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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

versehe nicht anzuzeigen, daß wir auf ein Programm bedacht gewesen und daß es nun auf Ihre Anmahnung, sowie die dazugehörige Platte beschleunigt werden soll.

Ich sende zugleich eine kurze Recension der neusten lithographischen Arbeiten, welche bald abgedruckt wünschte, weil sie ohnehin schon etwas verspätet worden. Wenn ich nicht irre, so liegt noch eine Recension über Schellings Rede unter unserer Firma bey Ihnen. Ein Institut wie das Ihrige hat manche Rücksichten zu nehmen und trägt vielleicht Bedenken eins oder das andere Eingesendete aufzunehmen. Sollte es mit diesem Aufsatz der Fall seyn; so haben Sie die Güte ihn zurückzusenden; wir werden es keineswegs übelnehmen und wissen uns in solchen Dingen zu bescheiden.

[141] Daß Herr Hofrath Rochlitz die Recension abgelehnt, thut mir umsomehr leid, als er in einem Briefe an mich über das in Frage stehende Werk sich sehr einsichtig und zart geäußert hat. Unter diesen Umständen gestehe ich meinen aufrichtigen Wunsch, daß eine Recension vorerst unterbleiben möge. Ein Buch das in aller gebildeten Menschen Hände kommt und von jedem nach seiner Weise beuhrteilt wird, bringt ein literarisches Institut vielleicht am besten später zur Sprache, und recapitulirt und rectificirt mit Ernst und Einsicht die bisherigen schwankenden Urtheile.

Dabey will ich gern gestehen, daß ich zu Ihren übrigen Recensenten in diesem Fache, wenigstens zur Mehrzahl kein sonderliches Zutrauen habe und ich wünschte mich wohl einmal hierüber vertraulich mit Ihnen zu unterhalten. Bald eherne rhadamantische Strenge, bald die größte Nachsicht, bald unzulängliche Gemeinheit schwanken zwischen den Herrn DAE, rzw, GL und Ha. Ha. Stünden nicht diese verschiedenen Zeichen unter den Aufsätzen, so begriffe man nicht, wie sie in einem Blatt oder in einem Heft zusammenkämen. Diese Mängel sind so offenbar, daß ich fürchte, irgend ein Mißwollender fährt einmal in die Blößen herein, und wenn er es mit einigem Verstand thut, so werden wir wenig Freude davon haben.

Verzeihen Sie diese Bemerkungen! ich weiß recht gut, daß die Schuld nicht an Ihnen liegt: dieses Fach[142] der Kritik ist jetzt überhaupt schwer zu besetzen; aber bey meinem Eifer für Ihre Anstalt thut es mir weh, neben den vortrefflichen Recensionen in andern Fächern, gerade die Unzulänglichkeit und Confusion in diesem zu sehen. Mündlich bald ein Mehreres.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 25. November 1809.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79C3-8