588. An Marie Hesse
588. An Marie Hesse
Wiedensahl 14 Dec. 83.
Liebe Frau Heße!
Bei Regen und Sonnenschein haben wir Wiedensahler oft an Sie gedacht und diese wichtigen Naturerscheinungen mit Ihrem Befinden in Beziehung gebracht. Ihr Brief berichtet Gutes darüber, und hoffentlich bleibt es dabei.
Ich krame hier so stille weg; war die letzten Monate in meiner Weise recht betriebsam; machte nur einen Besuch bei Bruder Hermann in Celle, um das jüngste Nichtchen mal zu besehn, was denn auch ganz lustig zu beobachten war.
Neffe Hermann scheint sich ja in diesem Rastorf, wo er ein paar junge gräfliche Tanten unterweis't, ganz gut eingewöhnt zu haben. – Neffe Adolf, der ein halbes Jahr vor der üblichen Zeit sein Maturitätsexamen gemacht, studirt seit drei Monaten in Leipzig. – Otto sitzt noch fleißig in der Schule zu Bückeburg. – Sie alle werden sich nun bald zur Weihnachtszeit bei Muttern einfinden. – Adolf denk ich Morgen schon in Wolfenbüttel zu sehn. Er will dort ein paar Tage bei Onkel und Tante sein, ehe er hierher kommt. Ich denke dann aber noch bis zum 22ten dort zu bleiben, um dann mit Hermann in Lehrte zusammen zu treffen und nach Hause zu reisen.
Sie sind nun gewiß sehr rührig für die Weihnachtsfreuden der beiden Kinder. Die Photogra[p]hien derselben stehen neben der Ihrigen vor mir. Mit dem herzlichsten Wunsch, daß Sie ein fröhlich Fest erleben und den besten Grüßen an Herrn Hesse, Mutter und Kinder verbleibe ich
Ihr stets ergebenster Freund
Wilh. Busch.