15/4175.

An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[4. Januar.]

Ihr lieber Brief aus Madrid ist schon vor einigen Wochen angekommen und ich zaudre nicht länger Ihnen zu schreiben, wenn ich Ihnen gleich nicht eben viel bedeutendes zurück geben kann.

Was ich Ihnen schrieb, daß mir Ihre Reise nach Spanien statt einer eignen dahin gelten würde, geht wirklich schon durch Ihren letzten Brief in Erfüllung. Ich bin Ihnen gern durch Frankreich gefolgt und als ich Sie in den Pyrenäen wandern sah erinnerte ich mich, daß eine mineralogische Reise durch dieses interessante Gebirg, von einem La Peyrouse, die ich niemals angesehen hatte, unter meinen Büchern stehe. Da fand ich denn Specialkarten, mineralogische Bemerkungen, auch manches was sonst dem Reisenden auffällt. Zeichnungen von einzelnen interessanten Gebirgstheilen z.B. aus dem Thal von Cauterets, sogar den Vignemale, in einer zwar erbärmlichen, aber doch nicht ganz charakterlosen Darstellung.

So habe ich auch einige Reisebeschreibungen mit mehrerem Antheil durchblättert. Eine Karte von Spanien ist an meiner Thüre angenagelt und so begleite ich Sie in Gedanken und hoffe, daß Sie mich nach und nach immer weiter führen werden.

Sogar habe ich mich den spanischen Schriftstellern[10] wieder genähert und neulich das Trauerspiel Rumancia von Cervantes mit vielem Vergnügen gelesen.

Was Sie uns schicken soll uns immer willkommen seyn, und was Ihre liebe Reisegefährtin für uns aufspart nicht weniger.

Nun einiges von unseren Zuständen:

Schiller ist hier, seine Frau wieder wohl, sie und ihre Schwester werden Ihnen wohl geschrieben haben.

Wir haben diesmal einen sehr dramatischen Winter. Kotzebue ist auch hier. Heute wird Gustav Wasa von ihm gegeben, ein historisches Schauspiel, worin 36 redende Personen vorkommen.

Den 30. Januar wird mein Mahomet gegeben, bald darauf wird wohl die Maria von Schiller aufs Theater kommen, davon wir Ihnen denn die Repetitionen auf künftigen Winter versprechen können.

Der November und ein Theil des Decembers waren sehr schön und gelind, nun haben wir Kälte und Schnee, wie es der Zeit gemäß ist, ohne Unterbrechung. Sie genießen wahrscheinlich jetzt einer sehr angenehmen Witterung.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Wilhelm von Humboldt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-72EB-6