718. An Otto Nöldeke

718. An Otto Nöldeke


Wiedensahl 29. Jan. 88.


Lieber Otto!

Deinen Brief von gestern hab ich diesen Morgen erhalten. – Mit deinem Dienst scheint es ja augenblicklich ziemlich gelinde zu gehn. Was an dir liegt, wirst du ja thun, um die Urlaubsaussichten nicht zu verlieren. Eine gelegentliche Ermunterung des Herrn Feldwebels dürfte aber auch nicht zu unterlaßen sein. Vielleicht kannst du dann auch mal auf ein paar Tage nach Dresden.

[295] Daß Mutter und Karl wegen Zugverspätung die Nacht in Osnabrück haben bleiben müßen; im Hôtel; am andern Morgen schon so früh in Barnstorf angekommen sind, daß außer Sunder noch Keiner aufgewesen, das wird dir wohl schon geschrieben sein. Mutter wird schön in Ängsten gewesen sein.

Von Hermann hatt ich vor ein paar Tagen Nachricht, wonach es Sophiechen wieder beßer geht. – Nach der ersten Rede des Finanzministers im Landtage glaubte ich, Hermann würde schon bald einen Staatszuschuß bekommen. In der spätern Rede hat sich aber der Herr Minister corrigirt. Es soll so eingerichtet werden, daß jeder Pastor, auch auf der kleinsten Stelle, nach einiger Zeit auf 1200 Thaler steigt.

Gestern Abend haben Else und ich die Mondfinsterniß bei ziemlicher Kälte, aber ganz klarem Himmel, einer jedesmal nur kurzen Besichtigung unterzogen. Die Herren Sternkucker haben diesmal mehr Glück gehabt, als bei der letzten Sonnenfinsterniß.

Es ist ziemlich kalt hier, auch liegt etwas Schnee, und wie's scheint, soll noch mehr kommen. Unser Befinden ist gut. Auch Dortchen, die zu Bett lag, ist, wie ich höre, wieder beßer.

Sei herzlich gegrüßt von Else, Frau Nickels und

deinem getr. Onkel

Wilhelm.


Meine Empfehlung an Onkel und Tante!

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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 718. An Otto Nöldeke. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-25EF-2