398.

Die Rohrdommel, plattd. Rahrdum oder Iprump, Gütvoagel (Oythe). Ruf bedeutet Unglück: 11. – Die Himmelziege (sclopax gallinago, Bekassine) heißt im Saterlande Ahlke-Focke-sin-Fugel, plattd. Haßpärd (Rastede) oder Bäwerbuck (Jewer), Hawerblatt (Holle), Stickup (Münsterld.) ziemlich allgemein, Nedderkenblatt (Hatten). Letzteres Wort soll der Kindersprache angehören. Man hat daher in Hatten das Scherzrätsel:


Stickup un Nedderkenblatt,
Ra mal, wo väl Vagels sünd dat?

Wenn es nach dem Sprichwort geht: Lewe Kinner hebbt väle Namen, so muß die Himmelziege sehr beliebt sein.– Goldene Adler in sonderbarer Verwendung: 179s; Adlersteine: 412. – In alter Zeit schoß die Schützengilde in Wildeshausen nach dem Adler. Er findet sich auf der 1903 vom Großherzog gestifteten Fahne der Wildeshauser Schützengilde. Zweifellos ist das Vogelschießen anderswo auch überall ein Adlerschießen gewesen. [167] Der Specht hat einen stählernen Schnabel, er bringt die Springwurzel: 139.Möwen im Lande verkünden Unwetter.

a. Der Papagei.

Ein Bäcker hatte einen Papagei, der sehr klug war und recht deutlich sprechen konnte. Der Bäcker aber war nicht allewege rechtschaffen, denn er buk zwei Sorten Brot; die eine Sorte hatte ihr volles Gewicht und war mit seinem Namen bezeichnet, die andere Sorte aber war zu leicht und trug kein Namenszeichen. Wenn nun jemand mit einem Brote wiederkam und klagte, es sei zu leicht, so ließ er sich nicht darauf ein und sagte: »Dies ist nicht von meinem Brote, denn mein Brot ist mit meinem Namen bezeichnet und hat volles Gewicht; meinetwegen kann es nachgewogen werden.« Eines Tages kam wieder ein Mann, der mit einem zu leichten Brote betrogen war, zum Bäcker, brachte aber gleich einen Dragoner (Dragoner hießen im Lande früher die Gendarmen) mit. Der Bäcker wollte von nichts wissen; alle Brote, welche zu finden waren, wurden gewogen, aber alle hatten richtiges Gewicht; dem Bäcker war nichts anzubringen. Da nahm der Papagei das Wort. »Dat lichte Brot is in den Keller!« rief er mehrere Male hintereinander. Der Dragoner verstand das gar bald, ging in den Keller und fand hier an hundert Brote, die hatten keine Namenszeichen und waren alle zu leicht. Dem Bäcker bekam dies freilich übel. Darum faßte dieser einen Groll auf den armen Schelm, den Papagei, der sonst sein Liebling war; er nahm ihn aus dem Käfig, mißhandelte ihn sehr, und in der Meinung, er sei tot, warf er ihn aus dem Hause. Draußen war ein angenehmer Regen, und nachdem der Papagei sich erholt, richtete er sich wieder auf, schüttelte sich und bedauerte sehr, daß er von dem Regen so häßlich geworden. Jetzt kam die Katze aus dem Garten, die auch von dem Regen sehr naß geworden war und gar nicht hübsch aussah. Da fragte der Papagei: »Min arme Kater, hest du ok van dat lichte Brot gepratjet?« (Schwei.) – Strackerjan schreibt in der ersten Auflage von Aberglaube und Sagen: Bei dem Wettschießen der Stedinger Landwehr, das gegen Ende des XVI. Jahrhunderts regelmäßig um Pfingsten gehalten wurde, schoß man nach einem Papageien, und der Schützenkönig trug bei dem Festzuge einen silbernen Papagei vor der Brust.– Zu unterst an der Schützenkette in Wildeshausen hängt das »Kleinod«, der silberne Vogel, welcher in [168] der Geschichte der Schützengilden als Papagei bezeichnet zu werden pflegt, hier aber mehr einer Schwalbe gleicht. Solche silberne Schützenkleinodien in Vogelgestalt finden sich noch in Delmenhorst (Oldenb. Staatskalender, 1790, S. 102; von Halem, Oldenburg. Gesch. II. 1791; Oldenburg. Blätter XXXI 1817. S. 140); Berne (Oldenb. Blätter X, 1826 Nr. 34, 35, XVII, 1833 Nr. 22); Altenesch (Oldenb. Blätter X Nr. 34); Damme (Böcker, Geschichte von Damme S. 70 mit Abb.); Löningen, Friesoythe (318). Zur Sache ist zu vergleichen Ed. Jacobs »Die Schützenkleinodien und das Papageienschießen«, 187. (Aus einer Erläuterung der Schützenfahne Wildeshausens von G. Sello, 1903.)

b.

Uppen hogen Bom satt ick,
Uppe Aer (Erde) was ick;
Roden Wien drunk ick,
Ungebaren Fleesk att ick; (oder)
Uppen hogen Bom satt ick.
Ungebaren Fleesk att ick,
Sunder Solt un sunder Sur
Na min egen Natur. (Raubvogel.)

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 398. [Die Rohrdommel, plattd. Rahrdum oder Iprump, Gütvoagel (Oythe)]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2580-7