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An Antonia Brentano

Keinen Augenblick will ich versäumen, sondern sogleich, verehrte Freundin, danckbarlichst melden, daß der püncktliche Fuhrmann das von Ihrem Herrn Gemahl unter dem 23. d. M. angekündigte Faß, nicht Fäßchen, wohlbehalten am 27. hierhergeschafft, so daß meine bisher gehegte und gegen Freundin Paula geäußerte Sorge glücklich getilgt, und die angenehme Aussicht eröffnet ist, bald auf Ihre und der theuern Ihrigen Gesundheit einen vaterländischen Becher leeren zu können. Freylich könnte es etwas bedenklich scheinen, daß meine Freundin mir abgemerkt, [120] wie gut mir in der freyen Rhein- und Maynluft der echt deutsche Wein geschmeckt; indessen muß ich auf's dankbarlichste erkennen, daß Sie mir Gelegenheit geben zu versuchen, ob er hinter dem Thüringerwalde die gleiche Wirkung thue?

Ich zweifle daran; denn ob es gleich an freundlichen und lieben Mitgenießern nicht fehlen wird, so war es doch dort eine ganz eigene Sache: der günstigste Empfang in einer von mir so lang entbehrten Umgebung, und so vieles zugleich auf mich eindringende Gute, versetzten mich in eine Stimmung, welche jeden Sinn gleichmäßig erhöhte, und so mag denn der Geschmack dabey auch gewonnen haben. – Verzeihen Sie diese unschuldigen Zweifel. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Gemahl dankbarlichst, so wie auch allen den Lieben, die sich in das mir jetzt wieder eingehändigte Album theilnehmend eingezeichnet haben. Möchte ich doch das akademische Renovatum bald unter einer jeden werthen Handschrift sehen.

von Herzen anhäglich

Weimar den 28. Dcbr. 1814.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Antonia Brentano. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-76C3-2