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An Carl Cäsar von Leonhard

Ew. Hochwohlgebornen

habe bey der gegenwärtigen Sendung für manches zu danken; vor allem aber will ich meinen Sohn entschuldigen, der auf seine Rückreise nicht, wie er [136] gewünscht, wieder aufwarten können. Der längere Aufenthalt in Frankfurt nöthigte zur Eile.

Die übersendeten Exemplare der so bestimmten als lebhaften Beschreibung des in der Zeitgeschichte so wichtigen Augenblicks habe sogleich an die Behörden abgegeben. Durchlaucht dem Herzog ist das seinige in's Feld gefolgt. Der Dank unserer vortrefflichen Erbprinzeß-Hoheit folgt hiebey, und wird Ihnen selbst zur trüben Stunde viel Freude machen. Die beyden Bände Ihrer immer gleich interessanten Zeitschrift haben auch wieder alte Lieblingsgedanken in mir aufgeregt, wovon ich nächstens etwas erwähne. Erfreulich ist mir's, daß ich in mehreren Aufsätzen solche Überzeugungen finde, die sich auch bey mir nach vieljährigen Beobachtungen und manigfaltigem Nachdenken festgesetzt haben. Man war bisher in geologischen Fällen in dem Nachtheil, daß man mit der herrschenden Meinung controvertiren mußte; und wer mag das gerne und was hilft es? Streiten mag ich im Wissenschaftlichen nicht leicht; dagegen assentire ich sehr gerne.

Mehr sage ich nicht für dießmal, und behalte mir vor, nächstens umständlicher zu seyn. Wenn Sie in Ihrer Lage, so unangenehm sie auch ist, zusehen und temporisiren können, so billige ich das sehr. Ihre Angelegenheiten werde ich nicht außer Augen lassen, es sey nun von Restitution, Restauration oder Translocation die Frage. In diesen [137] ernsten Zeiten haben wir uns alle in Geduld zu fassen.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend

gehorsamst

J. W. v. Goethe.

Weimar den 8. Februar 1814.

Noch eine Frage, um deren gütige Beantwortung ich bitte! Es steht hier ein kleines, ganz neu zusammengestelltes Mineralien-Kabinett von 263 Nummern zu verkaufen. Die Stücke sind nicht von gleicher Größe, aber durchaus frisch und instructiv. In der Sammlung findet man alle bedeutenden Mineral-Körper, Erd- und Steinarten, Salze, Inflammabilien und Metalle, nur die seltensten ausgenommen und solche, die sich nur chemisch darstellen lassen. Das Ganze ist zu pädagogischem Zweck eingerichtet und mit einem Catalog versehen, der auch den Gebrauch dieser verschiedenen anorganischen Naturproducte darlegt. Käufer und Verkäufer dieser Sammlung stehen in einem solchen Verhältniß, daß dieser keinen Preis machen will und jener gern das Billige zahlen möchte. Ew. Hochwohlgebornen haben in diesen Dingen so viel Erfahrung, daß Sie mir ja wohl ungefähr sagen können, was man, ohne zu sehr abzuirren, vorschlagen könnte.

Verzeihung und gütige Gewährung!

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Carl Cäsar von Leonhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-71D6-9