
2150 pionniers, so selbigen abend angefangen das tran„
chement, aproches und 2 baterien iede von 6 stucken
zu verfertigen, Warauf biß 9 uhren unaufhorlich
Mid Mousquéterie aus der Contra charpe und Mid Canonen
von den Wallen gefeuert wurde, umb 9 uhr regen.
den 13. Morgens waren 2 parallelen und die baterien fertig
avanciret, umb halber neun kam der Konig Jacob sambt
den duc de Berwick herauß die approchen zu besehen, umb
halber 10 haben die beyde baterien angefangen zu spielen,
und daß feur aus die aprochen war sehr gros, Wie auch aus
der festung, biß umb halber 1l ein regenwetter beyderseits
das feur gelo geloschen. umb halber 3 uhren Nachmittag attaque
hatt der duc de Bourgogne, de Berri 3 und anjou 2 die aprochen
besehen, umb 3 uhr wurde alles zum sturm verfertiget,
umb halb vier thate. Man 3 losungsschus von der baterie
darauf der feind pelotons weise auß die aprochen gefallen
das aussen Werck attaquirt und uberstiegen, die darinnen
Retirirten sich und wurden von einen starcken secours
aus der Contrecharpe secundirt, also das der feind ein„
wenig zu weichen geschwungen wurde, selben aber kamen
augenblicklich etliche bataillons zu hulff und Repoussirten
die belagerte biß in die Contrecharpe, hielten auch so
lange daß feur aus biß sie von anderen frischen bataillons
abgeloset wurden, und die arbeiterNote: Will heißen „Sappeure“ bzw. „Belagerungspioniere“. so von vielen inge„
nieuren ordinirt waren, sich gnugsam eingeschnitten.
es fielen einige plu pelotons auß auf die arbeiter,Note: Will heißen „Sappeure“ bzw. „Belagerungspioniere“. selbige
zu verhinderen, so aber von einer Reserve, welche sich in
denen negst gelegenen heuseren und gartens logirt hatte,
Repoussirt wurden, alß die arbeit so weit verfertiget
daß man sich darin logiren kunte hatt sich der feind alge„
Mach zuruck gezogen und dahinter postiret, darauff
Wurde vom RaVelin das signal zur Retraite gegeben
der feind hatte unterdessen eine brave arbeit gemacht,
und das aussenwerck Mid einer Newen paralleleNote: Der militärische Fachausdruck bezeichnet einen Graben, den man parallel zu einem belagerten Festungsabschnitt anlegte und in den eine Bresche geschlagen werden sollte. von der
statt abgeschnitten, und sich in das selbe verschantzet.
diese action daurte eine gute stunde, welche der Konig sambt
den gantzen hoff oben beÿ der windmuhlen de la porte Chapelle
zugesehen, der stillstand daurte biß am abend umb 6 uhren,
alß dan sich die Canons Wieder braf horen liessen.
heute waren die aprochen besetzet Wie folget: an der
lincken seiten von (d)den Regiment picardie, die parallele
und rechtere seite von (d)den Regiment garde françoise.
(d)den 13ten losete an der lincken ab Regiment de Navarre
in der Mitten und am rechtern flugel garde suisse
umb 7 uhren am abend War das feur aus stucken und Mousque{tten}attaque
der
Contre charp
sehr groß. vermuhtlich auff die arbeiter,Note: Will heißen „Sappeure“ bzw. „Belagerungspioniere“. und wurde bey der
seits das Canoniren lang Continuirt, ein viertheil vor 8
horte man ein grosses geschreÿ, warauf bey derseits alles schiessen
aufhorte.
den 14ten sontag War alles still und die aprochen ledig
so Mich veranlaste die selbe abzu zeichnen, ich befande
aber daß der feind gestern abend alß umb 7 uhren das starcke
feur war, sich auf der Contrecharpe logirt, Welche Victorie
gemachet daß der feind Vive le prince und die belagerte Vive
le Roÿ geruffen, so daß geschreÿ gewesen.
den 15ten waren die aproches besetzet: zur lincken von
Coisquin 1 batt. und bourbonnois 2 _ an der Rechten garde Fran{„}
çoise 3 bataillons, umb halber dreÿ nach mittag besahe (Mr.)Monsieur le
duc de Berry und anjou die gemachte gallerie uberm graben,
und die unterm Ravelin angelegte Mine, Umb 1/4 vor viere attaque des
Ravelins
Wurde anstalt zum sturm gemachet, die Cavallerie ruckte
auch außm lager naher herbeÿ umb 5 uhren wurde von
der baterie das Signal zum sturm gegeben, und fiele der
feind das Ravelin an, muste aber ein starck feur aushalten
und wurde von einer schrecklichen Me{n}ge handgrenaten lange
zeit im graben und auf der breche incommodirt, biß er endlich
vom Ravelin Maister Wurde, und die belagerte geschwungen
sich herunter im truckenen graben zu retiriren, warin
sie sich gleichwohl also postirten, daß sie die face vom Ravelin
flanquiren kunten, tentirten auch das Ravelin Wieder
zu eroberen, wurden aber Repoussirt und geschwungen das
selbe zu abandonniren, sobald der feind sich darauf einge„
schnitten, logirte er sich darin, und blieb Maister da von.
es War Curieux zu sehen wie alles so ordentlich gefuhrt
und die feinde von ein ander im feur abgeloset wurden, nach
volliger eroberung des Ravelins fing das geschreÿ Wieder an
Vive le Roy und ein ieder warf zum freudenZeichen seinen
huht in die hohe, Warauf alles Chargiren Cessirte.brand
verwichene nacht schwischen den 14 und 15 seint im lager dans
la Cave à gauche 50 stuck so wein als brandwein (p)par
Malheur verbrand.accord
(d)den 16ten dieweilen (Monsr.)Monsieur le duc de bourgogne unter direction
des Marechal de beauflers diese attaque gefuhret, den
Konig seinen groß vatter, dauphin seinen Vatter,
aussenwercke erobert, und Man ihn aber ans haubtwerck
nicht kommen lassen wollen alß ist die statt par accord
ubergangen, Warauff man geleich angefangen die aprochen,
zu schleiffen, heutt seint viele pioniers Commandirt
nacher Mont Martin umb alda einige linien aufzu„
Werffen. (d)den 17 Waren die linien fertig und zwarn vom linien
forciert
dorff Montmartin biß an den bach aronde, Warin sich die
halbe armée postirt hatte, Welche die frantzosen waren,
die andere halbscheid aber so viel stercker, Waren die allÿrte,
diese attaquirten die feindliche linien umb nachmittag 2 uhren
die infanterie in die Mitte und die dragoner zu fues auf
die flugel, occupirten sie auch umb 3 uhren, der feind Reti„
rirte sich und nach dehme er sich Recolligirt und postirt gehabt
schopfte er frischen Muht, fiel die allyrte wieder an, und
bragte derselben Cavallerie in Confusion und auff die flugt.
daß also die teutsche infanterie gleichfalls genothiget wurde
zu weichen, auf diese art Recuperirten die Franzosen
ihre linien und postirten sich Wieder darin, unterdessen
hatten die fransche grands Mousqueters sich alzuweit hasar
dirt, daß sie Coupirt wurden und Mid grosser Muhe sich
Wieder durchschlagen Mussen, dieses war beÿ der bach aronde
oder am franschen lincken und teutschen regten flugel.
1/4 nach 4 schossen die franzosen Victorie, den huht in die luft,
die teutsche aber zogen sich algemach wieder zuruck.
stunden die Spanier von Frenelle biß ungefer Nacher Rou„
Villers en bataille und kamen die Frantzosen selbige aufzu
suchen, die Spanier blieben in ihren posten stehen. umb 2 uhr
nach Mittag fingen die franzosen sich anzurangiren von
hemevillers biß gournaÿ vorbeÿ, ein viertheil nach 3 kamen
die vortroupen aneinander zu houarneville, die franzosen
avancirten noch mid voller fronte und umb 1/2 4 kamen beÿde
armeen ein ander ins gesicht, und fingen sich anzu Canoniren,
1/4 vor 4 ruckten die Frantzosen an, und postirten sich gegen
den feind, so still in bataille hielte und die franzosen auf sich
ankommen liß, 1/4 nach 4 ruckten die Spanier auch an, da es
dan zu einer volligen bataille kame, und nach ein viertheil
stundiges gefecht gerieht der franscher lincker flugel auf
die flugt, kam aber bald Wieder zum stande, ein vierthl
nach 5 fing die Spanische infanterie anzuweichen und umb
halber 6 die gantze armée vollig, so von die franzosen
verfolget Wurde biß sonnen untergang, der abend separirte
beyde armeen, und die franzosen behielten das feld, am
linckern flugel franzosischer seiten Waren 6 Karren Mid
schantz gerehtschaft, 7 Karren Mid pulfer iede von 5 tonnen
4 afuiten Mid protz wagen, iede Karre Mid 4 pferde bespant.
Was am rechtern flugel vor anstald gewesen, kan ich nicht
sagen, indehme Nicht uberalle beÿ seien konnen, und Nichtes
hieher zu setzen gesinnet als waß selbsten gesehen und Remarquirt habe.
der Konig und das gantze Cour hielte auf der hohe
sich auch dieser Krieg und Campagne.
nach paris.
(septemb)septembris unsere ruck reise zu Wasser angestellet und nach
gehaltenen Mittag zu pont St. Maxence, am abend zu Beaumont
logirt,
poissy, alwo eine herliche grosse Kirche à l’abbaye, von st.
Lovis fondirt zu sehen ist, wo von aber das tach von ein tunner
Wetter verbrand war,
germain
laye Mittag gehalten und (d)den Konig jacob von Engeland
speisen gesehen, das taffel zimmer War mid grunen sammt
behangen, er speiset recht auf sein englisch und haben
die hunde eine grosse libertet an seiner taffel; selben
abend seint wir noch biß Marly kommen,
25 haben wir gnug zu thuen gehabt Mid betragtung und
abreissung der dasigen Machine so gleich woll verstohlner
Weise geschenn Muste, diese Machine kan mid recht
vor ein Wunderwerck passiren. 14 grosse Rader von
32 fues in diametro treiben das Wasser durch ein truck⹀
werck biß oben aufm berg 62 toises hoch, in einen
aqueduct so 36 bogen hatt. von da es Nach Versaillen
durch lauter eisene rohren weiter gefuhret wird, die
rohren seint alle aneinder geschroben, iede ist lang
3 fues 11/4 zoll. sie seint weit 1/2 – 3/4 – 1 [...] biß 11/2 fues.
diese Machine vo ist von (Mr.)Monsieur de Ville einen luttiger
inventiret, man zehlet beÿ die 1000 balanciers daran
selbsten und das leitwerck biß oben aufm berge employrt ist,
scheinet einen gantzen grossen wald erfordert zu haben, der
garten zu Marlÿ ist billig ein klein paradeis zunennen
das logement bestehet aus 1 grossen und l2 kleine pavillons.
so alle Mid einer allée an ein ander gehenckt, es ligt am
hang vom berge, so ihme den schonsten prospect uber der seine gibt
den Man Wunschen mage, die gewolbte grune alleen, fontainen,
die grosse Cascade und andere Compendieuse annehmlichkeitenNote: Aus dem Lateinischen „compendiosus, a, um“ (Adj.), „abgekürzt, lakonisch, vorteilhaft“, hier also „vorteilhafte Annehmlichkeiten“.
verdienen einen sonderlichen ruhm, und seint wurdig der
Curiositet der frombden
angelanget, so dem hertzog von Orleans zu gehort, Welchen
Wir Mid Madame la duchesse d’orleans, grande duchesse
de Toscane, duc de Chartre, Madmoiselle d’Orleans und
andere Mehr speisen gesehen, die gallerie und appartemens
seint am selbigen hause uberauß herlich und prägtig;
logirt à l’enseigne de st. stephanus proto Martyr, rue grand
bare. (d)den 28 (sept)septembris sontag st. Miche{l}s abend haben wir das
quartier und chambre garnie genommen beÿ (Mr.)Monsieur poitron
rue du four proche la rue princesse au faubourg st. germain.
und haben unsere exercitia biß osteren Continuiret _
Beauflers die garde Françoise gemunstert à la place de grenelleMunsterung
nahebeÿ das hotel des invalides er passirte erstlich die fronte
auf und ab zu fues, und ließ hernacher die Compagnien sich
en haye Rangiren, es wurden auch da mahls einige officiers vorgestelt
schusse Confirmirt wurde,
von eben der selbigen garde Françoise zu Meudon, alwo er en
Carosse arrivirte und nach dehme er sich zugleich zu pferde
gesetzet, ritte er die fronte auf und ab und lies hernacher
die gantze garde vor sich her Marchiren. (Mr.)Monsieur le Marechal de
Beauflers War à la teste, le Sponton[?] à la main, sobald
selbiger passirt, blieb er negst beym Konig stehen und lase aus
einen buch die nahmen der passirenden Compagnien und Capitains
ab, so gleichfalß beym Konig stehen blieben, Welcher der
Konig nach geschehener Reveüe eine kurtze anrede thate,
und sich darauf nach Meudon wendete, der Konig truge
ein bl brauneß Kleid darauf die Knopfe und Knopflocher
schön Mid gold ausgemachet, ein schwartzes halstug und
ein huht mid einer weissen feder{.} die garde françoise war
30 Compagnien starck, alle officiers Wie auch Beauflers
selbsten Waren auf eine Manier gekleidet, blaw Mid silb{er}
gallonirt, weisse federn, rohte Camisols hosen und (strupfe)strumpfe.st. denis
lestre, Wir haben abermahlen alda den schatz und zwarn Mid
fleiß betragtet, dan fur dies mahl eben nicht sonderlich viel
leute dawaren, unter anderen findet man 14 koniglich
sehr reich Mid edelgesteinen besetzte guldene Krohnen,
Wie auch das Kleid so ietziger Konig beÿ seiner Krohnung
angehabt. der Mantel ist violet Mid guldenen lilien
besehet, Wie gleichfals das Kleid, dalmatique und stiefelen
ich habe Mid fleiß admiriret ein sicheres geschir von acha{t}
darauf sehr viele figuren, und in Specie ein heidnisch
so man praetendirt von ptolemaeo philadelpho herzu
kommen, und wan man die viele arbeit dar anbetrachtet
Mues man bekennen daß ein Mensch kaum in 30 iahren
ein solches stuck habe absolviren konnen. zum
dritten habe auch die guldene Medaillen in den Knopff des
degenß Joannae von Arck genawer beobachtet, und befunden
daß die eine, eine sonne, und die andere ein Muttergottesbild
presentire, von diesen schatz sonsten nicht weitleuftiger zu
vermelden Mues noch berichten daß in der schatz Kammer
auch das portrait von Joanna von Arck oder puCelle
d’orleans zu sehen mid dieser unterschrift
‘In iconem joannae Vacoloriae Virginis aureliae,
Virgo Redit gallo Mota vel imagine felix
Quam Numen quondam patriae non Machina Misit
subsidio, augurium bone Rex henrice saluta,
de Coelis excita tuis Virgo altera Votis
fortunet Regni auspicium, (lancemq)lancemque Retractet,
(utraq)utraque ut antiquum tua saecla reducat in aurum.’
Aufm Hohen Chor zur regten sieht man einer Capelle la Cuve
de st. Martin⟨+⟩ ⟨+ sonsten Cuve
de dagobert
teste daviler.⟩ Note: Vgl. d’Aviler 1730, Bd. II, S. 153 : „Das größte Stück Porphyr, das man in Frankreich finden könne, wäre die Wanne König Dagoberts in der Abteikirche Saint-Denis.“ von braunrothlichen und weiß gefleckten porphir
ein lang lich zu beyden enden arrondirtes geschir darin (Martin)Martinus
(Episc.)Episcopus turonensis von st. hilario getauffet, gegenuber zur
lincken ist eine Capelle dessen pilaren und gewolbe inwendig
sehr schon Mid weissen und grawgeäderten Marmor bekleidet,
darin das tombeau des henri de la tour vicomte de Turenne
auß weissen Marmor zu sehen{.} er ist halb ligend in romischen
habit vor einer pyramide, und wird von einer gekronten
Victoria Soutenirt, zu seinen fuessen stehet ein adler
schreckend, zu beyden seiten stehen trophaea darunter zur
regten pallas und zur lincken anno naNote: Annona bezeichnete im Altertum die gottgleiche Personifikation der Versorgung der Städte – und insbesondere Roms – mit Getreide. oderNervus (Nerv)Nervus belli
sitzen und weinen, gleichfalß aus weissen Marmor
unter alle die konigliche graber seint vornehmlich zu
observiren in a la (Merid:)Meridionale daß tombeau de françois 1.
mid seiner gemahlinne so beyde Nackend aus weissen
Marmor unter ein gewolbe ligen, welches von pilaren und
bogen gleichfals aus weissen Marmor getragen wird,
in a la (septentrion:)septentrionale ist daß Herliche tombeau de Lovis XII.
so daß schonste von allen so woll wegen seiner grosse als raren
und kunstreichen arbeit, er ligt Mid seiner gemahlin gleich„
fals gantz Nackend die leiber aufgeschnitten und wieder
zugenehet, unter einem gewolbe so von 12 bogen, 4 zu
beyden seiten und 2 zu beyden enden getragen wird, darunter
die 12 apostelen sitzen, und auf die 4 ecken des soubasse
Ments die 4 haubttugenden, oben auf daß gewolbe
sitzen sie beyde kniehend, und auf das soubassement seint
schone bas reliefs von seinen thaten und bataillen
alles auß weissen Marmor mid einer sonderlichen
delicatesse gemachet, es ist auch noch ein andere new ange„
fangene Capelle zu sehen, darin henry II und Catherine
de Medicis begraben, sie ist von einer Corinthischen structur
aber noch nicht fertig.
passant die Kirche zu Argentueil besehen, darin
Christi rock ohnenaht verwahrt wird, dieweilen aber selbige
Kirche ohn lengst gantz und gahr eingefallen, also das
Wir diese herliche Reliquie vor dieß mahl nicht sehen
konnen, dieweilen sie ad interim transferirt ist.
d alwo st. genevieve patronin der statt Paris gebohren.
in der Kirchen vor den Chor ist ein brunn{en}, so vor viele Kranck„
heiten guht gehalten wird, wir haben ihn auch probirt, es
War ein sehr kuhles wasser und so klahr als eine Kristall.,
ich gelaube ein guht glas Moselerwein solle sich im sommer
nicht ubel mid demselbigen schicken.
Wir zu Marly bey der Machine angelanget, und à l’image
de (N.)Notre dame logirt, nach Mittags haben wir die arbeit besich„
tiget, so der Konig alda Machen lest, nemblich es Wird der thal
von dem garten biß an der seine egal gemachet, damid man
von da biß Hie hin einen ebenen prospect haben konne,
zu dem ende dan ein simblich grosses stuck von den berge mues
weg genommen werden, daran 10 000 man |: so droben
bey das Reservoir ordentlich in baraquen Campiren :)
täglich alternative arbeiten, Wir Haben auch das
haubt pavillon oder le chateau im garten besehen, selbiges
ist iust viereckig und hatt Mitten eine achteckige Coupel,
in ieden zimmern[?] hangend rundherumb alledie belagerunge,
so franckreich in den Vorigen Krieg gethaen, uberaus
schon abgemahlet, es seint auch hirinn viele rare antique
statuen und busta zu sehen, so die 8 ecken der Coupel
und alle ecken der Vestibulen Wie auch die seiten der thuren
verzieren, in die appartemens hatt man uns unter
allen eine taffel gezeiget von Marqueterie 4’ lang und
gekostet haben, Hinter das haus ist die grosse Cascade,
und zu beyden seiten 2 Couplirte pavillons so die beyde
entrees Machen, der garten hanget am berge en pente douce
und hatt auf ieder seiten 6 pavillons so |: wie droben schon
vermeldet :) durch eine gruhne allée Mid ein ander eine Commu
nication haben, es seint sonsten alda schone bassins, fontainen
Cascaden und die gruhne gewolbte allée sehr angenehm zu
sehen, Kurtz es ist ein Compendium von allerleÿ plaisirs
so zu einen garten konnen erfordert werden;
Machine ist droben auch schon einige vermeldung geschehen,
und ist ein solches Werck daß wan man 1000 Mahl dabeÿ
komt, man allemahl von verwunderung still stehen musse,
der selbigen weit leuftige und solide structur sowoll,
alß die viel faltige bewegungen so durch die 14 rader geschehen
zu betragten, Wan iemahlen der Konig etwas sonderlichs
und grosses ausgefuhrt, so ist es in Warheit diese Machine
damid er die seine schwinget gegen der Natur uber die berge
zu lauffen, Welches einem sicheren pöeten zu Nachfolgenden
Versen veranlasset.
‘sequana Reginam cum vix intrasset in urbem
fons fieri Voluit, qui Modo flumen erat.
Ast ubi Marlaeos Conspexit Comminus hortos,
substitit, et cursum sistere iussit aquas,
quin et inaccessi praerupta Cacumina Montis
scandere, famosi tractus amore loci.
i nunc et fluvios Retro devolvere fluctus
aut dubita, aut Montes scandere posse nega.Note: Lambert Friedrich Corfey war ein vorzüglicher Kenner und Liebhaber der lateinischen Sprache: Diese Verse auf die Pumpanlage von Marly hat er selbst verfasst. Vgl. Helmut Lahrkamps freie Übersetzung in Corfey 1977, S. 70, Anm. 154: „Kaum hatte die Seine die Stadt des Königs betreten, wollte zur Quelle sie werden, die eben ein Fluß noch war. Aber als sie ganz nah die Gärten von Marly erblickte, hielt sie an und befahl den Wassern den Fluß zu beenden, ja sogar die steilen Gipfel des schroffen Bergs zu besteigen, hingerissen von Liebe zu diesem ruhmvollen Orte. Geh jetzt und bezweifle, daß Flüsse die Fluten zurückwälzen oder streite noch ab, daß sie Berge hinaufsteigen können.“’
von Engeland die Koniginne und (d)den printzen Wallis ge in der
Kirchen gesehen. das schlos st. germain ist einer funfeckigen
irreguliren figur Mid einen binnenplatz, aus lauter backsteinen
und von keiner hubschen architectur. das Chateau neuf
ist zwarn regt Regulier und à la Campagne Mid einer etage
angelegt, dieweilen es aber nicht bewohnt sondern viel Mehr
negligirt wird, fangt es schon an zu verfallen, Wie dan die
grotten und stiegen nach der seine zu Wurcklich schon also
ruinirt, daß es kaum ohne Midleiden anzu sehen seÿ.
Verd; alhie ist die weltberumte konigliche Residentz, davon
nuhr einige Remarques hieher zu setzen resolvirt habe, umb
zum Wenigsten eine etwahige idee in Meiner gedechtnuß zu
behalten, dan alles zu beschreiben wie es woll Meritirt, ist
Mihr so woll un mug lich alß einen iedweden anderen, dan
man davon biß dato noch keine beschreibung in truck gesehen.Note: Diese Feststellung Corfeys verwundert, denn seit 1672 erschienen verschiedene Beschreibungen im Druck, darunter vor allem die „Description du chasteau de Versailles“ des königlichen Historiografen André Félibien. In diesen wurden mit steigender Ausführlichkeit Schloss und Garten beschrieben (s. die Aufl. v. 1674, 1685, 1687 u. 1696). Vgl. Maisonnier 2017.
daß Louvre oder ResidentzNote: Damals wurden die meisten königlichen Residenzen auch als „Louvre“ angesprochen; die „Honneurs du Louvre“ bezeichneten das Privileg, mit der Kutsche oder Chaise in den Hof einer königlichen Residenz einfahren bzw. getragen werden zu dürfen. Vgl. Furetière 1690, Bd. II, ohne Seitenangaben, Artikel „Louvre“. ligt auf einer hohe, und hatt seine
face nach orient, man passirt erstlich uber 2 grosse Cours
so allebeyde mid einer verguldeten grille Separirt, auf
daß erste geschehen die paraden von 1 bataillon franzosen
zur lincken und 1 bataillon schweitzer zur rechten,
das dritte und innerlichste Cour ist uberaus artig mid Marmor
von verschiedenen Couleuren gepflastert, das gebew ist
auf diesen platz von einer dorischer architectur aus lauter
backsteinen garnirt mid gehawenen steinen, brustbilderen
pilastren Colonnen und altanen, hatt 2 etagen mid
einer balustrade, daß tag von ardoiseNote: Will heißen „ein mit Schiefer gedecktes Dach“. ist à la Mansarde
darauf die lucarnen und andere zierathen alle verguldet
seint, auswendig nach den garten zu ist es von lauter
en bossage, oben ein ordre jonique en pilastre bey de Mid runde
fenster, und drittens ist noch ein attique, darauf eine balustrade
mid trophaeen und Vasen zu sehen. diese architectur hatt hin
und wieder einige avantcorps und zwarn in der anderen
etage von Couplirten jonischen Colonnen, darauf statuen stehen,
und hatt en Fronte 62 pas und 23 fenster, auf die flanquen
55 pas, 17 fenster und auf die flugel 102 pas, 34 fenster
Inwendig aber findet man so viel zu sehen, das ein halbjar
dazu erfordert werde, und dannoch die zeit zu kurtz seÿ
alles zu Regardiren, ich will geschweigen zu beschreiben.
ihr licht oben durch eine lanterne. hatt in die Mitte eine
fontaine und brustbild des Konigs, die Wende, thüren
und daß inwendige der fenster ist Meist uber alle mid schonen
und verschiedenen Marmor bekleidet. die grosse gallerie
so aus Corinthischer architectur en pilastre von marmor ist
oben inß gewolbe kunstlich bemahlet dar in des Konigs Merck„
Wurdigste thaten zu sehen sambt vielen inscriptionibus, diese
galerie hatt zu einer seiten das gesicht nach dem garten
und die andere ist gegen die fenster uber mid lauter spiegel
bekleidet so eine admirable Veüe Machet, vor die Colonnen
findet Man rare Vasa, antique busten auf termen
und taffelen aus einem stein von unglaublichen preis, dar
auf gleichfalß Curieuse Vase zu sehen. die andere
appartemens seint gleich auch fals nicht Weniger kostlichen.
