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An Christiane von Goethe

Nun will ich gleich meine gestrige Relation fortsetzen!

Montag d. 19ten. Kam Boisserée. Zu Mittag bey Georg Brentano Sodann nach Rödelheim beym schönsten Wetter. Herrlicher Sonnenuntergang hinter dem Taunusgebirge. Braut von Messina. Sie gaben sich Mühe; aber sie sind auf solche Stücke nicht eingerichtet.

[40] Dienstag d. 20ten. Kam Windischmann von Aschaffenburg. Machte verschiedne Visiten. Speiste bey Fürst Reuß. Besuchte Fr. Stock wo ich Frau von Malapart fand und ihre Tochter und Enckel, auch eine Tochter von Crespel. Abends war ich zu Hause mit jenem Stammbuch beschäftigt. Es stehen gewiß über Hundert der berühmtesten Personen darin. Le Chevalier D'Eon (ungewiß ob nicht ein andrer des Nahmens). Aber von Gelehrten desto mehr sichre.

Mittwoch d. 21ten. S. Bey Dr. Grambs, den Rest seiner Gemälde, besonders aber schöne Copien, in Wasserfarbe, berühmter Gemälde. Mit Schelver einige Stunden. Bey Herrn v. Bethmann zu Tische. Dessen Familie. Zur Fürstinn von Nassau. Bey Baron Hügel. Dessen Frl. Tochter spielte Hendelische Sonaten, die mich an die Bachischen des Badekönigs erinnerten. Zeitig zu Bette.

Donnerstag d. 22. Mit Schelver. Jene gewirckte Tapeten gesehen, die ehmals in Weimar vorgezeigt wurden. Bei meinem alten Freunde Passavant. Zu Fr. v. Holzhausen, auf ihrem sehr schön gelegnen Gute vor der Stadt. Mittag mit Schlossers. Dann zu Herrn Stedel dessen Gemälde zu sehen. Abends bey Düfay im Garten.

Freytag der 23te wird zu einigen Visiten und Besichtigungen genutzt werden. Morgen Sonnabend gehe mit Christian Schlosser nach Heidelberg. Sobald ich zurückkomme schreibe ich. Und werde mich dann[41] nicht lange aufhalten; denn ich sehne mich denn doch wieder nach Hause. Nun lebet wohl und grüset alles.

Und so seht ihr denn daß ich meine Zeit gut angewendet und mich vielfach vergnügt habe. Morgen,Sonnabend d. 24ten, gehe mit Christian Schlosser nach Heidelberg, so bald ich zurückkomme schreibe ich, es wäre mir angenehm etwas von Euch zu finden. In diesen Tagen gehen drey Kisten an Herrn Burgemeister Sälzer nach Eisenach, 2 mit Mineralien bleiben uneröffnet biß ich komme. 1. Mit Wein gezeichnet X mag eröffnet und etwas davon genossen werden. Das Schwalbacher Wasser wird auch angekommen seyn. Einen wunderlichen Einkauf habe gemacht. Ein tausend Stöpfel der ausgesuchtesten die sich fanden. Wohlfeiler als bey uns die schlechten. Diese werden überall untergesteckt und sind leicht zu transportiren. An einigen Stücken Catun und Westen wirds auch nicht fehlen. So viel für diesmal.

[Frankfurt] d. 23. Sept. 1814.

Goethe. [42]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7596-0