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An Carl Ludwig von Knebel

[Frankfurt, 14. April 1775.]

Lieber Knebel! Ich weis nicht wohin ich ein Wörtgen an Sie senden soll. Item es mag laufen. Lieben Sie mich noch? und dencken Sie an mich? Ich! – falle aus einer Verworrenheit in die andre und stecke würcklich mit meinem armen Herzen wieder unvermuthet in allem Anteil des Menschen Geschicks, [254] aus dem ich mich erst kaum gerettet hatte. Klopstock fand mich in sonderbaarer Bewegung. Ich hab von dem Theuren nur geschlurpft. Ich habe allerley gethan, und doch wenig. Hab ein Schauspiel bald fertig, treiben die bürgerlichen Geschäffte so heimlich leise, als trieb ich Schleichhandel, bin sonst immer der, den Sie kennen. Und nun schreiben Sie mir viel von Ihnen. Vom theuern Herzog. erinnern Sie ihn meiner in Liebe. Adieu. Adieu.

d. 14. April 1775.

G.

Nicht ich, sondern Heinrich Leopold Wagner hat den Prometheus gemacht und drucken lassen, ohne mein Zuthun, ohne mein Wissen. Mir wards, wie meinen Freunden, und dem Publiko, ein Räzel, wer meine Manier in der ich manchmal Scherz zu treiben pflege, so nachahmen, und von gewissen Anekdoten unterrichtet seyn konnte, ehe sich mir der Verfasser vor wenig Tagen entdeckte. Ich glaube diese Erklärung denen schuldig zu seyn, die mich lieben und mir auf's Wort trauen. Uebrigens war mir's ganz recht, bey dieser Gelegenheit verschiedne Personen, aus ihrem Betragen gegen mich, in der Stille näher kennen zu lernen. Frankfurt, am 9. April 1775.

Goethe.

Ich vermuthe dass Sie was von der Sache wissen drum schick ich das mit. Weiter mag ich drüber nichts sagen.

G. [255]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1775. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7584-7