24/6829.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren empfängt Gegenwärtiges in Jena mit dem Wunsche, daß die Reise möge zu Ihrer Zufriedenheit vollbracht seyn. Vielleicht ist in Leipzig Ihnen irgend jemand vorgekommen oder sonst bekannt, den man zu gedachter Stelle empfehlen könnte. Da [263] ich mich in das Berkaische Bad begebe, so haben Ew. Wohlgeboren die Gefälligkeit das Etwaige an Herrn Hofrath Meyer zu schreiben und zu senden, welcher von der Sache unterrichtet und dafür interessirt ist, der dieß an die Behörden sogleich bringen und auch mir davon Nachricht geben kann.

Mich bestens empfehlend und beyliegendem kleinen Blättchen Ihre gefällige Aufmerksamkeit erbittend

ergebenst

Weimar den 11. Mai 1814.

Goethe.


[Beilage.]

Der Graf Orlow Denisow, Chef des Gardekosakenregiments und Generaladjuvant Sr. Majestät des Kaisers, wünscht einen Mann, der der Erziehung seiner Kinder vorstehe. Es sind drey Söhne, wovon der ältere sieben Jahr alt. Diesen würde man also vorerst im Auge haben, sowie man denn auch schon erwachsene Kinder von Verwandten heranziehen wird. Die mathematischen, sowohl theoretischen als praktischen Wissenschaften werden vor allen Dingen gefordert und sodann alles erwartet, was zur Bildung junger Standespersonen gehört. Weil aber nicht verlangt werden kann, daß Ein Mann das alles leiste, so ist die Absicht mehrere anzustellen, welche unter seiner Leitung das Übrige, wozu er sich nicht verpflichtet, den Lehrlingen beybringen sollen. Er wird in allem freygehalten und vollkommen zur Familie gerechnet [264] und erhält außerdem noch einen ansehnlichen Jahrgehalt. Die Reisekosten werden ihm bezahlt und man ist auch geneigt eine Pension zu fixiren, welche ein solcher Mann bey seinem Abgange nach einem gewissen Verlauf von Jahren lebenslänglich erhalten soll. Der Aufenthalt der Familie ist gegenwärtig in St. Petersburg; sollte der Graf seinen Abschied nehmen – im Innnern von Rußland.

Soviel ich beurtheilen konnte, gehört dieser Herr zu den humansten und wohldenkendsten Männern; seine Gemahlin, welche bisher die Kinder unterrichtet hat, muß eine treffliche Dame seyn. Über alles dieses kann ich von Ihro Kaiserlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin, welche sich selbst für diese Sache interessirt, nächstens das Mehrere hoffen und gleichfalls mittheilen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7BCA-C