[64] 89. Die Sülte 1.

Wer des Nachts nichts bei der Sülte zu thun hat, bleibe da weg, denn da hat schon mancher mehr gesehn als ihm lieb war. Seitdem zwar die Kasernen auf die Sülte gekommen sind und der Bahnhof nicht weit davon angelegt ist, zeigt sich seltener etwas; aber vor alten Zeiten wimmelte es in dem Wasser von Gespenstern, bis der heilige Godehard ihnen mit dem Weihwedel den Weg zeigte und daselbst ein Kloster gründete. Auch ein höllischer Drache schwamm in dem großen Sülten-Teiche, der that Menschen und Vieh vielen Schaden, bis ihn der heilige Godehard mit einem geweihten Spieße erlegte und ihn in der von ihm gegründeten Godehardi-Kirche zum ewigen Gedächtnis aufhing. Da hängt er noch bis auf den heutigen Tag, ist aber so eingeschrumpft, daß er nur noch wie ein großer Fisch aussieht.

Noch in der westphälischen Zeit sahen die Leute oft um Mitternacht Gespenster in weißen Kleidern in einem Kahne auf dem Sülten-Teiche fahren. Da hatten einige das große Wort und sagten, die Gespenster seien weiter nichts als »Fischdiebe«, jedoch hatte keiner den Muth die Fischdiebe gefangen zu nehmen. Es ist auch wohl besser, daß sie mit ihrem Vorwitz davon geblieben sind.

Fußnoten

1 Ein Sumpf bei Hildesheim.

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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 89. Die Sülte. 89. Die Sülte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BDAC-B