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An Christiane von Goethe

In diesen Tagen dachte ich, mein liebes Kind, bey dir zu seyn, jetzt aber muß ich vermelden daß ich noch sobald nicht kommen kann. Die Kayserinn geht erst [45] den 10. August und so werde ich nicht vor dem 12ten wieder in Carlsbad eintreffen. Würde dir das zu lange; so dürftest du nur gleich an Herrn von Hendrich schreiben, der schickte dir Tümlers Wagen, du nehmst den großen Koffer und packest auf was du könntest, liessest mir aber den kleinen stehen, in den ich alsdenn packen würde was mir zu schwer ist und ihn auf die Post geben würde. Johns Steine in ein Kästchen gepackt nähmst du auch mit.

Solltest du dich aber in Carlsbad gefallen; so ist es mir ganz lieb wenn du bleibst und meine Ankunft abwartest. Da der Magenkrampf sich leider wieder eingestellt hat; so wäre es wohl gut wenn du die Cur verlängertest, besonders wenn du fleißig badest. Hierüber müßtest du mit Dr. Mitterbacher hübsch ordentlich sprechen. Doch vielleicht hast du das schon gethan. Wenn du Geld brauchst so wird John schon verwechseln.

Mir geht es hier sehr gut. Der Kayserinn Gnade scheint täglich zuzunehmen indem sie sich immer gleich bleibt, auch Ihre Umgebungen sind mir günstig und ich kann nicht mehr und nichts bessers wünschen. Das Baden bekommt mir sehr wohl. Der Herzog ist wohl und vergnügt, das Wetter schön und ich hoffe daß ihr auch der guten Tage so viel möglich genießen werdet.

Grüße Hofr. Meyer schönstens und sage ihm: ich habe eine Nachbildung des Moses von Michelangelo[46] in Bronze gekauft, die sehr schön und wahrscheinlich aus dem 16ten Jahrhundert ist. Wie er sitzt ist die Figur 13 Weimarische Zoll hoch. Also eine schöne Größe. Das Nackte ist wohl verstanden. Bart und Gewänder von der größten Ausführung.

Es ist Herr von Beethoven von hier auf einige Tage nach Karlsbad gegangen: wenn ihr ihn finden könnt so brächte mir der am schnellsten einen Brief. Wäre er schon wieder fort; so geht Fürst Moriz v. Lichtenstein in einigen Tagen hierher, durch diesen wünschte ich eine umständliche Nachricht zu erhalten wie es euch geht und was ihr beschließet. Bleibt ihr ins Karlsbad; so ziehet, wie verabredet, hinauf wenn Meyer abreist. Weiter wüßt ich nichts zu sagen. Lebe recht wohl, grüße Carolinchen und John. Dieser soll mir auch mit jener Gelegenheit schreiben. Schickt mir auch was an mich vielleicht angekommen ist. Nun Adieu! Meine besten Wünsche auf ein fröhliches, liebevolles Wiedersehen!

Töpliz d. 27. Juli 1812.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-804D-A