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An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Da allen denen, welche auf rechtem Wege wandeln, nur Gutes und Rechtes begegnen kann, so gebe Kenntniß [187] von Folgendem, wovon ich schon gern bey Ihrem Hierseyn gesprochen hätte, wäre die Angelegenheit damals schon entschieden gewesen.

In Frankfurt am Main trat seit einem Jahre eine Gesellschaft zusammen angesehener, reicher Personen, die mir ein Denkmal errichten wollen, wovon eine Colossalbüste des Hauptsächlichste seyn soll. Dannecker, bekannt in Frankfurt und geschätzt, durch Schillers Büste berühmt, erhielt den Auftrag, entschloß sich zur Hierherkunft, ward aber, durch die traurigen Gesundheitsumstände seiner Frau, von Monat zu Monat abgehalten, so daß er endlich diesem Geschäfte entsagen mußte, zu welchem er denn Herrn Rauch an seiner Stelle empfahl.

Die Frankfurter Freunde sind durch mich schon unterrichtet, daß dieser vorzügliche Mann in der Zwischenzeit bey mit gewesen und dem Geschäft, das sie ihm aufzutragen gedenken, schon auf einen hohen Grad vorgearbeitet hat. Ich melde dieß, mein Theuerster, damit Sie nicht überrascht sind, wenn von dort her ein Antrag kommt; leiten und erleichtern Sie, nach gewohnter, guter, kluger Weise Gang und Vorschritt, lassen jedoch nichts laut werden, ehe man von dorther sich ausspricht, weil die Sache zwar, wie ich sie darstelle, im Werke ist, aber bey Berathung einer größern Societät manches anders ausfallen kann. Käme jedoch der Antrag, so melden Sie mir's baldigst, auch was man dorthin erwidert.

[188] Ich habe in dieser, für mich so bedeutenden Sache jede Bedenklichkeit einer falschen Scham entfernt, um getrost und froh mit einzuwirken. Mich läßt überhaupt jeder Kunstgegenstand ganz unparteiisch, nur Sinn und Absicht schwebt mir vor, mit der Frage, ob jener auch der rechte sey und ob diese wohl erreicht werde?

Von allem Guten und Lieben dießmal nichts weiter, damit die Post nicht versäumt sey.

treulichst

Jena den 1. September 1820.

J. W. v. Goethe.


Thun Sie das Mögliche, zu verhindern, daß die Inschrift des Theaters aus zwey Zeilen bestehe. Sollte man's nicht in eine fassen können? Denn im Grunde ist diese, wenn man das Gebäude mit dazunimmt, tautologisch. Dieser unerträgliche Mißstand bohrt mir die geistigen Augen aus, und ist mir auf die Entfernung von 30 Meilen unerträglich. Verzeihung dem Eifer!

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Christoph Ludwig Friedrich Schultz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D67-8