1191. An Nanda Keßler

Zum Geburtstag
1898.

Der Juni kam. Lind weht die Luft.
Geschoren ist der Rasen.
Ein wonnevoller Rosenduft
Dringt tief in alle Nasen.
Manch angenehmes Vögelein
Sitzt flötend auf den Bäumen,
Indeß die Jungen, zart und klein
Im warmen Neste träumen.
Flugs kommt denn auch dahergerennt,
Schon früh im Morgenthaue,
Mit seinem alten Instrument
Der Musikant, der graue.
Im Juni, wie er das gewohnt,
Besucht er einen Garten,
Um der Signora, die da thront,
Mit Tönen aufzuwarten.
Er räuspert sich, er macht sich lang,
Er singt und streicht die Fiedel,
Er singt, was er schon öfter sang.
Du kennst das alte Liedel.
Und wenn du gut geschlafen hast
Und lächelst hold hernieder,
Dann kommt der Kerl, ich fürchte fast,
Zum nächsten Juni wieder.

W.B.


1191. An Nanda Keßler: Faksimile: Vorletzte und letzte Strophe
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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 1191. An Nanda Keßler. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-25E7-1