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An Heinrich Ludwig Verlohren

Ew. Hochwohlgeboren

haben den Doctor John, den Sie vergangenes Frühjahr, als meinen Gesellschefter so gastfrey aufgenommen, abermals, wie er mir schreibt, günstig empfangen, und sich für ihn interessirt.

Was die Umstände betrifft, welche, außer einer schweren Krankheit, die ihn befiel, unsre Trennung[121] veranlaßt, mag er selbst bekennen und entschuldigen, ich dagegen kann mit Wahrheit sagen: daß ich ihn ungern vermißt. Seine schöne Kenntniß der lateinischen Sprache, so wie einiger neueren, seine schon früh geprüfte Gewandtheit in den Rechtswissenschaften, ferner eine leichte Fassungskraft und schöne Handschrift, eine angenehme Unterhaltung, eine Gabe sich fremden Personen vortheilhaft darzustellen, nicht weniger Aufträge persönlich geschickt auszurichten, machten ihn zu einem sehr erwünschten Gesellschafter. Ja, ich würde vielleicht noch jetzt mit ihm einen abermaligen Versuch wagen, hätten sich nicht seit vorigem Sommer, in dem Personal meiner Familien-Umgebung, so wie in dem ganzen bürgerlichen Zustand, entscheindende Veränderungen zugetragen, die es mir unmöglich machen, einem solchen Wohlwollen Raum zu geben.

Können Ew. Hochwohlgeboren dieß gegenwärtige Schreiben zu seiner Empfehlung irgendwo benutzen, so soll es mir um seinetwillen, besonders auch seiner würdigen Eltern willen, sehr angenehm seyn. Diese stehen hier in dem besten Ansehen und mit meinem Haus in freundschaftlichem Verhältniß.

Diese Angelegenheit Ew. Hochwohlgeboren menschenfreundlicher Thätigkeit zutraulich anheimgebend

gehorsamst

Weimar d. 24. Jan. 1814.

J. W. v. Goethe. [122]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Heinrich Ludwig Verlohren. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74B1-5