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An Johann Kaspar Lavater

Weimar den 1. Mai 1780.

Deine Briefe und Beilagen hab' ich erhalten.

Hier schik' ich dir einige neue trefliche Bogen von Hamann. Ich weiss nicht ob dich die Sache interessirt. Auf alle Fälle wird's viel Vergnügen machen.

Deine Albrecht Dürer sind nunmehr schön geordnet. [210] Bertuch hat sie aufgetragen und nummerirt. Auf der Leipziger Messe hat dir der Herzog noch funfzehn Kupfer von deinen Fehlenden gekauft worunter besonders einige Marienbilder sind davon dir fast die ganze Sammlung abgeht. Von den hundert Blättern die von ihm in Kupfer ausgehen besizest du iezt schon drei Quart. Die 25 die noch fehlen werden sich auch herbeischaffen lassen. Ich schike dir sie noch nicht bis die Sammlung erst kompletter ist. An Holzschnitten bist du gar arm. Suche du übrigens von deiner Seite durch das Treiben Jehu so viel du kannst von dieser Sammlung zusammenzubringen. Wenn du sie auch schon hättest so schadet's nichts, es ist vielleicht ein besserer Abdruk und auf alle Fälle kann man sie vertauschen. Denn das versichre ich dir, ie mehr man sich damit abgiebt und beim Handel auf Copie und Original acht geben muss, desto grössere Ehrfurcht kriegt man für diesem Künstler. Er hat nicht seines gleichen.

Das Manuskript das beiliegt sind einzelne flüchtig hingeworfene phisiognomische Bemerkungen des Statthalter von Dalberg. Schreib' doch, wenn du Muse hast, deine Gedanken auf den Rand und schik' mir's wieder zurük. Ermuntre ihn und gieb ihm Winke, wo du glaubst, er ist sehr für die Sache passionirt kommt viel in der Welt herum und kann, wie mir's vorkommt auch von seiner Seite dir einigermassen nüzlich sein. Er wird das was er bei seinem Umgang [211] mit der Welt zu bemerken glaubt nach und nach aufzeichnen.

Dass es mit Haugwiz so ausgegangen ist freut mich. Die Sache hat in Sachsen und Preussen das scheuslichste Aufsehen gemacht.

Hüte dich für dem Lumpen und wenn du iemals Ursache haben solltest ihn wieder auf und anzunehmen, so bedenke unter andern auch vorher dabei dass ich von dem Augenblik an aufhören werde gegen dich ganz frei und offen zu sein.

Lass mich doch die Folge der Geschichte mit Wasern wissen.

Die Lotte und die indianischen Zeichnungen erwart' ich.

Von Matthäi hab ich Auskunft.

Wenn ich an deiner statt die lateinische Oration halten müsste gäb ich den Entwurf dazu, lies mir sie machen und läs sie ab, und hielt' es gar nicht geheim, denn am Ende ist's doch nur ein Talent, und ich sehe nicht ein wie man von mir prätendiren könnte, bei einer Feierlichkeit die pedantische Prätension auszuhängen und auf einem Instrument Solo zu spielen das ich in zwölf Jahren nicht in die Hand genommen hätte.

Von dem Herzog schik' mir Abdrüke so viel du willst, das Kupfer ist nun schon wieder etliche Schritte weiter vom Original in einen ganz fremden Charakter hinein.

[212] Halte doch ia das was du für den Herzog und mich auslegst in Ordnung. Meine Auslagen für dich sind auch aufgeschrieben. Lass uns etwa Johanni abrechnen und auch so wieder ein neues Hemd anziehen. Grüse deine Frau und Kinder und wenn dein Knabe gelegentlich schreibseeliger wird so lass mir ihn manchmal etwas von eurer Haushaltung schreiben wie's ihm vor die Feder kommt.

An Bäben gieb Inliegendes vielleicht erhält sie einen Brief mit der reitenden Post noch eh'r als du dieses.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1780. An Johann Kaspar Lavater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7E6E-F