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An Johann Gottfried Herder

[Darmstadt, 5. December 1772.]

Sollte ich nun auch dem Liebes – Boten kein Zettelgen von mir anhängen! Nein so arm sind wir noch nicht Herder. Gott weis, wie wir dich lieben, und ein Ries Papier hättest du an den Unterredungen mit dir diese Zeit. Ich danke dir für deine Briefe und den Seegenswunsch überbracht von Ossian. Wir sind die Alten, ein wenig hinüber modifizirt thut nichts zur Sache. Und wenn du aufs Frühjahr kommst wirds herrlich seyn. Mein Vater läßt dich grüssen, und du sollst unter sein Dach treten mit Gastliebe, das versteht sich von selbst, ich habe nun mein Gewissen gegen ihn befreyt. – Meine Schwester Caroline ist Engel, und wie sie dich liebt, ich bringe dich ihr, darüber haben wir schon viel Paradiese geträumt. Indessen leb wohl, und lass zu uns fliessen aus deinem Herzen guts und liebs. Auch die Paulus [42] [Galle?] mit der du uns zu Zeiten [ankiffst] o Dechant ist uns köstlicher denn Myrrhen, thut wohl wie Striegel und härin Tuch dem aus dem Bade steigenden. –

Ich binn ietzt ganz Zeichner habe Muth und Glück. Freute mich von Herzen, wie du anteil an Erwinen nahmst.

Merck versifizirt und druckt. Wir bespiegeln uns in einander und lehnen uns an einander, und theilen Freud und Langeweile auf dieser Lebensbahn. Und du säume nicht zu kommen.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1772. An Johann Gottfried Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6FC6-F