[147] [149]Fünfftes Dutzend

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Das Erste Lied

1.
Sophia komm/ du edles Bild/
Mein Trost und Schild/
Ich fühle deiner Liebe Schmertzen
In meinem Hertzen;
Ach eyle/ meine Sonn und Zier
und komm zu mier/
Ach laß der Augen helles strahlen
mich auch bemahlen;
Laß seyn in deinen Armen mich/
damit ich dich/
Mein Lieb/ erkennen kann/
Die ich vorlängsten liebgewann.
2.
Sophia komm und träncke mich/
So lieb' ich Dich/
Laß deine weisen Ströhme fließen
und mich durchsüßen/
Damit ich von dir reden mag
Zu Nacht und Tag;
Ach! laß mein Heupt nun auch bekräntzen
In diesem Lentzen/
und schleuß mich nun in deine Gunst/
du Bild der Kunst;
Dein braunes Angesicht/
Das sey in Dunckelheit mein Licht.
[151] 3.
Laß deinen Zucker-süßen Mund/
Der mich verwundt/
mit meinen dürren Lippen rühren/
Den Tau zu spüren/
Der auff den deinen sich befindt/
Du weises Kind/
Wie Perlen-Tau auff Rosen stehet/
Wenn einher gehet
Die Himmels-Braut bey früher Zeit
in roth bekleidt:
Wohlan! Ich komm zu Dier/
wil bey dier wohnen für und für.
4.
Komm/ liebe Braut/ und kröne mich/
Lieb' ich doch dich;
Komm/ lege deinen Scepter nieder/
Damit ein jeder
von Dier/ O Fürstin/ wird geehrt/
Der dich nur hört;
Ich wil mein Antlitz zu Dier kehren
und dich nur hören/
Damit ich deine weise Kunst/
Dein' Ehr und Gunst
Allzeit genießen mag/
O schöne Braut/ zu Nacht und Tag.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Das Erste Lied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AFD0-6