Händler und Helden
Für Emil Rabold
»Alte Memoiren? Alte Memoiren?«
Die reisigen Helden der Wotans-Eiche,
die Erzgepanzerten aus dem Reiche,
die deutschen Führer der glorreichen Zeit –
sie zückten das Schwert. Nun war es so weit.
Zuerst aber zückten die Paladine
eine amerikanische Schreibmaschine
sowie eine freundliche Tippmamsell:
»Bitte, Fräulein, schreiben Sie schnell!«
Das Fleisch ist willig. Das Hirn ist weich.
O du geliebtes deutsches Reich! . . .
Alte Memoiren! Alte Memoiren!
Alte Memoiren? Alte Memoiren?
Die Bände liegen fertig verpackt.
Darein ist alles hineinversackt:
Entschuldigung, Beschönigung, Material –
oh, du geduldige, statistische Zahl!
Kartenpläne, ein artig Ragout –
und ein bißchen Beschimpfung der Heimat dazu.
Alte Memoiren? Alte Memoiren?
Dann ziehen sie die Pistole voll Lust
und setzen sie auf die Verlegerbrust.
[215]Und sprechen, gestützt auf das mannhafte Schwert:
»Suum cuique. Was ist das wert –?«
Und sie handeln mit englischen Insulanern,
mit dollarbesitzenden Amerikanern . . .
Der Feindbund scheint ihnen auf einmal verwandelt.
Und sie handeln, wie man nur in Galizien handelt.
Alte Memoiren? Alte Memoiren?
Einer aber von München bis Zossen
hat von allen den Vogel abgeschossen.
Wem flog wohl am höchsten der preußische Aar?
Unser Kaiser bekam das Rekordhonorar!
Zween Juden haben ihn unterstützt;
so hat ihm doch Zion einmal genützt . . . !
Potz Hakenkreuz und Feindesschreck:
Bis zum letzten Hauch von Verleger und Scheck!
Und dies ist der Wahlspruch des Hohenzollers:
»Keine Partein mehr. Nur noch Dollars –!«