des Konigs Cabinet und Chambre de Conseil ist uber al
mid spiegelet[?] bekleidet und mid so viele rare schildereÿen
Weiß was man erstlich anschawen soll, das Cabinet des Medailles
oder Kunst Kammer ist negstbeÿ der Capelle, gantz herlich
mid Spigelen garnirt und verguldet, in die 4 ecken seint
niches gemacht von verschiedenen etagen, darin, Wie auch
sonsten rund herumb, Waß nuhr immer von raren antiquen
und Modernen statuen, Vasen und anderen unschätzbaren
sachen kan erdagt werden, anzufteffen istNote: Corfey benennt keines der etwa 20 Gemälde, die sich in diesem Raum befanden. Vgl. Piganiol de La Force 1701, S. 30-34.. in die Mitte hängt
ein silberner globus terrestris, darauf die länder verguldet
die sonne mid ihren Zodiaco gehet rund herumb, zeiget die
stunde und dannoch bleibet der globus freÿ und still in der
luft hangen. das Cabinet von Monseigneur le dauphin
ist auch von den schonsten eines so das kan gesehen werden, der
grund ist eingelägt von Messing, zinn und allerleÿ rar holtz mid
einer unbeschreiblichen Kunst und arbeit, ehe man hie hinein
gehet Mues man auch erstlich an der thur sichere dazu ge„
machte chaussons anlegen, dieses Cabinet nuhn ist ebenfals
von aller leÿ Rariteten, kristallenen Vasen, geschiren von
kostlichen steinen als achaten onichen jaspis etc. wie auch
von bilderen von unten biß oben angefullet, die unmuglich
nicht konnen beschrieben werden, das Cabinet von Madame
la duchesseNote: Es bleibt unklar, welchen Raum Corfey damit bezeichnet. Er wird wohl kaum Zutritt zum Kabinett im Appartement von Louise Françoise von Bourbon (1673-1743) gehabt haben, wie von Lahrkamp vorgeschlagen; vgl. Corfey 1977, S. 72, Anm. 162. Zwar wurde die legitimierte Tochter Ludwigs XIV. und seiner früheren Mätresse, der Markgräfin von Montespan, mit „Madame la duchesse“ angesprochen, doch lag ihr Appartement im Erdgeschoss des Südflügels des Schlosses (Aile des Princes); vgl. Newton 2000, S. 218, AP 53. Wahrscheinlicher ist, dass Corfey damit das „grand Cabinet“, den heutigen „Salon des Nobles“ im „Grand Appartement de la reine“ im Hauptgeschoss des zentralen Corps de logis meint. Das Appartement wurde seit November 1696 von der Herzogin Marie-Adélaïde von Savoyen, der Dauphine de France, bewohnt; vgl. Newton 2000, S. 162f., CC 33. und die kleine galerie seint auch extra ordi„
nair, dieweilen Man aber alles nicht behalten kan, will
es hiemid gnug seien lassen und die andere Meublen so Meist
von gold gantz steiff brodirt, still schweigend vorbeÿ gehen,
man Hinein komt, findet man 2 grosse bassins mid
Weissen Marmor bordirt, ein iedes mid 8 Metallenen
sambt 4 groupes von engelen verzirt, ehe Man ein Wenig weiter
und biß an die stiegen komt, presentirt sich la fontaine de
latone so die angenehmste von allen ist, das bild oben darauf ist
von weiß Marmor, und wird rund herumb von 74 so
schild Krotten als frosche und in frosche verwandelte bauren
besprutzet, Welche jets so artig und anmuhtig durch ein ander
gehen, daß es beym sonnen schein nicht anders parire als ein
kristallenes lustre. uber diese fontaine Weit hin sieht
man la fontaine d’apollon und dan ferner den grossen Canal
darauf vollig Montirte Krigs schiffe galleren und
Venetianische gondelen zu sehen, die alleen seint hin und
Wieder mid unZählbaren statuen, thermen und Vasen
Meist von Weiß Marmor und zum theil von brontz verzirt
deren schonheit und kunstliche arbeit nicht aus zu sprechen,
die Fontainen dans les bosquets anbelangend Will die fur„
nemste derselben nach eben der ordnung erzehlen als Wir sie
mid (d)den abgesanten Von Marocco (d)den 5 april, und mid den grafen
von der lippe den 29 april 1699 gesehen. Man gehet erstlich
in den labyrint alwo durch sehr viele fontainen die fabulae
aesopi prae Sentirt werden, und exhibiren die thiere mid
ihre jets und Wasser der selben histoire deutlich genuch,
ohnerachtet man beÿ iedweder auf ein tabell mid guldenen
litteren die explication finde, unter anderen Wird eine
eule vorn à l’entrée in ein berceau von allerhand thiere
vogeln mid Wasser attaquirt. es sitzet eine Klucke mid
iungen huhnlein in einen Korb, desses Wieden und stangen vom
Wasser also formiret werden, Man findet viele stachel„
gantzen labyrint ist ein hund, so hinter 3 ente in ein bassin
rund herumb schwimmet und bellet, die ente aber im Vollen
marchiren speihen das Wasser in die hohe. aus dem Labyrinth
kommet man à la sala du bal, so oval und en amphitheatre
gemacht, hatt an einer seiten eine Cascade von 8 treppen
mid 25 jets verzirt. drittens komt man d an die fontaine
la girandole genant, so ein rund bassin ist, auß dessen Centro
ein dickes jet und aus der Circumferentz 72 stralen nach
dem Centro zu springen. l’estang oder l’isle d’amour ist
ein grosses still stehendes Wasser darin 5 hohe jets zu sehen,
negst dabeÿ ist noch ein ander estang mid 2 jets, so ein wenig
Hoher und von den vorigen durch einen Weg Separirt wird
rund umb dieses stehen 27 und auf den weg 24 bassins
mid kleinen jets. à la sale des antiques seint 22
alte statuen von weis Marmor, schwischen ied weder seint
3 jets so in allen 66 machen, am ende ist ein Wirbel oder
schlund in form einer schnecken zu sehen, War in alles
Wasser von obgemelte jets her bey der seits herunter fliessend
absorbirt wird; die Colonnade hatt 26 pas in diametro
und 32 bogen in die Circumferentz von jonischen Colonnen
und pilastren getragen so Wechselweise von rohten und blawen
Weisgeaderten Marmor seint; die bogen entablement, bases und
Capitels seint aus Weissen Marmor. schwischen die Colonnen
unter jeden bogen stehet ein weis Marmor bassin, so eine
strahle von wasser biß im Centro des bogens wirft, in der
Mitten dieser Colonnade stehet eine Statue aus weissen
Marmor von pluto. so die proserpinam entfuhret, auf
ein rundes piedestal, darauf eben die selbige historia en
bas Relief sehr schon gehawen ist.
2 pavillons von weiß Marmor jonischer architectur und
an einer seiten die Renomirte Statuen von apollo und seine
pferde, in der Mitten ist ein jet 60 fues hoch, so von einer
balustrade mid 18 piedestalß und ebenso viel kleine jets
umbgeben ist, l’encelade ist ein verguldeter rise in ein
bassin schwischen lauter felsen ligend und daß wasser woll
70 fues hoch aus seinen Munde sprutzend, rund herumb
stehen 8 bassins mid kleine jets so von einer 8 eckigten
allée umbgeben wird. La sale du Conseil hatt 8 grosse
und 48 kleine jets, sie ist alß eine insul, darauf man
uber 2 holtzerne brucken gehen kan, so von sich selbsten
aus der erden scheinen her vorzukommen und sich auch
Wieder Retiriren, und an deren platz man als dan bey der
seits 6 kleine jets alß palissaden zu sehen bekomt.
La Montagne d’eau Wird vom wasser als lauter nebel also formirt
sie heist auch l’estoile dieweilen deren 6 oder 5 rundherumb in
form eines sterns zu sehen. das Theatre d’eau ist gewis etwas
Curieuses, ohne die 24 jets sieht man 3 Veüen als theatra,
Welche alle 3 Zu gleich ofter und Zwarn dieser gestalt
changiren: erstlich seints lauter gemeine jets, so sich
2tens in 2 reÿhe piquen verwandelen, und drittens in einen
rang zugespitzte zedernbeume, viertens in 3 reihe piquen,
funftens in viele Kreutz weise durch ein ander steigende
Raquetten, 6tens in eine runde zugewolbte allee und siebent{ens}
Wieder in seine erste figur von lauter jets, … hernegst
gehet man nach den Moratz, so viereckig und rund herumb
mid schilf und rohr bordiret ist, auf alle vier ecken sitzet
dessen schweigern und ietz gemelten schilf un zehlbare stralen
h her Von kommen, und den Moratz Kreutz weise durch streichen.
zu beyden seiten ist ein schencktisch zu sehen, darauf treppen
Weise 15 glaser stehen, so also vom wasser figurirt werden
alß nemblich Karaffen, trinckgleser, gies Kannen und sonsten
andere grosse Kruge, die deckelen fuesse und handgriffe seint
alle verguldet, so in warheit etwaß frombdes, und rar anzu
sehen ist. aux trois fontaines findet man viele jets
unter anderen im Mittelsten bassin 6 10 so nach inwendig einen
bogen schlagen, und ins unter ste bassin 8 hohe jets
von 40 fues auß dessen Mittel noch 8 andere heraus
kommen so aus werts den bogen werffen; und endlich
der arc de triomphe von 3 bogen, 35 chandelles, 4 pira„
miden von wasser, 2 tafelen iede von 8 Cascaden und 20
chandelles, 2 trophaea iedes Mid 3 jets, 2 Cascaden und
unten am ende eine verguldete Victoria Mid ru stungen
schlafenNote: Will heißen „Sklaven“. und vielen sprungen.
ausserhalb die bosquets ohne die fontaine de latone ist
sonsten la piece de Neptune sehens wert so oben auf die
terrasse ein 8 eckig bassin hatt, mid ein hohes jet von
60 fues und noch 8 andere auswerts springende. unten
in das grosse bassin seint 5 grosse jets, auf das bord stehen
20 Wasser gebende Vasa mid 21 jets melirt so zu zamen
41 Machen, auß diesen bord kommen 3 sprunge, ieder
von 10 jets, so sich in das grosse bassin Krohneweis auß
breiten, von diesen Werck komt man wieder im garten
durch einen hangenden gang mid 22 bassins garnirt,
so von engelen getragen werden. oben auf die grosse
uber 2 viereckige fontainen, auf deren Rand zur einer
seits 2 lowen zu sehen, so tiger und bähren zertretten, zur
anderen seiten 2 hunde so einen hirsch und Wildes schwein
unterhaben so alle Wasser speihen. und endlich die grosse
fontaine d’apollon Vor den Canal ist auch sehens wert.
sehr groß und Magnifique unter den parc des gartens nach Mittag.
Wo zu man mid 2 sehr grosse stiegen iede von 104 treppen
heruntersteiget, man findet darin ungeleublich viele und
schone orangers, und Citronen und andere beume.
von daß Louvre wiederherab in die statt komt, fallen einem
geleich die uberauß herliche Ecuries ins auge, so zu
beyden seiten des grossen pariser wegs gebawet, ein iede
hatt einen nach das louvre zu ein Wenig spitzig zulauffen„
den platz, die grillen seint alle verguldet, und konnen in
ieder woll 320 pferde stehen.
(Mr.)Monsieur le duc de Bourgogne reiten gesehen, Wie auch zum erste mahl
alle andere exercitia thuen alß mid der lantzen im Vollen
galop einen Kopf zu emportiren, mid dardes nach einen
Kopf und schild zuwerffen, Mid den degen einen Kopf
von der erden auf zu nehmen und endlich nach den ring zu
rennen. Monsieur d’Armagnac grand ecuyer de france
presentirte ihm die lance und (d)den degen. es War zu verwun
deren mid was fur addresse und zwarn furs erste mahl er
alles verrigtete,
besehen so auß einem 8 eckigen pavillon bestehet, da noch
ein ander Corps de logis angesetzet ist, und anitzo fur Madame
porcelaiene steineNote: Gemeint sind Fayence-Kacheln, da in Europa das Herstellungsverfahren für Porzellan erst Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde. rund herumb accommodirt wird, auf ob„
gemeldeten pavillon seint allerleÿ frembde thier abgemahlet.
rund umb dieses pavillon ist eine kleine plaine gelassen so
uber all voller verborgener rohren ist umb die Curieuse zuschawer
und zu schawerinnen der frembden thiere von unten auf
mid Wasser willkommen zu heissen, von dieser plaine und
auß dem Centro deß pavillons sieht man durch 5 grillen
in 5 basses Cours so alle mid einer Maur separiret seint,
in dem ersten seint viele storche, adeler, zibet Katzen
taxen und Sagoins zu sehen, hinter diese ist noch ein ander
Cour darinnen seeschwalben egyptische ente, poulles
Sultanes de tunis oder blawe tunisanische huner mid
rohten fuessen, greiffen, spanische gänse, und indianische
ratzen[?], und noch Weiter hinein, ein Casual, ein thebaischer
bock, schaffe aus der barbarie so Kopf und ohren haben wie
die Hunde, und leiber wie die Kälber, item bocke und schaffe
mid 4 hornern, in das 2te Cour Waren 6 straussen
deren Kopfe in ordinairer positur woll 6 fues von der erden
hoch seint, sie verdawen eisen und allerleÿ Metal, Wie
Wir dan gesehen das Man ihnen einige liards zugeworffen
so sie mid simblicher begierde aufgeschlucket; von diesen
straussen werden die plumagen gemacht, sie haben an ieden
fues nicht mehr alß eine Klawe. ins dritte War ein
rundes bassin voll von allerleÿ Wasser vogel, und hinten
sahe Man einen sch weissen hirsch und weisse gemsen. ins
4te war ein teich Mid viele seelendische ganse und 5 pelikanen.
inß 5te War ein vogelhauß voller schnepffen, Wasserschnepffen
feld huner, tauben, etc und vor das hauß sahe man viele schone
und huner wie zu einer Menagerie er fordert wird.
Canal
von da seint wir den grossen Canal passirt so 40 pas breit ist
1037 lang, der schwerg Canal 47 breit und 557 pas lang, dar„
auff wie droben schon gemeldet, allerleӱ schiffe zu sehen.
so zwarn CompendieuxNote: Aus dem Lateinischen „compendiosus, a, um“ (Adj.), „abgekürzt, lakonisch, vorteilhaft“, hier also „vorteilhafte Annehmlichkeiten“. |: dan der inwendige viereckter platz
nuhr 23 pas hatt ;| aber von der schonsten architectur die
man wunschen moge, das gebew, gesimbs und architrave ist
von weissen hawenen steinen, das frise aber, die seulen
und pilasteren |: so in die avant corps Couplirt :) seint von
rohten und weis gepfleckten Marmor, die Capitels und bases
alle von weissen Marmor, die fenster seint oben rund, hatt
nuhr eine etage, warauf eine balustrade Mid groupen von
engelen, und Vasa zu sehen, das tag ist gantz plat. der
garten so hiebeӱ ist, hatt auch einige hubsche fontainen
und alleen, aus demselbigen kan man mid 2 grosse stiegen
zum Canal Herunter steigen. der parc Von Versailles ist
sonsten so voller wild von hasen feld huner und Kurhuner
das man nirgens passiren konne, ohne dasselbige heuffig
auf zu thuen.
Princes
und ihn zu Mittag sambt den duc d’anjou und de Berry
speisen gesehen.
le dauphin zugehort, daß hauß ist von 5 pavillons, einMeudon
Corps de logis und 2 flugelen, die stiege darin ist auf eine
sonderliche artige Manniere gemacht, vorn ist eine sehr
grosses plaine und hinten ein kleiner garten, so obwollen
eingetheilt, darin eine Sphaera Mundi von weis Marmor
zu sehen, 3 fues in diametro, die lender seint von verschiedenen
Couleur tag[?] Marmor dareingelegt, so fur eine Curieuse sonnen
uhr passiren kan, der prospect ist sonsten alhie uberaul
lustig uber die seine biß nach Paris zu; alwo wir selbigen
tag Wieder angelanget, und uns Mid der zeit fertig gemacht
die reise nach Orleans und blois anzutretten.
Dieweilen Wir aber von brussel noch keine antwort bekommen
ob das paquet so wir (d)den 17 april dahin gesandt, alda angelan„
get seӱ alß Haben wir alhie zu Paris noch einige zeit verziehen
mussen,
Versailles gereiset alwo uns (Monsr.)Monsieur l’abbé Vovet aumônier M.r Audine
garde du Cabinet
du Roӱ
du Roy beӱ (Mr.)Monsieur Audine Garde du Cabinet du Roy gefuhrt
bey so uns die ehr getharn und uberaus viele Rare antique
goldene und kupferne Wie auch Moderne silberne
Medaillen gezeiget, so des Konigs Merckwurdigste thaten
praesentiren alle von 10. 12 à 16 loht,Note: Das Lot (früher auch Loth) bezeichnet den relativen Maßanteil (Feinanteil) an Silber am Gesamtgewicht einer Metallware, insbesondere einer Münze oder Medaille. Ein Gesamtanteil an Silber von beinahe 100% am (beliebigen) Gesamtgewicht einer Metallware wurde mit 16 Lot angegeben. Ein „zwölflötiges“ Silber entspricht einem Silberanteil von 75% und einem Anteil an Fremdmetall von 25%. Wir haben alda
auch ein buch von allerleӱ rare frembde und einlendische bluhmen
gesehen so vor (d)den Konig gemachet wurde und aus 30 tomis
in folio bestunde, ungefer 3 finger dick. Die figuren Waren
auf pergament alle nach dem leben mid halben Miniatur
geschildert, die Rende und schrifte von lauter feingold,
ein iedeß stuck kostet 2 lovis d’or ohne die unterhalt
der 2 Mahler so zum wenigsten ebenso hoch komt.
Furstenberg
Den 11. Maӱ Haben wir audientz beӱ den Cardinal vom
Furstenberg gehabt, so unß sehr gnädig entpfangen
des stifts Munster, dessen Festungen und Commandanten
von der Artillerie, Cassirung der tronpete,Note: Der Ausdruck bleibt unklar; wahrscheinlich ist die Schleifung der Fortifikationsanlagen gemeint. Vgl. Corfey 1977, S. 77, Anm. 181. von der Residentz
ihre (hochfurstl:)hochfurstlichen gnaden, und endlich von der belagerung und
bombardierung der statt bonNote: Während des 1688/89 eskalierenden Kölner Bistumsstreits war Bonn zunächst durch französische Truppen besetzt, dann von Reichstruppen zurückerobert und dabei stark zerstört worden. Ludwig XIV. hatte versucht, seinen Kandidaten Wilhelm Egon von Fürstenberg als Erzbischof und Kurfürst von Köln gegen den vom Kaiser und vom Papst favorisierten Joseph Clemens von Bayern mit militärischen Mitteln einzusetzen. Dies war einer der Ursachen für den Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697). Münsteraner Truppen hatten auf der Seite des Kaisers gekämpft. Vgl. Bluche 1990, S. 629. und versücherte daß wan er dahmahlen[?]
nach absterben (Maximil.)Maximiliani Henrici Were Churfurste worden,
die sachen nimmer also Wurden gegangen seien. auf diese
und noch viele andere fragen nach dehme wir umbständlich
geantwortet, Haben wir abscheid genommen
abend Wieder zu Paris angelanget. alwo man zeit ostern arbeit à la
place de
Vendohme
her so (d)den 19 april gewesen, immer und eiffrich à la place de
Vendohme gearbeitet hatt; und dieweilen der Konig diesen platz
und gebew an einige particuliere verkauffet so das dessein
changiren und auf eine andere Maniere zu bawen Resolvirt,
alß hatt man auch daß fundament der statuen wieder
aufnehmen und an einen anderen platz legen mussen, so
auf ein rost werck von lauter quadersteinen ungefer
30’ breit und 45’ lang gesetzet wurde, unterdessen feierte
man auch nicht daß herliche gebew zu demoliren |: wo von
droben beӱ der beschreibung der statt Paris Meldung geschehen;|
es wurde von Männig lichen bedauret, dieweilen es sehr rein
und ferme aufgefuhrt. Man vermeinet die Statüe noch
gegen den anfang Augusti aufzurichten, die Maniere
und die Machinen so hie zu erfordert worden Meritirten
billig daß man sich darumb zu paris aufhalten thete,
Die Weilen unß aber die reise nach Angers nohtwendiger
zu seien scheinet, alß hatt man diese Curiositet nicht abwarten
konnen.
Kirchen de nostre dame geschieht. alwo rund herumb die
alt vatterische figuren abgebrochen, die seulen Mid aegyptischen
Marmor bekleidet und daß chor mid einer silbernen
balustrade solle eingeschlossen werden.
daß hôtel de MaZarin, so wir zeithero entweder ver seumet,
oder in ansehen der vielen und herlichen andern gebewen
nicht sonderlich zu sehen getrachtet, dessen appartements
und galerie obwoll wegen ihre particuliere zieraten, noch
viel Mehr aber wegen viele antique statüen und busta
wie auch schone schildereien sehens wert seint, wiewoll daß
Meiste theil der Meublen und anderen Kostbarkeiten nach
absterben des Cardinals transferirt und distrahirt.
unsere sachen alda woll angelanget, haben wir unsere reise abreise von
paris
auch nicht langer tardiren wollen, und den 3ten iunӱ 1699
mid guter Resolution der statt Paris adieu gesagt, mid der
Coche die Seine hinauff gefahren, zu Corbeil RendeZvous Metiosedum.
Melodunum Note: Zwei lateinische Bezeichnungen für die Stadt Melun.
gehalten und endlich umb Mitternacht zu Melun und
Wir unß dieser Voiture alß der Commodesten und lustigsten
bedienen wollen, alß haben wir auch in der that befunden
daß die Seine von Paris biß Corbeil beyder seits eine so
angenehme gegend vor augen stelle, alß beӱ einen Rivier
zu finden seӱ, dan die vielen schone Maisons de Campagne
ab sonderlich Choissy der Madame de Louvoiye zugehorig und
noch Mehr andere, deren gärten und alléen biß ans ufer der
Seine stossen, nebst denen grunen hugelen, Machen eine uberaus
Wetter nicht wenig unterbrochen wurde, sintemahlen
daß schif ungewohnlig Mid leuten angefullet, und la
Chambre so voll gepresset war, von Kaufleuten soldaten
Munche, und allerleӱ sort frawenzimmer, daß ich lieber
10 regenwetter hatte außgestanden, alß die darin Corrum„ Corbeil
hatt seinen Nahmen
von domitio Corbulone
pirte luft ertragen konnen. zu Corbeil Muste man
auch eine steinerne brucke passiren, und dieweilen daß
Wasser alda simlich schnell und uns 2 Mahl daß seil
gebrochen, Damid Wir von 7 oder 8 pferde daß wasser
hin auf gezogen wurden, hatten wir woll eine grossere
gefahr leiden konnen, Wan es und zwarn zum letzte Mahl
ein Wenig spähter geschehen ware, also daß wir noch einen
leidlichent[?] stoß an einen pfeiler der brucken vor lieb
nehmen Mussen,
kunft zu Valvins eine charrette an umb uns nacher
Fontainebleau zu lieferen, welcher wir uns dan auch, be„
dienet; unterwegs passirte man zur rechten hand einige
felsen und viele grosse steine so hauffig in dem Wald zerstre{ut}
ligen, Man findet fast auf ieden eine franzosische und
geistliche inscription, so unmuglig alle en passant kun{ten}
gelesen werden, diese 2 nachfolgende habe gleichwoll nich{t}
lassen konnen zu Copӱren, : ‘que toutes les Creatures[?] _
nous edifient, et fassent souvenir du Createur –
– retire toy Sathan’. auf einen anderen stunde: ‘dieu
peut Susciter de ces pierres les enfans d’abraham’.
eß solle ein sicherer hugonet, so zum Catholischen glauben
eine pension haben, Welcher Wie man saget, Den samen seiner
geistlichen gedancken also auf diesen steinigen grunde
gesehet hatt, in hofnung es Mogte noch etwas gutes Wachsen
an diesen orth, da sonsten |: wan der Konig und der hoff
zu Fontainebleau ist :) so viel ubels getrieben wird, daß
Wan alle steine lauter prediger Weren, dannoch gnuch wurden
zu Wehren haben; ich habe so gahr einige inscriptiones an
den beumen gefunden, so zu Wien im prater sich gleichfals
nicht ubel reimen solten.
fons bellaqueus
Fontainebleau angelanget, und logirt au grand Monarque.
gleich nach Mittag Haben wir unß nach dem schlosse begeben.
so uberauß weit laufig und verschiedene Cours hatt, unter
welche la Cour du quarré des Carpes obwoll nicht sehr groß
dannoch daß zierlichste ist, und also genant von die viele
und grosse in den dagegenuber stehenden Reservoir unter„
haltene Karpen; Waß die architectur anbelanget„
ist es gantz different und von keiner sonderlichen ordre
dieweilen es nuhr ein iagthauß und viele Konige daran
gebawet Haben, inwendig seint die appartemens des
Konigs von Engeland und de la duchesse de Bourgogne
die schonste, Man findet viele galerien darin, alß la
galerie de François 1, la galerie de la Reine so schon
gemahlt, la galerie des Cerfs, darinnen nebst unzehlbaren
hirschhorneren die plans der vornemsten koniglichen iagt⹀
heuseren in fresco zu sehen, la galerie des travaux
Zimmer ist die chapelle sehenswert so sehr artig gepflastert.
auf diesen Hause hatt Henri IV sich erstlich Catholisch erklährt
es hatt seinen namen von einen hunde bel eau genant
bekommen, dan indehme ein sicherer Konig man vermeint
François I auf der iagt in dieser gegend Wasser suchte, und
obgemelter hund von ungefer in der erden kratzte, wurde
von demselben eine schone source entdecket, so alda noch
gezeiget wird, der garten ist groß und Magnifique, le
jardin de la Reine ist gerad gegen das Cour du quarré des
Carpes uber und mid einen ausgemaurten graben umbgeben
es gibt sonsten sehr herliche alleen alhie dessen Spalieren
biß 45 fues hoch seint, die Cascade ist von 107 jets
gerad gegen den grossen Canal uber, die Wasser seint alhie
alle naturelles und werden von keiner Machine fournirt
dahero sie dan billig bel eau zu nennen, dan sie an Klahr{„}
heit denen zu Versailles vorgehen, à la Maison du
Fontainier hatt man unß den aqueduct zu sous terr{e}
gezeiget, so von der source nicht uber ein 1/4 stunde
geleitet wird,
dorf Jarville la riviere genant, und am abend zu
pluviers angelanget, so ein klein stetgen und auf
einer hohe gelegen, alda wir au grand escu logirt.
passage von Paris nach orleans gelegen, alhie fangt
ein gepflasterter weg an biß orleans, Wir seint von
dorffer passirt so aber ein pauvres und miserables ansehen
haben, obwoll hieherumb lauter flach und Kornland
dem gülicherNote: Will heißen „Jülicher“. Corfey vergleicht hier wohl die Gegend um Fontainebleau mit der Jülich-Zülpicher Börde, die er aus seiner nordrhein-westfälischen Heimat kannte. nicht ungeleich, zu sehen seӱ. heut alß Note: Liger: lateinische Bezeichnung für den Fluss Loire.
pfing ste abend spaht zu orleans angelanget und à l’
esprit oder im heiligen geist logirt, umb die feӱertage (d)den 6 (iun.)iunÿ zu
orleans
genabum aurelia⹀
novum. ad ligerim
alhie aus zu ruhen; Orleans ist mehr wegen seinen
nahmen und lustigen Situation alß wegen seiner
schonheit Renomirt, es ligt an der loire so ein groß
und schifreich Rivier ist fast wie der Rhein, waruber
eine steinerne brücke gebawet 210 pas lang,
auf dieser brucken zur lincken{,} Wan man heraus geht,
stehen 3 Metallene statuen auf ein piedestal, als nemblich
die Muttergottes sitzend und (Xtum)Christum wie er vom Kreutz ge„
nommen aufm schos haltend, zur lincken der Konig
Charles VII und zur regten Jeanne d’arc oder la pucelle
d’orleans beyde en Cuirasse kniehend, diese hatt ihre
har im nacken zu zamengebunden so breit und flach
nen en façon einer peruque quarrée Herunter hangen,
der degen ist regt auf die hufte angegurtet, und hatt
das selbige façon alß das original au tresor de st. denis.
