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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz belieben beykommendem Aufsatz einige Blicke zu schenken.

Da unsere wissenschaftlichen Unternehmung in Jena bisher theils glücklich erhalten worden, theils sich leidlich hingehalten haben; so ist es bey jetziger guter Jahreszeit Pflicht, die schon früher bekannten, aber in so stürmischen Jahren kaum gerügten und noch weniger abgethanen Mängel nach und nach dem ersten und echten Zweck hinzuleiten.

Was bey dem botanischen Garten zu erinnern war, hat Bergrath Voigt auf meine Veranlassung verzeichnet. Diese kleinen Unregelmäßigkeiten kommen daher, daß Wagner, der zwar ein guter, aber beschränkter und eigensinniger Mensch ist, schon früher gleichsam im Besitz des Gartens stand, ehe Bergrath Voigt dieser Anstalt vorgesetzt wurde, und jener sich gerade nicht gebunden glaubte, den Anordnungen des letzteren überall Folge zu leisten. Er ging seinen eignen Weg fort, der ihn denn von dem Botanischen [206] in's Blumistische führte, daraus denn die Mängel entstanden sind, welche gegenwärtig gerügt werden.

Da jedoch Wagner im Ganzen seine Sache gut macht, so sind diese Dinge an sich von keiner großen Bedeutung; es muß jedoch diesem Beginnen ein Einhalt gethan werden, weil sonst der botanische Garten in einen Blumen- und Gemüs-Garten ausläuft.

Nach meinem Dafürhalten liegt es in der Pflicht des vorgesetzten Professors, den Gärtner zurechtzuweisen, ohne daß Commissio dabey concurrire; aber es ist doch gut, davon Kenntniß zu nehmen und die Sache einzuleiten, damit man bey einem widersetzlichen Betragen Wagners diesen um so eher zurechtweisen könne. Welches denn zu Entschuldigung dieser kleinen Sendschrift, wie ich wünsche, dienen möge.

W. d. 24. März 1814.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-779E-0