140. An Johanna Keßler

140. An Johanna Keßler


Wiedensahl d. 29 Sept. 1872


Liebs guts Ungeheuer!

Ich war in Dresden und sah die Galerie und in der Rotunde die prachtvollen Gobelins, wo das Licht in Golde aufgewirkt ist; ich stand voll Bewunderung vor der katholischen Kirche; im Dämmerscheine erstieg ich die Brühlsche Terraße und blickte nach den freundlichen Hügeln hin; ich war beim alten Richter in Loschwitz oben; ich trank Bier auf dem Waldschlößchen und fuhr Abends spät zurück, hoch auf dem Omnibus, und sah von da hinab in der Elbe, im bewegten Waßer, den langgezogenen, zackigen Widerschein der Lichter tanzen; ich ließ mich sogar im Künstlerverein fêtiren und dachte bei alledem recht oft an – –

Dann umrauschten mich wieder die Bäume von Wiedensahl –

Und dann kamen die beiden Frankfurter herzugereist, und ich sah wieder dem Harry sein gutes, borstiges Haar – (heute sind sie wieder fort) –

Soll ich? Soll ich nicht? – Ich breite Ihre Briefe aus und finde, sie sind eine Kette, die von hier nach Frankfurt, von Ostern bis Michaelis, ja noch viel weiter, reicht.

Soll ich, oder soll ich nicht?

Und nun viele Grüße an Nanda und Letty und vor allem an die schönste, beste und liebenswürdigste aller Tanten von

Wilhelm B.

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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Briefe. 140. An Johanna Keßler. 140. An Johanna Keßler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-3430-4