Jeanne d’arc hatt unter obgemelten Charles VII
die engelender so die statt orleans belagert hatten
davor weg geschlagen, welche aber zu Compiegne beӱ einen
ausfall von den Engelenderen gefangen und zu Rouan
lebendig verbrand worden; Die statt orleans ist langß
porte de paris 696 pas, mid Mauren turne und truckenen
graben nach der alten Mode befestiget, die wälle seint
rundherumb zum Spatziren accomodirt, la grande Eglise
de la sainte Croix ist schwarn ein altes dannoch sehr
sauberes gebew, kein einziges schildereӱ noch epitaphium
findet man dar in so der Kirchen ein sehr reines ansehen
machet,Note: Die Kathedrale wurde während der Religionskriege teilweise zerstört und von Bildwerken „bereinigt“. Das erklärt, warum Corfey keine Gemälde oder Grabmäler dort vorfindet. Vgl. Corfey 1977, S. 84, Anm. 6. das tribun so von lauter Marmor Corinthischer
art und die Chapelle de (N.)Notre dame hinter das Chor seint
woll besehens wert, in dieser ist aufm altar am platz des
gemähl eine aus M weis Marmor uberaus wollgehawene
Mater dolorosa zu sehen; im ubrigen seint die heuser
durchgehens simblich schlegt und ist vor einen frembden
alhie nicht viel zu sehen. ich weis nicht: ob die frische
gedagtnuß und idee der herlichen gebewe zu Paris
und Versailles Machen: das mihr diese gelegenheit
nicht sonderlich gefallen wolle, oder ob ich mihr vieleicht
von diesen ort eine grossere Magnificence eingebildet
habe, Dehm seye dannoch wie ihm wolle, der wein fengt
alhie schon an besser zu werden, die sprache viel reiner
und die leute ein Wenig aufrigtiger, ia die bawren
selbsten viel Civiler.
junӱ uber hiesige brucke spatzirte umb die anstalt zum
vogelschiessen, so den anderen tag solte gehalten werden, zuzusehen,
habe noch ungefer auf dieser brucken ein Metallenes
Crucifix so auf einer Metallener dorischen seulen stehet, warge„
Mors christi in cruce nos _ contagione labis eterno G _
3 morbor Sanavit Clodovicus _
Rex in hoc signo hostes _ profligavit et iohanna _ virgo aure„
liam obsidio _ ne *
non diu ab impijs diruta _ restaurata sunt hoc anno _ dim 1578 _
Jean Buret m. f.
⟨* et anno 3[?] galliam Servitute britannica liberavitNote: In diversen französischen Quellen durch die Jahrhunderte, die auf die Lebenszeit von Johanna von Orléans folgten, werden verschiedene Versionen dieses lateinischen Ausspruchs überliefert. Der Kernsatz lässt sich sinngemäß übersetzen mit: „Unter diesem Zeichen hat der König seine Feinde besiegt und die Jungfrau Johanna hat das belagerte Orléans befreit, dann Frankreich, nach 3 Jahren unter britischer Knechtschaft.“
a ẽno factum est _ istud, et est mirabile in oculis (nris)nostris
in qu{o}rum Memoriam haec | re fidei insign. s.⟩
obgemelte Joanna von arc ist burtig von VaucouleurNote: Corfey täuscht sich hier: Johanna von Orléans wurde in Domrémy geboren. Vgl. Corfey 1977, S. 84, Anm. 5. in lotha„
ringen Wie droben in der beschreibung des tresors zu st. denis
gemeldet worden. zur gedegtnuß daß orleans durch ihr sie
von den engelenderen befreiet worden, wird noch iahrlich
(d)den 8 Maӱ eine procession gehalten.
ist ein stätgen am hang vom berge gelegen, und wiewoll eben nicht
wegen seiner schonheit noch ansehnlichen gebewen |: dan es ist alhie
nichtes zu sehen gleichwoll ist es renomirt wegen die hofligkeit
der leute und die franzosische sprach, so alhie extraordinair rein
gesprochen wird, die Situation ist alher sonsten lustig gnug, und
daß frawnzimmer scheinet sonderlich anreitzend und Complaisant
vor die frombden, indehme ihnen eben nicht unbewust: das die teutsche
alhie insgemein eine sprachmeisterinne pflegen zu suchen.Note: Zahlreiche Ausländer begaben sich in die Städte an der Loire, um dort ihre Aussprache des Französischen zu verbessern, denn die Gegend war für die Reinheit der dort gesprochenen Sprache berühmt; vgl. Corfey 1977, S 85, Anm. 7. Es ist stark anzunehmen, dass die Brüder Corfey 12 Wochen (vom 13. Juni bis 2. September 1699) in Angers verbracht haben, um Sprachunterricht zu nehmen. es ist
aber Remarquable daß die Meiste part hincken gehe, Man gibt
vor daß daß Clima dessen ein uhrsache seӱ, Wan es derohalben
War ist, daß die bocteuses pour les delices du monde zu
halten nach dem sprichwort der liebhaber, kan man ihnen kein
unrecht geben, daß sie sich an hiesigen orth so gerne auf halten.
Cesarodunum
turonum.
so eine simblich grosse aber altvatterische statt ist und la
Capitale de Touraine. am wasser ist ein triumphbogen aus
Weissen steinen jonischer architectur zu sehen, in dessen frise
auswendig: ‘LVDOVICO MAGNO’,Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Ludwig dem Großen“. inwendig aber ‘EIVS IMPERII. LNote: Übersetzung von Nicole Taubes: „Im fünfzigsten Jahr seiner Regierung“.’
mid guldenen buchstaben zu lesen. Die statt mauren scheinen
hin und wieder noch etwas antiques zu haben und negst beӱ der
brucken ist in der statt ein viereckiges Kasteel zu sehen.
sonsten ist alhie negst der grossen Kirchen nicht viel sehens„
wurdig; der principalster Handel bestehet in seide, so alhie
so heuffig gesponnen und verarbeitet wird als der flachs in
Westphalen. selbigen abend spaht seint wir noch zu Saumur Saumur
Salmurium
angelanget und logirt à la Corne. Die gute geselschaft
so wir von orleans biß Hieher hatten, vermehrte nicht wenig
das plaisir der sonsten lustigen reise auff diesen Rivier, ein
Capitaine de Vaisseaux nahmens de la Motte so in america
gewesen und anitzo wieder dahin reisete, wie auch ein garde du
Corps de Noailles genant, so in verwichenen Krieg viele
actiones beӱ gewohnet verkurtzten uns die zeit Mid erzehlung
vieler denckwurdigen begebenheiten. Saumur ist kein schwischen die
loire und argen
ton.
unartig stetgen Mid turne und Mauren zierlich befestiget
Daß aber die Etrangers sich alhie nicht so heuffig aufhalten
glaube ich seӱ die uhrsache, dieweilen es alhie simblich thewer
und Paris nichtes scheinet nachzugeben. l’eglise de Nostre
dame des ardilliers |: dar in ein Miraculeuses bild von erde
ungefer ein fues langNote: Der Legende nach entdeckte 1454 ein Bauer beim Bestellen eines Feldes, das reich an tonhaltiger Erde war, eine ca. 30 cm hohe, wunderwirkende Pietà aus Stein. Ihr zu Ehren wurde die Kirche errichtet, deren Bezeichnung sich von „ardille“ ableitet, der altfranzösischen Bezeichnung für „argile“, „Ton“. :) ist ein newes von weissen quaderstein
auswendig nach dorischer und inwendig Corinthischer arth
aufgefuhrtes gebew, inwendig ins frise der Kuppel list man
LVDOVICVS XIV FRANCORVM REX MAXIMVS TOTO REGNO HAERESIM
EXTINXIT ET EIVS FAVTORES TERRA MARIQVE PROFLIGAVIT
P.O.P. MDCXCV’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 86, Anm. 9: „Der Jungfrau und Gottesgebärerin, durch deren Hilfe Ludwig XIV., der größte König der Franzosen, im ganzen Reiche die Häresie ausgerottet und ihre Anhänger zu Lande und zu Wasser bekämpft hat, 1695.“ auf der hohe des felsens ligt ein altes schloß,
und gegen diese statt uber hatt die Loire viele insulen
daruber eine steinerne brucke von 680 pas. es Wird
alhie ein grosser handel getrieben mid den chapelets de CocoNote: Rosenkränze aus Kokosnuss. Vgl. Corfey 1977, S. 86, Anm. 10.
Davon nicht allein fast alle boutiquen angefullet. sondern
man Mues sich nicht verwunderen, Wan zuweilen das
fraunzimmer so ordinairement zur andagt inclinirt, des
abends spaht zu einem ins zimmer komt, diese oder dergeleichen
Wahr feil zu bieten, gleich wie uns alhie wiederfahren, diesen
negtlichen und verdegtigen handel aber loß zu werden,
gaben wir uns vor ReligionairenNote: Alte Bezeichnung für die Calvinisten. Vgl. Corfey 1977, S. 86, Anm. 11. auß, Womid der handel
zu gleich ein ende nahm; es Wird alhie sucker und Salpetre
gemachet. 3 stunde von Saumur ligt ein dorf, so gleich
woll den nahmen einer statt praetendirt, doue genant Doue
alwo noch eine Arena von zeiten julij Caesaris zu sehen,
Die gradus 20 an der zahl, seint auß einen naturlichen
felsen gehawen inwendig hat es 103 auswendig 158 einzele
schritt in Circumference also das woll 3000 Menschen
Darauff sitzen konnen, es ist gantz irregulier, welches
ein anzeigen ist eines hohen alters, Man findet unter
die gradus noch einige locher und gewolber im lebendigen
felsen ausgehawen, so vor die Carceres oder aufenthalt
der Wilden thier scheinen gedienet zu haben. davor das
erste noch heutiges tages la Cave des lions taureaux
und daß andere Cave des lions genennet wird. es ist zwarn
und gewohnheit un nach des orths beschaffenheit scheinet
gemachet zu seien, dan man gnugsam abnehmen kan das
es kein werck seӱ dadurch die Romer ihre Magnificence
wollen sehen lassen. daß land ist hieherumb so frugtbar
daß die feigen wild in den hecken wachsen, und so Milde das
es Mid pflüge ohne rader geackert werde.
seint wir ferner zu Wasser herunter gegangen biß pont
de Ce, sonsten pons Caesaris genant, dieweilen dasige steiner„
ne brucke von (jul: Caes:)julij Caesaris erbawet ist, so auch derselben
alterthumb gnugsam anzeiget; selbigen abend zu Angers angers.
andegavum ≃
Julio magus. andium
angelanget und logirt: au Cheval blanc. im selbigen Zimmer
da der Ambassadeur von Maroc logirt gewesen.
fronleichnams tag war daß sacre, oder die grosse und hieherumb
so nahm Hafte procession, wo zu von allen orthen weit und breit
eine grosse Menge ein- und auslander zu Zamen gekommen
daß Venerable Wurde von 2 bischoffen nemblich von angers
und noch einen frembden getragen, Die gassen uberall mid
leinentuch uberzogen und die heuser mid tapeten behangen,
eine iede zunft truge eine torche oder viel mehr eine
Machine, darauf die Historie oder daß Martyrium dero
patronen in halb lebens grosse und auß wachs poussirten
bilderen praesentirt wurde, Die posituren waren alle
à la Mode gekleidet,Note: Will heißen „in zeitgenössischen Kostümen“. Vgl. Corfey 1977, S. 87, Anm. 13. Man sahe keine Machine, deren
12 waren, so nicht mid sehr propre ajustirten fraunzimmer
verziert war, ohne diese Machinen sahe man alle boutiquen
garnirt, daß Angers schiene auff einmahl alle seine
beauteZ ausgekrahmet zu haben, ich Meines theils
stunde im zweifel, ob diese kostbare und schone Wahren
oder die andagt eine so grosse menge frembden hieher invitirt
hatte; Angers ist die Haubt statt von anjou, an der Mayenne
gelegen, simblich groß und nach der alten Maniere mid
türne und Mauren befästiget, die graben seint sehr tieff
trucken und meist ausm lebendigen felsen gehawen. daß
halbe theil der statt auf die andere seite der Mayenne
gelegen wird la doutre genant, sie seint beyde auf einer
nach dem wasser zu hangende hohe gelegen, Welches ihr
schwarn von aussen und absonderlich de la bamette her
ein herliches ansehen, aber inwendig unbequehme gassen
veruhrsachet, also daß das sprichwort vonangers
dahero seinen uhrsprung genommen habe: ‘basse Ville,
haut Clocher, riche putain et pauvre êcolier’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 87, Anm. 14: „Niedrige Stadt, hoher Kirchturm, reiche Hure und armer Schüler.“ Daß
schloß ligt auf einer hohe, Commandirt uber das Wasser und
la doutre, ist ebenfals Mid 17 runde turnen umgeben
hatt auswendig ein ansehen Wie die bastille zu paris,
inwendig aber ist nichtes sonderlichs zu sehen, alß die
Cage de la Reine de sicile,Note: Bezieht sich auf eine lokale Legende, die dieses Folter- und Einkerkerungsinstrument nach der ersten Frau von Herzog René I. von Anjou, Herzogin Isabella I. von Lothringen und Königin von Neapel und Sizilien bezeichnete. so eine holtzerne gefängnuß
inwendig ungefer 71/4 fues hoch – 73/4 lang und breit, von
starcken holtzernen riegelen kreutzweise eine hand breit
von einander gegittert, zu beyden seiten Mid eisen beschlagen
zur regten hand sieht man noch eine schlegte holtzerne bettlade.
Foulques le Rechin graff von anjou und wie man saget
Konig von Sicilien hatt sich anno 1091 von seiner
gemahlinne Bertrade eine tochter simons grafen von
Montfort scheiden lassen, Welche Philippus 1 Roӱ
de France 35 iahre alt und ein grosser liebhaber des
fraunzimmers nicht allein zu Tours dans l’eglise
de St. Martin, alwo sie seiner wartete, wechnehmen
sondern sich auch mid ihr durch den bischoff von Bayeux
Copuliren lassen, dessenthalben er vom pabst
Urbano II excommunicirt und also geschwungen
worden selbige wieder zu quitiren, der graff aber
umb diesen feltflugler deste besser im zaumme und
zu hause zu halten, hatt sie nachgehens anno 1103
in diesen expres dazu gemachten vogelkorb als eine
papageӱ verschliessen lassen, welcher in einen
Winckel eines sonsten sehr finsteren gemachs noch
Heutiges tages denen etrangers gezeiget wird, es
ist zwarn eine harte und frembde Mannier das
frawnzimmer zu tractiren, dannoch Mues Man sich
uber die artige invention des grafen verwunderen.
Mich duncket daß viele herren zu Paris nicht
Weniger Raison hetten ihre perroquets abzuschaffen
und die Cages ebenfals umb ein fues oder 7 zu erweiteren
Kreutz, dessen basis, so inwendig holl und ungefer 21/2 fues
breit und hoch vor alters eine ur urna gewesen, so
nachfolgende inscription gnugsam zu verstehen gibt: (titg)titus Flavius.
augusti (libertg)libertus Note: Übersetzung von Hendrik Ziegler: Titus Flavius, ein vom Kaiser freigelassener Sklave.
‘VXORI
OPTIMAE
T. FLAVIVS
AVG. LIB.
ASIATICVS.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Der besten Gattin, Titus Flavius Asiaticus, vom Kaiser [aus der Sklaverei] entlassen.“’ Die Academie ist ausserhalb der statt gegen dem schlosse uber.
negst beӱ die Minimen ist eine lustige Mail von ungefer
410 pas, alwo teglig alles was nuhr von galanten
leuten zu angers befindlich à la Manniere de Paris
zu promeniren pflegt, dan kurtz davon zu reden
die etrangers finden alhie allerleӱ plaisir, eine
freӱe iagt, grosse liberté, reine sprach, angenehme
Conversation und allerleӱ exercitien. Wiewoll der
orth an sich selbsten eben nicht von den schonsten seӱ
so wird er dannoch von den frombden sehr frequentirt
dieweilen man alhie dere grossen debauchen und un„
nohtigen depensen ein wenig mehr entfernet ist als zu
paris, iedoch also daß der lust zum tantzen hat, eben
keine grosse muhe bedorffe umb spiel leute zu haben,
in der gegend von angers, nach Saumur hinaus werden
die ardoisesNote: Will heißen „Schiefer“. so heuffig gegraben daß nicht allein
alle heuser en general damid bedecket sondern so gahr
die Mauren und daß schloß selbst davon gebaut seӱ.
seint Curieux zu sehen, sie machen gemeinlich nur 3 sorten
davon daß hundert aufm platz 16. 25. und 30 Sols
kostet, die Mitte lere Sorte ist breit 6/10″. langNote: Corfey meint wahrscheinlich „zwischen 6 und 10 Zoll lang“. 11 Zoll.
Welche so gahr biß in holland verschicket werden. beneben[?]
diese art ardoisen,Note: Will heißen „Schiefer“. findet man auch eindere Sorte so
6 à 7 fues lang und 2 breit seint, wo mid die garten und
felder anstatt der dielen eingeschlossen werden. ohne die
stiegen und dergeleichen sachen mehr zu vermelden,
so alle aus diesem stein gemachet werden.
In der Cathedrale de St. Maurice ist unter andern
aufm Chor zur lincken hand daß grab Renati
Konigs von sicilien und Jerusalem sambt seiner gemahlin
AnneNote: Corfey meint wahrscheinlich „Jeanne“ und nicht „Anne“. Jeanne de Laval war die zweite Ehefrau von René I. von Anjou. Allerdings handelt es sich bei dem von Corfey erwähnten Werk um das Grabmal von René und seiner ersten Gemahlin Isabella I. von Lothringen. Die Gestalt des Monuments überliefert eine Zeichnung von Louis Boudan aus der Sammlung Gaignières (Paris, Bibliothèque nationale de France, Estampes et photographie, RESERVE PE-2-FOL; siehe Gallica.bnf.fr). auß weissen Marmor zu sehen, der Konig
hatt unter seine fusse einen lewen, die Koniginne aber
2 hunde, so an einen Knochen nagen, ob es ein (Symbolu)Symbolum
einer trew oder son sten unter sie vorgefallener
Misverständnuß seyen solle Kar habe nicht eigentlich
erfahren konnen, allen ansehen nach ist es ein
Zinbild der jalousie, welches der gemeiner Vers
‘dum Canis os Rodit socium quem diligit odit’:Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 89, Anm. 21: „Wenn der Hund den Knochen benagt, haßt er den Genossen, den er liebt.“ gnugsam
scheinet zu approbiren. uber dieses Cenotaphium
ist ein groß holtzernes tableau so einen thot im konichligen
habit praesentirt, welches einige vorgeben von obgemelten
Konig selbsten gemahlt zu seien, worunter diese
nachfolgende Carmina zu lesen:
dum quondam Recolis pressa et nunc lubrica Cernis
Marcescunt flores, Mundi laudes et honores
gloria, fama levis, pomparum fastus inanis,
una parit Reges et Vulgus terra potentes.
Quod dedit haec Repetit, Mortalia cuncta recondit.
Mors dominis servos et turpibus aequat honestos.
unus erunt Cumulus Rex pastor (inersq)inersque peritus.’
Die beyde turne dieser Kirchen seint Mid einer galerie
an ein ander gehenckt darauf gleichfals Noch ein
dritter turn zu sehen welches ein groß wunderwerck
seien solle, die Klocken haben diese Nahmen und Maaß.
- Im suderturn
- 1 _ andreas ´4.84
- 2 _ Mauricig ´5.34
- auf der galerie
- 3 _ Innocent ´6. 10.000 lbNote: Die Abkürzung „lb“ steht für die Gewichtseinheit Pfund, die ca. 500 Gramm entspricht, damals allerdings mit starken regionalen Schwankungen. 1609
- 4 _ Martin ´6.74 1572.
- Im Norderturn
- 5 _ Renatus ´3975
- 6 _ Maurillus ´4415.
eine dreyeckige pyramide, in dessen Soubaissement auf
einer seiten diese inscription zu lesen:
‘* quid stas Viator et stupes refectum pontem _
ligno dedic Sublicium, lapide rediv aemilianum, quaeris
fortasse Caesam victim. perfecta sacrif_ operantem pontif
refectionis solemnia, habes pro vict aes publ. pro sacrif
vota pop, pro _ pontif virum opt gabrielem jovet ex
cognit Reg curatorem urbis cum graviss _ gabriele du
pineau Reg Consil p praevost. R hamelin Caus patr’
et jo Hubert d d _ dic modo solemniter Refectum pontem _
aeternitati _ Lod iusti gall et navare Regis christia
niss _ Felicitati _ Mariae Medicae Aug Reg Matr
provinciam Moderantis _ providentiae _ Mart bella II
or dd Reg eq torq Iuetoly princip et March Toarcensis
proregis _ Religioni _ ama doris de la porte sac. s. jo
hierosol Milit bajulivi et hospit urbi et arci praefecti
diligentiae _ Majoris et decurionum _ ad Splendor urb,
jucunditatem pop. Commoditatem itineris _ transi Viator-
pacatis Najadib Regi Reginae Matri proregi praef
curat dd _ bene precare et Cives ama _ anno dni
ↀ DC XXIII’.
auf der andere ist nagfolgende: ‘perennitati _ gallorum dum rex lodoicus Sceptra gubernat
Justus et andegavos Mater Regina tuetur
dum prorex faustis clarus bellaius armis
andensis placidas patriae (Moderat)Moderatur habenas,
pontaeus tutam claris cum Civibus arcem
praefectus servat, (curatq)curatque joetius urbem.
auspicijs tantis omnique optatus abaevo
erectus pons hic annos Superabit et amnes’⟨*⟩
‘pontis novi novum opus Veteri Collapso ut primum
anno _ 1623 cum gab pinello reg consil p praevotio
R. hamelino Caus _ patr. et jo huberto dd usib pub
et Votis Restituendum loca _ vit probavit gab joetius
ex cogn Reg urbis urb curator idem _ cum posterïori{bus}
ac R chotardo Reg Consil et R avelino dd _ noviss
perficien dum curavit ac sufficiendum anno d. 1624’
Dieweilen diese brucke aber von keiner sonderlich schonheit
und zu dehme nicht lange im stande geblieben, kann man mid
recht woll sagen ⟨* ‘erectum pontem hunc aetas Superavit et amn{es}’⟩
aber sambt la doutre 940 pas und ist die eine iust so breit
alß die andere. zu angers seint die Masques so gemein
daß nicht allein daß vornehme frawnzimmer ihre schonheit zu
Conserviren sonderen die grisetten selbsten wenigst umb ihre
fratzengesichter zu verbergen, zum wenigsten for etwas sonderligs
zu passiren sich derselben bedienen. unter die freyheiten des
fraunzimmers ist billig daß baden zu setzen, dan es alhie gahr
nicht newes im sommer und absonderlich à la pointe wo die
Mayenne in die loire fliest, gantze troupen von Masquirten
fontangenNote: Bezeichnung für eine nach der Herzogin von Fontanges (1661-1681), der Mätresse Ludwigs XIV., benannte Frisur mit aufwendiger Haube. Vgl. Corfey 1977, S. 89, Anm. 22. aufm wasser anzutreffen. zum beschluß Mues
noch erinneren daß man zu Angers und z in anjou gegen
den anfang Septembris eine unbeschreibliche Menge see„
nusse tribulus Marinus auf franzosisch Macre genant
zu sehen bekomme, mid vier spitzen wie die fues angelen und
ein truckenes essen gleich wie die Castanien.
seint wir von Angers zu wasser nacher Nantes gangen
dieweilen Wir aber Contrairen wind und sehr niedrig wasser
hatten und zudehm unsere schifleute und bootsgesellen
auß lauter fraunzimmer bestunde, kahmen wir bald auff
einen felsen zu sitzen, bald musten wir pirouetten auf den
sandbencken Machen also daß wir nicht weiter alß
st. florent erreichen konten alwo wir à la Croix de lorraine
logirten
Condivincum
nanetum.Note: Condivincum Nanetum ist die alte Bezeichnung für Nantes.
anlangeten alda wir das quartier nahmen au bon
Conseil, obwoll die heuser alhie durchgehens schlegt, findet
Man dannoch hin und wieder einige so sehr woll gebawet seint
absonderlich à la Casterie |: so nach erlittenen brand newes
aufgefuhrt ;| und à la fosse alwo die mittelmassige schiffe
die gassen seint breiter aber beӱ weiten nicht so sauber als zu
Angers, dan alhie ein grosser handel getrieben wird, zudehme
seint sie so irregulier daß nicht einmahl die breite noch
die lenge der statt messen konnen, so viel aber von den turn de la
Cathedrale sehen konnen ist es kaum so groß alß die statt
Angers allein ohne la doutre, es ist alhie gantz keine fortification
alß schlegte mauren und turne; die steinerne brucke uber
die loire und die unzehlbare sand insulen, ist 1230 pas lang
und scheinet daß sie wegen der ungemeinen lenge zu beyden seiten
wo sie nicht mid heusern und boutiquen bebawet, mid steinernen
bencken versehen seye, am ende ist ein grosser und nuhnmehr
halb verfallener turn so vor zeiten zur defension der brucken
gedienet hatt, auf dieser brucken dieweilen es iust Marc{kt}
tag war habe unter anderen vielen und seltzamen see fischen
auch einen delphin gesehen von einer graulichen farbe
und weiß unterm bauch ungefer 4 fues lang. Das
schloß so am wasser ligt ist mid runden turnen zirlig
befestiget, und viel besser im stande als das zu Angers,
unter die Kirchen ist die Cathedrale de St. pierre die vor„
nemste, dessen haubt thuren von Messing seint, die beyde
turne seint 283 treppen hoch iede von 53/4 zoll so bey die
163 fues ausmachet, unter die Klocken, so von einer
lieblichen harmonie, seint die beyde Nach folgende die
vornemste, Louis. ’6’’65’’’ in diametre Wigent 18134 lb
und Jean ’61’’ in diametre wigent 15520 lb.Note: Die Maße der unteren Glockendurchmesser sind wohl in rheinländischen Fuß angegeben. Lahrkamp gibt zu bedenken: „Der rheinländische Fuß, dessen sich in Deutschland die Ingenieure und Landmesser bedienten, hatte 12 Zoll zu 10 Linien, der französische königliche Fuß (Pied du Roi) ebenfalls 12 Zoll, der Zoll aber 12 Linien, so daß es Differenzen gab.“ Vgl. Corfey 1977, S. 44, Anm. 77.
beӱ die Carmeliten ist vornehmlich zu sehen das tombeau
de Francois II duc de bretagne sambt seiner ersten gemahlin
wollgemachet, er hatt zum fussen einen lewen, sie aber einen
hund, beyde die Wapen haltend, dieses ist ein zinbild der trewe
und ienes der großmutig keit, das haubt kussen wird von 3
engelen gehalten, auf die 2 lange seiten seint die 12 aposteln
zum haubt 2 Konige, Zum fussen st. franciscus und Ste. Marga„
rite und unter einen ieden von diesen bilderen ist ein eremite
ausgehawen, auf die 4 ecken stehen in lebens grosse die viel
haubt tugenden, alß prudentia Mid 2 gesichteren |: wo von
daß hinterste einen alten Man praesentirt:) in einen (geistl:)geistlichen habit
Corde umb den leib, in der regten einen zirckel in der
lincken ein spiegel haltend, justicia im (geistl:)geistlichen habit gehar„
nischten armen in der regten ein schwerdt, und in der lincken
ein buch haltend darin eine Wage vorgebildet, temperantia
ebenfalß im (geistl:)geistlichen habit, in der regten einen zaum und in
der lincken eine uhr, Fortitudo im Casquet hatt in der
lincken einen turn wodurch sie Mid der regten einen
drachen ziehet, alles auß Weiß Marmor ausgenommen
die gesimsen auß schwartzen. in diesem tombeau ist neben
obgemelte beyde Corper auch der leib Marguerite de
foix seiner anderen gemahlinnen Wie auch das hertz
anna duchesse de bretagne tochter aus der ersten ehe,
und 2 Mahl Koniginne von Franckreich beӱgesetzet.
