k) Rübezahl gehet unbarmhertzig umb mit einem widerspenstigen Wurzelmann.

Es war ein Wurzelmann, der trug allezeit Kräuter und Wurzeln in die Apotheken, derselbe hat den Weg zu des Geistes seinen Wurzel-Garten gewußt, er heisset der Teuffels-Grund, darinnen hat er seinen Garten und seine sonderlichen Kräuter und Wurzeln, dieselben bekommt kein Mensch von ihme, er gebe sie denn gutwillig. Wil er sie mit Gewalt oder durch Conjurationes bekommen, so muß er der Sachen perfect seyn, oder er bricht ihme den Hals, oder hat sonsten groß Unglück darvon. Auf eine Zeit bringet dieser Wurzelmann etliche Wurzeln in die Apotheken zu Liegnitz. Zur selben Zeit lieget der Oberste Lyon als ein Commandant in der Stadt, dessen Frau lässet den Wurzel-Mann zu sich kommen, und verspricht ihm ein großes Geld, wenn er ihr würde die rechte Weißwurzel bringen, welche in demselben Garten wüchse. Der Mann gehet hinauß, gräbet, Ronzivall kommt zu ihm, fraget, was er da grübe? Er saget, er wäre ein armer Mann, hätte viel unerzogene Kinder, er müßte sich von Kräutern und Wurzel-Suchen erhalten. Der Geist saget, er hätte solcher Sachen genug im Gebürge, er solle ihm seinen Garten mit Frieden lassen, doch, was er hätte, solle er behalten, aber nicht mehr wieder kommen. Der Mann bringt der Obristin [315] Lyonin was von dieser Wurzel, welche sie ihme theuer genung bezahlet hat, aber, wo er derer mehr könnte haben, solle er zuschauen. Dieser gehet wieder zum andernmahl hin, und gräbet, Ronzivall kommt wieder, und spricht: »Was machst Du? Ich habe dir's verboten, du sollest nicht mehr wiederkommen, so siehe, was ich mit dir machen wil.« Der Mann gehet, und bringet der Frau Obristin wieder was, welche sie ihm noch theurer, als die ersten, bezahlet. Der Mann bekommt ein Hertze, gehet zum drittenmahl wieder hin, und gräbet. Der Geist kommt, und fraget, was er mache, er hätte es ihme verbohten, er solte nicht wiederkommen, nimmt ihme die Hacke auß der Hand, dieser holet sie wieder, und hacket. Der Geist saget, er solle aufhören zu hacken, es wäre Zeit. Dieser hackt immer frisch zu. Er nimmt ihme die Hacke, und wirft sie weg. Er wil solche wieder holen. Als er nach der Hacke greift, so nimmt ihn der Geist, und reisset ihn zu Stücken, und führet sie in der Luft hinweg, daß nichts mehr, als ein Peltz-Aermel darvon dar ist, welchen sein Sohn, ein Knabe von 13 oder 14 Jahren, der mit ihme gewesen, zurückgebracht, solchen habe ich Johann Prätorius mit Augen gesehen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Schlesien und die Niederlausitz. 279. Die Sagen vom Rübezahl. 10. Rübezahl gehet unbarmhertzig. 10. Rübezahl gehet unbarmhertzig. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5964-2