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An Antonia Brentano

Da mir nicht mehr vergönnt ist, zu guter Stunde an dem St. Gallenthor zu erscheinen, um in der Gegenwart einer verehrten Freundin der angenehmsten Augenblicke zu genießen; so sende ich nächstens einige Repräsentanten, mit dem ausdrücklichen Auftrag, sich Ihnen, wo möglich, gefällig zu machen. Lassen Sie Sich durch die ungleiche, und von manchen Menschen für unglücklich gehaltene Zahl nicht irre machen, wählen Sie vielmehr einen derselben vorzüglich aus und erzeigen ihm einiges Freundliche, und dann wäre ich wohl neugierig zu wissen, auf welchen die Wahl gefallen ist. Mehr will ich dießmal nicht sagen, als[86] daß der Syrische Baron auch hier großes Aufsehen macht, und wenn er noch lebte, sich einer bedeutenden Anzahl freundlicher Unterschriften zu erfreuen haben würde. Empfehlen Sie mich im engeren und weiteren Kreise, und lassen mich manchmal durch Ihren braunlockigen Custode wissen, wie weit es mit dem Kunstsaal und dessen Anordnung gediehen ist. Erlauben Sie diesem jungen Freunde sich mit Ihren Schätzen bekannt zu machen, so werde auch ich in der Ferne das Nähere davon erfahren und mich vorbereiten, bey ersehnter Frühjahrszeit, auch meinen Theil des Genusses froh und würdig hinzunehmen. Möge ich von Ihrem Wohlbefinden immer das Erwünschteste hören.

Lassen Sie Sich die fremde Hand nicht fremd seyn! und glauben daß alles was unmittelbar oder mittelbar an Sie richte aus einem feinen, Ihnen aufrichtig gewidmeten Herzen spricht.

Weimar d. 21. Nov. 1814.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Antonia Brentano. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7D36-2