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An Therese von Jakob

[Concept.]

Ihre liebwerthe Erscheinung, die ich so gern festgehalten hätte, ging allzuschnell vorüber, nur weniges wurde besprochen, gar manches blieb zurück und so war auch Beygehendes nicht gleich bey der Hand.

Original und Übersetzung verwahre schon seit zehn Jahren, ich erfreue mich einzeln der letzteren, doch[190] erst seit Herrn Wuhks Annäherung, seit den Bemühungen der Herren Grimm und Vater, zunächst aber durch die Gewandtheit einer frisch thätigen, zu solchem Zweck wahrhaft berufenen Freundin, werden mir diese schönen Denkmale immer bedeutender.

Wahrscheinlich sind die Gedichte des Original-Heftes in die Wuhkische Sammlung sämmtlich aufgenommen, die Übersetzungen geben keinen entschiedenen Eindruck, sie wirken nicht auf den eigentlichen Geist- und Seelenpunct wo nur dergleichen Dinge gefaßt werden können; doch lassen sich auch die herrlichsten Dinge darunter gewahren und Marko ist nicht leer ausgegangen. Sehen Sie gefällig die Sammlung durch und haben bey Rücksendung die Güte mich darüber aufzuklären, auch Nachricht geben Sie ja von eigener weiterer Fortarbeit.

Das angekündigte Werk: Chants populaires de la Grece moderne, par Fauriel, ist auch erschienen und so sind die Nachbarn uns zuvorgekommen, da wir Deutsche schon seit Jahren daran herumtasten. Höchst merkwürdig ist es jedoch für uns daß gedachte Lieder bis nach Albanien und Epirus, als in die Nachbarschaft der Serben sich erstrecken, wobey vorläufig bemerke daß sich zu Gunsten der Letzten sehr viel sagen läßt. Halten Sie sich also dazu daß bald ein paar Bändchen zusammen kommen.

Das beyliegende Heft Kunst und Alterthum bringt Herrn Wuhks wörtliche Übersetzung; wie sehr dagegen [191] Ihre rhythmische mich erfreuen mußte werden Sie selbst ermessen.

Weimar den 10. Juli 1824.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Therese von Jakob. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6E9E-6