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An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

Du hast mir, mein trefflicher Freund, mit der großen Zenobia abermals recht viel Vergnügen gemacht. Ich glaube auch daß das Stück aufführbar werden könnte, nur müßte von allen Dingen noch manches von rythmischer Seite daran gethan werden: denn, wie du selbst bemerktest, so manchen die Stellen, die als Octaven gedacht sind, nur in diesem Sylbenmaaß ihre rechte Wirkung. Riemer, mit dem ich die Sache gestern besprochen, bedauert mit mir, daß unsere nächsten bringenden Arbeiten uns von diesem angenehmen Geschäft abhalten. Aber wir sind beyde zu gleicher Zeit auf den Gedanken gekommen, ob du dich nicht mit Gries associiren solltest. Dieser hat in solchen Dingen eine große Facilität und soviel Zeit, daß sich hoffen ließe, das Werk bald vollendet zu sehen. Zuletzt will ich gern zu allen förderlich seyn, was das Theater allenfalls noch verlangen [193] möchte. Lehnst du diesen Vorschlag nicht ab, so will ich durch Knebeln präludiren lassen. Ich sollte denken, es müßte Dr. Griesen sehr angenehm seyn, in so guter Gesellschaft, einen Beweis seiner Talente zu geben.

Lebe recht wohl und empfiehl mich meinen hohen Gönnern und Freunden. – Nur noch Eins zu sagen, so ist es ein ganz stupender Einfall, daß die in die Höhle gestürzte Halbprophetinn und Trügerinn zur wahren Prophetinn dadurch wird, daß man sie mißversteht. Vale!

Weimar den 7. Dec. 1812.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C57-5