[488] 549) Der schwarze Mann zu Königswalde.

Lehmann a.a.O. S. 950.


Im Jahre 1696 hat die Frau des Köhlers Hans Neuber zu Königswalde im Monat Julius ein Mädchen zur Welt gebracht. Als dasselbe nun getauft war, ist die Nacht darauf ein schwarzer langer Mann, der aus der Stubenkammer hinein in die Stube kam, vor ihr Bett getreten und hat sie also angeredet: »gieb mir Dein Kind!« Als sie sich aber geweigert, ist er wieder hinausgegangen und hat das Schloß hinter sich zugeschlagen, daß es geschmettert. Nach 14 Tagen kam etwas an den Laden, daß sie auch den Schatten am Fenster sehen konnte, und weil sie denselben für einen Hund gehalten, hat sie demselben zugerufen: »gehest Du, garstiges Aas?« Worauf es den Fensterladen gewaltig zugeschlagen und sie weiter nichts unternommen. Die folgende Nacht hat es ihr das Kind aus dem Bettchen gezogen, da sie es denn quer über dem Badewännchen auf dem Gesichtchen liegend gefunden, welches nachher eine Nacht um die andere sich wiederholt hat. An einem Sonnabend hernach im August hat die Mutter zur Nacht das Kind kurz vorher gestillt und wieder hinaus in das Wännchen gelegt, da dem Vater, der neben ihr lag, geträumt, es hätte ein Kind einen Arm gebrochen, worüber er erschrack und aufwachte, doch, weil er sich besonnen, es sei ja sein Kind nicht, welches er bei sich in der Kammer habe, wieder einschlief. Hierauf wurde ihm das Bett vom Leibe gezogen, darüber er auffuhr und nach dem Kinde schrie, welches sie wieder aus dem Kisschen ganz bloß auf dem Gesichte liegend todt gefunden. Als nach dessen Beerdigung der Mann wieder an seine Arbeit in die Kohlen gegangen und seines Bruders Weib des Nachts bis zu seiner Wiederkunft dazubleiben vermocht, hat sich des Nachts zwischen 11-12 Uhr etwas an dem unteren Bettbret bemerkbar gemacht, damit geknackert, ist endlich gar in's Bett gefallen, daß es ganz schwer worden, und da sie ihre schlafende Schwägerin aufgeweckt, hat das Ungethüm gesagt: »warte [489] nur, ich will Dir Deinen Rest schon geben!« Damit ist es weggekommen, und hat sie es ordentlich auf dem Strohe hingehen hören, auch der Hund hat es gemerkt und sehr gewinselt.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Erster Band. 549. Der schwarze Mann zu Königswalde. 549. Der schwarze Mann zu Königswalde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-369A-4