10/2935.

An Friedrich Heinrich Jacobi

Du haßt einen Brief von mir vom gestrigen Dato, aus dem du siehst wie es mit mir steht. Ich gehe Montags den 20ten nach Maynz und von da gleich wieder zur Armee. Gegen mein mütterlich Hauß, Bette, Küche und Keller wird Zelt und Marquetenterey übel abstechen, besonders da mir weder am Todte der Aristocratischen noch Democratischen Sünder im mindesten etwas gelegen ist. Meine alten Freunde und meine zunehmende Vaterstadt habe ich mit Freuden gesehen, nur kann es nicht fehlen daß man nicht in allen Gesellschaften lange Weile habe, denn wo zwey oder drey zusammenkommen, hört man gleich das vierjährige Lied pro und contra wieder herab orgeln und nicht einmal mit Variationen sondern das crude Thema. Deßwegen wünschte ich mich wieder zwischen die Thüringer Hügel wo ich doch Hauß und Garten zuschließen kann. Und darum würde ich dir auch rathen zu Hause zu bleiben, denn man reist doch wahrlich nicht um auf jeder Station einerley zu sehen und zu hören. Wie es um Carlsruh aussieht weiß ich nicht, aber nach den Dispositionen scheint es unmöglich daß dorthin ein Feind kommen könne. Leider kommen die Zeitungen überall hin das sind jetzt meine gefährlichsten Feinde. Ich hoffte wenigstens einen Monat in dieser Gegend zu bleiben und da wäre ich [6] dir gern biß Maynz ja Coblenz entgegen gegangen. Mein Rückzug wird später, wahrscheinlich in die schlimme Zeit fallen. Wie gern hätte ich dich gesehen dir Rechenschaft von meinem Haußhalten gegeben und neues Interesse angeknüpft.

Grüße deine lieben Schwestern, Grüße Herders die ich nun auch verfehle und behalte mich lieb. Sobald ich auf französchem Grund und Boden angelangt bin schreibe ich dir.

Franckfurt d. 18. Aug. 1792.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1792. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B86-2