7. Brief

An eine Dame.


Brich an gewünschter Tag, verkürze mein Verlangen;
O Tag! dem auf der Welt nichts zu vergleichen steht.
Wie zärtlich werd ich dich, o Freundinn, nicht umfangen?
Ach! daß nicht gleich ein Schiff durch Luft und Wolken geht!
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Das Blut in Adern wallt, das Innerste der Seelen
Nimmt Sehnsucht, Lieb, und Lust, ja fast Entzückung ein.
Doch mein vergebner Wunsch sucht mich dabey zu quälen;
Die Hoffnung die verzeucht, muß auch mein Henker seyn.
Indeß verehr ich stets nach wahrer Freundschaft Pflichten
Dein mehr als gutes Herz, und deine Trefflichkeit.
Drum kann ich anders nicht, als dir ein Loblied dichten;
Denn das erfordert ja von mir die Billigkeit.
Es ist längst ausgemacht; das Glück ist nicht zu schätzen,
Wer einen wahren Freund vor sich gefunden hat;
Mit dem ist Geld und Gut nicht in Vergleich zu setzen:
Und solchen edlen Trieb zeigst du auch in der That.
Wie wohl ist meinem Geist! ich kann nicht unterliegen.
Weil deine Freundschaft stets vor meine Wohlfarth wacht,
So kann mein freyes Herz kein Männerblick besiegen,
Da mein Vergnügen bloß aus deinen Augen lacht.
Vergiß – – – nicht, die dich so hoch verehret,
Vergiß nicht, was du ihr so heilig zugesagt.
Es bleibe weit entfernt was unsre Freundschaft störet;
So mangelt mir kein Trost, wenn mich ein Kummer plagt.
Hochwohlgebohrne Frau, erlaubst du daß ich grüsse,
Den theuren Ehgemal, dein liebstes auf der Welt,
So wisse daß ich dich davor ergebenst küsse.
Ich unternehme nichts als was dir wohlgefällt.
Indessen wünsch ich dir so viel vergnügte Tage,
Als Vögel in der Luft und Fisch im Meere ziehn.
Genieß der frohen Zeit, bis ich dir mündlich sage:
Ich will mich mit Bestand um deine Gunst bemühn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Briefe. 7. Brief. 7. Brief. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B27B-6