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An Christiane von Goethe

[Frankfurt, den 29.] Juli [1814.]

Also fuhr ich zu Frankfurt ein, Freytag Abends,den 28ten, die Stadt war illuminirt und ich, wie [4] Fritz Frommann, nicht wenig über diese Attention betroffen. Allein meine Bescheidenheit fand einen Schlupfwinkel, indem der König von Preussen, gleichfalls incognito angekommen war Ich bedankte mich daher nicht und ging, auf Carlen gestützt, durch die erhellte Stadt hin und her. Wo die Lampen nicht leuchteten schien der Mond desto heller. Auf der Brücke verwunderte ich mich über die neuen Gebäude und konnte überall wohl bemerken was sich verschlimmert hatte, was bestand und was neu heraufgekommen war. Zuletzt ging ich an unserm alten Hause vorbey. Die Haus Uhr schlug drinne. Es war ein sehr bekannter Ton, denn der Nachfolger im Hausbesitz hatte sie in der Auction gekauft und sie am alten Platze stehen lassen. Gar vieles war in der Stadt unverändert geblieben.

Heut d. 29ten früh ging ich zum Bockenheimer Thor hinaus und freute mich über die neuentstandene Welt. Erst ging ich links, dann rechts und ans Eschenheimer Thor. Die Anlagen sind gut und schön.

Sodann zu Schlossers, wo mich Frau Schöff, nach der Erkennung, freundlichst bewillkommte. Christian war lieb und gut und verständig. Köstliche alte Kupfer sah ich da, und manches neuere und Gute. Der Ältere Bruder kam auch und viel wurde geschwatzt.

Willemer ist auf der Mühle, Riesen konnt ich, der Hitze wegen, nicht aufsuchen. Zwey dreymal des Tages [5] kleid ich mich um und weis im Zimmer kaum wohin. Ich hoffe diesen seltsamen Zustand gewohnt zu werden. Ich hoffe diesen seltsamen Zustand gewohnt zu werden. Zur Nachtzeit will ich auf Wisbaden, der Mondschein begünstigt mich.

Dir. Schlosser spedirt das Schwalbacher wasser nach Eisenach, an Burgemeister Selzer. Jetzt ein Lebewohl im Schweiß meines Angesichts und Körpers.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7873-6