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An Friedrich Schiller

Beyliegendes anmuthige Heft wird wohl bey Ihnen schon in Cours seyn, wo nicht, so halten Sie es noch[161] einige Tage zurück, es ist nicht zu leugnen daß es brillante Partien hat.

Ich habe wenigstens noch drey Tage zu thun um mit meinen Rittern fertig zu werden. Der tragische Jammer hat mir in diesen kurzen Tagen wirklich zugesetzt, ich wäre längst fertig und wieder bey Ihnen, wenn ich mich gegen Iffland nicht engagirt hätte. Denn immer gleich alles genau zu corrigiren, abschreiben zu lassen und wieder durchzusehen, das hält mich auf. Sie wissen ja wie ein solches Geschäft aussieht. Dagegen ist es wieder gut wenn man einmal drin stickt, daß die Arbeit fertig wird, und wir brauchen sie doch auch zu Anfang des Jahrs. Eigentlich hatte ich doch zu lange gezaudert, und für Einen Anlauf, nach meiner Art, war die noch übrige Arbeit zu groß. Man glaubt nicht was für Fäden in so einem Dinge stecken, bis man sich selbst daran macht sie wieder aufzudröseln.

Das wäre nun die Confession über die vergangenen acht Tage. Ich wünsche, daß Sie mir auch manches und von besserer Art zu erzählen haben mögen.

Mein einsames Leben habe ich fortgesetzt, bin nur einmal an dem schönsten Tage spazieren gegangen, Friedrich Schlegel, Haarbauer und Niethammer haben mich besucht.

Schelling werde ich auf den Freytag mitbringen, um bey unserer Säcular-Empirie einen tüchtigen Hinterhalt zu haben.

[162] Übrigens habe ich sehr viel gelesen um die langen Abende einigermaßen zu nutzen. Leben Sie recht wohl, mich verlangt bald wieder die Abende mit Ihnen zuzubringen.

Jena am 22. Decembr. 1800.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7458-D