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An Franz Kirms

[Concept.]

[Wiesbaden] d. 17. Jun. 1815.

Ew. Wohlgeboren

behandeln mich recht als einen Curgast indem Sie mir nur angenehme Dinge vermelden. Da steht denn[14] freylich oben an daß unser gnädigster Herr gesund und froh nach Hause gekommen. Möge alles was ihm, Gefolg so großer Bemühungen, gelingt volle Zufriedenheit und Freude bringen.

Bey'm Theater war unsere Schuldigkeit auf etwas Schickliches zu diesem erwünschten Empfang zu denken. Nach Kenntniß, daß unser Fürst nichts Aufgeblasenes liebt versuchte man ein leicht Vorübergehendes. Wird auch ein solches, in höherer Betrachtung, abgelehnt; so haben wir diese zu verehren und uns zu fügen.

Zunächst ist die Zufriedenheit Ihro Hoheit mit der Theaterveränderung eine Hauptsache. Die vorläufige Versicherung beruhigt mich. Beuther ist recht geschickt und wird bey uns noch zunehmen. Hier in Wiesbaden hat er vierzehn Decorationen gemahlt; durch besondere Gefälligkeit sah ich sie alle, theils nach geendigtem Schauspiel, theils an freyen Abenden. Der gute Begriff, den ich von dem Manne gehabt, erhöhte sich nur. Fixirte er sich bey uns; so sind wir von dieser Seite auf immer geborgen. Für gewisse Rollen wird seine Frau gewiß brauchbar werden.

Auch bin ich überzeugt, daß es mit Erfurt in diesem Jahr viel besser sey als mit Halle, und so wird durch Ihre Vorsorge auch dieser Sommer glücklich vorübergehn.

Wodurch Sie mir ferner großes Vergnügen machen, ist die Nachricht daß unser Theater zusammenbleibt. Man darf nur ein bißchen heraus in die Welt schauen,[15] so sieht man was für eine Verbildung und Unzulänglichkeit überall herrscht. In stillen Privatzuständen giebt es immer noch geborne Talente. Das hübsche Kind, hier am Orte, ist noch immer wie vor'm Jahr; Gott bewahre mich aber einen solchen Zankapfel nach Weimar zu werfen.

Um von mir zu reden, waren die ersten vierzehn Tage sehr erwünscht und angenehm, nun brechen aber die Übel, denen zu entgehen ich die Reife hierher machte, sehr fatal auf mich los, die gichtischen Schmerzen nehmen zu, daß ich den linken Arm kaum bewegen kann, und ich soll das Douchebad brauchen, das mit ganz zuwider ist. Der Arzt versichert aber das sey alles ganz vortrefflich, man müsse nur aushalten. Dieß ist nun keinesweges meine Absicht: denn mein größter Wunsch wäre baldmöglichst an Ort und Stelle zu seyn.

Übrigens leben wir hier im tiefsten Frieden und hören von nichts als von hohen Verbindungen; des Erzherzogs Carl mit der Prinzeß von Weilburg, des Palatinus mit der Prinzeß von Schaumburg. Dieß giebt mancherley zu reden und noch mehr zu denken.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Franz Kirms. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-753D-7