La Maison de Ville hatt eine schone und ansehnlïche dreӱ
fache porte von einer brettons en art, Mid piedestalen.
auf der pforten zur lincken stehet daß Wapen von
bretagne Nemblich herminé: warunter im schwart{zen}
Marmor zu lesen: ‘ante pudor quam te Violem’.Note: In Abwandlung eines Verses aus Vergils Aeneis (4,27): „ante, pudor, quam te violo aut tua iura resolvo.“, zu Deutsch: „Eh’ ich, o Scham, an dir und deinem Gesetz mich vergehe.“
auf der pforten zur regten hand ist das wapen des
ein halber Mond gleichfals her herminirt, Mid dieser
unterschrift; ‘Monstrans insignia fatum’.Note: Übersetzung von Hendrik Ziegler: „Das Schicksal zeigt seine (Ab)zeichen.“ ohne Weiter
Meldung zu thuen von die darober stehenden Statuen,
habe inwendig in der gallerie des Raht Hauses gegen den
Mitteleren bogen Nachfolgende inscription gefunden auf ein
eingeMaurten stein 4’ fues lang, 1’3’’ breit.actores Vicanau
portensis tribu
nalis
NVMINIBVS AVGVSTORVM
DEO VOLKANO
M. GEMEL SECVNDVS ET C. SEDAT. FLORVS
ACTOR VICANOR. PORTENS. TRIBVNAL. C. M. ⟨*⟩
LOCIS EX STIPE CONLATA POSVERVNT. ⟨*
Columnas
Milliarias⟩ Ohnerachtet zu Nantes ein grosser wein handel getrieben wird
ist er dannoch simblich theuer, dahingegen kostet das saltz
nuhr 3 sols so sonsten durch gantz franckreich 10 a 12 lb
gelt, die brettons Vantiren s sich hierin eines sonderlichen
privilegӱ, Mich duncket aber das ihnen zwarn das saltz
versüsset, aber dahingegen der Wein versaltzet werde.
Schwischen Nantes und Rochelle seint die Wege hin und Wider
so schlegt daß man keine andere Voïture alß pferde oder
senften vor die alzu gemachliche leute haben konne
und obwollen Wir vorhabens gewesen diese reise par Mer anzu„
stellen, hatt uns dannoch der Contraire Wind verobligirt
die Messagerie anzunehmen, wo mid wir dan endlich so woll
Wegen der Voiture als nouriture einen accord getrofen.
aigrefel das Nachtlager zu st. george au pelecan
in der province poictou genommen
gehalten zu Chantonet au cheval blanc, 3 lieües
quantite antimonӱ auch ein wenig silber und gold gegeben,
zeit etliche iahren hero aber Negligirt worden; unser Nagt⹀
lager war zu ste jame à l’escu de France, heute haben
wir den gantzen tag in poictou gereiset und befunden das diese
province sehr schlegt bebawet und bewohnet seӱ.
wir par le Marais de Charon passirt so 3 stunde lang
und mid unzehlbaren graben und demme trucken gehalten
wird, auf die art wie die Zipe und purmerend in nordholland
aber mid diesen unterscheid daß es beӱ weiten nicht mid so
herliche und Wollhabende bauren besetzet seӱ. Nach Mittag Rochelle
n. rupella.alias
portus Santo:
num _
ad (oceanu)oceanum aqui
tanicum
intractu (alricefi)alricenfi[?].
seint wir zu Rochelle angelanget und logirt a gesne VertNote: Zwar schreibt Corfey „gesne“, meint aber wahrscheinlich „chesne“ bzw. „chêne“ für „Eiche“.
landschaft le paisd’aunis genant an einen sinu des oceani,Note: Will heißen „Meeresbucht“.
hatt meistentheils schlegte und niedrige heuser, iedoch haben
die Meiste gassen beyderseits eine bogenweise gebaute gallerie
Wie der Marckt zu Munster in westphalen. die fortification
ist hin und wieder à la Vaubane theils mid truckenen theil
aber mid nassen graben, die wercke seint zwarn nicht sonderlich
Hoch aufgefurt, die propreté aber und absonderlich der pforten
und Wacht Heusern ist unbeschreiblich, vor die porte
dauphine Wurde dazumahlen an ein Newes Ravelin
gearbeitet, der haubtgraben erweitert, und der wall mid
weissen gehawenen steinen Revêtirt, es lagen darin die
Regimenter: perigort, Flandre und oleron; der haven
ist sehr bequehm und von einer mittelmassigen grosse, die
entree wird von 2 turne defendirt und des Nagts
mid einer ketten gesperret, die statt ist schir rund
und hatt von porte dauphine biß ans Mehr 850 pas
nebst das wapen von franckreich diese inscription:
‘Ludovico XIIII _ Regum omnium terra marique _ potentissimo _
feliciter Regnante _ porta haec Maritima _ à saeculo
impervia patuit _ anno dni MDCLXXII’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 93, Anm. 33: „Unter Ludwigs XIV. - dem mächtigsten aller Könige zu Lande und zu Wasser - glücklicher Regierung wurde diese Seepforte, die im Laufe der Zeit unpassierbar geworden war, geöffnet im Jahre 1672.“
vor der pforten St. Nicolas Haben wir gesehen Wie das saltz saltzwerck
auß den seewasser nemlich Nachfolgender gestalt gemachet
werde, daß wasser wird in eine unzählbare Menge vier„
eckige bassins 12 à 18 fues breit und einen halben tief
geleitet, alwo es von der sonnen in 1. 2. oder 3. tage _
nach proportion der hitze gekochet und endlich kristallisirt
wird, Nachgehens wird es von dem ubergebliebenen wasser
separirt und in grosse hauffe zu zamengetragen, ein
iedes quarré gibt ungefer 1 boisseau, so geringe die
Muhe, Kösten und anlage ist, in ansehen der teutschen
saltz hutten, so einen grossen unterscheid findet Man
da hingegen, unter den preis und guter qualité.
sonsten ist dieses saltz sehr weis, da es gemeinlich in franck„
reich schwartz pfleget zu seien. zu Rochelle wurde execution
nagmittags umb 2 uhren auf der parade eine execution
gehalten und 2 Kerls Mid einmahligen gassenlauffenNote: Will heißen „Spießrutenlaufen“.
durch 200 Man bestraffet, dieweilen sie Wieder verbott
weintrauben gegessen, so geringe als beӱ die franzosen
die streiche estimirt werden, so hoch wird dahingegen der schimpf
gehalten, die ruhten bestunden aus brahmschweigen, und, was
noch daß frembdeste war, sie wurden nicht durch einen provost
sondern durch 2 piquenier Mid seitengewehr durch die gasse
getragen. Man thate alhie auch starck Recrentiren
die Compagnien wurden Complet gemachet, und alle obristen
so alhie waren, verzogen auf das schleunigste nach ihre Regi„
menter, es ging die rede unter die franzosen das nuhnmehro
der Konig von Spanien einmahl in ernst gestorben seӱ.
(septemb.)septembris seint wir mid einer chaloupe biß tremblade gefahren tremblade
unterweges die insel oleron und daß darauf ligende fort vom
selbigen nahmen passirt, ein wenig mehr sudwertz gegen diesen uliarius. ins.Note: Insula Uliarius: lateinische Bezeichnung für die Insel Oléron.
schloß ist mitten in der see le fort chapüe zu sehen, Welches
ein rundes Kastel ausm grunde von lauter quadersteinen
durch diesen Konig erbawet, rund herumb mid stucken besetzet,
in dessen Mitten ein grosser turn; diese beyde Kastehle scheinen
gleichfals 2 dardanellen von franckreich zu seien, dar
beӱ Wir 4 schone fransche Kriegs schiffe angetroffen: Nach
dehme Wir zu tremblade a l’enseigne d’amsterdam eine
kleine Collation gehalten, haben wir uns zu pferde gesetzet
und umb 11 uhren des Nagts zu Royan angelanget, alda Royan.
Wir ebenfals au chesne VertNote: Zwar schreibt Corfey „gesne“, meint aber wahrscheinlich „chesne“ bzw. „chêne“ für „Eiche“. nicht lenger gewartet als
die Mahlzeit erforderte,
3 uhren in der nagt (d)den 12ten dieses uns auf einer chaloupe
begeben und die garonne hinauf gesegelt, Wegen stillen
wind aber und abgang des wassers, umb 9 uhren beӱ Castillon
ein ruinirtes schloß die ancker fallen lassen biß
Wir umb 11 uhren mid einen favorablen wind unseren
Cours Continuirten und endlich am abend umb 7 uhren Bourdeaux
Burdegala bituri⹀
gum Vibiscorum
ad garumnam.
zu Bourdeaux arrivirten und das quartier nahmen aux
trois pigeons. Bourdeaux ligt in façon eines halben monds
ist eine schone statt und negst Paris die erste so mihr gefallen
wollen, hatt Meistentheils gerade und breite gassen
dem wasser ohne das chateau trompette ist sie lang 1111
pas, daß schloß von einen bolwercks punct zum anderen
202, die schifreiche garonne ist alhie sehr breit und tief
hatt eine merckliche ebbe und fluht, der haven ist immer
voller schiffe und die Kaufmanschaft in grossen flor
welches dan schweifels ohn das fundament ist darauf die
zur Revolte so sehr inclinirte hochmuhtigkeit der burger„
schaft gegrundet, zumahlen die selbe im zaum zu halten
nicht allein die Citadelle trompette genant bastant gefundenNote: Will heißen „für ausreichend“.
worden, sondern es seint noch 2 andere schlosser als
chateau Dur und fort Louis mid garnison besetzet, die
fortification der statt bestehet sonsten nuhr aus schlegten
mauren und geringe truckene graben. das chateau
Trompette ist ein lengliches viereck von 4 bolwercken
und 2 plattes formes, so nicht allein auswendig von
lauter quadersteinen sondern auch inwendig rings
herumb mid einer dorischen architectur bekleidet,
auf diesen schlosse waren ein hauffen wilde zahme wilde„
schweine zu sehen und dienete der graben gleichfals
vor einen thier garten so mid hirsche besetzet war.
vormahlen seint zu Bourdeaux sehr herliche Klocken
gewesen, so ihnen aber wegen der Rebellion genommen
und anitzo au Chateau trompette in schone stucke
verwandelt. Negst beӱ der Cathedrale hatt der
Ertz bischof seine Residentz und garten darin an der
stiegen 2 Sphinges auf piedestalen ligen, so
Mortifera Sphinge – in toto galliarum – imperio penitus –
extincta a Rege – cht:mo LVD. Magno – Semper augusto –
et pio.
Memoriam tanti – meriti erga deum – et ecclesiam lud _
de Bourlemont arch – burd aquit. primas – hoc
diagrammate – consecravit ann d. MDCLXXXVII’
In den kleinen Vorhoff des Raht Hauses zur lincken hand
sieht man in der Mauer ein antiquitet Nemblich 2 busta
Mid dieser unterschrift:
D.M.
TARQVINIAE FAST
NAE M. CALVEN
SABINIANVS VIV
SIBI ET CONIVGI Weiter hinein in daß andere Cour zur rechten hand seint
3 niches, darin noch 2 antiques Statuen Von Weis
Marmor in lebensgrosse zu sehen, dieweilen sie aber die hande
und Kopfe verlohren, habe nicht gewist was dar auß
Machen sollen, negst darbeӱ auf ein piedestal stehet
eine araNote: Aus dem Lateinischen „ara, ae“ (f), „Altar“. von weis Marmor 3 fues hoch so dem Keyser
(aug:)augusto geweihet und im graben du chateau trompette
gefunden worden, Vorn im truncoNote: Aus dem Italienischen „tronco“ (m), hier im Sinne von „Sockel“. ist zu lesen:
AVGVSTO SACRVM
ET GENIO CIVITATIS
BIT. VIV. oder biturigum Viviscorum, hinten ist eine Corona CivicaNote: Aus dem Lateinischen „corona, ae“ (f) und „civicus, a, um“ (Adj.), „Bürgerkrone“. Vgl. Corfey 1977, S. 95, Anm. 40.
zur lincken eine pateraNote: Aus dem Lateinischen „patera, ae“ (f), „Opferschale“. Vgl. Corfey 1977, S. 95, Anm. 40. und zur rechten ein simpulumNote: Aus dem Lateinischen „simpulum, i“ (n), „Schöpfkelle“. Vgl. Corfey 1977, S. 95, Anm. 40.
en bas Relief ausgehauen. auf daß piedestal
Marmor in arce Tropeita pulvere et sordi_bus obsitum
impetrarunt à jac Matignono franciae_ Marechallo
et Civitatis Majore Gr Mulet, F Bonalgues
p. desaigues. j Thalet. j guichene. j. labat _
jurati burdigalenses (praefectiq)praefectique urbis et g de Lurbe _
R pichon Sindicus et Scriba Civitatis et hic in _
Memoriam antiquitatis et nominis Vivisci _ locandum
Curarunt ↀ ⅠↃ ⅩⅭ’.Note: Aufzulösen als „1590“. auserhalb der statt au
faubourg st. suran ist noch die halbscheid eines amphi„
theatri zu sehen so mid die 2 pforten 64 bogen gehabt,
77 pas lang und 56 breit gewesen die Mauren, so
von gehauenen und gebackenen steinen lageweise gemacht
seint nuhr 3 fues dicke und scheinet nicht das die
genge, so 11 fues breit, gewolbet sondern viel mehr
mid balcken mussen belegt sein gewesen, es wird
gemeinlich le palais de gallien genennet; heutiges
tages Werden keine andere schauspiele darin gehalten
alß daß sich die EcorcheursNote: Aus dem Französischen „Abdecker“. Vgl. Corfey 1977, S. 95, Anm. 42. zuweilen umb
eine esels, ochsen oder pferdshaut herum schlagen.
sonsten habe noch dans la rue au peogon negst beӱ dem
chateau dur einen putzenNote: Aus dem Italienischen „Pozzo“, „Brunnen“. Vgl. Corfey 1977, S. 95, Anm. 43. wargenommen dessen
rand auß einem stuck steins bestunde rundherumb
viele figuren en bas Relief vorstellend, so allen
ansehen nach ein sacrificium aesculapij seien soll, ein
ander desgleichen findet man auch vor der Kirchen st. pipolin.
(: so vormahls dem h: Floremond Remond welcher de ortu progressu
et interitu haeresum geschrieben, mid sambt dem hause zugehort :)
diese stucke halten alle gahr ungefer 3 fues in diametro und
wie von (Mr.)Monsieur Scruder einen Curiosen liebhaber verstanden
seint es stuck von einer heidnischen Colomne. in diesem garten
findet man unter allen anderen antiquiteten auch 2 CipposNote: Aus dem Lateinischen „cippus, i“ (m), „Grab- oder Gedenkstein“, meist in Form einer Stele oder eines Pfahls.
mid dieser inscriptionibus : die dritte ist in einer Maure
D. M.
ET MEMOR.
M. VAL CHA„
RIDEMI C R
V VIENN IB
SE SIBI VIVS
ET SVIS
POSVIT
D. M.
ET MEMOR
VAL IVLIENAE
CONIVGI VAL
CHARID CRV
VIENNENSIS ⟨*⟩
M VAL CHARI
DEMVS VIVS
POSVIT. ⟨
civis Romani urbis
viennensis.⟩
M. IVLIO. C. F. VOLT
SEVERO
EX TESTAMENTO.
new erbauten hauses auf der gassen ist Nag folgende:
D. M
Et MEMORI„
AE LUCRETI
FIDELIS
biß st. Macaire nahe beӱ Lingon, die reise ginge sehr langsam
von statten, indehme daß schiff starck beladen und der wind
meistentheils Contrair war, dannoch hatte uns daß glück
zum zeit vertreib eine syrene aus der opera von Paris gegeben
so mid ihrer anmuhtigen stim und vielfaltigen schonen airen
wan ulisses selbsten were zu gegen gewesen gegenwärtig
gewesen, er seine ohren wurde verstopfet haben.
Mittag gehalten zu Tartiffume ein bourg, alda wir ein solches
traitement gefunden daß Wir fast keine speise geniessen
noch riechen konten, dieses deplaisir wurde dahingegen
von unsere Syrene so sich tapfer wieder horen lassen, ein
wenig ersetzet, unser Nagtlager war zu Coutures nahebeӱ
st. Blaseille alwo die garonne die Kirche weggerissen,
wohin anno 1674 daß parlement de Bourdeaux zur straft
ihrer Rebellion transferirt worden, biß daß sie sich durch
ihre Submission wieder wurdig gemachet daß selbige zu
Recuperiren, unser nagtlager war zu Menheur, alwo
wir ein Miserables dorf und eine nicht viel bessere Collation
gefunden, es War kein einziges Wirtshauß so Capabel
daß es unsere Compagnie verpflegen noch logiren konte,
diesem dorf scheinen die Meiste in dieser gegend der landschaft
baZadois nicht ungeleich wiewoll daß land uberaus herlich
und frugtbar seӱ, und man sich nicht verwunderen Muesse
daß die feigen allenthalben wild und in so grosser Menge
anzutreffen alß in teutschland die Wieden und hollunder
stauden, es ist auch nicht ungemein daß die bauren ihre
gärten mid lauter lorbern hecken verzieren, daß
land ist so guht, daß man die pfluge ohne rader brauche
Welche die ochsen auf ihr iog nach ver gethaener arbeit wieder
iuvenci’.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 96, Anm. 47: „Die Stiere tragen die am Joch aufgehängten Pflüge zurück.“ (Vergil, Eklogen, II, 65.) in allen dorfferen schickte man sich zurVandange[?]Note: Will heißen „Weinlese“.
davon zum theil schon der anfang gemacht wurde, es frewete
sich Manniglich ob der ungemeinen guhten iahrzeit und apparence
einer gewunschten weinlese;
aginnum Nitio„
brigum
statt agen, Capitale in der province Agenois, darin das
Regiment de Langallerie von der Cavalerie in garnison lage,
Die schöne ïdee so uns die franzosen auff der Reise von dieser
statt formirt, verschwunde im selbigen augenblick alß wir
den fues ans land setzeten, dan es ist alhie gantz und gahr
nichteß zu sehen; Die Kirche st. Macaire ist im vierten saeculo
gebawet welches diese figur Α☧ω oder Monogramma Christi
(: welches Constantinus (Magn:)Magnus im Zug gegen Maxentium am
himmel gesehen :) auf einen stein in der Maur negst beijm Chor,
Wie auch 4 tombeaux, welche vor der Kirchen auf einer Maur
gesetzet und noch 2 deckelen von alten gräbern so im Kreutz„
gang derselbigen Kirchen Mid ebendiesen Monogrammate
bezeichnet scheinen zu bekräftigen, ich habe nicht lassen konnen
ein sehr frombdes epitaphium in obgemelten Kreutzgang zu
Copӱren also lautend:
Iste Tholetanae fuit archidiaconus urbis
Stirpe Satis clara, Moribus eximius
Natus in historijs florentibus annis
nunc, que promeruit, X p s ei tribuit
Ergo qui legis hec Mont asini memoresto
exsolvendo pias funeris exequiasNote: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 97, Anm. 49: „Dieser war Archidiakon der Stadt Toulouse, aus berühmtem Geschlecht, ausgezeichnet durch seinen Charakter, bewandert in der Geschichte, von blühenden Jahren. Jetzt hat Christus ihm nach seinem Verdienst vergolten. Der du dies liest, gedenke also des Montasini durch Erfüllung der frommen Pflichten des Totengedächtnisses.“
dieweilen aber keine iahrzahl noch nahmen dabey, als habe ich
Monsieur Benaisier chanoine derselbigen Kirchen und einen
Curieusen antiquariumNote: Aus dem Lateinischen „antiquarius, i“ (m), „Altertumskenner“. daruber Consulirt, welcher praeten„
dirte daß es ein Morosini vom eilften saeculo oder von
Zeiten des Concilӱ zu Clermont seien solle, ich vermeine aber
daß er nicht Morosini sondern Montasini oder zu theutsch
bergesel musse geheissen haben; enfin es mag seien
gewesen wie er wolle, ein franzosischer oder italianischer esell
er ist doch nicht Sepultura asini begrabenNote: Der Ausdruck „Eselsbegräbnis“ stammt aus der Bibel, AT, Jer 22,19: „Ein Eselsbegräbnis wird er bekommen. Man schleift ihn weg und wirft ihn hin, draußen vor den Toren Jerusalems“, Bibel (Einheitsübersetzung) 1980. Mit den Ausdrücken „sepultura asini“, „sepultura asinina“ oder „sepultura asinaria“ bezeichnete man im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gemeinhin die Grabstätte eines undankbaren und aus der Gesellschaft ausgeschlossenen Menschen.
Daß Epitaphium Julӱ Caesaris Scaligeri in der Augustiner
Kirchen pfleget gemeinlig von die etrangers besuchet zu werden
es bestehet aus einer mössingen platen ungefer anderthalb fues
hoch und breit so in einen stein zur regten hand am fues des hohen
altars eingefasset, darauf gestochen daß wapen Julij (Caes:)Caesaris
scaligeri; Nemblich ein doppelter adler haltend in seinen Klawen
eine leiter von 5 staffelen, ober den helm ist eine konigliche
Krohn darauf ein Crocodil. rund herumb ist geschrieben
‘iosephus scaliger _ hoc monimentum posuit _ anno domi
1654 _ memoriae aeternae proaviNote: Übersetzung von Nicole Taubes: „Joseph Scaliger ließ dieses Denkmal im Jahr des Herrn 1654 errichten, zum ewigen Gedächtnis seines Ahnen“. Corfey gibt die Jahreszahl 1654 an, während Vernon Hall 1624 schreibt; vgl. Hall 1950, S. 158f.’ _ und unter das Wapen:
‘iulij Caesaris Scaligeri _ quod fuit’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „[Seine Waffen] waren die des Julius Cäsar Scaliger.“ unter der platen im
stein:
HIC IACET PRINCIPVM
VERONENSIVM. NEPOS. ET
HERES.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Hier liegt begraben der Enkelsohn und Erbe des Fürsten von Verona.“ Daß die Scaligeri auß dem (furstl:)furstlichen geschlegt von Verona ent„
sprossen, scheinet daß allernegst dabeӱ im stein ausgehawene
Wapen zu bekräftigen Nemblich Nemblich eine Krohn und schepter
mid dieser beӱ schrift: ‘Fuimus troes fuit ilium’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Trojaner waren wir, ebenso war Ilion einst.“ Corfey zitiert den Beginn des berühmten Verses aus Vergils Aeneis (2, 325). _
hinauf von Agen biß Toulouse 5.6 biß 8 tage haben mueste, ohnerachtet
es nuhr 14 lieüe seint, Haben wir diese langsame Voiture quitirt, und
chevaux de loüageNote: Will heißen „Mietpferde“. genommen.
passirt durch ein kleines stätgen Valence genant, und geschlaffen zu
Castel saraZin, au st. pierre apostre. in der provintz Languedoc,
alwo sich diese nagt ein grosser à l’arme erhube und ein ieder
vermeinete es were irgenswo feursbrunst entstanden, man
hatte aber einige Voleurs attrappirt,Note: Aus dem Französischen „Diebe erwischt“. Vgl. Corfey 1977, S. 98, Anm. 52. so ihr gluck im finsteren
gesuchet; aber nachgehents ihr ungluck im Kercker gefunden.
biß Toulouse alwo wir au faubourg st. Estienne au Rocher Toulouse
nahe beym Canal logirten.
Toulouse oder Tolosa Volcarum Tecto sagorum urbsNote: Es müsste eigentlich heißen „Tolosa Volcarum Tectosagum urbs“. Toulouse (Tolosa) wurde als die Stadt der „Volcae Tectosages“ (Lat. „tectosagum“, Genitiv Plural von „Tectosages“), eines Stammes der „Volcae“ (Kelten), erachtet. ist eine
uhralte und zierliche statt; alle heuser sowoll als die Kirchen
und ringmauren seint von gebackenen steinen, sie ist
vor diesen der gothen ihre haubtstatt gewesen und saget man
daß sie von Tolo ausm geschlegt iaphet seinen uhr sprung und Nahmen
bekommen, ihre figur ist oval, der groste diameter Von der
porte Naubermard biß an der porte st. Michel durch die rüe
grande gerechnet, ist 1372 pas.+ Daß vornehmste so alhie zu ⟨+ der kleinere
(Diam.)Diameter ≃ pont neuf
biß faubourg st
estienne 580 pas.⟩
sehen ist das raht Hauß, so den Nahmen eines Capitolӱ fuhrt,
und etwa auf das Model des Romischen Capitolӱ gebawet ist.
auf den inwendigen platz zur rechten hand der grossen pforten
hatt man uns an der mauer daß bluht gezeiget von den
duc de Momeranci, so alda enthaubtet worden;
In der chambre zur Regten hand le grand Consistoire
genant, findet man auf einer thur eine Metallene plate
‘EPITAPHIVM. CLE ISAV. CLE ISAV. L. ISAV. F. EX PRAECLARA ISAV
FA. QVVM IN P.P. COELI OP. (VITA)VITAM DE LEGI
CAST. Q. ANNIS. L. VIXI. FOR. FRV. VINA
PISCA ET HOLITO P. S. IN PVB. VSVM STA„
TVIT C. P. Q. T. L.G. HAC LEGE VT QVOT
ANNIS LVDOS FLO. IN AEDEM PVB. QVAM
IPSA SVA IMPENSA EXSTRVXIT CELEBR„
ENT. RHOSAS AD M EIVS DEFERANT
ET DE RELIQVO IBI EPVLEN QVOD SI
NEGLEXE SINE ↃO FISCVS VENDICET
CONDITIONE SVPRADICTA H. S. V. F. M.
