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An August von Goethe

[Concept.]

[Jena, 28. Juli 1820.]

Es freut mich sehr, daß deine Ilmenauer Expedition gut und glücklich abgelaufen ist, siehe zu, daß du die andere nach und nach baldmöglichst hinter dich bringest.

Ich habe diese Zeit her der Ehren und Freuden gar viel genossen, mich aber dabey mitunter sehr schlecht befunden: denn wer mit seinen Eingeweiden und dem Wetter zugleich in Streit liegt, kann nicht besonders gefördert seyn. Der Gebrauch des Kreuzbrunnens, der mir so nöthig ist, wurde durch die gräßliche Witterung gestört, ja umgekehrt, daß man nicht weiß, wie man sich retten soll.

[133] Meine Arbeiten gehen gut, die Drucker stocken, wegen Mangel des Papiers; indessen arbeite ich vor.

Der Großherzog hat mich nach Dornburg entführt, um den indischen Gaukler zu sehen, wofür ich ihm großen Dank weiß: denn es ist immer erfreulich, das Unmögliche vor Augen zu sehen. Es macht mir viel Vergnügen, daß du das auch, und zwar wiederholt, hast schauen können.

Die römische Sendung, welche übersorgfältig gepackt war, haben wir, nicht ohne Mühe, eröffnet, und zur Schau gebracht; einiges sende ich an Meyer, das Hauptbild, die Aldobrandinische Hochzeit zu sehen wird sich der Freund wohl die nächste Woche herüber verfügen; sie ist höchst merkwürdig, brav und kräftig; aber die unsere ist mir lieber, was auch die Jahre von ihr weggespeist haben.

Hiebey kommt ein Abdruck des gemeldeten Steines; ich wünsche, daß du ihm abgewinnen mögest, was er enthält. Das Bläschen an der Nase wird dich nicht irre machen.

In Rehbeins Falle ist es jedem Freunde so gränzenlos unangenehm, daß man ihn herzlichst bedauern muß, ohne ihm auch nur im mindesten helfen zu können; und das ist in solchen Fällen grade das Trostlose, daß der Mensch fühlt, ihn könne niemand trösten.

Wolltest du mir etwas löbliches Briefpapier, auch Mittelpapier, zusenden, so würdest du meinen Canzleygeschäften [134] sehr zu Hülfe kommen. Da ich fast niemand sehe noch spreche, so rede ich zu den Schreibenden, wodurch denn manches in die Ferne gelangt, manches aufbewahrt wird.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7EB6-B