42/35.

An Johann Lorenz Schmidmer

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

für billige Preise erstandene und sorgfältigst eingepackte Kunstwerke sind glücklich und unversehrt angekommen. Dieselben erhalten die Zahlung der 55 fl. 27. Kreuzer durch den hiesigen Banquier Elkan in diesen Tagen.

Mit der sonntägigen fahrenden Post geht eine Medaille von hier ab, welche mir zu hohen Ehren gereicht und woran ich eine freundliche Theilnahme aller Wohlwollenden hoffen darf. Nehmen Sie solche zu einem geneigten Andenken, daß Sie vor soviel Jahren zu Gründung meines Medaillen-Kabinetts die schönsten Beyträge geliefert und auch die letzte Zeit mit so vieler Sorgfalt und Uneigennützigkeit verschiedene meiner Geschäfte besorgen wollen.

Desto mehr aber muß es mir leid seyn denen zur Ansicht mitgesendeten Sachen wenig Glück versprechen zu können. Aus alten Kunstkammern und sonstigen fürstlichen Besitzungen ist bey uns ein Museum zusammengestellt, welches die vorzüglichsten in Elfenbein [39] und Holz geschnitzten Gegenstände enthält, mit welchen, (es sey zu sagen erlaubt), die Ihrigen keine Vergleichung aushalten. Indessen will ich sie eine Zeitlang bey mir stehen lassen, ob unsere fürstlichen Personen einige Lust solche anzukaufen empfinden.

Hiebey muß ich aber bemerken daß ich das eine Kästchen, worin wohl der Tempel von Elfenbein gepackt ist nicht eröffnet habe; wahrscheinlich befinden sich auch in demselben der kleine Satyr von Holz, das Crucifix und das Büchlein Todtentanz; denn beygepackt in den eröffneten Kistchen fand ich nur den geschnittenen Becher, den gedrehten und die Trinkschale Jaspachat.

Betrachte ich nun schließlich die hohen Preise, da ich nicht die Hälfte dafür zu erlösen hoffen dürfte, so sollte es mir unendlich leid thun solche am Ende wieder sorgfältig einzupacken und zurückzusenden; welches ich um so mehr befürchte, als in der jetzigen glänzenden Epoche unseres fürstlichen Hauses so viel auf Neues, Frisches und Nothwendiges zu verwenden ist, daß schwerlich irgend eine Art von Liebhaberey, die sich auf ältere abgestorbene Zeiten bezieht, wieder dürfte aufgeregt werden.

Mit aufrichtiger Theilnahme und Dankbarkeit.

Weimar den 2. Februar 1827.

[40]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Johann Lorenz Schmidmer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-775A-8