VBI. R. I. P. V. F.’
hier unten stehen 4 blumen nemblich aquileria. rosa. chamomillur et CariopsNote: Aus dem Lateinischen „aquilegia“, „Akelei“; „rosa“, „Rose“; „chamomilla“, „Kamille“; „ceriops“, „Ceriops“.
Negst Hiebeӱ in ein ander zimmer oder au petit Consistoire
stehet ubern Camin in schwartzen Marmor
VIDEANT CONSVLES
NE QVID DETRIMENTI
RESPVBLICA CAPIAT.Note: Satz, mit dem in der Antike die äußersten Beschlüsse des römischen Senats eingeleitet wurden: „Mögen die Konsuln zusehen, dass der Staat keinen Schaden nehme.“ Oben ist ein grosser Saal la chambre des illustres genant
darin rund herumb viele busta zu sehen von etlichen
weltberuhmter herren so von Tolosa burtig gewesen
davon in allene ist nuhr etliche und zwarn die alteste
in aller eil abgeschrieben, dan unter iedes bustum findet
man eine kurtze inscription:
- (1. Antonius primus Tolosae natus _ Romae senatoriam
dignitatem sub Nerone adeptus _ Vespasiani partes _
Contra Vitellium secutus _ Roma capta oppresso Vitellio _
- orbis imperium _ quod sibi legionum favore offerebatur _
Vespasiano asserere maluit.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 98f., Anm. 54: „Antonius Primus aus Toulouse erlangte in Rom die Senatorenwürde unter Nero, trat auf die Seite Vespasians gegen Vitellius, eroberte Rom und warf den Vitellius nieder; die Herrschaft über den Erdkreis, die ihm durch die Gunst der Legionen angetragen wurde, verschaffte er lieber dem Vespasian.“ tac. et sue - L. statius Sive surculus Sive ursulus _ Tolosas Romae (2
Sub Nerone Rhetoricam _ celeberrime docuit. euseb in chron - AEmil. Mag. arborius _ Tolosae Rhetor _ Constantini fratres (3
hac in urbe _ literas docuit _ (Constantinopoli)Constantinopolim accersitum
gratissimi _ principes divitӱs _ et honoribus Cumularunt
auson in Rhet. - Victorinus Tolosae Rhetor _ vastata à Vandalis patria _ italiam (4
Migravit apud Thuscos _ ibique Sedit eloquentia _ et literis
clarus rutil in itiner - Theodoricus 1 Tolosae Rex _ cum littorium _ Romanorum (5
ducem ad hujus urbis _ obsidionem proficis Centem _ debellasset
et in triumphum _ duxisset in campis _ catalaunicis _
attilae Victor occubuit.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 99, Anm. 55: „Theoderich I., König von Toulouse. Nachdem er den Littorius, Anführer der Römer, der sich zur Belagerung dieser Stadt anschickte, niedergeworfen und im Triumph aufgeführt hatte, fiel er als Sieger über Attila auf den Katalaunischen Feldern.“ forn[?]. - Theodoricus II Tolosae Rex _ eximie clarus _ clementia in suos _ (6
fortitudine adVersus hostes, iustitia erga omnes _ ad
Romanum imperium avitum evexit _ debellatum in
hispania Rixiarium _ intra ditionis Suae fines coercuit
ex idact sidon. apol.
Am end dieses Zimmers ist ein schones bustum Ludovici Magni
mid dieser unterschrift:
‘Anno salutis MDCLXXIIIL _ Regnante Ludovico XIIII _
Semper invicto _ senatus principe Caspari de fieubet _
hanc porticum instaurari _ et illustrium Tolosatum _
iconibus ornari Curarunt _ octoviri Capitolini _
bernardus de jean. bernardus albert _ andreas Marrast.
paulus Tiffy _ guillelmus Cantuer . antonius CroZat _
antonius Fesian[?] Vesian. germanus lafaille _’
‘Vivorum (quoq)quoque saluti consulu _ ere eximiae aquae ductu
incaepto _ Vicatim Civibus dividendae quae _ res a Majoribus
nostris excogita [...]ta Sed neglecta aut desperata _ nunc
tandem ad optatum exitum _ pervenit. adeo nihit non
potest _ efficere patriae amor , sic alio _ rum immortalitati
prospexere _ pariter et suae.’
unter die Kirchen seint die vornemste: la Cathedrale de St.
Estienne und die von st. sernin ersten bischopfs zu Tolosa
so anno 70 unter Nerone martyrisirt,Note: Hier täuscht sich Corfey: Der hl. Saturnius erlitt - den ältesten Überlieferungen zufolge - unter Kaiser Decius 250 n. Chr. das Martyrium in Toulouse. Vgl. Corfey 1977, S. 99, Anm. 56. man hatt uns sein
tombeau gezeiget, so da stehet Hinter (d)dem hohen altar
oben auf der Cripta der Reliquien,dari in welcher viele
Corper und unter anderen dem vorgeben nach 5 apostelen
ligen sollen.
vor der porte galiar ist die Konigliche reit schule, auf der
pforten ist dieses CarmenNote: Aus dem Lateinischen „carmen, inis“ (n), „Gedicht“. gesetzet:
Hic pacis ludos et belli exordia discunt
Nescius artis eques nescius artis equus
sicque parant Magni Lodoici augere triumphos
si toties Victus foedera Rumpat iber.
anno 1684.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 99, Anm. 57: „Hier lernen die Spiele des Friedens und den Beginn des Krieges der in der Kunst ungeübte Reiter, das unzugerittene Pferd. Und so bereiten sie sich vor, die Triumphe des großen Ludwig zu vermehren, wenn der so oft besiegte Spanier die Bündnisse bricht. Im Jahr 1684.“ Le pont neuf so uber die garonne und nach den Model des
pont neuf zu paris gebawet, ist uberaus schon, breit in allen
12 pas, Hatt zu beyden seiten einen 2 fues erhobenen und 3 pas
breiten gang, sie ist lang 143 pas 1 aus 7 bogen bestehend.
am ende seint 2 pavillons so aneinander gehenckt mid einen
triumphbogen dorischer architectur en pilastre darauf
nagfolgende inscription zu lesen.
M DC LX VIII Qui dedit oceano, docuit te dulce garumna
ferre jugum, primusque tuas compescuit undas
hactenus inviso iungens tua littora ponte.
hoc opus incaeptum desperatumque pependit
donec eum Regem felicia saecla tulerunt
qui tam magnificam posset mirante tholosa
tandem construere et cervici imponere Molem.’
Ein auf dem gesimbs von dieser inscription gewachsener grüner
busch und die indiscretion des pfortners: derselbigen wech zu
hawen oder denen etrangers zu vergonnen das sie es von der
gallerie dieselbe lesen Mogen War eine uhrsache, das man
diesen Vers nicht allerdings gantz lesen kunte, welchen
aber unsere Muse, so viel muglig gewesen, ergetzen mussen.
Man machte alhie ein so grosses wesen von einer Klocken
auf der Cathedrale, Cadillac genant, welche Mid ihren alzu
starcken und durchtringenden thon die schwangere weiber
solle incommodirt haben, und derohalben mid fleis zerbrochen
oder viel mehr zerspalten sein, als habe die selbe expres
besehen, und befunden daß sie sehr alt seӱ von 7’. 2″3/4
in diametro,Note: Das Maß des unteren Glockendurchmessers ist wohl in rheinländischen Fuß angegeben. Lahrkamp gibt zu bedenken: „Der rheinländische Fuß, dessen sich in Deutschland die Ingenieure und Landmesser bedienten, hatte 12 Zoll zu 10 Linien, der französische königliche Fuß (Pied du Roi) ebenfalls 12 Zoll, der Zoll aber 12 Linien, so daß es Differenzen gab.“ Vgl. Corfey 1977, S. 44, Anm. 77. ich habe aber keinen borst darin bemercken
konnen, woll aber daß man ihr einen Klepfel oder zunge
gegeben so in einer anderen und eine octava kleineren
Klocken noch kaum groß genuch were; zu Paris. Rouan
Angers. hervord, Kollen und Munster gibt es auch Klocken
so zum theil grosser, zum theil eben so groß seint,
zu Toulouse von einer extraordinairement zarten
Complexion seӱe; endlich wird auserhalb der statt aux
faubourgs noch eine artige Manier Machine gefunden
|: so alda sehr gemein ist, umb daß wasser aus einen
brunnen zu schopfen und verschiedene gartens damid
anzufeuchten.
genommen; Mittag gehalten beӱ der schluse Negra genant Castelnaudarri
Castellum aria„
norum.
und nach dehme wir heute 17 schlusen passirt ohne die funf
so bey Toulouse seint, geschlaffenzu Castelnaudarri.
gelogirt zu Trebes. heute seint wir 22 schlusen passirt.
ein wirts hauß so expres am Canal gebawet. heute
11 esclusen passirt, und angefangen in grosser Menge die
oliven beume zu sehen, .
narbo Martius
nicht mehr als 2 stunde h von Hie, und wir keine pferde
bekommen kunten, hatt uns dannoch die Curiosité
selbige statt zu besehen so sehr geplaget daß wir biß da
hin eine promenade zu fues anstelleten, welche uns
dan desto leichter schiene, dieweilen wir dur{ch} lauter oliven„
wälder und von rosmarin und anderen Kreuteren
wollriechende felder passiren muesten. Die statt ist
von denen ältesten eine von gantz Franckreich, und
eine Colonia julij Caesaris, wie aus nachfolgender
inscription zu ersehen ist. Wird auch sonsten Narbo
gentis’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Hier Narbo Martius, Ruhm des Bracae tragenden Volks“. Die Römer bezeichneten so die Gallier aus der Gegend von Narbonne, die typische, flatternde Hosen (Bracae) trugen - wohl auch zuweilen verächtlich, wie bei Cicero, In Pisonem. Die gassen seint schmal und irregulier, die heuser von
schlegten ansehen, darunter noch einige die Mine haben eines
hohen alters. Sie ist fortificirt mid bastions casamatteZ. dar
unter etliche rund seint, und mid truckenen graben.
Die Mittländische see wird durch einen Canal biß in die statt geleitet.
es seint nuhr vier[?] pforten daran, davon 2 new gebawet:
nemblich la porte des doctrinaires oder gemeinlich aux barques
genant, so inwendig diese incription fuhret:
LVDOVICO MAGNO
junctione Marium
Commercio Restaurato
praef et coss pp
MDCXCIX.
auswendig. aber: Quod felix faustum quesit tantae nuper Civitati, tutae iam
Ludovici Magni praesidio,
domitis hostibus, propagatis
imperӱ finibus, pacato orbe
quarta haec porta constructa est
anno MDCXCIX Die andere newe pforte du seminaire genant hatt inwendig :
ditandis ac delectandis civibus
aedificata anno MDCXCI. aufm Marck im eck des Ertz bischoflichen pallas ist das
schonste zeuchnus des alterthumbs dieser statt, nemblich
ein stein mid dieser heidnischen inscription:
T. statilio Tauro anno VC. 763.
Xti _ VI.[?] Note: VC steht für „urbis conditæ”, womit das Datum einer Stadtgründung gemeint ist.
L. Cassio Longino
cos XI[?] octobr.
Numini augusti Votum
Susceptum a plebe Narbo„
nensium in perpetuom.
Quod bonum faustum felixque sit imp. Caesari
divi F. augusto. p. p. pontifici Maximo tri. potest
XXXIIII. Coniugi, liberis. gentique eius. Senatui
populoque Romano et Colonis incolisque
c. i. p. n. m. qui se numini eius in perpetuum
colendo obligaverunt. plebs Narbonen„
sium aram Narbone in Foro posuit ad
quam quot annis VIIII K octobr qua die
eum saeculi felicitas orbi terrarum
rectorem dedit, tres equites Romani
à plebe et tres libertini hostias singu.
las imo inmolent et Colonis et incolis ad
suplicandum numini eius thus et VINVM
de suo ea die praestent et VIII. K. octobr.
thus. vinum colonis, incolis item prae„
stent. K quoque ianuar thus et Vinum
Colonis et incolis praestent VII quoq.
idus ianuar. qua die primum imperium
orbis terrarum auspicatus est. thure
Vino supplicent et hostias Sing in„
molent et Colonis incolisque thus Vi„
num ea die praestent.
et pridie K. junias quod ea die T. statilio
Tauro. M aemilio Lepido cos. iudicia anno VC. 763 Note: VC steht für „urbis conditæ”, womit das Datum einer Stadtgründung gemeint ist.
plebis decurionibus coniunxit. hostias
singul. immolent et thus et vinum ad
supplicandum numini eius Colonis et
incolis praestent _
exque ӱs tribus equitibus rom : : : : :
libertinis que : : : : : : : : : : : : : : :
auff den anderen seiten.
PLEBS narbonensis
Numinis augusti di
cavit ARAM[?] : : : : : :
: : : : : : : : : : : : :
: : : : legibus iis q. i. s. s.
Numen Caesaris aug. p. p. quando tibi
hodie hanc aram dabo dedicabo„
que his legibus hisque Regioni„
bus dabo dedicaboque quas hic
hodie palam dixero VTI INFIMUM
solum huiusque arae titulorum„
que est. Si quis tergere ornare
reficere Volet. quod beneficij
Causa fiat, ius fasque esto sive
quis hostia Sacrum faxit qui
Magmentum nec protollat id„
Circo tamen probe factum si
quis huic arae donum dare, au„
gereque Volet. licito, (eademq)eademque.
lex. ei dono esto quae arae est.
Ceterae leges huic arae (titulisq)titulisque.
eadem sunto. quae sunt arae
dianae in aventino hisce legi„
bus hisque Regionibus sic uti
dixi hanc tibi aram pro imp.
Caesare aug. p. p. pontifice maxi„
mo tribunicia potestate XXXVanno VC. 764Note: VC steht für „urbis conditæ”, womit das Datum einer Stadtgründung gemeint ist.
Coniuge, liberis genteque eius
Senatu populoque R, Colonis
incolisque Col. iul. patern. narb.
mart. qui Se numini eius in per„
petuum Colendo obligaverunt
doque dedicoque uti Siens Volens
propitium’ Negst Hiebeӱ am selbigen palais unter ein gewolbe in einer
kleinen gassen ist noch ein ander grosser stein eingemaurt
mid dieser inscription: von den Kirchen baw.
_ in ß fri gesimbß _ DO ET XPO. miser. ane. lim. hoc. C L K T E anno IIII CS
valentiniano aug. VI. III K ID XVIIII anno EPTUS RVSTI _ (ao)anno VC. 1121.
Xti _ 369Note: VC steht für „urbis conditæ”, womit das Datum einer Stadtgründung gemeint ist. mitten im stein: 1)
Rusti{c}us EPS. EPI bonosi filius
EPI aratoris de sorore nepos
EPI Veneri Soci in monasterio
con prb eccle Massiliens [...]
anno XV eptus Sui d. ann VIII id OCB
C VRS prb HER met diac E eor Seq tib.
XXXVII d. quad. in fundam poni Coepi
anno II. VII id octobr absid p. f montanus subd.
Marcellus gall. pref di cultor prece
exegit epm hoc ons Suscip impendia
necessar Repromittens quae per.’
3) ‘bienn. administ epi VENERI Sol. c.
Suae prebum artifi B. cpi dynami L.
Merced Sol D.C. oresi . c.c.
ad oper ECETR sol. i d. agroeci
et de Coni A
hinc oblat Sci Solut’
oben diese inscription ist nagfolgende in schwartz Marmor:
petrus Cardina„
lis Bonsius arc„
hic piscobus Nar„
bonensis Reposuit
anno christi
MDCLXXXII. Eine andere schone inscription nachfolgendes inhalts ist à l’hotel
de Ville in weiß Marmor zu sehen:
L. aemilio L. F. p.ap. arcano
trib mil leg XI. gem. et trib.
mil. leg. I minerv. item trib.
mil leg. II. aug. omnibus hono„
ribus in Colonia sua Funct
adlecto in amplissimum
ordinem ab imp. Caes:
Hadriano aug. IīīīīI vir.Note: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.
equitum Romanorum (CVRON)CVRIONI
quaestori urbano trib
plebis praetori designat
L. aemilius Moschus IīīīīI virNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.
aug. patrono optumo post
obitum eius inlatm arcae
Seviror ob locum et tuitio„
nem Statuae HS N IHI
L. DD IīīīīI viror.Note: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.
et sportuns dedicavit XIII.’
nicht weit vom Rathause im eck eines particulieren Hause
seint nachfolgende Heidnische grabschriften zu sehen:
‘ Q. ANCHARIO ASCLAE.
IVLIAE SECVNDAE VXORI.
ANCHARIO AMPHIONI FRATRI
OCTAVIAE ARCVSAE VXORI. T. POMPEIVS
VENVSTVS. ET
ARTORIAE C. F. PROCVLAE
VXORI. T. POMPEIO
PROCVLO F. POMPEIAE
VENVSTAE F. ET : : :’
da noch so viele inscriptiones vorhanden, als alhie: dan fast
ein ieder stein der Courtinen und bastions |: so alle ausgemaur{t)}
ein antiquitet ist, man findet allerleӱ bas reliefs. viele
MasurenNote: Aus dem Französischen „masure“ für „Bruchbude, altes Gemäuer“. Vgl. Corfey 1977, S. 100, Anm. 61. von meistentheils dorischer architectur, altare,
grabsteine, und eine ungelaubliche Menge inscriptiones.
Davon die principal ste stuck rund herumb, unter das
Cordon Rangirt seint. aus denen inscriptionibus habe
nuhr einige und zwarn die lesbarste beӱfugen wollen:
Dieweilen die zeit nicht Mehr erlaubete ab zu schreiben.
L. HORTENSIO
EP. CONIO
IVLIA HERACLEA
LVCRETIA
L. F. MAXVMA.
VIVA SIBI ET
SVO CONIO
L. DIPILLO. VIRO
I. E. H. N. S
T. HISTRIONI
ORNI ANA C O
NI VNX VIRI AMANT
VIRO ET FRATRE
C. ENNIVUS C.
FARVLA
VIVOS SIBI ET
SVEIS FECIT
P. Q. XV.
L. MAECIVS L. F.
PAMPHILVS
HIC EST SEPVLT
ET. MARCIVS
SAPPO.
DIS
MANIBVS
IVLIAE L. F.
PROCVLAE
TI. CLAVDIVS
T. VALAMVS
VXORI
BENE MERENTI
L. APRONIVS PHRASTES
SIBI ET VXORI TITAE LIBERTAE
VIVVS FECIT.’
VIV.
POMPEIA
LEPIDAE. L. SECA
O. T. POMPEIO
CELADO. E. SVO
H. M. H. EIVS
I. N. F. R. C. N. T. E. P. XV.
IVLIA. C. F.
MAXSVMA
SIBI ET. T. IVLIO
EIVS ET. L. FILIO.
C. MANLIVS. C. F
PAP. RVFVS VMBER
EX S. D. E CVRIA
LICTORVM VIATORVM
QVAE EST. C. I. p. N. M.Coloniae. iuliae
paternae. Narbonensis
martiae.
FECIT SIBI ET SVIS
P. POLLIVS
PANCARP
LIB MVRRN.
SIBI ET
POLLIAE
VRBANORVM
CONTVBERN
V. P. POLLIO
PELIO ET
V. POLLIAE
PRIVATA
MAEM.
‘V.
T. CVRTILIVS
AESOPVS SIBI
SET. IVLIAE
AESTHESI
H. M. H
N. F. P.
N AGROR.’
‘VIV.
AVERATIVS
ET Q. F. VOL. FRONTO
ET FABIA L. F.
FACVLLA VXOR
P. XV.’
und freӱ Heiten ertheilet, scheinet daß bas relief in der faciade
der benedictiner Kirchen Nostre dame de Murie[?] genant
zu bekreftigen: Nemblich 2 CapricorniNote: Will heißen „Steinböcke“. Vgl. Corfey 1977, S. 101, Anm. 63. so ein, pileum
libertatisNote: Aus dem Lateinischen „pileus libertatis“, Filzkappe, die u. a. im antiken Rom von Sklaven getragen wurde, wenn sie die Freiheit erhielten. Vgl. Corfey 1977, S. 101, Anm. 64. halten. endlich umb zu Narbonne gewesen
zu seien haben wir auch die grenouille de St. paul sehen
muessen so nichtes anders ist als ein im grund eines weiß⹀
Marmornes eau benitierNote: Will heißen „Weihwasserbecken“. Vgl. Corfey 1977, S. 101, Anm. 65. ausgehawener frosch.
de
Malpa
gefahren la Montagne de Malpa genant, so umb den
Canal zu Continuiren beӱ die 200 fues en façon eines
gewolbes durchgebrochen ist, dieweilen aber hin und wieder der
grund stuckweise ab und eingefallen als hatt man die
halbscheid mid holtzern bogen sehr zierlich unterstutzen mussen
umb Mittag zu BeZiers angelanget ein sauberes stetgen
auff einer hohe gelegen. und nach dehme wir noch 5 esclusen
passirt, seint wir am abend zu Agde arrivirt: au Cigne.
Von diesen Canal nuhn etwas Weniges zu vermelden: muesle
Canal
ein ieder gestehen das es in warheit ein grosses dessein seӱe
der Vatter des ietzigen praesidenten Riquet hatt diese grosse
entreprise glucklich ausgefuhrt. Die ungeleichheit
des horiZonts hatt erfordert das man beӱ die 62
davon einige doppelt. dreӱ fach, vier biß 8 fach oder
Bassins halten. die nahmen und hohe der selbigen konnen
auß dieser tabel klahrlich ersehen werden.
1. ambouchure de garonne | 9’ Hoch | |
2. l’escluse de Birnins | 9 | |
3. st. Roch | 9 | |
4. Matabeuf | 9 | |
5. bayard | 9 | |
iede ungefer 9’ hoch gerechnet. | ||
6. Castanet | 12 | |
7. Vie | 9 | |
8. Montgiseard | passirt | 10 |
9. Ticail ou aquavivos | 14 | |
10. le sanglier | 12 | |
11. Negra | 10 | |
12. Naval | 14 | |
13. Carduche | passirt | 61/2 |
14. Reneville | pass | 61/2 |
15. incassan | 12 | |
16. Bourrel | pass | 10 |
17. Naurouse | pass | 6 |
Summa | 167 |
18 _ Medicis | passirt | 9’ Niedriger. |
19 _ le Roc | 18 | |
20_ Laurence | 16 | |
21. la domergo | 10 | |
22. la palanca | pass | 10 |
23. St. Roch a Castelnaudarri | 30 | |
24. de gaӱ | pass | 16 |
25. Vivier | 27 | |
26. Brunet | 8 | |
27. Sarnin | pass | 61/2 |
28. st. Martin | pass | 7 |
29. Tescon | pass | 6 |
30. Caran | pass | 6 |
31. Reberdi | 8 | |
32. Villo pinto | pass | 6 |
33. sausin | pass | 8 |
34. abraham | pass | 8 |
35. Beteille | 6 | |
36. Ville Segue | pass | 7 |
37. Lalande | 10 | |
38 armenis | 10 | |
39. la douce | pass | 10 |
40 Foucau | 18 | |
41 Bilaudri | 20 | |
42 Frisquet | pass | 5 |
275 |
43_ l’eveque | 6 | |
44_ Ville dubert | pass | 7 |
45_ escluse de Trebes | 24 | |
46. Marseillette | pass | 8 |
47. Ranchin | 16 | |
48. st. Martin | 16 | |
49. l’eguille | 16 | |
50. picherie | pass | 10 |
51. Jouarre | pass | 10 |
52 UnZe | pass | 9 |
53. oignon | 16 | |
54. pellorier | pass | 12 |
55 argent | pass | 6 |
56 Mont serran | 72 | |
57. Nostre dame | 8 | |
58 das ӱegos | pass | 4 |
59 Ville neuve | pass | 6 |
60 fort pourtiranies | pass | 4 |
61 l’escluse Ronde à Agde | 6 | |
62 l’escluse du Bagnars | pass | 5 |
261 | ||
275 | ||
summa_ | 536 fues. |
ist die Mittlandische see niedriger alß die Escluse
Medicis alwo der Canal am allerhochsten ist.
grosse gewolber unter die sen Canal herlauffen hin und
wieder seint auch ofnungen gemacht umb daß uberflusige
wasser abzulassen. Den Canal aber immer mid gnugsam
wasser zu unterhalten hatt man zu Robine ein groß
bassin und Reservoir formirt, darauß das wasser zu
Montferran durch eine Communication in den Canal
geleitet wird und zwarn schwischen die beyde esclusen
Naurouse und Medicis alwo daß wasser im Canal am
allerhogsten ist. zudehme hatt man nicht allein umb
den horiZont zu haben, unzählbare Krummen langs
den bergen Machen mussen, sondern auch an vielen
orthen die felsen durchschneiden und den berg Malpa genant
(: wie droben gemeldet :) durchbrechen muessen, biß man
endlich die Communication des Oceani Mid der Mittlandischen
see bekommen habe.
gefahren, alda wir iust ein fischerschif segelfertig antraffen
so uns nacher Bosigos bragte am ufer des estangs,
dieweilen wir nuhr halben wind hatten nemblich MaestroNote: Will heißen „Mistral“: starker Fallwind aus nordwestlicher Richtung, der vor allem im Languedoc-Roussillon und in der Provence bemerkbar ist. Vgl. Corfey 1977, S. 102, Anm. 69.
und daß schif eines von den Kleinsten war so da segel fuhren
alß ist mihr diese leichte Montirung nicht allerdings
anstendig gewesen,
mid Mauleselen biß Montpelier fortsetzetenMontpelier
quasi
mont paillard
mons pessulanusNote: Es handelt sich um zwei Toponyme für Montpellier auf Französisch bzw. Latein, die damals zahlreich zirkulierten.
