19/5386.

An Christiane von Goethe

Carlsbad den 24. Juni 1807.

Wie ich aus den verschiedenen Briefen, die wir gewechselt haben, ersehe, so gehen die Posten von hier auf Weimar und zurück noch immer sehr langsam; und weil man sich also Nachrichten und Entschlüsse nicht gut mittheilen kann, so will ich dir voraus sagen, wie ich es zu halten gedenke, damit du dich von deiner Seite darnach richten könnest.

Die veränderte Curart, nach dem Rathe des Doctor Kapp von Leipzig, schlägt mir sehr gut an und ich will den Gebrauch des Wassers auf diese Weise fortsetzen. Dann soll ich baden, ohne zu trinken, und was weiter für Anordnungen werden gut befunden werden. Auf den Donnerstag sind wir 4 Wochen hier und ich habe mich Lust, auf alle Fälle noch 4 zu bleiben, weil ich für mich keinen angenehmeren und vortheilhafteren Aufenthalt wüßte. Zugleich ist mir freylich sehr daran gelegen, noch hier am Orte zu beobachten, wie mir der Gebrauch des Wassers im Ganzen bekommt, und Doctor Kapp, der auch noch eine Zeitlang hier bleibt, Gelegenheit zu geben, daß er mir Zustände noch genauer beurtheilen könne. Er hat mir gerathen, wenn ich nach Hause komme, Spaawasser zu trinken, und ich schreibe deswegen von hier aus an die Mutter, daß sie mir eine Kiste ver- [353] schreiben läßt: eine Bemühung, die Herr Nicolaus Schmidt, oder sonst ein Freund, gern übernehmen wird.

Nun von dir und deiner Lauchstädter Tour auf dir also folgender Rath, daß du das Haus recht gut besorgest und bestellest, dich nach Jemand Soliden umsiehst, der in deiner Abwesenheit hereinzieht und etwa deine Stube und Alcoven bewohnt: denn ich bitte dich inständig, das Haus nicht etwa Augusten und den Mägden allein zu überlassen, weil uns daraus ein großer Verdruß zuwachsen könnte, der uns daraus ein großer Verdruß zuwachsen könnte, der allen Spaß verdürbe und eine schlechte Nachkur gäbe.

Da nun die Schauspieler wahrscheinlich nicht lange dieß Jahr in Lauchstädt bleiben, so hing es von dir ab, die Zeit zu nutzen und, sobald du es für gut fändest, hinzugehen, ohne daß du weiter bey mir anfragtest noch wegen meines Ausbleibens gesorgt wärest. Es soll mir sehr angenehm seyn, wenn du dort gute Zeit hast und dich wieder einmal auf alte Weise amüsirst. Seit der Einnahme von Danzig haben wir in unsern Gegenden nicht leicht etwas zu besorgen, und überhaupt bist du ja seyn kannst. Schreibe mir nur, wenn du weggehst und wie lange du ohngefähr auszubleiben denkst. Nur stelle Jemand, wie ich schon gebeten habe, im Hause an, wäre es auch nur, um mich dieser Sorge zu überheben.

[354] Sonnabend den 27. Juni geht von hier ab und ich werde alsdann erst wieder ein recht einsames zu thun, wenn nur erst die Trink- und Badekur vorbey ist und ich mich hier wie auf einem Lustort vergnüglich aufhalte.

Die Schauspielergesellschaft ist endlich auch hier abgekommen. Wie sie im Ganzen bestellt ist, kannst du daraus abnehmen, daß in der Camilla unser alter Spitzeder den Herzog und Madame Weyrauch die Camilla gespielt hat. Übrigens ist die Tochter von Spitzeder ein recht hübsches Mädchen geworden, aus der wohl etwas zu machen wäre. Von der Weyrauchschen Tochter will ich nicht dasselbe sagen.

Die Granaten werden nunmehr glücklich angekommen seyn und ich hoffe, sie sollten nebst den Spitzen in Lauchstädt guten Effect thun. August soll ein Paar Pistolen haben. Der Säbel wird schwerer zu finden seyn. Überhaupt haben sich die hiesigen Arbeiter gefürchtet, Waffen fertig zu machen, weil sie dachten, man könne sie ihnen, beym Ausbruch eines Krieges, ohne viel Glaswaaren bring ich etwas mit, sowohl für die Tafel als für den Theetisch. Denn was den letzten betrifft, so kannst ihn künftigen Winter doch nicht ganz entbehren.

Lebe recht wohl und grüße alle Freunde. Von Lauchstädt aus kannst du schreiben. Denn über [355] Leipzig kommen die Briefe von dort eher hierher als von Weimar. Lebe recht wohl und gedenke mein.

G.


Unsern jungen Freund Schlosser grüße vielmals und danke ihm für sein Blättchen. Es thut mir leid, daß ich ihn versäume. Desto angenehmer ist mir die Hoffnung, die er uns macht, bald wieder zu kommen. Augusten grüße gleichfalls schönstens. Wenn er auch einmal etwas ausführlicher als bisher schreiben wollte, so sollte er gelobt werden.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6AD2-E