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An Ottilie von Goethe

Ich konnte dir gestern, meine liebe Tochter, nur mit flüchtigen Worten sagen, daß wir zu kommen abgehalten seyen. Nun sollst du das Nähere vernehmen. Tieck und Rauch sind zugleich angekommen und jeder hat eine Thonmasse gehäuft, um den Papa zu porträtiren; diese Blöcke, zwar nicht so fest wie [165] Felsen, aber doch schwer genug, lassen sich nicht transportiren, also finden wir uns durchaus gehindert, deiner freundlichen Einladung zu folgen. Beide Künstler sind zwar sind zwar höchst expedit, doch läßt sich nicht voraussehen, wie weit die Arbeit sich verziehen und ziehen könne; sie gedenken auf alle Fälle über Weimar zurückzugehen und dich zu begrüßen.

Sie speisen Mittags im Gasthause und sind Morgens und Abends gar mäßig; darum halte ein mit deinen Wohlthaten und sende nichts vor nächstem Mittwoch Abends, denn bis dahin weiß ich auszureichen.

Schultz und Schinkel sind beide gleichfalls gar lieb und werth; letzterer hat den Aufriß seines Theaters mitgebracht und von den Grundrissen etwas hier gezeichnet; du wirst dich verwundern, solches zu sehen.

In der Hauptsache ist es seltsam genug zu betrachten, wie zwey Künstler denselben Gegenstand behandeln; was hieraus erfolgen kann, läßt sich gar nicht übersehen; ich hoffe, du sollst auch Freude daran haben.

Nun lebe schönstens wohl und grüße Walthern zum besten; versäume nicht Ulriken etwas Guts zu sagen.

August, wenn er kommt, wird nicht wenig erbaut seyn von dem, was indessen geschehen ist.

treulichst

Jena den 19. August 1820.

Goethe. [166]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Ottilie von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7F1A-1