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An Friedrich Schiller

Ihre freundliche Zuschrift, begleitet von den ersten Bogen des Almanachs und den guten Zwiebäcken, waren mir sehr erfreulich, sie trafen mich mitten im Fleiße von allerley Art. Der Almanach macht wirklich ein stattliches Gesicht und das Ganze kann nicht anders als reich und mannigfaltig werden. Könnten Sie nicht, da Sie doch einige Blätter umdrucken lassen, auch gleich die Eisbahn mitnehmen? Die sie jetzt steht, verspricht sie ein Ganzes zu seyn, das sie nicht leistet, und die zwey einzelnen Distischen am Ende machen den Begriff davon noch schwankender. Ich schicke Ihnen hierbey wie ich wünschte daß sie abgedruckt wurden. Die Distischen würden durch einen kleinen Strich getrennt, und da ich noch einige hinzugetan habe, so machten sie eine Art von Folge und leiteten die künftigen ein, die auf eben diese Weile stehen werden. Sophie Mereau hat sich recht gut gehalten. Der Imperativ nimmt sich recht lustig aus. Man sieht recht bey diesem Falle wie die Poesie einen falschen Gedanken wahr machen kann, weil der Appell ans Gefühl sie gut kleidet. Mir ist ausgefallen wie das Gedicht von Conz doch eigentlich nur gute Prosa ist, und wie wunderlich die Kobolde sich in der übrigen hellen Gesellschaft ausnehmen. Es ist aber recht gut, daß Sie von allen diesen beliebten Arten etwas aufnehmen. [158] Haben Sie nicht auch noch eine leidliche Romanze? Bey der Redaction der Xenien hoffe ich gegenwärtig zu seyn und meine neusten noch unterzubringen. Bis künftigen Mittwoch hoffe ich manches überstanden zu haben, bis dahin werde ich mir auch die Frage, ob ich Ihnen das achte Buch nochmals schicke? beantworten können. Ich müßte mich sehr irren, oder ich muß künftig diesen letzten Band zu zwey Bänden erweitern, um etwas mehr Proportion in die Ausführung der verschiedenen Gegenstände zu bringen.

Was sagen Sie zu beyliegender Wundergeschichte? Sie ist aus der Florentiner Zeitung genommen. Lassen Sie es doch abschreiben und theilen es einigen Freunden mit. Merkwürdig ist das Mandat das man zu gleicher Zeit, zur Sicherstellung der französischen Commissarien, die man erwartet, vom Quirinal publicirt hat. Es werden darinn die unmittelbarsten, strengsten Strafen demjenigen, der sie nur im mindesten beleidigte, oder sich bey allem was geschehen könnte (wahrscheinlich ist der Transport der Kunstsachen gemeynt) nur im mindesten regte und rührte, ohne prozessualische Form, angedroht.

Meyer hat geschrieben und ist recht gutes Muths, er hat schon angefangen die Madonna della Seggiola zu copiren, und wird sich nachher wahrscheinlich an einen Theil eines trefflichen Bildes von Michelange machen. Er hofft immer noch aus mein nächstes Kommen.

[159] Die nächste Woche werde ich auch mehr sagen können wie unsere Politica stehen. Das Sächsische Contingent bleibt im Voigtlande, die übrigen Truppen sind denn doch so vertheilt daß der Cordon eine Gestalt hat. Demohngeachtet wird wohl das beste was zu hoffen ist nicht von Macht und Gewalt, sondern von höhern Verhältnissen und höhern Constellationen abhängen.

Grüßen Sie alles was Sie umgiebt, ich freue mich Sie bald wieder zu sehen, wie ich denn von unserer Wechselwirkung noch Folgen hoffe, die wir jetzt gar noch nicht ahnen können. Leben Sie recht wohl.

Weimar den 13. August 1796.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-732B-E