[74] Streets

Tanzt mir den Reigen!
Ich liebt' ihr holdes Augenpaar,
Das heller als ein Stern mir war,
Ich liebt' die Augen spöttisch-klar,
Tanzt mir den Reigen!
Sie plagte ihren Freund so lieb,
Dass sie ihn zur Verzweiflung trieb
Und immer doch entzückend blieb.
Tanzt mir den Reigen!
Doch ist das Süss'ste, was sie bot,
Der Kuss von ihrer Lippen Rot,
Jetzt, da sie meinem Herzen tot.
Tanzt mir den Reigen!
Noch denke sehnend ich zurück
An ferne Zeit, an Wort und Blick,
Und dieses ist mein höchstes Glück.
Tanzt mir den Reigen!
[75]

Paddington

Sieh den Fluss die Stadt durchgleiten,
Fremd und seltsam längs der breiten,
Fünf Fuss hohen Wand von Stein.
Wie dort durch die ruhevollen
Gassen still die Fluten rollen,
Dunkel, aber dennoch rein.
In dem breiten Bett wälzt blasser
Als ein Leichnam sich das Wasser,
Trostlos, weil nur Nebelgrau'n
Spiegelt in den trägen Fluten,
Leuchten auch des Frührots Gluten
Auf der Hütten Gelb und Braun.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Verlaine, Paul-Marie. Streets. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-74D1-3