88. Tils Graben.

Eine Stunde von Bockenem ist ein tiefer Erdfall, Tils Graben genannt, der über 100 Fuß breit sein mag. Er ist mit einem grünlichen Wasser gefüllt. Nach der Sage ist hier vor Zeiten ein Schloß untergegangen. Einst ging ein Mann dahin um zu fischen und fing auch einen großen und dicken Fisch. Er that den Fisch in seinen Tragkorb und ging damit auf Bockenem zu, um ihn daselbst zu verkaufen. Unterwegs ward der Tragkorb immer schwerer und schwerer, so daß er sich genöthigt sah einmal auszuruhen und den Tragkorb auf einen Stein zu setzen. Er will nach dem Fische sehen und findet, daß es ein Ding geworden ist halb Mensch, halb Fisch; der Kopf ist wie der Kopf eines Menschen, das Uebrige ist Fisch. Der Fisch fängt an zu sprechen und sagt, er solle ihn gleich wieder dahin tragen, woher er ihn geholt habe, sonst würde es ihm übel ergehn. Der Mann geht also mit dem Fische zurück nach Tils Graben zu; unterwegs wird das Ding im Tragkorbe wieder leichter und leichter, und zuletzt so leicht, wie es da war, als es gefangen wurde. Als der Fischer damit zum Graben kam, war es auch ganz wieder zum Fisch geworden. Er wollte ihn nun wieder ins Wasser werfen, aber in demselben Augenblicke, wo er ihn hinein werfen will, schlägt ihn der Fisch mit dem Schwanze ins Gesicht und springt ins Wasser. In Folge dessen ist der Fischer nach drei Tagen gestorben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 88. Tils Graben. 88. Tils Graben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BDCE-0