[215] Politik

Wie viel froher wär' ich
Und heiliger gestimmt,
Müßt' ich nicht täglich in Kirchen und vor Bildern
Die mir verhaßte
Dreifarbige Schleife der Weltbeherrscher sehn.
Ist manchmal übervoll
Der zürnend schwangre Busen,
So wallfahrt' ich zum Freunde,
Dem wackern Tiedge hin;
Und Kranker erhitzt den Kranken,
Indem wir bauen, zerstören,
Europa neu gestalten,
Und die geflügelten Wünsche
Vor den großen schweren Karren
Des Unglücks spannen.
Nun lernt der Zürnende Zorn,
Die schwarzen Wetterprophezeiungen
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Tönen fürchterlich und furchtbarer
Von den zitternden Lippen,
Bis dann lächelnd scheltend
Die edle Freundin wohl
Die mitternächtlichen Raben trennt,
Die sich nur schlaflose Nächte erschwatzen.
Heute nun ging' ich
Mit Thränen nach Hause,
Und aus dem Gebüsch
Flogen tausend leuchtende Käferchen
Wie spielende Sterne tröstend
Und neckend um mein Haupt,
In der warmen Sommernacht zu scherzen.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Politik. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5656-9