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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

nochmals für gnädige Gegenwart dankend nehme mir die Freyheit einiges nachzubringen.

1. Der Professor von Gödör, welcher Höchstdieselben, in beyliegendem Brief, der in meiner Abwesenheit eingegangen, um den Rathstitel bittet, hat hieselbst studirt, promovirt und zu lesen angefangen, seine Absicht war sich dem akademischen Leben zu widmen, allein auf dringendes Verlangen seines Vaters ist er zurückgekehrt und in Ungarn angestellt worden. Ich habe ihn nicht persönlich gekannt; indem ich mich aber nach ihm erkundige, vernehme ich nichts als Gutes. Inwiefern jedoch der erbetene Charakter zu ertheilen sey, muß Höchstem Ermessen einzig überlassen.

2. Das wunderbare Phänomen der in die Gräber eindringenden Lindenwurzeln ist höchst interessant; sowie ich auch jetzt in Carlsbad abermals das Eindringen von Kiefernwurzeln und das Anschwellen derselben, obgleich in gedruckter Gestalt, in die Spalten des Granitgebirgs zu beobachten Gelegenheit hatte, da wo Felsen abgearbeitet werden.

[60] 3. Erbitte mir das von Hüttner zuletzt eingesendete Stück von Morning Chronicle vom 11. May.

4. Sodann erbitte mir gelegentlich einige Aufklärung über beykommendes, von Geh. Legations-Rath Conta mir mitgetheilte ganz verrückte Manuscript, aus welchem jedoch eine Art ironisch-methodischer Tollheit hervorblickt.

5. Ferner werden Ew. Königliche Hoheit nicht ungnädig vermerken, daß ich mich des Amsterdamer verödeten Rathhauses alsbald angenommen und solches in acht Tagen wenigstens aufgestellt zu sehen hoffe, da man denn die völlige Reparatur auch sogleich mit Sorgfalt vornehmen wird. Je mehr man dieses Werk betrachtet, je würdiger und einer Wiederherstellung werther findet man solches zu schätzen. Möge es auf seiner gegenwärtigen Stelle einige Zeit verharren.

6. Der morgende Tag als der 12. ist bestimmt zum Anfange der Erdarbeit, des Abtragens und Grundgrabens im botanischen Garten. Ich wünsche, wenn Feld und Wiesen genugsam angefeuchtet sind, für dieses Unternehmen trockne Tage.

In Hoffnung, zunächst von unsern Fortschritten in den verschiedenen Geschäften erfreuliche Nachricht geben zu können.

Jena den 11. Juni 1820.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6DD3-5