142. Der böse Maurus und seine Frau.

(Nach Merck S. 160 etc.)


Im Dörflein Cues an der Mosel lebte einmal ein arger Säufer und Prasser, Namens Maurus, der aber auch schon durch seinen zänkischen Charakter im ganzen Dorfe verrufen war und weil Niemand mehr etwas von ihm wissen wollte, gewöhnlich seine Wuth an seiner armen Frau ausließ und diese schlug und mißhandelte. Nun begab es sich aber, daß er einmal am h. Pfingstfest sich wieder furchtbar betrunken hatte, in Folge davon in eine Grube fiel und das Genick brach. Obwohl er stets sehr häßlich gegen seine Frau gewesen war, so richtete ihm dieselbe doch ein stattliches Leichenbegängniß aus, allein als die Leichenträger nach Hause gingen, da sahen sie den bösen Maurus zum Fenster seines Wohnhauses hinausliegen und ihnen höhnische Gesichter schneiden. Seine Frau schlug drei Kreuze und er verschwand, allein seit dieser Zeit ließ sich sein Gesicht immer wieder von Neuem sehen und kein Mensch hatte vor seinem Poltern und Lärmen im Hause Ruhe. Darauf bannte ihn ein kluger Mann aus dem Hause in den Cues gegenüberliegenden Wald, allein nun trieb er dasselbe Spiel in diesem, er neckte die Leute, die dort durch mußten, warf Steine den Berg hinab nach den Vorübergehenden, hockte ihnen auf, oder machte den Weibern, die im Walde Streu holten, die Körbe so schwer, daß sie zu Boden fielen, oder er warf sich auf den Fährnachen, daß derselbe zu versinken drohte, oder er äffte die Fährleute, daß er fortwährend: »Hol über« schrie, und dann wenn die Fähre an's andere Ufer kam, Niemand da war. Da bannte man ihn zum zweiten Male nach dem Hinterwalde, der zwei Stunden weiter entfernt ist, und seit dieser Zeit ist er ruhiger geworden und läßt sich blos noch zuweilen hören, allein in sein früheres Haus kommt er doch noch zu Zeiten und spukt dort.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Die Rheinprovinz. 142. Der böse Maurus und seine Frau. 142. Der böse Maurus und seine Frau. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4A57-8