Pfingstlied

Sie herzten sich und sie küßten sich
Mit liebevoller Gebärde.
Der junge Herr Frühling wonniglich,
Der besuchte die alte Frau Erde.
Er ist der guten, ehrlichen Frau
Mit eins an den Hals gesprungen,
Daß bis hinauf in den Himmel blau
Nur Lust und Jubel erklungen.
»Mein Sohn, es freut mich, daß du hier!
Lang währte des Winters Tosen.
Meine Felder brauchen die goldne Zier,
Meine Gärten Lilien und Rosen.
Verstummt sind all meine Nachtigalln,
Seit ich dich verloren hatte;
Drum schmücke den Vögeln die grünen Halln
Und den Hirschen die blumige Matte.
Ich habe so oft an dich gedacht,
Wenn es stürmte wilder und wilder;
Doch sprich, was hast du mir mitgebracht
Für die lieblichen Menschenbilder?«
»Für die Menschenbilder?« versetzte da
Der junge Herr Frühling stutzend –
In die Tasche griff er behend: »Voilà!
Revolutionen ein Dutzend.«
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TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Pfingstlied. Pfingstlied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-96A9-D