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An die Herzogin Amalia

[Ende Mai oder Anfang Juni.]

Ich muß Ew. Durchl. eine Nachricht mittheilen die Sie beunruhigen wird, wenn Sie Solche nicht schon wissen: Wir sind in Gefahr Herdern zu verlieren. Die Göttinger haben ihn gerufen und ihm selbst überlaßen die Bedingungen zu machen. Der Herzog hat ihm ansehnliche Vortheile zugedacht, allein die Hanöverische Wagschaale ist schwer aufzuwiegen. – Was diesen Mann vorzüglich beschwert sind die vielen Kinder, für welche man besonders zu sorgen sich von dort aus erklärt hat. Ich habe den Vorschlag gethan: daß unsre gnädigste Herrschaften, in die Vorsorge für diese Kinder sich theilen und sich es dergestalt wechselsweise erleichtern möchten. Der Herzog und die reg. Herzoginn sind es wohl zufrieden und ich hoffe Ew. Durchl. werden mehr aus Freundschaft für Herdern, als in Betrachtung des gegenwärtigen [131] dringenden Falles Sich gleichfalls gerne dazu entschließen.

Es käme darauf an ob es Ihnen gefällig wäre, jährliche einige hundert Thaler vorerst auszusetzen. Es verstünde sich daß die Kinder bey den Eltern blieben und man nur von Seiten der Herrschaften für Kleider und andre Bedürfniße nach dem Wachstume der Geschöpfchen sorgte. Daß man Ihnen dereinst eine Ausstattung zusicherte und es Ew. Durchl. gefällig wäre Ihrem Testamente, in welchem Sie so manche Person bedacht, eine Verordnung beyzufügen, in welcher Sie einige Tausend Thaler den Kinder zuwendeten.

In Betracht was Ihnen persönlich Herder war und seyn wird werden es vielleicht Ew. Durchl mit mir beklagen daß Sie nicht früher veranlaßt worden es thun, weil es jetzt aussehen möchte als thäte man es mehr gezwungen, als aus wahrer Neigung. Haben Sie die Gnade mir bald zu antworten und übrigens niemand etwas von der Sache zu eröffnen. Ich möchte gern ihm, wenn er ankommt, mit allen freundlichen Offerten entgegen gehen und die Eindrücke der Göttinger entkräften. Diese schreiben schon in der ganzen deutschen Welt herum: es sey gewiß, komme zu ihnen.

Ich wünsche Ihnen nur Gesundheit das übrig haben Sie alles.

G. [132]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An die Herzogin Amalia. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-721B-9