Montpelier hatt gleichfals den namen Von Mons puellarumNote: Aus dem Lateinischen „Berg der Jungfrauen“.
dan daß fraunzimmer ist alhie nicht häßlich und suchet sich
hohe, ist wollbebawet, hatt eine Citadelle, aber schlegte
und enge strassen; alhie werden allerleӱ essencen, parfums
und das eau de la Reine d’hongrie gemachet, die facultet
von Montpelier fur die Medicine ist in Franckreich sehr
Renomirt, wan alhie doctores Creirt werden, wird ihnen
zugerufen: ‘Vade et occide fratrem Cain’. |: Welches
‘de inveterata Morborum Malignitate’ zu verstehenNote: Übersetzung von Helmut Lahrkamp: „Geh hin und töte deinen Bruder, Kain!“ und „von der eingewurzelten Bösartigkeit der Krankheiten“. Vgl. Corfey 1977, S. 102, Anm. 70. :)
Mich dunckt aber nicht, daß die Kunste alhie viel hoher
steigen: alß
purgare, Saignare, clisterium donare
et sic intrare in nostro docto Corpore
.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Purgieren, Aderlassen, Klistieren, um dadurch in unsere gelehrte Korporation einzutreten“. Der fameuse Jardin Royal des plantes ist nicht allerdings im stande
wie er woll seien solte, er ist in viele kleine gärten
durch Mauren separirt. und stehet uber iede pforte
mid grossen litteren geschrieben waß darin vor
Kreuter wachsen Muessen als herbae Spinosae, herbae
purgantes. herbae odoriferae, herbae adstringentesNote: Aus dem Lateinischen „Stachlige, abführende, wohlriechende, zusammenziehende Kräuter“. Vgl. Corfey 1977, S. 102, Anm. 72. etc
oben der kleinen pforten ‘Supremae Curiae horti RegijNote: Übersetzung von Nicole Taubes: „Obere Höfe des königlichen Gartens“.’
sieht man en bas Relief auf einen stein ausgehawet ein
thotenbein mid ein Kraut kreutzweise vergeselschaftet
rund herumb mid dieser uberschrift: ‘Haec ab Henrico
IIII galliar. et Navarrae Rege invictiss’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Diese Dinge kommen von Heinrich IV., dem ganz und gar unbesiegbaren König von Frankreich und Navarra“. als wan es
heissen solte: facta comparatio est.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Der Vergleich ist gemacht“.
vor daß Raht Hauß stehet ein marmornes Kreutz, auf
dessen piedestal diese beӱde nachfolgenden inscriptiones
zu sehen seint:
‘Hoc tibi Chris„
te servator
Monimentum
Victoriae tuae
nostrae Salutis
instrumentum
Memoriae Causa
ponimus. audite
bonae Crucis
osores, quicun„
que bonam Res„
puit dignus
est Malà.’
‘Ludovico XIII
Regi christianis„
Simo et iustissimo
triumphatori.
quod in hoc Signo
bella dei bella„
Verit et Vicerit
inimicos Crucis
alter huic saeculi
Constantinus
trophaeum pieta„
tis erexerunt
ⅭⅭ. Ⅽ A. ⅯⅠↃⅭ.
ⅩⅩⅤⅠ.’
und guldenen litteren: ‘audi aliam partem’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Höre auch die andere Seite“.
unter anderen schonen schildereӱen hatt man uns eine
à la chambre du Conseil de extirpatione haeresis gezeige{t}
darauf an einer seiten diese inscription stunde:
‘Regnante Ludovico Magno. christianis. semper invicto.
haeresi Calviniana in tota gallica (omnio)omnino destructa
in Civit. montis pessut. festa s.ti Michaelis. archang.
1683 funditus eversa nobilis petrus de Crouset et du
Villa. M. philippus juin. Lud duchier. petrus Fonces
gerardus la lauZe et guillelmus Verdun Consu„
latum gerentes hanc tabularem imaginem ad perpe
-tuam tantae Rei memoriam in Civilis Consilӱ basilica
poni C.C.’
façon eines triumphbogens dorischer architectur en bos„
sage, Mid ein attique, außwendig zur lincken hand ist
en Medaille praesentirt der Hercules so von einer Victo„
ria gekrohnt wird, Mid dieser unterschrift: ‘Fusis terrâ
Mariq. Conjurat. gent’. darunter die Nahmen der
burgemeister und ‘MDCXCI’. zur rechten hand praesentirt
daß kriechende Niederland die schlüssel an franckreich:
‘sub ocul host belgij arcibus expug’. darunter die
Nahmen der burgemeister und ‘MDCXCII’. inwendig zur
lincken die Ketzereӱ unter fussen des glaubens:
‘extincta haeresi’. darunter die Nahmen des intendens
und burgemeister ‘MDCXCIII’. zur rechten vereiniget
Thetis 2 Mehr gottinnen: ‘iunctis oceano et Mediter:
Mari’, darunter ebenfals die nahmen des intendens und
burgemeisteren mid: ‘MDCXCIIII’.
vor dieser pforten ist eine schone promenade gemacht Mid
dieser gedegtnuß:
‘anno MDCLXXXX _ ad civium delicias (urbisq)urbisque
ornamentum _ publicum hoc opus feliciter Confectum
est _ Regnante _ Ludovico Magno _ consulibus _ nobili
Viro Carolo Capon domino du Bosc. Stephano. MaZade
ioanne jacobo germain guillelmo Castel. petro dumat _ et
petro tourtet.’
Der Minoriten KlosterNote: Corfey täuscht sich: Es handelt sich nicht um das Minoritenkloster, sondern das der Mercedarier. Vgl. Cleary 1999, S. 185f. auserhalb der statt de l’observance
genant ist inwendig woll und Regulier gebawet, hatt ein
schones Refectorium, oben der pforte des gartens unter alle
die Konige von franckreich ist Louis le grand wie ein
heiliger mid eine{n} glantzNote: Will heißen „Nimbus” bzw. „Heiligenschein“. Vgl. Corfey 1977, S. 103, Anm. 74. abgemahlet, welches ich Mich
Mid dieser umbschrift ‘LVDOICVS MAGNVS (haerou)haeroum (Maxim)Maximus’.
Nemausus
arecamicorum
biß Nismes und nahmen das quartier au Luxembourg vor
die pforte Couronne. Nismes sonsten Nemausus genant
ist eine uhralte statt, so von den grichen oder gahr von Nemauso
Herculis filio solle gestiftet seien nachgehens ist es Volcarum
arecomicorum MetropolisNote: Will heißen „Hauptstadt der Volcae Arecomici“. Die „Volcae Arecomici“ waren eine der beiden keltischen Hauptstämme Galliens, die um Nemausus (Nîmes) siedelten. gewesen, zu zeiten augusti ist
sie also erweitert daß man sieben berge darin gezehlt und
die stats Maur 80 turne solle gehabt haben, davon man noch
einige auserhalb der statt sehen kann unter andern la tour
Magne, so achteckig und oben an iede seite mid vier pilastren
verziert gewesen, inwendig unten ist dieser turn gantz hohl
und offen, oben aber hatt er 8 Zimmer gehabt wie die halb„
verfallene Nichi noch anzeigen, man kan nicht eigentlig
sagen wo zu er gedienet Habe, es kan sein ein gefengnus
aerarium Muntz hauß,Note: Aus dem Lateinischen „aerarium, i” (n), „Staatskasse“. pharus,Note: Will heißen „Leuchtturm“. Vgl. Corfey 1977, S. 103, Anm. 78. oder woll alles zugleich gewesen
seien, ich will die antiquariosNote: Aus dem Lateinischen „antiquarius, i“ (m), „Altertumskenner“. umb diesen stein hauffen
disputiren lassen. ietzunder ist die statt nicht sehr groß
aber sehr enge bebawet, man findet noch Hin und wieder auf
die gassen und in den heuseren die Romische adeler en bas
Relief. unter die antiquiteten ist daß amphitheatre amphitheatr.
les arenes genant, daß vornemste, von schrecklichen grossen
steinen ohne Kalck noch Ciment aufgefuhrt, an dessen
platz aber seint die steine aufeinander geschliffen.
es bestehet aus 2 ordre nemblich toscana en pilastre und
dorica,Note: An den Halbsäulen des Obergeschosses. hatt 60 bogen, und im umkreis des grossen gewolbes
210 pas, es ist oval. alle bogen, piedroits, piedestaux und
zu, welches an etlichen orthen wegen der obliquitet keinen
guthen effect thuet. Die seulen in der anderen estage seint
2’2 dick, les ailettes 2’.73/4 die piedroits 4’.5 die ofnung
der bogen 11’.43. die gradus seint breit 2’.2. hoch 1’.5.Note: Maßangaben wahrscheinlich in Fuß und Zoll.
auswendig ist es noch gantz, inwendig aber hatt man
schon die halbscheid der gradus wechgebrochen und den platz
gantz mid Heuseren bebawet, Nach die meiste steine
an diesen theatro so inwendig vfur[?] architraven dienen.
seint zerbrochen dem vorgeben Nach in der erdbebung
wie (Christ)Christus gelitten hatt. Nach dem amphitheatro
ist la Maison quarrée sehenswert. so vor diesen ein
tempel der plotina fraw des Keysers Traiani gewesen,
‘teste Spartiano in Hadriano’: so also schreibet: ‘per idem
tempus in honorem Plotinae basilicam ad Nemausum
opere mirabili extruxit’,Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 104, Anm. 78: „Nach der Vita Hadrians von Spartianus:“ „zur gleichen Zeit erbaute er zu Ehren der Plotina bei Nemausus eine Basilika in hervorragender Ausführung“. wo von noch eine schone (inscript:)inscription
zu aix en provence solle vorhanden sein. nuhnmero
aber ist dieser tempel Reparirt und vom Konig in franck:
in eine Kirche verwandelt laut dieser inscription
so ober der pforte zu sehen:
Ludovicus Magnus
hanc aedem arte et Vetustate Conspicuam labentem,
Restituit, profanam Sacris addixit.
Cura et studio Nicolai de Lamoignon
per occitaniam + ⟨+
languedoc.⟩
praefecti
anno dni MDCLXXXIXNote: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 104, Anm. 79: „Ludwig der Große ließ diesen durch Kunstfertigkeit und Alter hervorstechenden Tempel wiederherstellen und widmete den ungeweihten dem Gottesdienst. Durch Sorge und Eifer des Nicolas de Lamoignon, Präfekten des Languedoc, im Jahre 1689.“
und 11 auf die seiten haltend, so 2´.68 dick. und
4.´916 oder 15/6 Mod. voneinander stehen,Note: Maßangaben wahrscheinlich in Fuß und Zoll. daß entablement
hatt ungefer einen vierten theil der seulen, und ist sehr
reich mid schnitzwerck verziert. Die ModillonsNote: Will heißen „Sparrenkopf“. Vgl. Corfey 1977, S. 104, Anm. 80. aber seint
gantz irregulier gesetzet, balt haben die seulen ein Canal
bald ein listel en face, unten ist eine Cripta so denen
Munchen fur einen Keller dienet, mitten unter diesen
tempel ist eine schreckliche Massa eines alten Maurwer{ck}
welche alß man durchgebrochen umb zu sehen was es seӱe
hatt man in der Mitten einen ausgemaurten brunnen
gefunden, Man findet gahr keine apparence eines
unterirdischen gangs. so wie etliche historici melden
Nach arles oder anderswo hingehen solle.
Außerhalb der statt nicht weit von la tour magne ist auch
noch ein halb zerfallener tempel zu sehen, gemeinlich le
temple de diane genant, andere heissens les bains de diane
und noch andere wollen es seӱe ein bad der Vestalischen
jungfrawen gewesen, gewiß ist es daß dieser tempel nicht
allein zum gottesdienst sondern auch zu einer Wasser Kunst
seӱe gebrauchet worden, dan ich Habe oben aufm gewolbe
grosse wasser rinnen Canalen und in den Mauren etliche
halbrunde tubos wie brunnen gefunden, so inwendig
mid den Nichis eine Communication haben, zu geschweigen
die unterirdische gange und ein appartement zur rechten
hand, darin vermuhtlich eine Machine gewesen so daß
in die hohe gefuhret Hatt, Diese fontaine hatt eine starcke
source, schon und klares wasser, welche vormals ein bad
der dianae oder vielmehr der Vestalen gewesen, heutiges tags
aber verwandelt in eine ehrbare zu zamen Kunft und
RendeZ Vous der blanchisseusen.Note: Will heißen „Waschfrauen“. Vgl. Corfey 1977, S. 105, Anm. 81. an der pforten de Couronne
seint diese nach folgende antiquiteten eingemaurt:
‘D. m.
C. alli. c. f. volt
macrini
Euporus et
Tryphaena L.
lib.
D. m.
Sexti avij
Capelliani
Licinia fau„
stina marito
sibi merentis„
Simo Sub arc
posuit
d. M.
T. iuli Nicos„
tiati
iulia Nice
fratri pientiss.
’ ‘
D. M.
Sex sammi
apronian
sammia
HEIPIZVSA[?]
mater.
D. M.
C. atlij
achillei
iulia
severina
marito
optimo
d.M.
Jul. Severinae
iul paterculus
Consobrinae
et attia aphro„
die amicae.
’
‘d. M.
L. Kari aemilian
L. Karius
Communis
et aemilia
Zosime
filio
pijssimo
d. M.
C. Vettij dionysi
C. grat. Caecilia„
nus privignus T[?]
Caecilia
uxor.
’ ‘
d. M.
C. Vetti helis
IīīīīI VirNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.Aug T[?]
Vettiae servande
uxori
Vivi Sibi posuerunt
dijs Manibus
Corneliae
gratae T. connius
silanus uxori.
L. illius
Marullus
IīīīīI VirNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.aug T[?]
decuir[?] ornam
V. I.
’
⨀. Y. AN. TPAIANON KAICAPA CEBACTON[?].Note: Corfey schreibt hier eine griechische Inschrift ab, allerdings mit ungelenker Wiedergabe der griechischen Buchstaben. Eigentlich müsste es heißen: EDIKĒSEN NEMAUSŌTŌN / TH. Y. AN. TRAIANON KAISARA SEBASTON. Wir danken Angelika Fricke für ihre Unterstützung.’
Item eine Columna Mïlliaria mid dieser inscription:
imp. Caesar
divi hadriani F.
T. aelius hadrian
antonius aug pius (ao)anno Xti. 124.
pont max trib. pot.
VIII impII cos IIII
p.p.
Restituit.
II II
moriar, non vivet, Sive post mortem me„
am morietur, tum qui Reliqui erunt in eo„
rum locum qui mortui erunt, alios per suf„
fragia substituant quos dignissimos
putaverint, dum non minus in perpetu„
um triginta sint, liceatque ijs qui prae„
sentes esse ijs diebus non poterunt, in
locum Suum convivam ex amicis suis
mittere, eiusque maesolei claves duae pe„
nes aliquem libertorum meorum et cura„
torem cuiusque anni Sibi
Substituti.
Troutius Maternus.
C. Licinius sotericus
a. fulvius Tarentinus
L. julius Cosmus
Ti. claudius etoemus
p. acilius philodespotus
C. Caninius Eutychus
q. juvent. Venustus
L. Valer. cupitus.’
au Coin de St. Verand.
‘Cn. pompius en. F. Maximus
Fontanus Sibi. et
Cn. pompio en F. Maximo avo
A.C. Mario patri
ex testamento.’
d. m.
L. utulij
albini
aviti fil
Juliae servatae
uxor
L. utulius seianus
L. utulius Celsinus
L. utulius aventia
L. utulius inventus
L. utulius nigellio
liberti patronis
‘ d. m.
Titul amabilis
m. domitius
aprilis
uxori optimae
’
d. M.
q. aures Euchel
pisti IīīīīI virNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.
aug. Corp.
Curius aureli„
anus fil et
aurelius
Eutiches lib.
d. M.
L. iulij pthongi
faustus terpnus
Strobilus
patrono
pientissimo
D. m.
pompeiae
hygiae
pompia rotice
soror
Lucinus Vitalis
Fil. Maritus.
dans la Maison de (Mr.)Monsieur Graverolle ein altar, indessen trunco en bas Relief, die arcke noë, darunter
‘NOE’. zur regten CaputianiNote: Es ist unklar, was Corfey damit bezeichnet, vielleicht „kleine Köpfe“, abgeleitet vom Diminutiv des lateinischen Worts „caput, itis“ (n), „Kopf“. darunter ‘IANVS’. zur lincken
abraham seinen sohn isac offerend.
‘L. Caelio atro
ex testamento
Manibus
q. deccij
senecionis
’ ‘
d. M.
helviae helvi
F. Valeriae
M. Valerius
Maximus T[?]
M. Numerius
Martialis
h. p.
’
Ti. Caesaris
divi aug. F. augusti
Miles Missicius T. julius
Festus Militavit annos XXV
in legione VI decreto decurion
accepit frument IV I. balneumet
sui gratuitum inperp. etaneam in„
ter duos turres per. p. pusontium pere„
grinum IIII vir et XI vit. ad signatam.
au Vieux Convent des augustins
‘d. m.
Congenriciae
Corneliae
gemellae
albanus
Contub.
’ ‘
o. plauti
Saturnini
Manibus
L. papirij
prisci
C. Frater.
’
d. m.
C. Boduaci
maximi
maximia
paternafil
et anthis
lib
d. M.
Valeriae
Maximini filiae
annor III dier XXIII
Maximinus et
Veladus Maximï [...] filij
parentes
d. m.
Inventi Sarro„
nis. F. quartula
uxor Sibi et Viro
v. p.
d. m.
Rusticae auxes
Honorata patron.
d. M.
C. iul Zosimi
et proti F.
d. M.
quinto Coecilio
EPYTVNCANO
elvia secundilla
sodalist
‘d. m.
Jul. aspasiae
q. aelius
Saturninus
posuit
C. autestio
q. F. Vol.
palustri
’
NB ein brustbild einer frawen:
‘CINTIAE HONORATAE[?]
FIDELIS TATVLA
D. m.
Barbarullae
q. v. annos XXII
m. II. d. IIII.
barbaraet
philumenus p. ‘
et helicon
Contubernali
Kar.
d. m.
barbarae
T[?] philumeni V.S.P.
T. virilio
vitali
d. M.
puer eutijcES
annor VII TYCE
mater [...] Cessijus
trepton.
’
Lupo Servilian.
ad lecto inter puaetor
ab imp Caesare aug Vespas.
prae fecto alae Longinia.
IīīīīI virNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.ad aerarium
pontifici praefecto Vigil
iulia d. F. Concessa
Viro.
à la Maison de (Mr.)Monsieur Jean. rue de quatre jambes
dis manib.
Firmi Lucanil
IīīīīI virNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.aug
ornamentis
decurion Nemausi
honorato.
dans la maison de (Mr.)Monsieur Machi ad Vocat du Roӱ
‘D. M.
Sex. iul. Messiani
Sex iul dionysius
filio pijssimo
et Sibi v. p.
d. m.
ul piae m. F.
Theodote
C. pantuleius
amatelion et
M. ulpius successus
herodes
feminae Rarissimi
exempli.
’ ‘d. M.
Valeriae Muna„
tiae. Munat.
Titullus sorori
et Munatia Mar„
cella aviae.
d. m.
d. passoni pa„
terni Sex pas„
son paternus
patri optimo
et severiase„
Verina Mari„
to rarissimo.
’
Manibus.
Sex spurij Sex F. vol.
silvini
Eucharistus et germanus lib.
v IīīīīI VirNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.aug
d. M.
T. aemilio di„
ocliti senu„
cia Maxima
marito opt„
imo et Karis„
simo et pien
tissimo
L: julio q. F. vol.
Nigro
aurelio servato
omnib. honorib
in Colonia sua
functo
IīīīīI viriNote: Georges K./Georges H. 1998, Bd. II, Sp. 2642: „IiiiiI vir, -viri“, Abkürzung für die „Sechsmänner“, ein Kollegium von sechs Männern, „seviri Augustales“, die sechs obersten Priester zu Ehren des Augustus; diese Abkürzung ist sehr oft in Inschriften zu finden.Corporat
Nemausen Seh[?]
patrono
ex postulatione populi
L. d.d.d.
d. M.
i. Valeri primi TE[?]
iun F. Tryphorae
vivo fec.
d.M.
C. anni dia du„
meni
Rusticus et
fecundinus et
primula liberi
T. O
satulli L. F.
paruciae
Concessae.
’ ‘
d.M.
Juliae Rhodiae
L. iulius epictetus
uxori Kariss. et
iulij perpetuus
et paternus
Matri pijssimae.
Marti
et g flaviani N[?]
Mareus et Lucius hermoia. is.
’
Rustica aquilli F. pari.
sorori et Sibi
vir faciundum.
glaube man verware dieselbe alß ein andencken des wapens
von nismes dan man findet auf alle heidnische Medaillen
von nismes eine am palmbaum angebundene Crocodil. mid:
‘COL. NEM.’ |: Colonia Nemausensis :| und auf die andere
seiten die beӱ Kopfe Augusti und (M.)Marcus agrippae. mid. ‘IMP.
d.F.P.P.’ |: imperator divi filius pater patriae :|
Welches ein unfehlbares anzeigen ist, das Nismes eine so
romische Colonie seӱe von zeiten des Keysers augusti, als
er Aegypten uberwunden.
auswendig in dene{n} statt Mauren findet man einige Rangs[?]
steine, so mid fleiß scheinen daraus genommen zu seӱen
und an etlichen orthen 2 rangs alß Nemblich à la porte
de Carmes, so da h bedeuten solle daß Nismes 2 Mahl
gegen den Konig Rebellirt habe, und so es zum dritten mahl
geschehen solte, daß die statt vollig dorfte rasirt werden.
Die Casernes vor der statt seint sehens wert darin 5000 Man
zu pferde und zu fues logiren konnen, alle logementer
seint nach die Nahmen der Antiquiteten von Nismes
genennet.
alda wir mittag gehalten, und den nicht weit von hie gelegenen
beruhmten pont du gard besehen, so ein Romischer aquaeductus
von einen berg zum andern auß dreӱ rangs bogen uberein
ander, unten seint 6. in die Mitte 11 von einerleӱ grosse,
die meiste haben 60’ fues in diametro. die pilaren 13’3/4 dick
gantz oben seint 34 bogen, unten durch einen bogen fliest ein
kleiner bach Gardon genant. ist es es ist keine inscription darauff,
er ist sonsten beӱ die 146 fues hoch und sehr woll von lauter quader„
steinen gebawet: ⎯ selbigen tag seint wir noch zu Avignon ange„
langet und logirt au pelican. Avignon
Avenio cavarum
ad Rhodanum
Avignon: heutiges tages avenio und vor diesen Venissa genant
ist dem pabst zu ständig, dessen Vicelagus alda das gouvernement
und seine Residence hatt au palais, welches ein ungeschickt:
und Massiveß gebew ist, darauf wir ausserhalb die kleine
artillerie |: ich vermeine von pauli V. zeiten hero :) nichtes
sonderlichs gesehen, die schweitzer garde ist gelb und roht wechselweise
gekleidet und blaw balafrirt. alhie haben die pabste uber 70
iahr ihren stuhl gehabt. regt gegen das palais uber ist die
Muntze und nicht weit von hie auf einer hohe ist die Kirche de
Nostre dame woll sehens wert, in dessen Vestibulo zur lincken
diese gedechtnuß gesetzet:
Viator
plurima parvis audi.
hanc basilicam antiquissimam
ac pijssimam
ob frequentem Caelestium donorum effusionem
â Vulgi pietate
Nostrae dominae de donis nuncupatam
Str. Martha jesu christi dei ac domini Nostri hospita
per d. Rufum domini discipulum primum aven (epum)episcopum
in honorem beatissae. Virginis nondum in coelum assumptae
deo dedicavit.
Constantinus Magnus imperator
(Regia)Regiam (structura)structuram ampliavit.
Carolus Martellus saracenorum impietate
pene dirutam Vindicavit
Caroli Magni Regis et imperatoris pijssimi
munificentia Redintegratam
Jesus Christus ut Constans traditio docet
sua s. Manu Consecravit.
s. sedes (aplica)apostolica summ-pontificum per LXX an et amplius
assidua praeSentia nobilitavit.
quorum aliqui ineadem basilica
una cum Multis Cardinalibus Requiescunt.
Sixtus IV Regulare Capitulum in Saeculare mutavit.
quod pretiosa supellectili
et amplis (Reditib)Reditibus auxit eiusdem Nepos[?]
primum Epus tum archiepus aven. iulius II pont. max.
et Christianorum Regum pietas privilegijs illustravit.
Diese Kirch ist inwendig schon und daß chor mid einer verguldeten
lambrissureNote: Will heißen „Täfelung“. Vgl. Corfey 1977, S. 106, Anm. 84. verzirt, darin unter die fenster en Medaille
die portraiten dieser päbsten zu sehen: Clemens VI. (Benedict)Benedictus XII
Joannes XXII. Clemens V. innocent. IIII. julius II. gregor. XI.
urbanus V. innocentius VI. _
In einer Capelle Zur lincken hand wird ein stuhl von den
engelen getragen darunter zu lesen:
sedes summorum pontificum, qui ab an
M. CCC VIII per plusquam
LXX ann. avenione altera Roma
Regentes orbi christiano praefuerunt.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 106, Anm. 85: „Sitz der Päpste, die seit 1308 mehr als 70 Jahre in Avignon als einem zweiten Rom als Regenten dem christlichen Erdkreis vorstanden.“ In der Coelestiner Kirchen ist vornemlich das tombeau de St. BeneZet
zu sehen. so ein schaf Hirte gewesen und aus gottlicher eingebung
die steinerne brücke uber die Rhone fundirt, so nuhnmehro aber baronius ad
(annu)annum 1177 Note: Corfey bezieht sich hier auf das Werk des Kardinals Cesare Baronio: Annales ecclesiastici a Christo nato ad annum 1198, 12 Bde., Rom 1588-1607, Bd. XII, ad annum 1177.
schon lengst von dem wasser biß auf etliche bogen Noch weggerissen.
es scheinet woll daß die Rhone alhie zuweilen einen grossen
schaden verursache, Wie man in den piedestal des am ufer aufgerichteten
hüte;Note: In Avignon und im umliegenden Comtat Venaissin standen Juden unter dem Schutz des Papstes (man spricht daher auch von „Juden des Papstes“); allerdings wurde ihnen ab 1394 auferlegt, einen diskriminierenden gelben Hut zu tragen. die stats Mauren seint zwarn zierlich aber von keiner
fortification. der ungemeiner starcker Wind |: so zu avignon eben
nicht extraordinair ist :) hatt uns wieder unsern Willen alhie
lenger aufgehalten als dieser orth uns schiene zu Meritiren.
et tarasco
und en passant Beaucaire |: Belloquadra :| und Tarascon Tarascon
(: so gerad gegeneinander über ligen :) besehen, iehnes ist wegen ein Tarascon
iahrmarck, dieses aber wegen die Reliquien der (h:)heiligen Martha Renomirt,
uber die Cripta, darin ihr Corpus verwahrt wird, ist in guldenen büch„
staben zu lesen:
Hospita quae Christum excepisti Martha, precare
Hospes sit nobis hospes ut ille tu’us.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 107, Anm. 87: „Die du Christus als Gastgeberin aufgenommen hast, Martha, bitte, daß er unser Gast sei, wie er dein Gast war.“ Lahrkamp ergänzt: „Nach mittelalterlicher Legende kam Martha, die Schwester des Lazarus von Bethanien, zu Schiff in die Provence und wurde in Tarascon bestattet.“ Zu Arles waren wir logirt au Coc d’inde, negst beӱ der schiffbrucken. Arles
arelate.
