456. An Marie Hesse
456. An Marie Hesse
Wiedensahl. 18. Jan. 1880
Meine liebe Frau Heße!
Ich sitze so still weg in unserm Hüttchen; der grüne Kachelofen ist schön warm; die Zigarette dampft; Ihre hübsche Photographie steht vor mir auf dem Tisch. Nur vor Dämmrung schlürfe ich ein Stündchen über das Feld und durch den Wald; heute wie Gestern und Morgen wieder so. So lieb mir die Münchener Freunde sind – das Gewurl der Stadt, die Gesellschaften, Kneipereien, das nächtliche Hocken, werden mir zuletzt immer peinlich. Rück ich dann wieder in mein gutes, einsames Wiedensahl, so fühl ich: nur hier ist meine angestammte und angewöhnte Heimstätte – um die mich freilich Wenige beneiden werden. – Was schadt's? Reden nicht meine todten Freunde von den besten Dingen mit mir, wann ich will? Darf ich nicht im Federkleide der Gedanken durch den Schornstein fliegen zu den lebendigen? – oder hie und da auch in gewöhnlichen Civilkleidern per Post und Eisenbahn? – und da dürfen Sie gewiß glauben, [200] meine liebe Frau Heße, daß ich recht oft und gern auch an Sie und die Ihrigen gedenke.
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Sagen Sie Herrn H. und den Kindern meinen herzlichsten Gruß!
Stets Ihr ergebenster
Wilh. Busch.