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An Georg Wilhelm von Wedekind

[Concept.]

[26. März 1820.]

Ew. Hochwohlgeboren

sehr angenehme Sendung erinnert mich lebhaft an die so wichtige Epoche des vorigen Jahrs, wo mich meine theuern Landsleute durch eine herrlich und weit verbreitete Geburtstagsfeyer überraschten. Und da will ich denn gern gestehen daß die ersten Nachrichten jener so ehrenvohhen Festlichkeiten, die mich böhmischen Einsamkeit aufsuchen, mir einige Apprehension [207] gegeben und ich deshalb auszusprechenden Dank nur scheu und unsicher entrichtete, da man nicht gewiß ist, ob der Mensch ein solches Glück, gesetzt auch es wäre verdient, wirklich ertragen könne.

Nun aber, da ich mich hierüber beruhigt, mir die Neigung meiner theuren Landsleute, den ehrenvoll dargerichten Kranz näher zugeeignet, weiß ich dieß alles nicht besser noch treuer zu erwidern, als wenn ich die gegönnte Zeit zu Erhaltung und Ausbildung früher Arbeiten verwende.

In einer solchen Thätigkeit findet mich Ew. Hochwohlgeboren Schreiben, das mir die Feyer eines brüderlichen Festes, wovon mich nur allgemeine Kenntniß berührte, mit allen seinen bedeutenden Einzelheiten verkündigt. Diese Mittheilung gewährt mir ein schönes, heiteres Nachfest, dessen Genuß durch das Andenken vorhergehender Zustände nur desto reiner und entschiedener wird.

Mögen Sie den verehrten Brüdern meinen aufrichtigsten Dank aussprechen, den ich im Stillen oft zu wiederholen Ursache haben werde, da ich das mir anvertraute Büchlein mit meinem Sohn, den ich auch Ihren heiligen Hallen zugeführt, durchlese und durchspreche. Möge er Ihnen, wenn er dereinst anklopfen sollte, persönlich empfohlen seyn.

Erlauben Sie daß ich einige Blätter beylege, die ich als Mittel benutze, um ein Zeichen lebendigen Erwiderns soviel umher vertheilten, besonders jungen[208] Freunden, einigermaßen auszusprechen. Mögen Sie daher den jüngeren Gliedern unsres Bundes diese Zielen als Dank und Aufmunterung hingeben, den vollendeten Meistern dagegen und sich selbst mich zum freundlichsten Andenken empfehlen.

Weimar den 25. März 1820.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Georg Wilhelm von Wedekind. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-793C-B