Arles. sonsten Arelate und beӱ denen grichen Theline, beӱ den
Romern aber Mamillaria genant, hatt eine lustige und avantageuse
Situation an der Rhone. gegenuber auf einer insul ist ein dorf
Trinquetaille genant, von dieser Situation schreibt ausonius:
Pande duplex arelate tuos blanda hospita portus und auf einen anderen ort: duplicemque per urbem
Qui Meat et dextrae Rhodanus dat nomina RipaeNote: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 107, Anm. 88: „Breite, doppeltes Arles, reizende Gastgeberin, deine Häfen aus“ „[und] die durch die zweifache Stadt fließt, die Rhone, und dem rechten Ufer die Namen gibt“. Daß amphitheatre ist meistentheils ruinirt und auf die selbige
arth und grosse gebaut gewesen wie das zu nismes. das Raht Haus
ist sehr schon, hatt unten ein ordre Rustique en bossage, ein ordre
Corinthien en pilastre und ein attique. so bald man hinein komt
presentirt sich ein großes gewolbe so sehr flach und ohne pilaren ist.
darin zur lincken hand eine Statua pedestris Lodovici Magni
gesetzet, auf dessen basis diese denckwurdige inscription zu sehen:
Magni Maiestatem Arelas
Martia Suis est in Comitijs
tanquam praesens Numen
Suspiceret, iconicum eius
simulacrum in hac basilica
publice Coli Senatus Con Sulto
sanxit Coss. petr de Sabatiere
de Larmilliere. petr de Loste Sen.
claud Beuf. gerard Beuf Civil
anno domini MDCLXXVI
uber die beӱde pforten inwendig seint nagfolgende gesetzet
assurgente Ludovici Magni gloria
Supra do pressas Germanorum aquilas
surrexit
harum aedium superior pars
curis ac Vigilantia
Jois bapt. de Forbin. and paZier, et Zena[?] Vacher
andr. banth. Lanaud
Coss. anno domini MDCLXXIV
anno domini DC MDCLXXIII Ludovico Magno
feliciter imperante et gloriose ad Rhenum Mosamque
triumphante Jacob de grille joan autran. Carp Brunet.
joan bapt. Jehan Coss has aedes publicis Civium
habendis Comitӱs extruebant, quod innumerarum
fortissimo principis Victoriarum suaeque ipsorum erga
remp. Curae ac Vigilantiae Monimentum esse Voluerunt
unten in ein Zimmer haben wir ein gipsernes Model gesehen von
der herlichen statue de Diane in lebens grosse so anno 1651
im Kloster de la Misericorde negst beӱ die 2 grosse Corinthische
marmorne seulen gefunden und dem Konig praesentirt worden
auf das piedestal ist nag folgende inscription gesetzet:
Quam falsa quondam Religio
sacraverat
huiusce dianae Statuam archetipam
Vero nunc arelas afflata Numine
Ludovico Magno
Regi optimo
soli Suo
Munus perpetuum
et omen im mortalitatis
Casp. de grille. Jon. Couterat.
anton isnard. anton artaud
Coss.
MDCLXXXIIII
dan. don. debr
Diese statue dieweilen sie oben halb nackend und das Kleid auf der erden
nachschleiffet scheinet viel mehr eine Venus als dianae zu seien, welches
vielen franzosen den Kopf gebrochen, biß es endlich zu Paris decidirt
worden, daß es eine Venus seӱ in ansehen ihrer starcken und gesetzten
lenden so da geschickter zum ligen als zum iagen geschienen.
Die 2 seulen seint dick 2’85. stehen voneinander 3’.58 oder 11/4 Model.
und ist noch ein uberglieben stuck einer Scena eines Theatri so von diesen
alhie gestanden _
Aufm platz vorm Rathause stehet eine piramideNote: Die Definition des Monolithen als einer Pyramide oder als eines Obelisken spaltete die lokalen Gelehrten, die sich an externe Experten wendeten. Vgl. Lemée 2012, Bd. II, S. 138-141, S. 140. ungefer 60 fues hoch.
darauf ein globus mid einer verguldeten sonne gesetzet
auf die vier seiten des piedestals seint diese inscriptiones
(1
Ludovico Magno
omnes omnium ante se principum Virtutes amplexo
imperatori invictissimo
legislatori Sapientissimo
aequissimo iudici
clementissimo domino
Benefactori anp[?] amplissimo
patri populorum primo
Vere Regi
S.p.q.a.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 108, Anm. 91: „Ludwig dem Großen, der alle Tugenden aller Herrscher vor ihm in sich vereinigt, dem unüberwindlichsten Feldherrn, dem weisesten Gesetzgeber, dem gerechtesten Richter, dem gütigsten Herrn, dem freigiebigsten Wohltäter, dem ersten Vater der Völker und wahren König der Senat und das Volk von Arles.“
(2
Ludovico Magno
quod labefactatam Rem publicam
Restituerit
auctoritatem Regibus. Vim legibus
Rebus ordinem
Reddiderit
impiam Singularium Certaminum Rabiem
extinxerit
terra marique immensum
Francorum Vires. Commercia. imperium
auxerit. propagaverit
gentes foederatas armis
ipsam invidiam gloria
Vicerit
S. p. q. a.
(3
Ludovico Magno
ad aeternitatem gallici nominis nato
semper Victori
semper pacifico
Studiorum artium Virtutum omnium
parenti mitissimo et liberalissimo
eiusque justitiae pietati providentiae
munificentiae
S. p. q. a.
erexere Consules
francisc. de Bosche. Maurit Romany
anton. agard. Joes Maure
anno Salutis MDCLXXVI.
et insequenti anno erectum ornaverunt Coss.
et
petr. de Sabatier de Larmeilliere. petr de Loste
claud. Beuf. gerard. Beuf
ornatum denique excudi Curarunt
Regique offerri Consules
petr. de Chateauneuf de Monleges
honoratus gros de boussicaud
Jacob Borel. joannes arivon
p. p.
(4
olim Soli Sacrum
gentium deo
nunc felicioribus auspicijs
Ludovico Magno
Splendore ac Sublimitate fortunae
ingenij lumine perspicacitate
Vi Celeritate
mentis magnitudine ac beneficentia
Vero orbis gallici Soli
nec pluribus impari
qui nec errat, nec Cessat
quieto Similis
proque eius incolumitate (atq)atque salute
in qua salus publica Versatur
deo optimo Maximo
dicat Vovet Consecrat
S. p. q. a.
‘SALVIS. D D. N. N.
THEODOSIO ET.
VALENTINIANO
P. F. V. AC. TRIVM
SEMPER AVG. XV
CONS. VIR. INL.
AVXILIARIS PRAE
PRAET GALLiA.
DE ARELATE. MA.
MILLIARIA PONI. S
M.P.I.
’
no Xti. 435.
welches
Sequinus
also
expliciat.
‘salvis dominis nostris
Theodosio et Valentiniano
pijs (felicib)felicibus Victoribus ne
triumphatoribus Sempr au„
gustis, decies quinq. (Consulib)Consulibus.
Vir illustris auxiliaris
praefectus praetorio (galliaru)galliarum.
de Arelate Massiliam
milliaria poni Suasit.
milliare primum incipit.
’
CAECILIAE D. F. APRVLLAE FLAM
DESIGNATAE COL. DEA AVG. VOC. ⟨*⟩
D M
⨀ ANNOS XIIII MENS II DIES V.
MARITVS VXORi PIISSIMAE P.
Ausserhalb der statt beӱ die Minimen ist eine unzahlbare Menge
so heidnische alß Christliche aus stein gehauene gräber zu sehen,
darunter einige von Marmor mid schonen bas reliefs verzirt.
h Die heiden haben vor diesen alhie ihre begrebnuß gehabt und
diesen orth Campos EliseosNote: Heute „Les Alyscamps“ in Arles; vgl. Corfey 1977, S. 108, Anm. 92. genant, es vermelden die Antiquarӱ
daß die einwohner von Lion und andern orthen an der Rhone
umb alhie begraben zu seien ihre tombeaux in schiffen gesetzet
ohne segel ohne ruder und ohne steurman, so alhie angelandet
stillgestanden und in diesen eliseischen felderen beӱ gesetzet
seint, ich habe von denen patribus der Minimen verstanden
daß man nebst lucernas,Note: Aus dem Lateinischen „lucerna, ae“ (f), „Öllampe“. lachrimatoriaNote: Wohl aus dem Lateinischen „lacrimarium“ (abgeleitet von „lacrima, ae“ (f), „Träne“), im Plural „lacrimaria“, ein Gefäß in Form einer Ampulle, das (meist symbolisch) die Tränen der Hinterbliebenen auffangen sollte und in spätantiker Zeit Gräbern beigegeben wurde. Vgl. Corfey 1977, S. 46, Anm. 85. und dergeleichen
auch noch einige Corper gefunden so geld im Munde gehabt
⟨* ‘Colonia dea augusta Nocontiana idest die in delphinatu.’⟩
sollen alhie viele Christen begraben seien so in der schlagt Caroli
Magni mid die SaracenenNote: Eine solche Schlacht ist in der Geschichtsschreibung nicht überliefert. Vgl. Corfey 1977, S. 108, Anm. 93. nicht weit von hie umbkommen, man
praetendirt das Christus diesen Kirch hoff selbst benedicirt habe,
es ist zum wenigsten gewiß daß viele von den ersten Christlichen
bischoffen alhie haben wollen begraben seien, unter andern ist
daß epitaphium st. Trophimi eines aus Christi jungeren in der
sacristie zu sehen also lautend:
Trophimus hic Colitur arelatis praesul avitus
gallia quem primum Sensit apostolium.
In hunc ambrosium proceres fudere nitorem
Claviger ipse petrus. paulus et egregius
Omnis de Cuius suscepit Gallia fonte
Clara salutiferae dogmata tunc fidei
Hinc Constanter ovans Cervicem Gallia flectit
Et matri dignum praebuit obsequium
insignisque Cluens ingens cui gloria semper
gaudet apostolica se Meruisse Vices. Die balustrade von daß hohe altar bestehet aus lauter weis„
marmorne bas Reliefs von obgemelten gräberen genommen
darauf die passage des rohten Meers, bataillen. hirsche und
schweinejagten nebst vielen (geistl:)geistlichen Historien zu sehen.
daß Lavoir vorm Refectorio ist auch ein heidnisch tombeau
gewesen. es ist von weis Marmor und hatt diese inscription:
PAX AETERNA
DVLCISSIMAE ET iNNOCEN
TISSIM. FILIAE CHRYSOGONE IV
NIOR SIRICIO QVAE VIXIT ANN III
M. II DiEB XXVII VALERIVS. ET. CHRY
SOGONE PARENTES FILIAE KARIS
SIMAE ET OMNI TEMPORE VI ..
TAE SVAE DESIDERANTISSI ..
M A E.
L. DOMIT DOMITIANI
D EX TRIERARCH CLASS. GERM. M
PECOCCEIA VALENTINA
CONIVGI PIENTISSIM. im garten seint unter anderer antiquiteten und bas reliefs auch
dieser grabschriften eingemaurt:
‘D. M.
M. POMPEI
PARATI
⨀ ANN. V
M. VIII. D. XIIX
POMP. MIRIS
MVS. FIL. DVL„
CISS. ERGA SE PIEN„
TISS.’ ‘
Q. DELIVS. Q. FILIVS NEO
VIVOS FECIT SIBI ET SVIS
H. M. M. H. N. S.’
hoc Monumentum Mei haeredes ne scrutentur. dan man auf andere graben gefunden I. H. M. B. S. A oder A B S C.
in hoc Monumento bona Sunt abscondita. so einige darin gefundene Medaillen gnugsam approbirt. vor der Kirchen
zur lincken hand stehet ein marmornes tombeau darauf
vorn eine urna schwischen 2 griphes.Note: Will heißen „Griefen“. zu beiden seiten ein
Sphynx und hinten 2 Centauri sehr woll en bas Relief
geschnitten, rund herumb ist diese meist verschwundene schrift:
‘bene pausanti in pace fl. memorio v. p. qui Milit inter
jovianos annos XXVIII. pro dom ann VI. prae lanciaris
SpecVLATOR legio: pis annis III Comes Ripe an I. Comes Mauret.
Ting ann IIII. vix an LXXV. praesidia Conjunx marito
dulcissimo’.
sonsten habe noch aufm Kirch hoff dieses gefunden:
IVLIAE. LUC. FILIAE TYRANNIAE
VIXIT ANN XX. M. VIII.
QVAE MORIBVS PARITER ET
DISCIPLINA CITERISEE MINIS
EXEMPL. CIVIT. AVTARSIVS
NVRVI. IAVRINTIVS VXORI.
’ ‘
M. IVNIO MESSIANO
VTRICI CORP. ARELAT
EIVS D. CORP. MAG. IILF.
D QVI VIXIT ANN. XXVIII M
M. V. D. X. IVNIA VALERIA
ALVMNO CARISSIMO.
’
absonderlich Constantinus und seine familie, dero palais
aber aqueduct triumphbogen theatre und amphitheatre
so vormahlen alhie gewesen ist nuhnmehr biß auf die funda
menten und etliche seulen verschwunden. es praetendiren
die Curiose liebhaber der antiquiteten von arles, das
alhie der Keyser Constantinus daß Kreutz am himmel gesehen
welches sie damïd zu behaubten wollen dieweilen auf
vielen gräbern das ☧ Monogramma Christi gefunden wird,
dieses fundament scheinet mihr simblich schwach zu seien,
dan zu agen habe desgeleichen gefunden, in teutschland
und italien seinten noch Mehr vorhanden, ich meines
theils habe ohnen hirin so w ebenso wenig beӱ fallen konnen
als wegen der diane von arles.
unß durch Salon und Aix biß nach Marseillen zu bringen.
selbigen gantzen tag Marchirten wir durch das Crau de Salon Crau de salon
so ein flaches feld ist 7 biß 8 stunden lang und breit mid lauter
Kiselsteinen besehet, dadurch nuhr ein schnur gerader Weg von
arles biß Salon practicirt, obwoll diese gegend dem steinigte arabien
nicht ungeleich scheinet zu seien, wird sie dannoch wegen des grasgewechs
so wenig als es auch seӱ, im werth gehalten, wir haben in dieser plaine
esel angetroffen, es wollen einige mid dem posidonio gelauben, daß
es vor diesen ein sändiger lacus gewesen seӱ, so nachgehens ausgetrucknet
und die sand Korner mid der zeit also angewachsen, daß grosse Kisel steine
darauß worden, die Franzosische pöeten aber wollen absolute daß es an diesen
orth seӱ alwo iupiter dem wieder die gigantes streitenden Herculi mid
einen steinernen regen zu hulffe kommen nach deme er alle seine pfeile
verschossen gehabt, wie Eschilus schreibet:Note: Corfey referiert sowohl die lokale als auch die gelehrte Überlieferung, die sich unter anderem auf eine Passage aus den nur fragmentarisch überlieferten Prometheus-Dramen des Aischylos bezieht. Darin wird die Begebenheit in der 9. Aufgabe des Herkules geschildert. Vgl. auch Corfey 1977, S. 109, Anm. 98.
Jupiter Alcidem quando Respexit inermem
illachrymans Ligures Saxoso perpluit imbre.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 109, Anm. 98: „Als Jupiter den Alciden ohne Waffen erblickte, weinte er und ergoß einen Steinregen über die Ligurer.“ zu Salon logirten wir à la porte d’arles. auserhalb das tombeau dessalon
berühmten astrologi und propheten Nostradami war alda nichtes
zu sehen, welches beӱ die Cordeliers in der Mauren der Kirchen negst
an der thur diese ligende inscription hatt
D.M
CLARISS.
OSSA
M. NOSTRA„
DAMI VNIVS
(OIVM)OMNIVM MORTA
LIVM IVDICIO
DIGNI. CVIVS
PENE DIVINO
CALAMO TO„
TIVS ORBIS
EX ASTROR
INFLVXV FV„
TVRI EVENTVS
CONSCRIBE„
RENTVR
VIX. AN. LXII
ME.N. VI. D XVII
OBIIT SALO
M D LXVI
QÉEM POSTERI
NE INVIDETE
ANNA PONTIA
GEMELLA SALO„
NIA CONIVGI
OPT. V. F.Note: Im Manuskript ist die Inschrift um 90° gedreht niedergeschrieben. Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 110, Anm. 99: „Den göttlichen Manen. [Hier ruhen] die Gebeine des berühmten M. Nostradamus, des einzigen, der nach dem Urteil aller Menschen würdig war, daß mit seiner fast göttlichen Feder die zukünftigen Geschehnisse der ganzen Welt aus dem Einfluß der Gestirne aufgezeichnet wurden. Er lebte 62 Jahre, 6 Monate, 17 Tage und starb 1566 zu Salon. Ihr Späteren sollt ihn nicht beneiden. Anna Pontia Gemella aus Salon gelobte [diesen Grabstein] ihrem besten Gemahl.“ In der schriftlichen Überlieferung findet man verschiedene Versionen dieser Inschrift.
oben hangt sein portrait so von seinen sohn geschildert ist, wie dieser
herumb stehender Titul meldet: ‘Clariss. Mich. Nostradamus
Regius Consiliarius et Medicus annum agens LVIIII
Caesaris nostrad filij patritij opus’
Wiewoll dieser Nostradamus ein vornehmer und Renomirter
man gewesen, so werden dannoch von seiner begrebnuß viele
närrische anschlege erzehlt, als daß er nemblich federn dinten
papier, öhl und eine lampe solle mid sich ins grab genommen und
deß orths beweiset aber das Contrarium eben so woll alß daß auf
sein grab solle geschrieben stehen: daß der ienie so es wurde erofnen
vor daß ende des 17ten Saeculi, allerleӱ ungluck wurde zu
gewarten haben.
durch ein lustiges feld mid oliven und Mandelenbaumen besehetAix
durchgewandert, seint wir endlich zu aix die haubt statt in provenceaquae Sextiae
Salyorum
angelanget und logirt à la Mule blanche. Aix sonsten aquae
sextiae genant von (C.)Caius Sextio Calvino erbawet nach dehme (ao)anno VC. 631 _Note: VC steht für „urbis conditæ”, womit das Datum einer Stadtgründung gemeint ist.
er die salierNote: Gemeint sind die Salluvier. uberwunden, die Cimbrer haben auch in dieser gegend
von (C.)Caius Mario Romischen Consule eine grosse niderlage erlitten. (ao)anno VC. 652 _Note: VC steht für „urbis conditæ”, womit das Datum einer Stadtgründung gemeint ist.
Daß raht Hauß ist sehr schon in quadro erbawet von einer
dorica, ionica und attica en pilastre. im Vestibulo zur rechten
hand wird diese antiquitet Conservirt:
C. geminio Censori
L. geminio Messio
M. geminius Nasica
Fratribus. Daß schlimme wetter hatt uns kaum erlaubet daß Renomirte
Cabinet von (Mr.)Monsieur Faber zu sehen, darin nebst eine ungemeine
menge allerlelӱ Rariteten alß busten, statuen, urnen
lampen Medaillen, auslendischen rustungen, thieren, steinen
wie auch einen alraunNote: Der Gemeinen Alraune (Mandragora officinarum) aus der Familie der Nachtschattengewächse wurde im Volksglauben aufgrund ihrer Wurzelform, die der menschlichen Gestalt ähnelt, Zauberkraft zugeschrieben. Vgl. Corfey 1977, S. 111, Anm. 101. |: Mandragoram :) item ein Kind
mid 4 armen und 4 beine, gesehen, wie auch den gurtel
des Konigs Ludovici XIII. so aus du Curiosite dieses Cabinet
gesehen und ein so grosses Contentement darin gefunden das er
nicht allein obgemelten gurtel alß eine Curiositet Raretet
dar in verehrt, sondern so gahr permittirt daß die familie
im hause und auswendig haben wir diese inscriptiones gefunden:
Sex. aemilio paullo patri
aemiliae q. F. Regiliae Mat.
Sex aemil paullino fratri
C. aemil. Vestus
suis.
’ ‘
T. Cornelio
T. F. Nasoni
Tertia uxor.
Mercurio
v. s.
priscilla.
’ ‘
A. Cornelio
M. F. Cano
Tertia uxor.
’
absonderlich au Cours so Mid plantagen und fontainen
verzirt, die statts Mauren seint sonsten schlegt und ohne graben.
massilia.
erster anblick und die mid unzahlbaren Maisons de Campagne
gleichfals beseehte gegend mihr ich weis nicht was vor ein schones
Theatrum vor augen stellete; Marseille sonsten Massilia
genant ist eine grichische Colonie der phocenser hatt eine
schone Situation der hafen ist sehr bequehm die entrée wird
von einer Citadelle defendirt, dazumahlen zehlten wir 42
galeren so diese nahmen furten, laut der liste so uns ein
unterofficier von den galeren gegeben, und gleich wie wir im
arsenal uber die Magasins geschrieben gefunden
1. | | Reale | AmaZonne | France | Victoire | Magnifique |
2. | | patronne | Souveraine | heroine | ambitieuse | illustre |
3. | | invincible | fleur de lis | Eclatante | glorie | fortune |
4. | | Valeur | Couronne | duchesse | Ferme | Reine |
5. | | sirene | perle | Magnanime | Madame | galante |
6. | | grande | fiere | Superbe | dauphine | hardie |
7. | | favorite | St. Louis | guerriere | brave | belle |
8. | | fidele | princesse | Conquerante | forte | Renommée. |
50 ruder. beӱ iedem ruder 5 Esclaven und 2 soldaten,
facit auf iede gallere 100 soldaten und 250 esclaven,
diesen ist permittirt langs den hafen kleine boutiquen zu halten
darin sie angeschlossen allerlelӱ arbeit machen etliche seint
schuster andere halten kleine Krahmladen die meiste aber
seint felscherer und die kein handwerck konnen, gehen
2 und 2 aneinander geschlossen umb in der statt zu arbeiten
und am abend verfugen sie sich wieder auf ihre galleren
es ist ein miserables lebend und erger alß der thott selbsten
dannoch seint viele und absonderlich unter den turcken so
sehr vergnuget aussehen.Note: Vgl. zu den Galeerensträflingen und ihrem Alltag Bluche 1990, S. 636f. man findet darunter einige so viel
bescheidener und Raisonnabler antworten alß die Christen
selbsten so umb ihre tugenden halber mid ienen vergeselschaftet.
es ist zu verwunderen daß einige in dieser grossesten Miserie
noch singen und mid musicalischen instrumenten die zeit
verf vertreiben konnen zu geschweigen die ienie so umb
ein Sols zu gewinnen Mid bas. Violen trompetten und hautbois
in die wirts hauser kommen denen frembden eins auf zu Machen.
wir seint auf 2 galeren gewesen nemblich Dauphine
und la France, auf dieser werden alle novitӱ als im
novitiat erstlich eingekleidet und nachgehens auf die
andere distribuirt, auf iede gallere wird eine Miserable
MarquetenterieNote: Will heißen „Marketenderei“, wohl im Sinne von „Kantine“. und eine Kuche gehalten von dessen blasses
ansehen einem der appetit vergehen mogte, zu dehme ist der
geruch so wunderlich von Knobloch tubac und Reculirten
seuftzeren vermenget daß man nicht eigentlich sagen konne
groß und schon, uber der pforten steht mid guldenen buchstaben:
Hanc Magnus Lodoix invictis Classibus arcem
Condidit, hinc domito dat sua jura mari.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 112, Anm. 104: „Diese Burg erbaute der große Ludwig seinen unbesiegten Flotten, von hier gibt er dem bezwungenen Meer seine Gesetze.“ Die haubt strasse ub von der porte d’aix uber den Cours (: alwo
wir au cheval rouge logirten :) biß à la porte de Rome ist schnur„
gerade und 785 pas lang, mitten mid einer plantage und zu
beiden seiten sehr herlich mid heusern verziert. Negst
beӱ der Cathedrale ist auf einer Kreutz gassen eine kleine
viereckte Capelle, alwo Ste. Magdaleine denen heiden das
evangelium gepredigt, gleich wie man negst beӱ der thur
in einer weis marmorne taffel lesen kan dieses inhalts:
Ce lieu monstre, ou jadis Magdaleine a jette
les premiers fondemens de Nostre Religion
tirant les Marseillois de l’infidelité
leur preschant de jesus. Sa Croix et la passion
und haben mid grosser muhe viele rauhe wilde und hohe berge
erstiegen, alwo fast keine andere Kreuter anzutreffen waren,
alß Rosmarin Mayoran, salbeӱ und dergeleichen; die strassenrauber
scheinen sich alhie gerne aufzu Halten indehme sie auff allerlelӱ Manier
die ienie so nach die Ste Baume reisen in diesen geburge attacquiren
konnen, wir haben gesehen daß diese raub vogel ohne unterscheid
die bauren beӱ den pflug Spolӱren dorffen. Nachdehme wir endlich
ein dickes wald le desert de ste Magdaleine genant durchgewandert,
seint wir bey die ste. baume angelanget, so eine in die Mitte eines
schir perpendiculairen felsen von einer erschrecklichen hohe nach
hineinscheinen konne, sie ist tief 16 pas, breit 14 pas und hoch
ungefer 20 fues, dieweilen es immer uberall trupfet hatt man
den grund ein wenig gleich machen mussen damid das Wasser ablauffen
konne, dannoch ist zur rechten hand noch ein viel niedriger platz
geblieben ungefer 6 pas breit, dazu man mid einer doppelten stiege
von 22 staffelen, herunter steiget, alwo ein altar steht. es trupfet
uberall, wie gesagt, ausgenommen hinten in der hohle an dem orth
wo M. Magdalene ihren ruheplatz gehabt, und Christus ihre bey
110 Mahl erschienen ist, dieser orth ist 6 staffelen erhoben. und ist
alda eine halb ligende mid den rechten ehlenbogen gegen einen felsen
lehnende und in der lincken eine balsams buchse haltende statue
der (h: Mar.)heiligen Maria Magdalenae in lebensgrosse hingesetzt, uber diesen orth
welcher mid ein eisenes traillewerck umbgeben, hangen 20
silberne lampen davon 6 tag und nacht brennend unterhalten werden.
negst dabeӱ im eck ist noch ein kleiner brunnen zu sehen, dessen
sich Magdalena bedienet hatt, das wasser ist klahr wie in Kristalle
kald wie ein eis, wir habens probirt und sehr blos, schwarn sehr
guht, aber mid wein noch besser befunden, vor Magdalenen ihren
ruheplatz ist ein altar aufgerichtet so mid einer balustrade
von weis Marmor umbgeben, daruber wegen die feuchtigkeit
der hole ein gewolbe auf 4 pilaren à la gotique gebawt ist,
uber daß altar in einen dieser bogen stehet mid guldenen litteren
geschrieben: ‘LOCVS POENITENTIAE. S. M. MAGDALENAE’.Note: Übersetzung von Nicole Taubes: „Ort der Buße der hl. Maria Magdalena.“
uber die gegitterte thur aber: ‘adorabimus in loco ubi steterunt
pedes eius’;Note: Übersetzung von Angelika Fricke: „Wir werden [sie] anbeten an dem Ort, wo ihre Füße gestanden haben.“ 6 dominicaner verwahren alhie den gottesdienst
sie essen nimmer kein fleisch und halten alda ein Logement und wirtschaft
vorlieb nehmen mues, hinter der thur zur lincken hand in der
grotte habe in schwartz Marmor diese inscription gefunden:
Quae tua tam rite hic lacrymis errata lavasti
Fac talis Culpas abluat unda meas
Angelici Cantus Vivens ni digner honore
Spes mihi Sit Saltem perfruar ut moriens ‘Horatius Capponius florentinus episc. CarpentoraciensisNote: Helmut Lahrkamp gibt folgende Übersetzung: „Die du hier so gebührend mit deinen Tränen deine Verfehlungen abgewaschen hast, mache, daß die Welle meine Schuld tilgt. Wenn ich im Leben nicht der Ehre des Engelsgesanges gewürdigt werde, sei mir die Hoffnung, daß ich ihn wenigstens im Tode genieße. – Horatius Capponi, aus Florenz gebürtig, Bischof von Carpentras [...].“ Orazio Capponi (gest. 1622 in Rom) war 1596-1615 Bischof von Carpentras (Suffragan von Avignon). Vgl. Corfey 1977, S. 114, Anm. 106.
rector Comitatus Venaysini a Clemente VIII pont. max etiam pacis
et Catholicae Religionis in hoc Regno instauratore creatus, post s.
annae et Mariae Magdalenae devotionis ergo Visitans Veneratas
Reliquias istud Venerandum invisens antrum, ibi (quoq)quoque sacrum
faciens timore tremore amore Repletus hasce (meditabat)meditabatur preces
quas deinde ut etiam absens perpetuo funderet ad tantum
poenitentiae monumentum transmisit.’ _
ein ander pöet hatt uber die gleichfals immer weinende hohle
nachfolgende gedancken gehabt:
Haec Veneranda Specus, (praeruptoq)praeruptoque horrida saxo
perfusa est lachrymis Magdala Saepe tuis.
Nunc quoque tristitiae testes, tantique doloris LF.C.
quasi participes fundere pergit aquas.Note: Der Dichter dieser Verse ist Corfey selbst. Helmut Lahrkamp gibt davon folgende Übersetzung: „Diese verehrungswürdige Höhle, furchtbar durch schroffen Fels, wurde oft durchströmt, Magdalena, von deinen Tränen. Noch jetzt Zeugin der Trauer und des großen Schmerzes, fährt sie fort, gleichsam aus Teilnahme Wasser zu vergießen.“ Vgl. Corfey 1977, S. 114, Anm. 107. wan man diese finstere kalte und nasse hole von allen seiten
recht beschawet, und den orth wo Magdalena geruhet und
Christus ihr so ofter erschienen, nuhr ein wenig betragtet
ist es schie unmuglich daß ein Mensch nicht einige alteration
entfinde, absonderlich alle abend wan die traille erofnet wird
und die littania der (h:)heiligen Magdalenae mid einer sonderbahr _ lamen
tablen stimme von einen dominicaner gesungen. es ist zu
verwunderen, wie sie an diesen so gehen, und gegen den himmel
so weit abgelegenen orth habe kommen konnen, dieweilen die
gemachet, und man sonsten den ansehen nach dieser hohlen unmuglich
beӱ kommen konnen, und zum anderen wo von sie sich die 30 iahr
uber musse ernehrt haben, indehme rund herumb nichtes anders
alß kahle und wilde felsen zu sehen, oben auff den gipffel des
berges und schir grad uber der höhlen stehet eine kleine Capelle
st. pilon genant, an den selbigen orth wo (st.)sankt Magdalene 7 mahl
des tages von den engelen erhoben und verzuckt worden.
uber der thur Nach suden stehet in schwartzen marmor diese
gedegtnuß:
ad honorem.
Beatae Mariae Magdalenae
in extasim raptae
Eleonora de Bergues
Federici Mauritij Bullionij ducis
Conjux
ex italia rediens poni jussit
anno dni M DC XLVII
emi. Theod. á Turre arverniae filius
S.R.E. Cardinalis bullionius
magnus franciae Eleemosynarius
dum in provincia degeret
opus neglectum absolvit anno dni MDCLXXXVI.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 115, Anm. 108: „Zu Ehren der in Ekstase entrückten seligen Maria Magdalena befahl Éléonore de Bergues, Gemahlin des Herzogs Frédéric Maurice de Bouillon, als sie aus Italien zurückkehrte, dies zu errichten im Jahre des Herrn 1667.“
Hinten nach norden zu ist ein bas Relief von der (h. M.)heiligen Maria Magdalene
wie sie von 4 engelen aufgehoben worden. , dieser orth
und die s.te baume wird nicht allein von Christen sondern
zu weilen von turcken selbst aus andagt oder Curiositet
besuchet, wir haben alda Madame la Marquise de spinolaNote: Es könnte sich unter Umständen um Isabel María de la Cerda y Aragón (1667-1708) handeln, die 1682 Felipe Antonio Spinola, 4. Marquès de los Balbases (1665-1721) geheiratet hatte.
von genua angetroffen.
einode und gingen nach st. Maximin, alwo in der dominicaner
Kirchen so ein grosses und sauberes gebew ist aufm hohen altar
verwahrt werden, auf dieser un urna ligt eine statue
der (h:)heiligen Magdalenae von brontz und uberguldet, hinten in der Kirche
ist eine unterirdische Capelle, da zu man mid einer doppelten
stiege herunter steiget, alwo Magdalenae ihre begrebnuß gewesen,
man hatt unß alda ihr haubt gezeiget, Welches in einen guldenes
und sehr reich mid steinen versetztes brustbild eingefasset, und
nach dehme man das gesicht davon weg genommen, sahe man durch ein
glaß das haubt dieser heiligen, uber daß lincken auge war noch
ein stucke fleisch ungefer einen finger lang unverwesen, alwo
Christus sie angeruhret, wie er gesagt Noli me tangere.
dieses brustbild traget die guldene und pretieuse Krohne
Caroli 1. Konigs von Sicilien und jerusalem. nebst diese Reliquie
haben wir auch die S.te ampulle gesehen, so ein klein kristal„
lenes und noch in ein ander Kristal eingefastes geschir ist dar’in
einige steine und sand so von Christ bluht besprenget, und von
der (h:)heiligen Magdalena unterm Kreutze zu zamegesamblet, aufgehoben
wird. welche ampulle nach gehens die (h:)heilige Magdalene immer biß
ins grab beӱ sich gehabt. es versicheren alle und iede daß am
Kahr freytag in dieser bouteille eine sonderliche bewegung
verspuhrt werde. in dieser Capelle stehen zur lincken hand 2
marmorne tombeaux Nemblich (Sti)Sankti Maximini und (ste)sanktae
Magdalenae, und zur regten hand das tombeau susannae und
Marcellae item blasӱ et sufreni. so mid holtzerne Kasten
bekleidet und diese inscriptiones haben:
(1. Hic Maximini tumulus qui primus aquensis
antistes, domini discipulus quefuit
dicatur Saliae Regionis apostolus idem
Nam Verae fidei prima elementa dedit
(2 A. Maximino Christi Venerabile Corpus
Magdalis excipiens carpit ad astra Viam
Mortua signato iacuit tumulata sepulchro
quod Sanctus praesul Struxerat ante sibi.
(3 Hic (quoq)quoque Sexcentos Sita Magdalena per annos
divina tandem prodita luce fuit
qui Cernis flentem transactae crimina Vitae
ut numen flectas, hanc imitare deam.
(4. Ampulla hoc etiam latuit Crystallina Saxo
quaclausa est domini terra cruore Madens
Magdalis hanc terram Collegit Sub cruce Christi
cujus morte homini Reddita Vita fuit.
(1. Marcellae hoc monumentum est que sub dita Marthae
divino instinctu talia Verba dedit:
Quite portavit Venter, nimis illa beatus
est quoque sic clamans lingua beata nimis.
(2 Hic cum Marcella felix susanna quievit
nota satis fluxu Sanguinis immodico.
atque imae vestis tactu Curata, Salutis
auctor quatali tempore tectus erat.
(3 Hoc lapide occlusus fuerat Cidonius, is, qui
Venerat in lucem Sed sine luce miser
at sputo terrae Commisto lumina tangens
Christus se docuit Luminis esse patrem
(4. Hic quoque Compositi Sunt Blasius (atq)atque Sufrenus
quos Maximinus discipulos habuit
hi Certo errantes firmarunt dogmate (genteq)genteque
in coelis ideo Certum habuere locum.
Capelle zu kommen, auß waß uhrsachen aber sie nachgehens
diese permission erhalten. kan ich nicht eigentlich erfahren; in der
Kirchen iegen diese Cripta uber haben wir in eine Capelle nachfolgende
Reliquien gesehen: Den arm von ste. Magdalene. so ungefer vom
ehlenbogen biß am ende der finger 1´7´´ lang ist darauß man
schliessen kan daß sie musse von einer grossen tailleNote: Aus dem Französischen „Wuchs“. Vgl. Corfey 1977, S. 116, Anm. 111. gewesen sein.
item die Reliquien da von vorgehende Versen Meldung thuen:
(Sti)Sankti Maximini ersten bischofs von aix eines aus den 72 iungern
Christi: (Sti)Sankti Cidonӱ 2ten bischofs von aix dieser ist derienie
so Joannis IX. 6. blind geboren und von Christo ist sehend gemacht.
item susanna: so Matthaei IX. 20 den saum von Christi Kleid
beruhrt und von ihren bluhtfluß genesen worden. und der (h:)heiligen
Marcellae |: so dienstmagd der (h:)heiligen Marthae :) welche Lucae XI. 27
geruffen beatus Venter qui te portavitNote: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen“, Bibel (Einheitsübersetzung) 1980. etc Nachdehm wir diese
sachen alle gnugsam beschawet und ein klein Refraischissement
genommen, haben wir keine ruhe gehabt von die rosenkrantz
Kramerinnen, Wenig hette es gefehlt daß sie uns ihre gantze
boutique aufm halse geschwetzet, hatten wan wir ihre wahren so
iust befunden hetten alß wir nicht gethaen haben. diese wolte
die Maaß der (h:)heiligen Magdalenae noch iuster haben als die andere
wan man sie aber conferirte funde Man zuweilen eine hand„
breit difference. selbigen tag gingen wir biß auriol
alwo wir logirten à la croix d’or, daß gantze haus war toll
und voll. her Knegt fraw tochter und magdt hatten die
weinlese geendiget und auf des Newen weins gesundheit
getruncken.
dieweilen man sich nicht embarquiren kan ohne patent
man gesunde Catholische leute seӱ, alß haben wir unß dergeleichen
Certificat geben lassen, da ich unterdessen ubern Camin
in unter daß brustbild Ludovici MagniNote: Eine verlässliche Zuschreibung dieses Medaillons ist bis heute schwierig, da an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert mehrere Medaillons in Marseille vorhanden gewesen sein sollen. Zwei haben sich erhalten: Das Rathaus von Marseille bewahrt ein Medaillon auf, das zu einem unbekannten Zeitpunkt vor 1688 entstand und von Alexandre Maral Pierre Puget zugeschrieben wurde; ein weiteres Medaillon von François Girardon, heute im Musée des Beaux-Arts von Marseille, datiert aus derselben Epoche. Vgl. Maral/Milovanovic 2009, S. 355 und Munoz 2012., in schwartz Marmor
diese inscription Copӱrte.
‘Ludovicus Magnus majoribus major Sapienti Minerva Sapientior
ipso fortior Marte terrâ Marique Victor piratas fulmineo telo,
Leonem belgicum pugnâ, aquitam austriacam ferro, haeresim
armis officiosis, Suas Voluntaria pace Victorias devicit.
anno 1688.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 116, Anm. 112: „Ludwig der Große, größer als die Großen, weiser als die weise Minerva, tapferer als Mars selbst, siegreich zu Lande und zu Wasser, besiegte die Seeräuber mit blitzendem Geschoß, den belgischen Löwen in der Schlacht, den Adler Österreichs mit dem Schwert, die Ketzerei mit den Waffen der Pflicht, seine eigenen Siege durch freiwillig gewährten Frieden. 1688.“’
des (h:)heiligen Victoris so in ein silbernes und verguldetes brustbild eingefast
sambt noch viele andere Reliquien gesehen. in die unterirdische
Capellen hatt man uns gezeigt 1°) das Kreutz daran (st.)sankt Andreas st. andreae Kreutz
gemartirisirt, gantz mid silber uber zogen, 2 ten in einer anderen
Capellen haben wir gesehen die Cripta darin Magdalene
angefangen ihre buß zu thuen 7 iahr zu vorn ehe sie nach die
ste. baume verzogen, 3 tens in einer reich mid gold verzirten
Capellen war ein holtzernes Muttergottesbild ungefer 3 fues
Hoch so st. Lucas solle gemachet haben. in dieser Capellen dorfte
kein fraunzimmer hinein kommen, sondern sich belieben lassen
vor die traillen zu bleiben, man gibt vor das man alle zeit
gegen diesen orth eine sonderbare Veneration getragen und daß
eine sichere dame so sich ohne respect und p force hineingetrungen
seӱ e blind gew worden, umb derohalben dergeleichen ungluck
ferner vorzukommen ist die entrée dem fraunzimmer
gantz und gahr verbotten, herr dieweilen diese abbaӱe
außerhalb der statt ligt und nicht weit von der Citadelle, st.
le fort de St. Nicolas genant, haben wir dieselbe auch en Citadelle.
passant gesehen, sie ist inwendig sehr enge, hatt 4
Maurwerck und keinen einzigen fues erden bestehend,
sie Commandirt nicht allein, wie droben gemeldet die entrée des
Hafens, sondern auch die gantze statt welche sonsten an sich
selbsten keine fortification ist.
sich Sigau nennete, und dieweilen sich der wind ein wenig favorable
anlassete,
kaum hatten wir die ungestume wellen der Mittlendischen see
erreichet und gegen sonnenaufgang in augenschein genommen,
alß schickte sich schon ein ieder darnach umb daß gewohnliche tribut
zu bezahlen, die 2 Capucciner welche wir bey uns hatten, machten
den anfang, wo zu die spanier so beӱ uns einbarquirt waren
mid ihrer ihre schweinereӱ nicht wenig Contribuirten. iegen
die Cap de la Croisette bekamen wir 10 oder 12 spielende delphins
dauphinenNote: Aus dem Französischen „dauphins“, „Delphine“. Vgl. Corfey 1977, S. 117, Anm. 116. zu sehen, so sich zuweilen ad 20 schritt beӱ dem
schiff herbeӱ naherten, es ist schwarn eine lust solches zu
sehen, man helt es aber gemeinlich vor ein zeichen eines
anstehendes ungewitters, gleich wie wir in der that erfahren,
dan uns der wind ie langer ie Mehr zu wiedern wurde, also daß
Wir nachmittag umb 2 uhren beӱ Cassis in einen port, so von Cassis
der Natur schwischen lauter berge und felsen formiret, einlauffen
musten,
unterdessen daß stättgen Cassis, welches gantz New ist, und
einen kleinen hafen hatt mid eine Mole versehen, nach„
mittag fingen unsere schifleute einige Meerigel so ungefer echini marini
eine kleine faust dick und mid vielen sehr scharfen aber
gebrechlichen stachelen gewafnet, welche sie auf allerlleӱ weise
Wan man sie aufspaltet findet man funf striche oder strahlen
rotes fleisch darinnen eines frembden und angenehmen geschmacks
so Mid den mond Wachset und abnimt. unsere schifleute |: gleich
Wie wir nachgehens die gantze reise biß genua gethaen :) kochten
ihr essen beӱ lauter Rosmarin sträuchen. dan alhie sonsten kein
ander holtz zu sehen welches zu Marseille ebenfals so theur ist
daß es beym gewicht verkaufft werde,
schickten wir die chalouppe in see umb zu vernehmen ob der wind
noch nicht changirt hatte, und dieweilen er ein wenig besser,
begaben wir uns umb 6 uhren wieder zur segel und fahrten
den gantzen tag ins gesicht der s.te baume dan wir den wind Nicht so
guht befanden als er sich angelassen,
laviren (d)den 26ten Morgens umb 4 uhren mid grosser Muhe zu
Toulon einlauffen musten; die ankommende schiffe bleiben Toulon
gemeinlich vor den hafen ligen, und der in die statt gehen will Tolo martius
Muß erstlich sein gesundheits patent sehen lassen; die statt
ist klein, wird aber mid gemach und der zeit weiter und besser
bebawet, hatt meistentheils schnurgerade aber enge und stinckende
gassen, dieweilen gemeinlich an den heuseren keine priveZNote: Will heißen „Abtritte, Toiletten“. Vgl. Corfey 1977, S. 118, Anm. 118. seint
sondern ein ieder seine portion zum fenster hinauß wirft.
es seint sonsten 2 schone hafen alhie, so mid diguenNote: Aus dem Französischen „Dämme“. Vgl. Corfey 1977, S. 118, Anm. 119. sehr woll versehen,
es lagen etliche und 30 Capitale Kriegs schiffe darin. Die CorderieNote: Aus dem Französischen „Reeperbahn“. Vgl. Corfey 1977, S. 118, Anm. 120.
ist 257 pas oder 1230 fues lang von 3 alleen sehr schon
gebawet und alles uberwolbet, die Magasins seint pregtig
und nach franzosischer Manier ordentlich versehen. wir
seint auch auf eins der koniglichen Kriegs schiffe gewesen
le tonant genant von 90 stucken; zu Toulon wird vor
der schiffahrt und waß dazu gehort, der Konig hatt auch alda
ein prägtiges seminarium bawen lassen vor die aumoniers
oder see feld prediger, auf dessen potal dieser f tittul stehet:
propagato maris imperio
ut Rite servirent Regiae Naves
uni qui Regit Ventos et undas deo
Marinum hoc sacerdotum seminarium
patribus hoc. jesu Commissum
nauticae Religioni posuit
Ludovicus Magnus
ann. MDCLXXXX.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 119, Anm. 122: „Nach Ausbreitung seiner Herrschaft über die See, damit die königlichen Schiffe gebührend dienen dem einzigen Gott, der Wind und Wellen regiert, errichtete dieses Seepredigerseminar, das er den Vätern der Gesellschaft Jesu anvertraute, für die Verehrung Gottes auf See Ludwig der Große im Jahre 1690.“
mid regen und zuweilen mid donner vergeselschaftet. unsere
beyde Capuciner so daß seefahren nicht gewohnt, haben uns alhie
verlassen und Resolvirt die reise Nach genua par terre zu thuen.
halber 3 uhren aufbrachen und uns am abend in der gegend
von Brigancon befanden, alwo abermahlen der wind Changirte
und wir genohtiget wurden die nagt an ancker zu Campiren.
hoffen war, kerten wier eben so geschwind wieder nach Toulon
alß wir ausgeloffen waren, kaum hatten wir vor den
port die ancker fallen lassen, alß erhub sich ein grosses geschreӱ
und frolocken, dieweilen man die Newe fregatte Adelheide
genant ins wasser brachte,
noch bouquetten von allerleӱ bluhmen gesehen alß Violen
rosen touberosen und junquillen etc so 2 mahl ins iahr bluhen
nach Mittag gingen wir abermahlen zu schiffe, und brachen umb Mitter„
nacht auff,
Morgenß umb 9 uhren beӱ den Cap d’antibes waren, alwo der
wind Nordlich, und darauf sehr still wurde, umb 2 Uhr aber
gegen Nice hatten wir einen kleinen sturm und wurden geschwungen
daß segel abzunehmen und ein ander vierecktes wieder auff
zu ziehen, welches dieweilen so geschwind nicht geschehen kunte
musten wir von den wellen viel austehen, wir waren aber des
schüttelen und bey bewegen deß schifs mid der zeit also gewohnt,
daß am platz man den ersten tag gleichfals in die wette den fuchs
schosse,Note: Vgl. Corfey 1977, S. 119, Anm. 123: „Den Fuchs schießen“ ist eine historische Redewendung und steht für „erbrechen“. ietzunder in der grosten ungestume braf essen und
trincken kunte, einer von unseren Spaniern so auch zum
essen appetit bekam, wolte latein reden, und sagte:
‘hoc Reviviscit hominem’.Note: Übersetzung von Angelika Fricke: „Dies belebt den Menschen wieder.“ ein ander fraß unzeitige granadenNote: Will heißen „unreife Granatäpfel“. Vgl. Corfey 1977, S. 119, Anm. 124.
und dieweilen er daß Maul zimblich zoge, fragte ich: wie ihme were
da antwortete er ‘est acria, est acria’.Note: Übersetzung von Angelika Fricke: Im Sinne von „Er [der Granatapfel] ist bitter.“ Vom Lateinischen „acer, cris, cre“ (Adj.), „herb, bitter“, wobei das Adjektiv hier falsch von Corfeys Gesprächspartner dekliniert wird.
unß immer der wind Contrair und Nach vielfaltigen laviren
befanden wir unß den 5ten (nov.)november Morgens fruh in der gegend von
Monaco und kehrten wieder umb Nach Antibes den letzeren Antibes
antipoli
franzosischen hafen. dan in die italianische alß Monaco
Villafranca und Nis Nice wolten unsere schifleute nicht
ein lauffen, welches ihnen wegen die Marchandise viel zu viel
wurde gekostet haben. umb 11 uhren Mittag stiegen wir zu
antibes auß, alwo ein kleiner und sehr schoner hafen ist,
welcher von einer gleichfals kleinen Viereckten Citadelle auf einer
peninsula gelegen defendirt wird, die statt ist sonsten
|: eine einer anderen, Vileicht Nice, zum trotz erbawte statt :)
hatt auch ein theatrum gehabt wie man aus Nach folgende (inscript:)inscriptiones
sehen kan, so in der kleinen gassen, wan man de la place Nach st.
pierre geht, zur lincken hand eingemaurt:
D. M.
PVERI SEPTENTRI„
ONIS ANNOR XII QVI
ANTIPOLI IN THEATRO
BIDVO SALTAVIT ET PLA
CVIT.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 120, Anm. 125: „Den göttlichen Manen des Knaben Septentrio, der zwölfjährig im Theater zu Antipolis an zwei Tagen tanzte und gefiel.“ Alhie haben wir zum erste mal die palmbaume gesehen, im garten der
Cordeliers. die fortification ist noch Nicht allerdings fertig, die
stucke ligen alle auf eiserne affuiten, est sonsten ein so Mise„
rables nist, daß man muhe hatte ein stuck zu fressen vor geld
zu bekommen,
bleiben, welches uns desto lieber war, dieweilen selbigen tag
die see so ungestuhm war daß etliche schiffe von 30 meilen
genohtiget wurden alhie einzukehren.
wir mid einen gelinden wind auf und befanden uns am abend
beӱ Monaco, alwo wir theils wegen unbestandigen wind, theils
wegen einen Contrairen fluxum Maris die gantze Nacht also
schweben blieben;
rudern etwas zu helffen, aber alles umb sonst, es war nicht
anders als wan daß schif von einer RemoraNote: Aus dem Französischen „rémora“, „Schiffshalter“ (Fisch).Vgl. Corfey 1977, S. 120, Anm. 126: Die abergläubischen Seeleute sagten diesem Fisch die Fähigkeit nach, ein Schiff festzuhalten. auf die selbige
stelle fest gehalten wurde, biß am Mittag der africus
|: Zud westwind :) anfing zu wehen, Welcher uns am abend
gegen st. Laurent brachte, alda wir abermahlen dauphinenNote: Aus dem Französischen „dauphins“, „Delphine“. Vgl. Corfey 1977, S. 117, Anm. 116.
Naherten,
umb Mittag gegen final, alda wir eine baleneNote: Aus dem Französischen „baleine“, „Walfisch“. Vgl. Corfey 1977, S. 120, Anm. 128. sahen das wasser
hoch in die luft blasend, und endlich langeten wir am abend
spaht, zu genua an.
permission debarquirten wir, und nach dehme man uns die bagage
Visitirt, und wir die pistolen an der Wacht gelassen. logirten
Wir al Scudo di francia.
gaben wir die Visite (Mr.)Monsieur isengard Capitaine de la garde
du palais Royal.Note: Helmut Lahrkamp führt aus: „Dieser Offizier war wohl ein gebürtiger Westfale, dem die Corfeys Grüße auszurichten hatten. Anna Margareta Eisengart, eine münstersche Offizierstochter, war 1653-80 Nonne im Kloster der Lotharinger Chorfrauen in Münster, in das Corfeys jüngere Schwester Agnes Margarete eintrat.“ Vgl. Corfey 1977, S. 120, Anm. 129. die Visite und konten nicht woll anderst
alß beӱ ihme das quartier nehmen;
Die statt Genua hatt einen grossen und weitlauftigen port Mid
2 Molen und einer hohen lanterne versehen, welcher aber
von denen schifleuten nicht viel estimirt wird, dieweilen der
wind die schiffe wegen seiner grosse alzuviel fassen kan,
und zudehme die wellen der mittlandischen see an diesen orth
zu sehr incommodiren dessenthalben die statt langs den port
Mid hohen Mauren versichert worden wie diese inscription
della porte Reale gnugsam andeutet:
urbis Commodo, propugnaculo,
et ornamento protectores Sancti
Georgij auctoritate Ser. senatus
prohibito littoribus Mari, Moles
portas, promptuaria extruebant
anno MDCXXXXII.Note: Vgl. Helmut Lahrkamps Übersetzung in Corfey 1977, S. 121, Anm. 130: „Zum Nutzen der Stadt, zum Schutz und zum Schmuck haben die Protektoren des hl. Georg mit Willensmeinung des erlauchten Senats um das Meer von den Gestaden abzuwehren die Molen, Tore und Speicher erbaut im Jahre 1642.“ Der kleine Hafen vor die genuesische galeren ist eben
falß auß dieser ursachen mid einer absonderlichen Maur
umbgeben, sie halten anitzo nuhr 6 galeren, welche